Dass es unterschiedliche Auffassungen über den Begriff Faschismus gibt, darf als altbekannte und unanfechtbare Tatsache gelten. Streit darüber, was mit ihm bezeichnet werden soll, existiert im Grunde seit jenem Zeitpunkt, da faschistische Bewegungen erstmals in europäischen Ländern in Erscheinung traten. Stets wurde er erbittert geführt; in manchen Zeiten besonders intensiv, in anderen weniger. Ungleiche Interessen bedingen nun einmal divergierende Sichten auf die Geschichte. Daher sollte sich keiner wundern, wenn für eine Reihe von Historikern – in ihre Zeiten eingebunden wie andere auch – weniger das zu zählen scheint, was tatsächlich geschehen ist, mehr dagegen das, was sie selbst gern als Geschehenes sehen möchte. Dennoch sollte jeder Geschichtswissenschaftler, liegt ihm mehr an historischer Wahrheit als an historisierender Meinung, den Versuch wagen, möglichst viele Interpretationen geschichtlicher Ereignisse miteinander zu vergleichen, jede von diesen selbst nach einem Körnchen Wahrheit abzuklopfen und alles in größtmöglicher Unvoreingenommenheit zu prüfen. Es könnte also ein großes Verdienst sein, möglichst viel gleichsam unter einen Hut zu bringen, sich konkret auf andere Meinungen zu beziehen, um schließlich auf gesicherter Grundlage vielfältiger Auffassungen zu einem abgerundeten Bild zu gelangen. Fraglich bleibt indessen, ob solch ein hehres Ziel sich überhaupt erreichen lässt. Und darf nicht auch vermutet werden, dass mitunter lediglich der Platz zwischen zwei Buchdeckeln gefüllt wird?
Diese Fragen stellen sich selbstverständlich auch dem Leser des vorliegenden Bandes. In ihm bekunden 19 Geistes- und Sozialwissenschaftler in 32 Beiträgen ihre jeweiligen Positionen. Mit Geschick und nahezu perfekter Akribie wählten die beiden Herausgeber – der eine in Paderborn als Forschungsredakteur zuständig für die Zeitschrift „Ethik und Sozialwissenschaften”, die seit 2002 unter dem neuen Titel „Erwägen Wissen Ethik” erscheint, der andere als ein bekannter Faschismusforscher an der FU Berlin wirkend – eine Methode, jeden einzelnen Gedanken mit Ziffern zu versehen. Darüber hinaus stehen die Buchstaben „E” für die von Wippermann verfasste Einleitung und „R” für einzelne Repliken. Ob dieses Puzzle-System wirklich hilfreich ist, muss jeder für sich entscheiden; einige Vorteile sind unübersehbar, doch ebenso liegen die Nachteile solchen „Verhackstückens” auf der Hand.
Den zur Debatte Eingeladenen[1] lag ein 116 (!) Thesen umfassender Beitrag Wolfgang Wippermanns vor, betitelt: „Was ist Faschismus? Geschichte und Theoriegeschichte”. Im Band füllt er die ersten 50 Seiten. Ihm schließt sich auf weiteren 20 Seiten ein weiterer Artikel des Verfassers an: „Hat es Faschismus überhaupt gegeben? Der generische Faschismusbegriff zwischen Kritik und Antikritik”. Er enthält noch einmal 41 Thesen. Das Ergebnis seiner definitorischen Bemühungen ist dennoch ein mageres und fordert zu Kritik heraus. Es lautet: „Als ‚faschistisch’ sind demnach solche Bewegungen und Regime zu bezeichnen, die im Hinblick auf Erscheinungsbild, politischen Stil, Ideologie, soziale Basis und soziale Funktion sowie die Art und Weise ihrer ‚Machtergreifung’ und der Struktur ihrer Regime bedeutende Ähnlichkeiten mit dem italienischen Faschismus als Bewegung und als Regime aufweisen …” Dies lasse sich sowohl mit Hilfe einer bzw. mehrerer multikausaler Faschismustheorien mittlerer Reichweite beschreiben und deuten. Nach des Autors Auffassung können Modernisierungstheorien die Voraussetzungen des Faschismus erklären, die am Bonapartismusmodell orientierten, vor allem die sozialen und sozialpsychologischen Faschismustheorien insbesondere die Anziehungskraft auf bestimmte Schichten und Personen sowie die „Machtergreifung” und Machtfestigung des Faschismus. Dessen Geschichte sei mit dem „Zusammenbruch der faschistischen Regime in Italien, Osteuropa, Deutschland und Spanien keineswegs zu Ende gegangen” (64).
Es sind vor allem diese Ausgangspositionen, die Debatte und Kritik auslösten. In der Tat, manche der unterschiedlichen Erklärungsansätze lassen sich durchaus bündeln, andere werden dennoch stets unvereinbar bleiben. Ferner sollte wohl bedacht werden, dass auch der Begriff Faschismus an einer gewissen Unbestimmtheit leidet, die unabdingbar ist, soll die real existierende Erscheinungsvielfalt generalisiert werden. Solches Los teilt er selbstverständlich mit anderen Begriffen, bei deren Verwendung indessen kaum einer auf die Idee kommt, sie völlig in Frage stellen zu wollen. Ja, wer kann denn auch ernsthaft bestreiten wollen, dass es unzählige, von Land zu Land divergierende real existierende Formen des Konservatismus und des Liberalismus, des Parlamentarismus und der Demokratie gibt? Bedenklich muss daher der Versuch Wippermanns stimmen, das auf den Faschismus bezogene Begriffsbildungsproblem mit der Erklärung zu umgehen, Faschismus sei eine an den italienischen Ursprung gebundene Selbstbezeichnung, noch dazu „an sich inhaltsleer” und damit völlig anders zu sehen als die Begriffe Konservatismus, Liberalismus, Sozialismus, Kommunismus etc. (1) Demgegenüber darf es doch als Binsenweisheit gelten, dass auch diese „Ismen”-Wörter sich semantisch ableiten lassen und ein konzeptionelles Eigenverständnis spiegeln. Möglicherweise ließ sich der Autor von gegenteiligen Erscheinungen allerjüngster Zeiten verwirren, in denen es Mode geworden ist, solche Parteinamen zu konstruieren, die gerade verschleiern sollen, welche Ziele tatsächlich verfolgt werden. Aber niemand kommt heute auf die Idee, der NPD einen Nationaldemokratismus oder den Reps Republikanismus zuordnen zu wollen.[2] Gewiss, die Begriffsarbeit von Geistes- und Sozialwissenschaftlern wird schwieriger, fehlt die Ableitung aus den Namen und soll zudem das Publikum über wahre Anliegen getäuscht werden, aber sie wird nicht überflüssig.
Als entscheidendes Kriterium des Faschismusbegriffs gilt Wippermann (künftig: W.) hauptsächlich die Frage, „ob die jeweilige politische Erscheinung – seien es Personen, Parteien oder Regime – wirklich Ähnlichkeiten mit dem namen- und stilbildenden italienischem Faschismus hatte oder nicht”. (54) Mitunter halten jedoch die Tatsachen, die er zugunsten des „generischen” Begriffs Faschismus ins Feld führt, einer Überprüfung schlicht und einfach nicht stand. Die Nationalsozialisten, so behauptet er u.a., hätten es unterlassen, sich öffentlich zu ihrem italienischen Vorbild zu bekennen oder sich selber sogar als Faschisten zu bezeichnen. (6) Ein kurzer Blick in die Quellen, beispielsweise in die bekannten „Aufzeichnungen” genügt, um festzustellen, wie oft sich allein Hitler in höchstem Maße lobend über die italienischen Faschisten ausgelassen hat. Am 3. November 1922 erklärte er beispielsweise: „Man nennt uns deutsche Faschisten. Ich will nicht untersuchen, wieweit dieser Vergleich stimmt. Aber die unbedingte Vaterlandsliebe, den Willen, die Arbeiterschaft aus den Klauen der Internationale zu reißen, und den frischen kameradschaftlichen Frontgeist haben wir mit den Faschisten gemein.”[3] Elf Tage später forderte er „die Bildung einer nationalen Regierung in Deutschland nach faszistischem Muster”, denn Italien habe „seine nationale Wiedergeburt erlebt und eine große Zukunft” vor sich. Deutschland müsse daher mit Italien „zusammengehen, wozu ein „klarer und bündiger Verzicht Deutschlands auf die Deutschen in Südtirol” nötig sei.[4]
Ebenso wenig überzeugt, was W. zur Theoriegeschichte bietet. So unterstellt er kommunistischen Autoren „Panikmache” (24) und diskreditiert sie mit dem Vorwurf, sie „instrumentalisierten” den Faschismus, wenn dieser als antirevolutionär und prokapitalistisch bezeichnet werde, verschweigt aber gleichzeitig, dass dies auch die Position zahlreicher sozialdemokratischer Faschismus-Interpreten gewesen ist. Da kann nicht allein von lässlichen Fehlstellen oder Ungereimtheiten gesprochen werden. Ganz und gar fordert es Widerspruch heraus, wenn W. die Tabuisierung des Faschismusbegriffs, die im Westen erfolgt sei, auf dessen „missbräuchliche Verwendung” im Osten zurückzuführen versucht; hier sei er zum „bloßen politischen Kampfbegriff und austauschbaren Schimpfwort” verkommen. (54) Zwar wendet sich W. gegen jede „monokausale” Deutung, setzt sich jedoch selbst diesem Vorwurf aus, wenn er relativ strikt postuliert, nicht der Antimarxismus, sondern der Rassismus habe „im Mittelpunkt der faschistischen Ideologie” gestanden (56). Inwieweit beides miteinander engmaschig verknüpft war – was ja auch in dem gebräuchlichen Schlagwort vom „jüdischen Bolschewismus” zum Ausdruck kam – scheint W. wenig zu interessieren.
Kein Wunder, dass die meisten der anderen Autoren Kritik daran üben, obgleich aus sehr unterschiedlicher Sicht. Reinhard Kühnl und Werner Röhr – letzterer übrigens der einzige aus den nicht gerade kleinen Reihen der DDR-Faschismusforscher einer Beteiligung für wert befunden – heben mit Recht hervor, dass W. sich zu stark der Phänomenologie Ernst Noltes bedient und hauptsächlich das „Erscheinungsbild”, den „politischen Stil” und die „Ideologie” der faschistischen Parteien als wesentliche Charakteristika des Faschismus benennen würde. Zugespitzt kritisiert Röhr die den Text W.s generell bestimmende „Substitution von Semantik durch Pragmatik”. Beide und ebenso Eike Hennig distanzieren sich von oberflächlicher, dogmatischer Reduktion aller Wurzeln des Faschismus auf den Kapitalismus, sie machen jedoch zugleich deutlich, dass letzterer „als Resultante von Ökonomie, Kultur, Politik, traditionellen Mustern und Psyche” durchaus einen auf das Thema bezogenen, wesentlichen Diskussionsstoff enthält. Hennig spricht gar von Trivialität, sollte der Faschismusbegriff nicht auf eine „epochale” Reaktion faschistischer Bewegungen und Systeme in einer „entzauberte(n), ökonomisch-sozial krisengeladene(n) Welt der Modernität, der (technischen Rationalität) und des Kapitalismus” angewendet werden. Nach wie vor dürfte wohl gelten, was Arthur Rosenberg festgestellt hat und Hennig zitiert: „Der Streit um … Theorien vom Faschismus ist nicht nur ein Zeitvertreib für Leute, die am Schreibtisch sitzen und über Soziologie spekulieren. Es ist in Wirklichkeit eine bitter ernste Angelegenheit von außerordentlicher praktischer, politischer Bedeutung … Wer seinen Gegner besiegen will, muss ihn genau kennen.” (89 u. 91)[5]
Klaus Holz bemängelt, W. habe den inneren Zusammenhang von Selbst- und Fremdbildern unzulänglich berücksichtigt, was seinen Ideologiebegriff theoretisch und methodologisch nicht gerade überzeugend sein lasse. Karin Priester warnt vehement vor der bloßen Gegenüberstellung von Rassismus und Antimarxismus, wie sie W. vornimmt, und bezeichnet deren inneren Zusammenhang als eine „unentwirrbare Kontamination … auf gleichem Fuße” (127). Erhellende Beiträge lieferten ferner Roger Griffin aus Oxford und Stanley G. Payne aus Wisconsin. Nachdrücklich weisen sie darauf hin, dass sowohl in Großbritannien als auch in den USA die vergleichende Faschismusforschung eine recht erhebliche Rolle spielt. Gegen Wippermanns These vom ausschlaggebenden Platz des Rassismus in der faschistischen Ideologie macht Griffin vor allem auf den überbordenden Nationalismus aufmerksam, der allen Faschisten eigen gewesen sei.
Von völlig anderen Positionen ausgehend, spricht Wolfgang Kraushaar schlichtweg von einem „Scheitern der Faschismustheorie”. Ihr – und damit dem Marxismus – sei allerdings durch W. erneut ein „Hintertürchen” (103) geöffnet worden, was den Eindruck erwecke, „ein theoretischer Tugendwächter” habe das Wort erhoben. Nahezu dümmlich argumentiert er gegen jeglichen Bezug zwischen Faschismus und Kapitalismus mit der Frage, ob nicht heute angesichts des globalisierten Kapitalismus von „Weltfaschismus” gesprochen werden müsste. Sein Plädoyer für die Totalitarismustheorie wird von Ernst Topitsch – er spricht von einem „Etikettenschwindel”, wenn der Nationalsozialismus als faschistisch charakterisiert werde – und auch von Friedrich Pohlmann unterstützt. Letzterer behauptet sogar, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus könne es keinen Faschismus mehr geben und alle „Beschwörung angeblicher faschistischer Gefahren” verfolge nur ein Ziel: die „Rettung eines kruden politischen Antifaschismus” (124), während Volker Kronenberg meint, zwischen totalitarismustheoretischen Auffassungen und der Verwendung des Faschismusbegriffs müsse nicht unbedingt ein Gegensatz bestehen.
Hier bleibt nicht genügend Raum, um auf alle Beiträge näher einzugehen. Der Streit ist noch lange nicht beendet. Was wäre jedoch weiterhin zu berücksichtigen? Ganz sicher zunächst wohl die Tatsache, dass Debatten stets wesentliche Aspekte von Realitäten entweder spiegeln oder verhüllen. Wenn heutzutage wieder besonders intensiv um den Faschismusbegriff gerungen wird,[6] geht es letztlich auch um die exakte Bestimmung jener Verhältnisse, in denen wir gegenwärtig leben. Dass diese kapitalistisch geprägt sind, wagt niemand zu bezweifeln. Überhaupt scheint erst jetzt die kapitalistische Wirtschaftsordnung zum vollen Durchbruch gelangt zu sein,[7] entfalten sich doch weltweit ihre negativen Seiten wie nie zuvor. Stück für Stück wird zurück genommen, was der Kapitalismus an politischem Fortschritt gebracht hat bzw. was gegen ihn durchgesetzt werden konnte: Erbarmungslose Geschäftemacherei triumphiert über jedwede Brüderlichkeit, ist sie doch ausschließlich an ökonomischen Kriterien orientiert und wird sie zudem doch oft an der Grenze der Kriminalität betrieben; Profitstreben obsiegt über das Gleichheitsprinzip in Recht und demokratischer Verfasstheit; schrankenloser Konkurrenzkampf hintertreibt jeden der verkündeten Ansprüche auf Freiheitsrechte und Menschenwürde. Immer stärker werdende Multis und Mächte unterwerfen sich immer größere Teile der Welt, dabei weder Gewalt, Terror noch Kriege scheuend, sicherheitspolitische Erwägungen und Standortkriterien über demokratische Rechte und Freiheiten stellend.
Tatsächlich sind erneut kapitalismuskritische Analysen erforderlich. In sie fließen unweigerlich, ja selbstverständlich auch historische Erfahrungen ein, darunter nicht zuletzt das Wissen darüber, dass sich der Faschismus nach dem Ersten Weltkrieg auf einem komplexen Nährboden extrem expansiver Wirtschaftsinteressen, eines aggressionsbereiten Militarismus und bedenkenlosen Antidemokratismus entwickelt hat. Alles zwingt zu neuen Überlegungen, jedoch keineswegs zu einer Abkehr vom Faschismusbegriff.[8] Länderübergreifend handelte es sich in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts bei den faschistischen Bewegungen und Parteien nicht um eine von Teilen der Eliten unabhängige oder gepäppelte Organisation, sondern um eine der damaligen Zeit zuzuordnenden Ausgeburten der bürgerlichen Gesellschaft, um eine der möglichen Folgen des Dranges ökonomisch und politisch Mächtiger nach Maximalprofit und Expansion, um einen ihrer Versuche, immanente ökonomische und/oder politische Krisen mit allen Mitteln bewältigen zu wollen.[9] In dieser Hinsicht war der Faschismus Ergebnis und extremster Ausdruck von Bemühungen, effektivste Kapitalverwertungsbedingungen zu schaffen, selbst wenn dies nur durch verbrecherische und völkerrechtswidrige Politik, durch Kriege und jedwede Aufhebung der ursprünglich aufklärerisch-humanistischen Anliegen des Bürgertums und aller im Laufe der Zeit insbesondere von der Arbeiterbewegung durchgesetzten Beschränkungen seiner Macht erreicht werden konnte.
Da wir nach wie vor bzw. wieder unter solchen Verhältnissen leben, kann es – ich betone: kann es zu vergleichbaren Erscheinungen kommen. Es muss nicht dazu kommen, so dass also in erster Linie die Gesamtheit der konkreten Konstellationsbedingungen zu prüfen sowie der Grad des Widerstandes gegen entsprechende Bestrebungen zu bestimmen wären. Sollte sich dennoch Vergleichbares durchzusetzen vermögen, träte es ganz gewiss in neuer Gestalt auf, verlangte also ohnehin nach neuer Analyse und sicher auch nach neuer Begrifflichkeit.[10]
[1] Es handelt sich dabei um Lothar Fritze, Peter Fritzsche, Roger Griffin, Eike Hennig, Klaus Holz, Wolfgang Kraushaar, Volker Kronenberg, Reinhard Kühnl, Stanley G. Paine, Friedrich Pohlmann, Karin Priester, Werner Röhr, Achim Siegel, Lothar Steinbach, Ernst Topitsch, Jan Weyand und Friedrich Zunkel. Die Auswahl wird durch die Herausgeber nicht begründet.
[2] Selbst bei den traditionellen großen Parteien der Bundesrepublik verrät der Name nichts mehr über ihre Konzepte, von denen eines nicht als “christlich” und das andere nicht als “sozial” gewertet werden kann.
[3] Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905-1924, hrsg. von Eberhard Jäckel zusammen mit Axel Kuhn, Stuttgart 1980, S. 722.
[4] Ebenda, S. 728.
[5] Zu Arthur Rosenberg siehe auch die soeben erschienene Publikation von Mario Kessler, Arthur Rosenberg. Ein Historiker im Zeitalter der Katastrophen (1889-1943), Köln u.a. 2003.
[6] Darauf aufmerksam machte jüngst Jens Renner: Wenn Faschisten nicht „Faschisten“ genannt werden, in: Freitag, 29.09.2003, S. 6. Zugleich bemerkte er, dass der Berliner Historiker Moritz Föllmer in seiner Rezension zu Sven Reichardts Buch über die faschistischen Kampfbünde, das dem Vergleich des italienischen Squadrismus mit der SA gewidmet ist, von einer „Revitalisierung des Faschismusbegriffs“ spricht.
[7] Ob von einer „zweiten kapitalistischen Revolution” gesprochen werden kann, ist zu bezweifeln. Eher trifft die These zu, dass sich die Welt „heute in einer neuen, der Kolonialzeit vergleichbaren Ära der Eroberungen” befindet (Ignacio Ramonet, Kriege des 21. Jahrhunderts. Die Welt vor neuen Bedrohungen, Zürich 2002, S. 11, zit. nach der Besprechung von Wolfgang Fritz Haug, in: Das Argument, H. 250/2003, S. 320 f.).
[8] Ausführlicher habe ich mich dazu geäußert in meinem Beitrag: Auf der Suche nach Halt im Bewährten ... Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen marxistischer Faschismustheorie in heutigen Zeiten, in: Marxistische Blätter, H. 5/2003, S. 62-69. Siehe auch Kurt Pätzold, Der historische Platz des Faschismus in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. 70 Jahre nach dem 30. Januar 1933, in: Sieben Jahrzehnte Erfahrung: 30. Januar 1933 (Schriftenreihe des Thüringer Forums für Bildung und Wissenschaft e.V.), Jena 2003, S 12-30.
[9] Siehe zuletzt dazu Dietrich Eichholtz, Über den Klassencharakter des NS-Regimes, in: Marxistische Blätter, H. 5/2002, S. 75-82.
[10] Die um einen Vergleich bemühte Erinnerung an vormalige Zustände kann generell nur als ein Ausgangspunkt neuer Überlegungen dienen. Ihre Begrenztheit hatte sich schon in der Weimarer Republik gezeigt, als manche in der neuen Bewegung des Faschismus nichts anderes als die Gefahr monarchistischer Wiederkehr erblickten und als selbst die wunderschöne Fotomontage Heartfields über Hitler als Kopie von Wilhelm Zwo (ihr Titel lautete: „S.M. Adolf”, in: AIZ, 21.08.1932) in die Irre führte. Noch 1930 sah sich Carl von Ossietzky veranlasst zu erklären, es gehe nicht mehr um Fridericus, sondern um Hitler; die Gefährlichkeit des Monarchismus und des Militarismus bestehe nunmehr vorrangig in den „Zutreiberdiensten” für die Nazis (Carl von Ossietzky, Dingeldey als Erzieher, in: Die Weltbühne, 23.12.1930)