1. Die Marxsche Behandlung der Wert-Preis-Rechnung hat in der von Marx hinterlassenen Form bekanntlich den Vorwurf provoziert, daß Marx seine Wert-Preis-Transformation nicht auch auf die Elemente des konstanten sowie des variablen Kapitals ausweite. Lediglich der neu geschaffene Mehrwert (M) wird von Marx umverteilt entsprechend der Durchschnittsprofitrate, welche sich aus dem gesamten neu geschöpften Mehrwert im Verhältnis zur Wertsumme aller produktiv konsumierten Waren (C+V) herausbildet. Diese Durchschnittsprofitrate bleibt quantitativ gleich, ob sie in Werten oder Produktionspreisen berechnet wird, ist hier unerheblich, denn die Aggregate entsprechen einander im Wert- wie im Preissystem. Eine Transformation aller Größen – also neu geschöpfter Mehrwert und Wareninputs an konstantem und variablen Kapital – findet bei Marx nicht statt.
2. Paul M. Sweezy stellte diesen „Irrtum“ in bis heute oft wiederholter Form heraus: „Es ist nicht schwer, die Quelle des Marxschen Irrtums zu finden. In seinem Preisschema bleiben die Aufwendungen der Kapitalisten an konstantem und variablem Kapital genau die gleichen wie im Wertschema. Das konstante Kapital und das variable Kapital, das bei der Produktion benutzt wird, werden immer noch in Werten ausgedrückt. Ausstöße werden dagegen in Preisen ausgedrückt. Nun ist klar, daß in einem System, in dem die Preisrechnung universal ist, sowohl das in der Produktion verwendete Kapital als auch das Produkt selbst in Preisen ausgedrückt werden müssen. Die Schwierigkeit besteht darin, daß Marx bei der Transformation der Werte in Preise auf halbem Wege stehenblieb.“[1]
Nun liegen bekanntlich eine Reihe verschiedenster Versuche vor, das „fehlerhafte“ Marxsche Verfahren zu korrigieren. Die klassische und auch von Sweezy favorisierte Lösung des Problems unter Beibehaltung der Marxschen Wertlehre stammt von Ladislaus von Bortkiewicz und wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt. In einem simultanen Gleichungssystem sollten sämtliche Warenwerte (also auch die bei Marx nicht transformierten Anteile des konstanten und des variablen Kapitals) in Produktionspreise überführt werden. Durch dieses System simultaner wechselseitiger Verflechtung musste aber eines der Marxschen „Invarianzpostulate“
A) Summe der Preise = Summe der Werte
B) Summe des Mehrwerts = Summe der Profite
aufgegeben werden. Bortkiewicz entschied sich für A) um die (vermeintlich wichtigere) Ausbeutungstheorie nicht zu gefährden und die Goldware zum Numéraire zu machen. In seinem Gleichungssystem werden drei Produktionssektoren vorausgesetzt, die Produktionsmittel (Abteilung I), Konsumgüter (Abteilung II) und Luxusgüter (Abteilung III) produzieren. Das Ganze hat dann die folgende Gestalt:
(c1x v1y) (1+r) = (c1 c2 c3) x
(c2x v2y) (1+r) = (v1 v2 v3) y
(c3x v3y) (1+r) = (m1 m 2+ m3) z
Hierbei sind x, y und z die Preiskoeffizienten, welche auch als Transformations-Koeffizienten bei der Umrechnung von Werten in Preise verstanden werden können. Die für alle drei Sektoren gleiche Profitrate ist 1+r. In der jeweils linken Spalte werden die Wertbestandteile des konstanten und des variablen Kapitals jedes Sektors nach Multiplikation mit dem jeweils zuständigen Umrechnungsfaktor (x bzw. y) addiert und dann mit der allgemeinen Profitrate multipliziert, so daß dem transformierten variablen und konstanten Kapital der Durchschnittsprofit zugeschlagen wird. Auf der rechten Seite der Gleichung wird z.B. in Abteilung 1 das konstante Kapital aller drei Sektoren (c1 c2 c3), welches ja den Output von Abteilung I darstellt, zusammengezählt und mit x als dem Transformations-Koeffizienten multipliziert. Durch das Gleichheitszeichen wird garantiert, daß sämtliche in Preisen ausgedrückten Bestandteile an konstantem Kapital aller drei Sektoren mit dem transformierten Gesamtaufwand des ersten Sektors (der diese Bestandteile ja herstellt) identisch sind.[2]
Genauso wird mit Sektor 2 und Sektor 3 verfahren. Den drei Gleichungen stehen, wie wir leicht erkennen können, vier Unbekannte gegenüber: Die Umrechnungs-Koeffizienten x, y und z sowie die Profitrate r. Bortkiewicz schließt das System nun durch die Vorgabe von z = 1. Somit wird die Luxusgüter-Abteilung 3 zum Numéraire und die Identität von Werteinheit und Preiseinheit im Luxusgütersektor als gegeben vorausgesetzt. Folglich stimmt durch dieses Verfahren die Mehrwert- mit der Profitsumme überein, denn der addierte Mehrwert aller drei Sektoren wird mit Eins multipliziert und somit nicht verändert. Akkumuliert wird nicht in diesem System, sondern der gesamte Mehrwert verbraucht, es handelt sich also um ein System mit „einfacher Reproduktion“. Offensichtlicher Nachteil der Bortkiewiczschen Lösung ist die quantitative Differenz zwischen Wert- und Preissumme, die außer bei dem sehr speziellen Fall gleicher organischer Zusammensetzung aller drei Sektoren oder bei einem Mehrwert von null in jedem weiteren Fall vorkommt.[3]
Der Lösungsvorschlag Bortkiewicz’ wurde verschiedentlich verbessert[4] und durch Francis Seton von einer Lösung bei drei Sektoren zu einer Lösung mit beliebig vielen Sektoren erweitert.[5] Mit Setons Beitrag aus dem Jahre 1956 ging diese Phase der Diskussion zu Ende. Bei Sraffa[6] wurde dann ein dem Bortkiewiczschen Verfahren nicht unähnliches Alternativ-Verfahren entwickelt, das die Arbeitswerttheorie gänzlich aufgab und statt dessen die stoffliche Verflechtungsstruktur einer „Warenproduktion mittels Waren“ analysierte und daraus ein Preissystem entwickelte, welches unabhängig von subjektiven Nutzenschätzungen Warenpreise bestimmt. Allerdings verzichtet Sraffa auf die Arbeitswerttheorie, auch wenn er die mathematischen Grundlagen zur endgültigen Lösung des „Transformationsproblems“ aus Sicht der Gleichgewichtsökonomie liefert.
3. Ob die Lösung durch Bortkiewicz befriedigt und somit das Transformationsproblem als gelöst betrachtet werden kann, ist ein strittiger Punkt. Friedrun Quaas beispielsweise hält dafür, daß es mit dem Verfahren Bortkiewicz’ „möglich ist, Produktionspreise aus den Arbeitswerten konsistent abzuleiten“.[7] Ernest Mandel dagegen verteidigt gegen Bortkiewicz‘ und andere Lösungsversuche das Marxsche Transformationsverfahren, denn es ist seiner Ansicht nach nicht konsistent, wenn „Produktionspreise von inputs innerhalb derselben Zeitspanne als Produktionspreise von outputs gerechnet werden“.[8] Das Simultanmodell gibt daher nach Mandel die Marxsche Intention nicht richtig wieder und eliminiert den prozessualen Charakter der Herausbildung von Produktionspreisen und damit die gesamte Zeitdimension. Statt dessen lässt sich das gesamte Marxsche Verfahren als konsistent ausweisen, wenn die Bewertung von Input und Output in der Dimension der Zeit als kausaler Vorgang verstanden wird:
„Mit anderen Worten: Zulieferungen (inputs), Käufe in laufende Produktionszyklen sind Daten, die am Beginn dieses Zyklus bereits gegeben sind, und sie haben während dieses Zyklus keinen Rückkoppelungseffekt auf den Ausgleich der Profitrate in den verschiedenen Produktionszweigen. Es genügt zu unterstellen, daß sie ebenfalls in Produktionspreisen und nicht in Werten berechnet sind, aber daß diese Produktionspreise sich aus der Ausgleichung der Profitrate während des vorangegangenen Produktionszyklus ergeben, um Ungereimtheiten verschwinden zu lassen“.[9]
Eine weitergehende Transformation im Sinne Bortkiewicz’ erübrigt sich bei Mandel durch die strikte Trennung der Input-Waren, deren Preise eben bereits transformierte Werte einer vorhergehenden Produktionsperiode sind,[10] von den Output-Waren, die eine durch den laufenden Produktionsprozeß bedingte Verwandlung durchmachen, welche in Produktionspreisen resultiert. Ein „Rückkoppelungseffekt“ wie er im Simultanmodell vorausgesetzt und zu lösen versucht wird – Input und Output gleichzeitig zu berechnen bedeutet zwingend, die Produktion des Output in Nullzeit geschehen zu lassen und jede kausale Beziehung zwischen beiden zu nivellieren – ist zwar mathematisch möglich, aber ökonomisch höchst fragwürdig. Dies sieht auch Alejandro Ramos als zentralen Kritikpunkt an den Marx-Kritikern:
„Es ist deshalb klar, daß die Produktionspreise, die sich am Ende jedes einzelnen Kapitalkreislaufes ergeben, die während dieses Kreislaufes gebildeten Werte nicht bestimmen können (...). Der Produktionspreis ist nur eine äußere(!), durch die Zirkulation(!) modifizierte Form und vorgegeben durch die bereits bestimmte Wertmasse. Gewiß beeinflussen Produktionspreise, welche am Ende eines Kapitalkreislaufes (i.e. am Beginn des nächsten) bestimmt sind, die Wertverhältnisse im nächsten(!) Kreislauf.“[11]
Der laufende Produktionsprozeß wird aber nicht von Größen verändert, die erst aus ihm resultieren. Ein „Rückkoppelungseffekt“ setzt also das Paradoxon voraus, daß eine resultierende Größe noch vor ihrer Herausbildung auf sich selber (und andere Größen) als Ausgangsgröße Einfluß nimmt. Sie entsteht und ist gleichzeitig bereits entstanden. Bei Marx dagegen tritt keine dieser Anomalien auf, denn es werden Produkte aus vorherigen Produktionsperioden mittels Arbeit in neue Produkte verwandelt und dabei finden neben den Produktions- auch Umverteilungsprozesse statt. Statt simultaner herrscht bei Marx somit eine kausal-zeitförmige Logik des Produktionsprozesses. Wertsystem und Produktionspreissystem reflektieren hierbei unterschiedliche Stadien des Prozesses der Kapitalzirkulation.
Die verschiedenen Momente der Herausbildung von Produktionspreisen sind eminent wichtig zum Verständnis des Marxschen Verfahrens und seiner prinzipiellen Differenz zu simultanen Gleichgewichtsmodellen. Marx selbst hat eine simultane Berechnung ausdrücklich für nicht vereinbar mit seiner Methode erklärt und die Kritik bereits vorwegnehmend beantwortet: „Und in dieser Weise ist in der Gesellschaft selbst – die Totalität aller Produktionszweige betrachtet – die Summe der Produktionspreise der produzierten Waren gleich der Summe ihrer Werte. Diesem Satz scheint die Tatsache zu widersprechen, daß in der kapitalistischen Produktion die Elemente des produktiven Kapitals [also des Kostpreises, d.A.] in der Regel auf dem Markt gekauft sind, ihre Preise also einen bereits realisierten Profit enthalten und hiernach der Produktionspreis eines Industriezweiges samt dem in ihm enthaltenen Profit, daß also der Profit des einen Industriezweiges in den Kostpreis des anderen eingeht. Aber wenn wir die Summe der Kostpreise der Waren des ganzen Landes auf die eine Seite und die Summe seiner Profite oder Mehrwerte auf die andere Stellen, so ist klar, daß die Rechnung sich richtig stellen muß. Z.B. nehmen wir an eine Ware A; ihr Kostpreis mag die Profite B, C, D eingeschlossen enthalten, wie bei B, C, D wieder die Profite von A in ihre Kostpreise eingehen mögen. Stellen wir also die Rechnung auf, so fehlt der Profit von A in seinem eigenen Kostpreis und ebenso fehlen die Profite von B, C, D etc. in ihren eigenen Kostpreisen. Keiner rechnet seinen eigenen Profit in seinen Kostpreis ein. Gibt es also n Sphären der Produktion und wird in jeder ein Profit gleich p gemacht, so ist in allen zusammen der Kostpreis = k – np. Die Gesamtrechnung betrachtet, soweit die Profite einer Produktionssphäre eingehen in den Kostpreis der anderen, soweit sind also diese Profite bereits in Rechnung gebracht für den Gesamtpreis des schließlichen Endproduktes (dieser Produktionssphäre) und können nicht zum zweitenmal auf der Profitseite erscheinen. Erscheinen sie aber auf dieser Seite, so nur, weil die Ware selbst Endprodukt war, ihr Produktionspreis also nicht in den Kostpreis einer anderen Ware eingeht.“[12]
Marxens Plädoyer für eine kausal-zeitförmige Analyse des ökonomischen Prozesses wird hier eindeutig ausgesprochen: Eine Ware als Resultat eines Produktionsprozesses kann nicht gleichzeitig Voraussetzung dieses Prozesses sein.[13] Lediglich Waren als Endprodukte bereits abgeschlossener Produktionsprozesse können in den Kostpreis anderer Waren eingehen. „Keiner rechnet seinen eigenen Profit in seinen Kostpreis ein“, denn keiner kann über sein Endprodukt bereits am Anfang der Bewegung verfügen. Dies ist bei einer kausal-zeitförmigen Methode der Wert-Preis-Rechnung nicht möglich. Lediglich eine Ware „die selbst Endprodukt war (!!!)“ kann als Ausgangsprodukt in einen neuen Produktionsprozeß eingehen als Kostpreis-Ware (= Input).
Weil die simultanen Gleichungssysteme sowohl Input als auch Output gleichzeitig bestimmen (und nicht wie Marx den Input als bereits größenmäßig feststehende Voraussetzung behandeln), bleibt die Wertebene „redundant“ und statt dessen wird die physische Verflechtungsstruktur der Inputs und Outputs zum Ausgangspunkt der Produktionspreisrechnung.[14]
4. Eine „Korrektur“ Marxens mittels eines simultanen Gleichungssystems stellt sich somit als ein zwar mathematisch gangbarer Weg heraus, doch sind die Implikationen einer solchen „Transformation“ von Marx – eine über hundert Jahre erstaunlicherweise fast nicht bedachte Frage – genau zu bedenken. Der gesellschaftstheoretische Gehalt der Marxschen Kategorien wird bei jenen Autoren weitgehend ignoriert, da der Kern der Marxschen Argumentation darin besteht, die allgemeine Profitrate aus dem Verhältnis der gesellschaftlichen Mehrarbeit zu den gesellschaftlichen Aufwendungen für vergegenständlichte Arbeit („konstantes Kapital“) und Löhne („variables Kapital“) zu entwickeln. Erst nachdem diese spezifische Form der Wertschöpfung durch die sich über den Wert vergesellschaftenden Wirtschaftssubjekte qualitativ entwickelt ist, kann die Konkurrenz der Einzelkapitalien um den Mehrwert als modifizierendes Element berücksichtigt werden. Während die Konkurrenz – was nur ein anderes Wort ist für die gesellschaftliche Arbeitsteilung unter den Produktionsbedingungen des Kapitals – bei der Konstitution des Wertes in zweifacher Hinsicht wirksam ist, nämlich bei der Herausbildung der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit innerhalb einer Produktionssphäre sowie zwischen den Produktionssphären, bewirkt die Konkurrenz drittens die Verwandlung des Wertsystems in ein Produktionspreissystem.[15] Dies geschieht eben durch die Konkurrenz der Kapitalien um den Mehrwert, also durch die Kapitalbewegungen zwischen den Produktionszweigen. Dieser dritte Effekt der Konkurrenz existiert nur im Kapitalismus und ist der eigentliche „Modifikator“ des Wertgesetzes – nach dem sich die Waren entsprechend der direkt in ihnen enthaltenen Arbeitsquanta tauschen –, welches Marx im ersten Band des „Kapital“ noch voraussetzt. Der Aufbau des Marxschen „Kapital“ reflektiert auch hier den notwendigen, logischen Aufbau der bürgerlichen Verkehrsformen, die aus den unentwickelten Formen schrittweise genetisch entwickelt werden und jene so „aufheben“.
Das Interesse aller Kapitalien an einer Erhöhung der Mehrwertmasse wird vor dem Hintergrund der Marxschen Analyse nun ebenso verständlich wie die Bewegung zum Ausgleich der Profitraten. Die Wertrechnung ist hier aber der unerlässliche Ausgangspunkt, da die gesellschaftliche Wertschöpfung mittels Arbeit die qualitative Grundlage des Preises als sozialer Form bildet und das Preissystem nur den Wert in seiner Erscheinungsform als Kapital (welches eben den umverteilten Durchschnittsprofit einschließt) reflektiert. „Ohne diese Entwicklung bleibt die allgemeine Profitrate (und daher auch der Produktionspreis der Ware) eine sinn- und begriffslose Vorstellung“.[16]
5. Einen anderen Weg geht der Politökonom Michael Heinrich, der in seiner viel beachteten Monographie „Die Wissenschaft vom Wert“ die Transformation von Werten in Preise im Rahmen seiner „monetären Werttheorie“ für überflüssig erachtet, da es für ihn „der kategorialen Logik entsprechend nicht um eine bestimmte Art der Berechnung geht, sondern um ein begriffliches Entwicklungsverhältnis“.[17] Heinrichs Verständnis der Marxschen Werttheorie als monetärer Werttheorie wendet sich gegen die oftmals implizit vertretene Auffassung einiger Autoren, „abstrakte Arbeit“ sei eine quasi-physische Substanz, welche durch den Arbeitsprozeß in die Ware einfließt wie Marmelade in einen Pfannkuchen.[18] Dagegen wendet Heinrich zurecht ein, daß derartige Interpretationen vom Geld absehen (da hier schon vor dem Austausch durch das Geldmedium de facto abstrakte Wertquanta existieren) und damit eigentlich vom Tausch generell, ist doch „abstrakte Arbeit“ die Wertsubstanz eines Gesellschaftssystems, bei dem private Arbeit erst über den Tausch vergesellschaftet wird und somit Wertgegenständlichkeit zugewiesen bekommt. Auch ist Heinrich in seiner Analyse zuzustimmen, daß „Tausch zu Produktionspreisen bedeutet, daß es jetzt nicht mehr allein das Verhältnis der individuell verausgabten Arbeit zur gesellschaftlichen Gesamtarbeit ist (...), sondern zugleich auch das Verhältnis der Größe des individuellen Kapitals zum gesellschaftlichen Gesamtkapital, was die Austauschverhältnisse bestimmt“.[19]
Da aber vor dem Tausch keine Wertgegenständlichkeit existiert und im Tausch unter kapitalistischen Produktionsbedingungen allein der Produktionspreis sich realisieren läßt, „kann es auch keine quantitative Determinierung des Produktionspreissystems durch ein irgendwie geartetes, präexistentes Wertsystem geben“.[20] Für Heinrich sind „die Kategorien Wert und Mehrwert begriffslogisch Voraussetzungen für das Verständnis der Kategorien Profit und Produktionspreis“.[21] Für die Untersuchung der spezifisch kapitalistischen Form der Aneignung unbezahlter Arbeit „ist die Kategorie Mehrwert nicht als quantitative Kategorie entscheidend, sondern insofern sie auf einer abstrakten Ebene den Formgehalt des Austausches zwischen Kapital und Arbeit ausdrückt“.[22] Heinrich erklärt die Transformation also für im Prinzip überflüssig, da Wert- und Preissystem nur begrifflich aufeinander beziehbar sind. Eine wie auch immer geartete quantitative Verbindung beider Ebenen existiert aber nicht, da nach Heinrich eine Verwandlung von Werten in Preise ein physiologisches, prämonetäres Verständnis des „Wert“-Begriffes voraussetzt.
Allerdings bleibt die Frage somit offen, wie die „begriffslogischen Voraussetzungen“ sinnvoll zu denken sind, wenn die quantitativen Ergebnisse der von Heinrich akzeptierten simultanen Transformation letztendlich keine quantitativ nachvollziehbare Verbindung mehr zwischen gesellschaftlicher Arbeit und Preissystem erkennen lassen.[23] Auch kann selbst eine „monetäre Werttheorie“ nicht ignorieren, dass in der Zirkulationssphäre nur erscheinen kann, was vorher an (später als gesellschaftlich notwendig ausgewiesener) Arbeitszeit in den Waren vergegenständlicht wurde. Die objektive Geltung kommt der verausgabten Arbeitszeit selbstverständlich nur zu in der Realisierungssphäre, vorher ist jede Produktion nur potenzieller Wert. Realer Wert wird wirklich (eben „real“) nur durch die Realisierung im Austausch mit Geld. Es besteht aber eine logische Verbindung zwischen Produktions- und Zirkulationssphäre, die nicht zugunsten der einen oder der anderen übersehen werden sollte. Sonst hätten wir es mit prämonetären Werttheorien oder nicht-werttheoretischen Geldtheorien zu tun. Wird die Transformationsprozedur an der Marxschen Formel der Kapitalzirkulation[24] orientiert, können derartige Fehler vermieden werden. Marx geht nämlich davon aus, dass die Bestandteile des produktiven Kapitals (Produktionsmittel und Arbeitskraft) W zu Geldpreisen gekauft werden durch die Investitionssumme G, welche vor dem Beginn des Produktionsvorganges bereits feststeht als äußeres Datum, und die sich im Laufe der Produktion nicht verändern kann (dies macht eben seinen kausal-zeitförmigen Standpunkt aus). Auf diese Geldbewegung I folgt dann der Produktionsprozess, also die produktive Kombination von C und V, und aus ihm resultiert eine Ware (W’), welche stofflich im Wert gesteigert ist, deren monetäre Bewertung aber noch aussteht. Erst wenn W’ im Tausch gegen Geld (G’) realisiert wird, ist mit Geldbewegung II der Zirkulationsprozeß abgeschlossen und das Kapital verwertet. Der monetäre Charakter dieses Prozesses ist genauso offenkundig wie sein kausal-zeitförmiger Charakter und die substanztheoretische Fundierung des Geldes in gesellschaftlicher Arbeit. Zwischen Input und Output stehen kausale Prozesse in realer Zeit.
Marx wies selber im zweiten Band des „Kapital“ in einer Kritik an Bailey darauf hin, „dass Wert nur als Kapitalwert oder Kapital fungiert, sofern er in den verschiedenen Phasen seines Kreislaufs, die keineswegs contemporary[25] sind (!!!), sondern nacheinander fallen, mit sich selbst identisch bleibt und mit sich selbst verglichen wird“.[26]
Umgekehrt setzt Heinrichs „monetäre Werttheorie“ die Gültigkeit simultaner Gleichgewichtsmodelle als angemessene Methode zur Berechnung von Preisen aus Preisen voraus, denn er unterscheidet nicht zwischen Geldbewegung I und II wie Marx in seinem Modell der Kapitalzirkulation.
6. Michael Heinrichs Politische Ökonomie läuft somit offenbar auf eine eigentümliche Verbindung von Sraffa/Steedman und Marx hinaus, da einerseits rechnerisch bei Heinrich wie bei Sraffa/Steedman Preise simultan aus Preisen zu berechnen sind, da es ja keine vor dem Tausch existierenden, fixierten Werte gibt, welche als Ausgangspunkt der Preisrechnung zur Verfügung stehen könnten. Die Inputpreise werden folglich gleichzeitig mit den Outputpreisen bestimmt (und daraus als redundantes „Nebenprodukt“ Werte abgeleitet), weshalb erstere nicht als kausaler Anfang einer Kreislaufbewegung der Kapitalzirkulation interpretiert werden können. Andererseits aber muß das derart gewonnene Preissystem rein begrifflich als Wertsystem betrachtet werden, da seine Verbindung zur gesellschaftlichen Gesamtarbeit logisch (nicht quantitativ!) durch die Wertformtheorie entwickelt werden kann. Die Werttheorie wird somit zur reinen Formtheorie, die über die Wertformanalyse hinaus keine Aussagen zur Verbindung von Wesen und Erscheinung in der bürgerlichen Gesellschaft zu treffen vermag. Der neoricardianischen Preistheorie (in ihrer leicht modifizierten marxistischen Form) wird somit in diesem Falle das Feld überlassen und der Marxismus auf die Festung der Wertformanalyse zurückgezogen.
7. Ein solch radikaler Rückzug erscheint allerdings nicht notwendig, denn Heinrich selbst ahnt, daß eine reine Preistheorie immer bereits voraussetzt, was sie eigentlich sowohl qualitativ als auch quantitativ zu entwickeln hätte. So erkennt er, daß die Konkurrenz zwischen den einzelnen Sphären zwar „nicht für den Übergang von Werten in Produktionspreise sorgt“, wohl aber für „die Verwandlung eines ‚deformierten‘ Produktionspreissystems (...) in eines, das wieder für jede Branche annähernd dieselbe Profitrate ermöglicht“.[27] Heinrichs „deformiertes“ Preissystem verweist uns nun wieder an Marxens Methode, als Ausgangspunkt der Transformation ein Preissystem zu nehmen, das den Mehrwert einer bereits erfolgten Ausgleichsbewegung enthält und dessen neue Wertschöpfung nun im Zuge der Konkurrenz durch die Kapitalbewegungen selbst umverteilt wird. Diese „Umverteilung“ ist kein „prämonetärer“ Prozeß, sondern erinnert uns daran, daß die Herausbildung des Preissystems ein Prozeß konkurrierender Einzelkapitale ist, deren Zusammenhang über die Konkurrenz um die getrennt geschöpfte Mehrwertmasse hergestellt wird. Die verschiedenen Produktionszweige erwirtschaften durch ihre produktive Leistung einen betrieblichen Mehrwert, der einem Formwandel unterliegt, insofern diese Mehrwerte durch die Konkurrenz „wegschmelzen“ und sich in unter Konkurrenzbedingungen allein realisierbare Durchschnittsprofite verwandeln. Seine „monetäre Werttheorie“ bringt Heinrich somit in die Nähe bürgerlicher Gleichgewichtsökonomen und hindert ihn, Produktion und Verteilung als Prozeß zu betrachten, der beständig das Verhältnis zwischen mikroökonomischer und makroökonomischer Logik (also Mehrwert und Durchschnittsprofit) herstellt.
Die Realisierung des Warenwertes ist zweifellos der Moment der Vergesellschaftung individueller Arbeitsprodukte und erst über das Geld möglich – hier liegt der wahre Gehalt einer „monetären Werttheorie“ gegenüber prämonetären Werttheorien wie auch Hans-Georg Backhaus seit den sechziger Jahren herausgearbeitet hat. Aber bis zu dieser Realisierung des Warenwertes ereignen sich kausal-zeitförmig angelegte Formwandlungen des Werts, die im Falle der Kapitalzirkulation in Geldbewegung I, Produktionsprozesse und Geldbewegung II zerfallen (s.o.).
Der Marxschen Analyse des Kreislaufprozesses liegt somit kein quasi-physiologisches Verständnis von „abstrakter Arbeit“ zugrunde sondern die Erkenntnis, dass die Zirkulationssphäre nur zum Erscheinen bringen kann, was vorher potenziell bereits angelegt war. W’ ist keine prämonetäre Ware, sondern die stofflich „verwohlfeilerte“ Ware vor ihrer gesellschaftlichen Anerkennung durch den Tausch mit der Geldware, also die Ware an einem bestimmten Punkt ihrer Zirkulationsbewegung. In ihrer verkürzten Gestalt kann eine „monetäre Werttheorie“ also zu durchaus falschen Ergebnissen führen.
Es handelt sich beim Marxschen Verfahren um eine permanente Bewegung von Gleichgewicht zu Ungleichgewicht und umgekehrt. Jede Wertschöpfung individueller Kapitale stellt ein „Ungleichgewicht“ dar, welches sich durch die Konkurrenz (welche auch in der Kapitalzirkulation wirkt) in ein „Gleichgewicht“ verwandelt. Beständig geht dieser Formwandel vor sich und schafft Gleichgewichte, die sofort wieder instabil werden durch neue Verwertungsbewegungen des Kapitals. Die Konkurrenz synthetisiert die „gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit“ heraus und bewirkt gleichzeitig ihre Umverteilung zwischen den Kapitalien. Produktionspreise stellen somit den Endpunkt einer Kreislaufbewegung dar, welche mit einem Ungleichgewicht aus Sicht des Kapitals beginnt und die in einer Ware mit Durchschnittsprofit im Gleichgewicht resultiert.
Dies hat bereits Isaak Rubin als wesentlichen Aspekt bei der Frage nach dem Verhältnis der Wert- zur Preisstruktur angesehen, denn Arbeitswerte wie Produktionspreise stellen Gleichgewichtssysteme dar, „aber der Arbeitswert entspricht einem Gleichgewichtszustand in der Verteilung von Arbeit auf die verschiedenen Sphären (...), während der Produktionspreis den Gleichgewichtszustand in der Verteilung der Kapitale auf die verschiedenen Sphären in der kapitalistischen Wirtschaft angibt. (...) Die Gleichheit [der ökonomischen Bedingungen, d.A.] hängt von der objektiven Gesellschaftsstruktur ab, die der Gesamtwirtschaft zugrunde liegt. Im einen Fall wird es sich um eine Gleichheit der Arbeit handeln, im anderen um eine Gleichheit des Kapitals“.[28]
8. Lineare Modelle à la Sraffa und Bortkiewicz sind reine Gleichgewichtsmodelle des Preissystems, während Marx die Herausbildung eines Gleichgewichtszustandes aus einem Ungleichgewichtszustand untersucht. Nur wenn beide Zustände gedacht werden und zueinander in Beziehung gesetzt werden, kann von einer sinnvollen Rekonstruktion des kapitalistischen Tauschsystems gesprochen werden. Bei Marx sind beide Zustände gedacht, und der Übergang vom einen zum andern findet über Produktionsprozesse statt, die konkurrenzförmig in der Zeit ablaufen.[29] Man kann das Marxsche Verfahren auch so interpretieren, dass es die widersprüchliche Wechselwirkung zwischen der mikroökonomischen Produktion von Mehrwert (als Extraprofit) und seiner makroökonomischen Nivellierung (im Durchschnittsprofit) berücksichtigt. Statt nur die eine oder die andere Ebene zu betrachten untersucht Marx beide Ebenen und setzt sie ins Verhältnis. Ohne die Ungleichgewichte in der betriebswirtschaftlichen Wertschöpfung würden die Akteure keinen überdurchschnittlichen Profit erwirtschaften können und hätten folglich auch keinen Anreiz zu Innovationen und Investitionsbewegungen.[30] Wenn also der Realität des Verhältnisses von individuellem Kapital zu gesellschaftlichem Gesamtkapital oder von mehrwertförmigem Extraprofit zu Durchschnittsprofit sinnvoll Rechnung getragen werden soll, ist der Marxsche Ansatz sehr viel leistungsfähiger als die Simultan-Methode mit ihrer streng getrennten, prozeßlosen „Zwei-Welten-Lehre“ von Wert und Preis.
Dabei ist das Wertsystem am Beginn ein Ungleichgewichtssystem – hervorgebracht durch das Profitstreben einzelner Kapitalien nach Extraprofit –, das durch Innovationen, Technik- oder Nachfragewechsel nicht mehr mit den Reproduktionsbedingungen des Kapitals vereinbar ist und das in ein Preissystem mündet, welches den Verwertungsbedürfnissen der konkurrierenden Kapitale – und damit dem Gesamtkapital – entspricht. Dieses Preissystem markiert den für das Einzelkapital realisierbaren Anteil am Gesamtmehrwert, der „durch die Konkurrenz zwischen den einzelnen Sphären (ein Prozeß, der in realer Zeit abläuft)“[31] umverteilt wird. Es ist also sowohl logisch als auch empirisch einsichtig, wenn Marx nicht allein vom Preissystem her denkt, sondern das Preissystem als etwas prozeßhaft sich herausbildendes begreift, das nur vom Wertsystem her verstanden werden kann. Sein Transformationsverfahren hat gerade seine Stärke darin, daß es den Prozeß der Verwandlung von Ungleichgewichten (Wertsystem und Wertschöpfung) in Gleichgewichte (Preissystem und Zirkulation) betrachtet – die simultanen Modelle kennen bekanntlich nur Gleichgewichtszustände, deren Zustandekommen aber vollkommen unklar ist. Der Markt produziert beide Zustände, doch markiert Marx das Verständnis des Weges vom einen zum andern, den Motor der Akkumulation und der Preisbildung. Idealtypisch geht Marx davon aus, daß mit dem Ende des Produktions- und Zirkulationsprozesses die Verwandlung des Wertsystems in das Preissystem abgeschlossen ist und die Konkurrenz ihre doppelte Wirkung – Konstitution des Wertsystems gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit und dessen gleichzeitige Transformation in ein kapitalförmiges Gleichgewichtssystem – zur Gänze entfaltet hat.[32]
9. „Preis und Wert sind ein und das selbe in verschiedenen Phasen der Existenz des Kapitals“,[33] so Alan Freeman von der International Working Group on Value Theory (IWGVT). Eine „duale Werttheorie“, welche Marx vorwirft, ein und die selbe Ware einerseits als Wert (soweit sie im Kostpreis auftaucht) und andererseits als Produktionspreis (soweit sie Resultat eines Produktionsprozesses ist) zu behandeln, sie also praktisch zwei mal existieren zu lassen mit verschiedenen quantitativen Bewertungen, kann also nur von einem simultanistischen Standpunkt aus vertreten werden. Eine immanente Kritik der Marxschen Wert-Preis-Rechnung stellt dieses Verfahren nicht dar, denn Marx operiert ausdrücklich nicht simultan, sondern kausal-zeitförmig. Sein Verständnis des Zusammenhanges von Ursache und Wirkung in der Zeit entspricht dem allgemein anerkannten und lediglich von den an Walras’ Allgemeiner Gleichgewichtstheorie orientierten Ökonomen geleugneten Wissenschaftskonzept. So schreibt schon Kant hierzu überaus hellsichtig: „Der Satz der Kausalverknüpfung unter den Erscheinungen ist (...) auf die Reihenfolge derselben eingeschränkt, da es sich doch bei dem Gebrauch desselben findet, dass er auch auf ihre Begleitung passe, und Ursache und Wirkung zugleich sein könne. Es ist z.B. Wärme im Zimmer, die nicht in freier Luft angetroffen wird. Ich sehe mich nach der Ursache um, und finde einen geheizten Ofen. Nun ist dieser, als Ursache, mit seiner Wirkung, der Stubenwärme, zugleich; also ist hier keine Reihenfolge, der Zeit nach, zwischen Ursache und Wirkung, sondern sie sind zugleich, und das Gesetz gilt doch. Der größte Teil der wirkenden Ursachen in der Natur ist mit ihren Wirkungen zugleich, und die Zeitfolge der letzteren wird nur dadurch veranlasst, dass die Ursache ihre ganze Wirkung nicht in einem Augenblick verrichten kann. Aber in dem Augenblicke, da sie zuerst entsteht, ist sie mit der Kausalität ihrer Ursache jederzeit zugleich, weil, wenn jene einen Augenblick vorher aufgehört hätte zu sein, diese gar nicht entstanden wäre. Hier muß man wohl bemerken, dass es auf die Ordnung der Zeit, und nicht auf den Ablauf derselben angesehen sei; das Verhältnis bleibt, wenn gleich keine Zeit verlaufen ist. Die Zeit zwischen der Kausalität der Ursache, und deren unmittelbaren Wirkung, kann verschwindend (...) sein, aber das Verhältnis der einen zur andern bleibt doch immer, der Zeit nach bestimmbar. Wenn ich eine Kugel, die auf einem ausgestopften Kissen liegt, und ein Grübchen darin drückt, als Ursache betrachtet, so ist sie mit dieser Wirkung zugleich. Allein ich unterscheide doch beide durch das Zeitverhältnis der dynamischen Verknüpfung beider. Denn, wenn ich die Kugel auf das Kissen lege, so folgt auf die vorige glatte Gestalt desselben das Grübchen; hat aber das Kissen (ich weiß nicht woher) ein Grübchen, so folgt darauf nicht eine bleierne Kugel. Demnach ist die Zeitfolge allerdings das einzige empirische Kriterium der Wirkung, in Beziehung auf die Kausalität der Ursache, die vorhergeht.“[34]
Kant besteht auf der Verbindung von Kausalität und Zeit, auch wenn Ursache und Wirkung scheinbar zusammenfallen. Er unterscheidet beide aber temporär begründet „durch das Zeitverhältnis der dynamischen Verknüpfung beider“. Für ihn ist klar: „Alle Erscheinungen überhaupt, d.i. alle Gegenstände der Sinne, sind in der Zeit, und stehen notwendiger Weise in Verhältnissen der Zeit.“[35]
Allein die von Léon Walras ausgehende Gleichgewichtstheorie und ihre marxistischen und neoricardianischen Ableger operieren zeitlos und damit ohne kausale Zusammenhänge, ohne Ursache und Wirkung, folglich in einer Modellwelt ohne Zeit und Raum.
10. Somit ist auch das Verhältnis von Bortkiewicz zur Marxschen Methode kritischer zu beurteilen und aufzuarbeiten als das beispielsweise Friedrun Quaas tut, wenn sie sagt: „Bortkiewicz‘ Ansatz steht in keinem einzigen Punkt im Widerspruch zu Marx‘ Intentionen“.[36]
Schließlich weist sie selber darauf hin, daß das Bortkiewiczsche Verfahren bei genauer Betrachtung eine unvollständige Transformation darstellt, denn „anders als Bortkiewicz glaubte, kann mit seinem Ansatz die Profitrate nicht so ohne weiteres als von den Verhältnissen (der organischen Zusammensetzung) der dritten Abteilung unabhängig angesehen werden, denn in C und V gehen ja auch c3 und v3 ein“.[37]
Die „Lösung“ von Bortkiewcz stellt sich also ihrerseits als unvollständige Transformation heraus, da Sektor 3 nicht transformiert wird. Nach Bortkiewicz‘ eigener Argumentation ist es allerdings nicht einzusehen, weshalb c3 und v3 in Wertgrößen statt in Preisgrößen berechnet werden, zumal ja generell die Waren innerhalb der Produktionsabteilungen mit einem Umrechnungskoeffizienten multipliziert werden und sich somit „innerhalb dieser Blöcke (...) nach wie vor zu Werten tauschen“.[38] Im Gegensatz zu Marx hat Bortkiewicz aber diese Abweichung nicht bemerkt, folglich auch nicht begründet, und deshalb ist ihm hier ein offensichtlicher Irrtum unterlaufen.
Methodisch hat sich Bortkiewicz im übrigen selbst zur Schule der neoklassischen Gleichgewichtstheorie von Léon Walras – „seinem Mentor und Kollegen“[39] – zugerechnet: „Die moderne Theorie der Volkswirtschaft fängt an, sich allmählich von dem succesivistischen Vorurteil zu befreien, wobei in dieser Beziehung der mathematischen Schule mit Léon Walras an der Spitze das Hauptverdienst gebührt. Die mathematische, speziell algebraische, Darstellung erscheint eben als der adäquateste Ausdruck dieses überlegenen, der Eigenart der ökonomischen Zusammenhänge Rechnung tragenden Standpunktes.“[40]
Für Sweezy, Quaas, Heinrich u.a. stellt diese bei Bortkiewicz hergestellte Synthese von Marx und Walras offensichtlich eine unproblematische Angelegenheit dar. Ganz im Gegensatz dazu wundert sich Andrew Kliman, daß Bortkiewicz „zahlreiche Marxistische (und Sraffianische) Nachfolger“ gefunden hat, die „typischerweise leugnen“, was Bortkiewicz noch wußte: nämlich „daß die Wertkonzeption des ‚Kapital‘ sukzessivistisch oder zeitförmig statt simultan“[41] angelegt ist. Freilich sieht Bortkiewicz seinen Algorithmus nicht als einen Ausweis für die „Redundanz“ der Werttheorie, sondern als eine immanente Korrektur, welche einen bloß formalen „Rechenfehler“ behebt ohne das Fundament der Werttheorie anzutasten. Die methodische Differenz zwischen der simultanen und der kausal-zeitförmig operierenden Methode reflektiert er allerdings nicht weiter, er stellt sie nur fest und entscheidet sich für erstere. Daß in letzter Konsequenz aus seinem Algorithmus die prinzipielle Irrelevanz des Wertsystems folgt, hat Bortkiewicz bereits gewusst und ausgesprochen.[42] Die neoricardianische Kritik hat in der Folge die unvollständige Transformation Bortkiewicz’ zu Ende gebracht und damit aus Sicht des Walrasianischen Marxismus die Redundanz der Werttheorie endgültig „bewiesen“ bzw. das „Transformationsproblem“ mit den Mitteln des simultanen Paradigmas „gelöst“. Am Ende dieser Operation war bekanntlich der Patient tot. Mit der neueren Debatte im Gefolge des „Temporal Single Systems“ (TSS), welches von US-Ökonomen der IWGVT als marxistische Antwort auf die neoricardianische Zerstörung der Werttheorie mittels simultaner Gleichungen entworfen wurde, kann auch ein neuer Blick auf das Marxsche Verfahren geworfen werden, das mit den Pathologien des Walras-Bortkiewicz-Sraffa-Marxismus nichts zu tun hat[43] und neu überdacht werden sollte.
Literatur
Hans-Georg Backhaus (1997): Dialektik der Wertform, Freiburg.
Johannes Berger (1978): Thematische Einführung. In: Hans-Georg Sprotte (1978): Quantitative Aspekte der Marxschen Theorie, FHW-Forschung Bd. 1/1978, Berlin.
Young Bin Hahn (1999): Die Geldtheorie von Marx und Keynes (Diss. der FU Berlin).
Ladislaus von Bortkiewicz (1976): Wertrechnung und Preisrechnung im Marxschen System. In: Horst Meixner/Manfred Turban (1976): Etappen bürgerlicher Marx-Kritik, Lollar/Gießen.
Ladislaus von Bortkiewicz (1976): Zur Berichtigung der grundlegenden theoretischen Konstruktion von Marx im dritten Band des „Kapital“. In: Horst Meixner/Manfred Turban (1976): Etappen bürgerlicher Marx-Kritik., Lollar/Gießen
Alan Freeman (1996): The psychopathology of Walrasian Marxism. In: Alan Freeman/Andrew Kliman (1996): Marx and Non-Equilibrium Economics, Cheltenham, UK.
Alan Freeman u.a. (2004): The new value controversy and the foundation of economics, Cheltenham, UK.
Michael Heinrich (1999): Die Wissenschaft vom Wert (2. aktualisierte Auflage, EA 1991), Münster.
David Hume (1964): Eine Untersuchung über den Menschlichen Verstand (Hg. Von Raoul Richter), Hamburg.
Immanuel Kant (1998): Kritik der reinen Vernunft, Hamburg.
Andrew Kliman: Determination of Value in Marx and in Bortkiewiczian Theory. In: Carl-Erich Vollgraf u.a. (Hg., 2000): Marx‘ Ökonomiekritik im Kapital. Beiträge zur Marx-Engels-Forschung Neue Folge 1999, Hamburg.
Ulrich Krause (1977): Logik der Wertform. In: Mehrwert. Beiträge zur Kritik der politischen Ökonomie, Heft 13/1977, Berlin.
Ernest Mandel (1991): Kontroversen um „Das Kapital“, Berlin.
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Claudio Napoleoni (1974): Ricardo und Marx, Frankfurt.
Sadao Ohno (1993): Marx‘ Hauptmanuskript zum III. Buch des „Kapital“ und die Verwandlung des Wertes in den Produktionspreis. In: Carl-Erich Vollgraf u.a. (Hg., 1993): Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, Neue Folge 1993: Marx-Engels-Forschung im historischen Spannungsfeld, Berlin-Hamburg.
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Friedrun Quaas (1992): Das Transformationsproblem, Marburg.
ders. (1999): Die ‚endgültige’ Lösung des Transformationsproblems und ihre Bedeutung für das Verständnis des Marxschen Werkes. In: Kai Eicker-Wolf u.a. (Hg. 1999): Nach der Wertdiskussion?, Marburg.
Alejandro Ramos (2000): Value and price of production: New evidence on Marx’s Transformation Procedure. In: Carl-Erich Vollgraf u.a. (Hg., 2000): Marx‘ Ökonomiekritik im Kapital. Beiträge zur Marx-Engels-Forschung Neue Folge, Hamburg 1999.
Isaak Iljitsch Rubin (1973): Studien zur Marxschen Werttheorie, Frankfurt.
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Hans-Georg Sprotte (1978): Quantitative Aspekte der Marxschen Theorie. In: FHW-Forschung Bd. 1/1978 der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin, Berlin.
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Georg Stamatis (1995): Zum Transformationsproblem. In: Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung, Nr. 21, März 1995.
Paul M. Sweezy (1971): Theorie der kapitalistischen Entwicklung, Frankfurt.
[1] Paul M. Sweezy (1971), S. 140.
[2] Input und Output werden mit dem selben Koeffizienten x transformiert und somit simultan bestimmt. Bortkiewicz beschreibt ein rein statisches System einfacher Reproduktion ohne Wachstum.
[3] Den dritten denkbaren und überaus interessanten Fall, der selbst bei simultaner Wert-Preis-Rechnung das Marxsche Verfahren stützt, nämlich den Fall strukturkonstanten Wachstums, bei dem das System in Standardproportionen wächst (eine Akkumulationsquote von 100% ist hierfür erforderlich), erörterte Hans-Georg Sprotte (1978) in einer sehr lesenswerten Untersuchung.
[4] Sh. dazu z.B. Friedrun Quaas (1999), S. 34 ff.
[5] Sh. zu Francis Setons Beitrag Friedrun Quaas (1992), S. 92 – 96.
[6] Sraffas Weiterentwicklung des Bortkiewiczschen Systems – angewendet auf die Marxsche Problematik – besteht wesentlich darin, daß er es möglich macht, sämtliche Waren (und nicht Warenblöcke) individuell zu transformieren mittels Kenntnis der physischen Verflechtungsstruktur. Werte und Preise werden so simultan aus Gebrauchswertstrukturen ermittelt. Dergestalt „zerstört es [das Transformationsproblem] sich sozusagen selbst, da man nicht bei einer Transformation der Werte in Preise anlangt, sondern bei einer Bestimmung der Preise, die unabhängig ist von den Werten“ (Claudio Napoleoni 1974, S. 201). Wie wir sehen werden, betrifft diese „Selbstzerstörung“ aber nur den Marx der simultan operierenden Gleichgewichtsökonomie, nicht den originären Marx, der eine simultane Gleichgewichtsökonomie ablehnt.
[7] Friedrun Quaas (1999), S. 37
[8] Ernest Mandel (1991), S. 213
[9] Ebd., S. 214. Eine genauere quantitative Erfassung der Inputs und Outputs unter Berücksichtigung der verschiedenen Produktionsperioden hat Reinhard Schaupeter (2000) vorgelegt, eine auf die erweiterte Reproduktion angewandte Fassung seines Tableaus aus Schaupeter (1995). Eine ausführliche Besprechung und Würdigung des Ansatzes von Reinhard Schaupeter durch den Autor ist in Arbeit.
[10] Hein Paragenings (2004, S. 92) kommt ebenfalls in seiner formtheoretischen Untersuchung zum Verhältnis von Werten zu Produktionspreisen zu dem Ergebnis, dass der Kostpreis „selbst nur ein vorausgesetztes und im Geld verselbständigtes Resultat der Kapitalbewegung ist, Resultat der Produktionsprozesse aller Kapitale und zugleich Bedingung des Produktionsprozesses jedes einzelnen Kapitals“. Paragenings insistiert im Gegensatz zu marxistischen Autoren „soweit sie der neoricardianischen Linie folgen“ (S. 100) darauf, dass die Kapitalbewegung „selbst ein zeitlich dimensionierter Prozeß ist“ (S. 103). Hervorh. d.A.
[11] Alejandro Ramos (2000), S. 130. Alle verwendeten Zitate von Ramos sind übersetzt aus dem Englischen.
[12] MEW 25, S. 169/170. Hervorh. d.A.
[13] Marx befindet sich mit dieser Erkenntnis – im Gegensatz zu den Vertretern der Gleichgewichtsökonomie – ganz im Einklang mit dem einzig wissenschaftlichen Begriff von Ursache und Wirkung, von dem schon der Aufklärungsphilosoph David Hume schrieb: „Mit einem Wort, jede Wirkung ist ein von ihrer Ursache verschiedenes Ereignis“ (David Hume 1964, S. 40, Hervorh. d.A.), und kein mit ihr zusammenfallendes.
[14] „Wenn der Wert des vorgeschossenen Kapitals erst einmal eine zu bestimmende Größe geworden ist, kann er nicht länger als ein bestimmender Faktor darauf folgender Werte und Preise dienen. Statt dessen ist es eine notwendige Implikation simultaner Wertrechnungen, dass die physische Verflechtung des Wirtschaftssystems der einzige unmittelbare Bestimmungsgrund von Preisen und Rentabilität wird.“ (Andrew Kliman 2000, S. 101) Alle verwendeten Zitate von Kliman sind übersetzt aus dem Englischen.
[15] Alle diese drei Wirkungen entfaltet die Konkurrenz permanent und parallel zueinander. Deshalb ist die konkurrenzförmig organisierte Wertschöpfung immer schon auf den Ausgleich der Profitrate hin wirksam. Die Gleichzeitigkeit dieser drei Effekte der Konkurrenz hat aber nichts mit der simultanen Gleichzeitigkeit der Gleichgewichtsökonomie zu tun, denn der kausale Unterschied zwischen Input (Voraussetzung) und Output (Resultat) bleibt gewahrt bei Marxens Kreislaufanalyse.
[16] MEW 25, S. 167. Hervorh. d.A.
[17] Michael Heinrich (1999), S. 281.
[18] Diese „Pfannkuchen-Theorie des Werts“ wurde 1977 ironisierend von Ulrich Krause in seinem Aufsatz „Logik der Wertform“ formuliert: Sie geht davon aus, „daß Waren (...) gemeinsam mit Wert gefüllt werden, wie die Pfannkuchen mit Marmelade“ (ebd., S. 158). „Wert“ und „abstrakte Arbeit“ werden somit quasi-physiologisch verstanden, nicht als Tauschabstraktionen, welche sich im Tausch vollziehen.
[19] Michael Heinrich (1999), S. 281.
[20] Ebd., S. 282. Ganz deutlich sagt Heinrich ein Stück weiter: „Kapitalistische Produktion findet immer zu Produktionspreisen statt“.
[21] Ebd. Hervorh. d.A.
[22] Ebd.
[23] Nach Georg Stamatis’ (1995, S. 175) Resumée der simultanen Transformationsmethode ist klar, „dass trotz der entgegengesetzten Ansicht von Marx weder der Produktionspreis des gesamten Mehrprodukts d.h. der Gesamtprofit, dem Wert des gesamten Mehrprodukts, d.h. dem Gesamtmehrwert, noch der Produktionspreis des gesellschaftlichen Gesamtproduktes, d.h. die Summe aller Produktionspreise, dem Wert des gesellschaftlichen Gesamtprodukts, d.h. der Summe aller Werte, stets gleich ist“.
[24] Die exakte Formel des Kapitalkreislaufes bei Marx lautet: G – W (Ak+Pm) …P…W’ – G’ . Ak steht für “Arbeitskraft“, Pm für “Produktionsmittel” und P für „Produktion“. Sh. MEW 24, S. 31 ff.
[25] „Contemporary“ bedeutet übersetzt „gleichzeitig“ bzw. „simultan“!
[26] MEW 24, S. 110. Hervorh. d.A.
[27] Heinrich (1999), S. 283f.
[28] Isaak Rubin (1973), S. 202.
[29] Der japanische Ökonom Sadao Ohno stellt deshalb zurecht fest: „Was den Prozeß von Input und Output anbetrifft, so sind Beginn und Ende von Input und Output zwei offensichtlich unterschiedliche Zeitpunkte.“ (Sadao Ohno 1993, S. 169)
[30] Man muß das Marxsche Verfahren logisch so verstehen, daß es die widersprüchliche Wechselwirkung zwischen der mikroökonomischen Produktion von Mehrwert (als Extraprofit) und seiner makroökonomischen Nivellierung (im Durchschnittsprofit) berücksichtigt. Beide Prozesse beziehen sich logisch aufeinander und müssen zusammen gedacht werden. Könnte das Einzelunternehmen keinen Extraprofit schöpfen, gäbe es den Stachel der Mehrwertproduktion gar nicht und jedem Unternehmen würde sein Profit einfach zufallen. Dies wäre aber mit kapitalistischen Produktionsverhältnissen und den Motiven seiner Teilnehmer nicht vereinbar. Der Prozeß der Kapitalzirkulation erklärt uns also die verschiedenen Phasen von der betriebswirtschaftlichen Wertschöpfung bis zur Verwandlung des Mehrwerts in Durchschnittsprofit in der Realisierungssphäre.
[31] Michael Heinrich (1999), S. 283. Hervorh. d.A.
[32] Von unterschiedlichen Umschlagszeiten und dem fixen Kapital (das sich über mehrere Perioden hin verschleißt) abstrahiert Marx der Einfachheit halber.
[33] Alan Freeman (1996), S. 17. Alle verwendeten Zitate von Ramos sind übersetzt aus dem Englischen.
[34] Immanuel Kant (1998), S. 299/300, Hervorh. d.A.
[35] Ebd., S. 110.
[36] Friedrun Quaas (1992), S. 64, Hervorh. d.A.
[37] Ebd., S. 61. Hervorh, d.A.
[38] Johannes Berger (1978), S. 14.
[39] Andrew Kliman (2000), S. 102. Dort wird Bortkiewicz‘ methodisch enges Verhältnis zu Walras eingehend erörtert wie auch Marxens komplett entgegengesetzte Auffassung der ökonomischen Methode.
[40] Ladislaus von Bortkiewicz (1976), S. 104. Hervorh. d.A.
[41] Andrew Kliman (2000), S. 102.
[42] Sh. Bortkiewicz (1976), S. 146, wo u.a. gesagt wird, dass es möglich ist, Preise auf ihren „korrekten mathematischen Ausdruck zu bringen, ohne dass man von den entsprechenden Wert- und Mehrwertgrößen auszugehen brauchte, sondern letztere Größen kommen in der Rechnung gar nicht zum Vorschein, wenn man sich der exakten Formeln bedient“.
[43] Wie Andrew Kliman, Alan Freeman u.a. von der IWGVT herausgestellt haben, sind auch die Probleme negativer Mehrwertquanten bei positiver Profitrate oder das „Okishio-Theorem“ zur Zurückweisung des tendenziellen Falls der Profitrate (auf das sich auch Heinrich positiv bezieht) Resultate der simultanen Wert-Preis-Rechnung. Diese Anomalien und Probleme treten bei zeitförmig-kausaler Interpretation nicht auf und die Marxsche Theorie kann konsistent rekonstruiert werden. Sh. die Aufsätze in: Alan Freeman u.a. (2004).