Die Schwierigkeit der politischen Äquilibristik einer deutschen Linkspartei ist unübersehbar. Sie ist zu bewältigen, wenn in wechselseitiger Toleranz weltanschaulicher Positionen der Weg zu einer pluralistischen Linken beschritten wird. In der Wissenschaft gibt es keinen Kompromiss. Es gibt Überschneidung und Ähnlichkeit von Positionen, gleiche politische Schlussfolgerungen auf unterschiedlicher theoretischer Grundlage und hoffentlich wechselseitige Achtung und wechselseitigen Respekt in der theoretischen Auseinandersetzung, aber eine Theorie sollte von innerer Stringenz und Logik gekennzeichnet sein. Da die wissenschaftlichen und politischen Diskussionen in der Realität nicht unbeeinflusst voneinander laufen, scheint es, dass sich bezüglich der Wirtschaftstheorie und -politik der Linken die Diskussion zwischen Marxisten und Keynesianern, obwohl ja beide – provozierend formuliert – schon einmal gescheitert sind, einen neuen Aufschwung erhalten wird. Die Frage soll anhand der beschäftigungstheoretischen und -politischen Positionen abgehandelt werden.
Die Mehrheit der Gegner des neoliberalen und neoklassischen Mainstreams marschiert weitgehend unter der Flagge von Keynes. „Neu-Keynesianismus – Der neue wirtschaftpolitische Mainstream?“ titelt eine Publikation des gewerkschaftsnahen Forschungsnetzwerkes Makroökonomik und meint – beispielsweise in Bushs USA – eine gewisse Rückkehr des Geistes von John Maynard Keynes[1] zu erkennen. Albrecht Müller, ehemals Leiter der Planungsabteilung unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt, sieht in seiner lesenswerten, wütenden Anklage der herrschenden Wirtschaftsdoktrin und -praxis geradezu nostalgisch auf die siebziger Jahre und die damals praktizierte „soziale Variante des Keynesianismus“, wie er es nennt, zurück.[2] Anerkennend verweisen er und andere Ökonomen auf die US-Wirtschaftspolitik der 1990er Jahre unter Clinton.[3]
Aus diesem Blickwinkel ist die ökonomische Dauerkrise der letzten Jahrzehnte Folge des Umschwungs der Wirtschaftspolitik auf neoklassische/neoliberale/angebotstheoretische/monetaristische Positionen und ihre Überwindung könnte in einer erneuerten keynesianischen Politik gesehen werden. Aber ignoriert dies nicht die Erklärungsbedürftigkeit jenes Umschwungs? Befand sich die Weltwirtschaft Ende der 1960er/Anfang 1970er Jahre nicht insgesamt in einer Situation, die auch als eine Krise des Keynesianismus und als ein Scheitern keynesianischer Wirtschaftspolitik wahrgenommen wurde?
I. Der Abschied vom Lord
In der Tat galt der Keynesianismus um 1974 als gescheitert und es wurde der „Abschied von Lord Keynes“ propagiert. Obwohl ein keynesianisches Programm in der Bundesrepublik, anders als in den übrigen kapitalistischen Industrieländern, erst 1967, nach der ersten spürbaren zyklischen Nachkriegskrise in Form des Stabilitätsgesetzes installiert wurde, ist die Grundsituation für die meisten Länder in der ersten Hälfte der 1970er Jahre ähnlich. Die Phase des Wiederaufbaus, der Wirtschaftswunder und der Prosperität geht zu Ende, zyklische Krisen zeigen sich nicht mehr nur als Wachstumsschwächen, sondern als konjunkturelle Einbrüche; der Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods macht Währungsturbulenzen wieder alltäglich, die Inflation ist zurückgekehrt. Die Wachstumsraten liegen signifikant unter denen der beiden vorausgegangen Jahrzehnte und die überwunden geglaubte Arbeitslosigkeit wird erneut zu einer Massenerscheinung. Diese Krisensituation wird als ein Scheitern des Keynesianismus empfunden oder sogar auf die keynesianische Politik selbst zurückgeführt. Weshalb erschien der herrschenden Klasse in dieser Situation eine andere Variante der Wirtschaftspolitik geboten?
Erstens hatte die keynesianische Wirtschaftspolitik Krisen nicht verhindert. Dies wurde zwar eine zeitlang durch hohe Wachstumsraten überdeckt, diese waren jedoch Folge des Wiederaufbaus nach dem Weltkrieg. Zyklische Schwankungen blieben trotz keynesianischer Politik Bestandteil der Wirtschaftsrealität, und mit dem Ende der Rekonstruktionsperiode waren sie wieder offen sichtbar geworden.
Zweitens entwickelte sich ein radikaler Umbruch des Produktivkraftsystems mit Folgen für die Wirtschaftsstruktur. Mit dem Abschluss der Rekonstruktion nach dem Krieg wurden nicht nur die dafür erforderlichen Strukturen teilweise obsolet oder konnten nicht mehr im gleichen Tempo wie bisher wachsen, vielmehr wurden völlig neue Strukturen erforderlich, die sich über verschärfte Konkurrenz und Kapitalzerstörung durchzusetzen begannen und auch andere Arbeitsmarktstrukturen erforderten. Den daraus erwachsenden Erfordernissen stand die keynessche Globalsteuerung hilflos gegenüber. Strukturwandel und Reallokation waren überhaupt kein Thema der keynesschen Theorie. Die Frage stand vielmehr: Sollte dieser Strukturwandel staatlich gesteuert werden, etwa mittels Industriepolitik und Investitionslenkung (politische Ansätze, die außerhalb des Bereichs traditioneller keynesianischer Fragestellungen lagen[4]), oder soll dieser Prozess den „Marktkräften“, faktisch also dem Entscheidungskalkül der Vorstände großer Konzerne, überlassen werden? Die Antwort konnte aus Sicht des Großkapitals gar nicht anders als in Richtung einer Ablehnung des Ausbaus staatlicher Regulierung gehen, zumindest sofern es diese nicht zweifelsfrei zu dominieren vermochte.
Drittens gewann der Prozess der Internationalisierung der Wirtschaft, nachdem er durch zwei Weltkriege und ihre Folgen, die Entstehung des sozialistischen Weltsystems und die Entkolonialisierung, unterbrochen worden war, wieder an Gewicht. Treibende Kraft hinter diesem Vorgang waren die herangewachsenen internationalen Unternehmen, die sich zunehmend auf den Weltmarkt orientierten. Diese Bewegung ging von den hoch entwickelten Ländern aus, wurde jedoch ergänzt durch ernst zu nehmende Anzeichen für das Entstehen neuer Konkurrenten, was sich im Angriff auf das Energiemonopol der führenden kapitalistischen Länder (Ölpreisschock) äußerte. Dies relativierte die Bedeutung des Binnenmarktes vor allem für das große, international orientierte Kapital. Für diese Unternehmen sind die Löhne sowie steuerfinanzierte staatliche Ausgaben im Inland viel eher Kosten als Nachfrage. Immerhin hatten Lohnquote, Staats- und Sozialquote ein beachtliches Niveau erreicht; für eine binnenwirtschaftlich orientierte Wirtschaft ist dies zwar positiv zu werten, aber für international agierendes Kapital kann das per Saldo für die Verwertung durchaus negativ sein. Den Vertretern dieser Interessen muss eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik im Heimatland ihres Kapitals – nicht natürlich im Ausland – suspekt sein; für sie steht die exportorientierte oder globalwirtschaftlich orientierte Modernisierung im Mittelpunkt.[5]
Viertens hatte der Zusammenbruch des internationalen Währungssystems von Bretton Woods das Floaten der Kurse und die Inflation erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Beide sind für das internationale Kapital Risikofaktoren. Die Stabilität der Preise und die Bekämpfung der Inflation rückten deshalb ins Zentrum der wirtschaftspolitischen Zielstellungen der Regierungen. Keynesianische Wirtschaftspolitik hat demgegenüber andere Hauptziele und nimmt dafür eine gewisse Inflation in Kauf. Der konzeptionelle Schwenk zum Monetarismus ist dann nur folgerichtig.
Natürlich ist ein strategischer Wechsel in der Wirtschaftspolitik nicht allein auf veränderte Existenzbedingungen des Kapitalismus zurückzuführen. Dafür mögen auch ideologische und längerfristige, strategische Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Schließlich war es in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre zu einer breiten, durchaus kapitalismuskritischen Bewegung, in Deutschland in Form der 68er gekommen. Unter diesen Bedingungen mag es bestimmten Kreisen gefährlich erschienen sein, den Weg eines keynesianisch und sozial reformierten Kapitalismus weiter zu verfolgen. Das meinen Herbert Schui/Stephanie Blankenburg, wenn sie unter Verweis auf Keynes Schrift „Das Ende des Laissez Faire“ von einem „systemüberwindenden Moment des Reformismus“ als dem „Kern des neoliberalen Unbehagens“ sprechen.[6]
Im Großen und Ganzen ist diese Grundsituation bis auf den heutigen Tag gegeben. Es ist deshalb rührend zu lesen, wenn vom Scheitern des Neoliberalismus und seiner Spielarten bzw. konzeptionellen Ergänzungen gesprochen wird. Entscheidend ist doch das Kriterium für ein „Scheitern“ und ob dieses Kriterium den herrschenden bzw. welchen Interessen entspricht. Aus dem Blickwinkel der Interessen des international agierenden Kapitals war der konzeptionelle Schwenk eine Erfolgsstory: Die Lohnquote konnte gesenkt werden, der Ausbau des Sozialstaats wurde gestoppt, zuletzt sogar zurückgedreht, die Kosten der Arbeitslosigkeit sind erfolgreich sozialisiert, die Gewerkschaften geschwächt und die Belohnung in Form boomender Exporte und des Aufstiegs einiger Großkonzerne in die Riege der Global Player ist unübersehbar.
Wer also einen neuerlichen, keynesianischen New Deal fordert, muss sich darüber im Klaren sein, dass eine solche Politik den herrschenden Interessen (sofern er ein mit solchem Begriff operierendes Konzept überhaupt teilt) widerspricht; er kann nicht – etwa mit dem Argument, steigende Löhne sind auch für das Kapital gut, weil sie Nachfrage schaffen – an eine gesamtwirtschaftlich orientierte Vernunft der Kapitalvertreter appellieren oder sich auf die Kritik theoretischer Fehler der Neoklassik beschränken. Und er muss zeigen, dass und unter welchen Bedingungen ein New Deal funktioniert und durchsetzbar ist.
II. Über Keynes hinaus
Unter dem Begriff des Keynesianismus firmieren heute verschiedene ökonomische Lehren, die sich auf Keynes und seine Theorie der effektiven Nachfrage beziehen. Dass heute Vertreter der Neoklassik wie deren Gegner ihn vereinnahmen und behaupten können, „ihr“ jeweiliges Keynesverständnis entspreche dem authentischen Keynes, hängt mit einer Unschärfe seines Werkes zusammen. Einerseits kritisiert er den Kapitalismus und entwickelt weit reichende und ökonomisch wohlbegründete Forderungen hinsichtlich der Einkommensverteilung, der Sozialisierung der Investitionen und der staatlichen Regulierung, andererseits meint er, dass gegen das klassische Marktsystem und dessen neoklassische Analyse keinerlei Einwände vorgebracht werden könnten, sobald Vollbeschäftigung herrscht.[7] Er bezeichnete seine Theorie als „moderatly conservative in its implications“[8]. Auch wenn er bestimmte sozialistische Ideale nicht gänzlich ablehnte und kollegialen Umgang mit den Sozialisten, Kommunisten und Marxisten im „roten“ Cambridge der 1930er Jahre pflegte, so hat er sein System doch explizit mit dem Ziel entwickelt, marxistischen und sozialistischen Ideen, die er für unlogisch und langweilig hielt[9], das Wasser abzugraben.[10] Dass er gelegentlich sowohl von Linken wie Konservativen im linken Lager verortet wird, hängt damit zusammen, dass seine Theorie der effektiven Nachfrage einen Bruch mit der Neoklassik – dem wichtigsten theoretischen Arsenal der Konservativen – impliziert und dieser Bruch sowie sein Realitätssinn für die sozialen Probleme seiner Zeit zu theoretischen Überschneidungen mit linken Theorien führte. Dies freilich wappnet sein System andererseits nicht gegen die Vereinnahmung durch die Neoklassik in Form der neoklassischen Synthese.
Die Unterscheidung und Bezeichnung der Schulen, die in seiner Nachfolge entstanden, ist nicht einheitlich und folgt kaum systematischen Kriterien. Die literarische Aufarbeitung dieser Vielfalt füllt inzwischen ganze Bücherregale und soll hier nicht aufgerollt werden.[11] Für unser Thema sind folgende Aspekte von Bedeutung: Wie ist der linke Keynesianismus zu verorten und wie sind die beschäftigungstheoretischen und -politischen Schlussfolgerungen einzuschätzen? Schon diese Fragestellung impliziert, dass der Keynesianismus an sich und insgesamt nicht als links zu positionieren ist, obwohl unter den heutigen Bedingungen, da der neoliberale Mainstream alles sozialkritische Denken niederwalzt, geradezu jeder Keynesianismus mindestens kritisch ist.
Als eher linke Varianten des Keynesianismus sind jene Schulen einzuordnen, die etwa drei Kriterien genügen: Erstens betonen sie die Keynessche Erkenntnis der dem kapitalistischen Marktmechanismus inhärenten Tendenz zu Instabilität, Unterbeschäftigung und zu einer schiefen Einkommensverteilung. Die Keynessche Formulierung, dass unter bestimmten Bedingungen doch wieder jene von der Neoklassik behaupteten Gesetze gelten, wird abgelehnt. Zweitens hegen sie eine unverkennbare Sympathie für die Interessen der abhängig Beschäftigten und für eine Reformierung des Kapitalismus bzw. für eine Wirtschaftspolitik, die den Namen sozial wirklich verdient. Manche, nicht alle, Linkskeynesianer verstehen ihr Wirtschaftsprogramm als einen Schritt in Richtung einer postkapitalistischen, vielleicht sozialistischen Gesellschaft. Drittens halten nahezu alle diese Theoretiker die Vollbeschäftigung für ein auch im Kapitalismus erreichbares Ziel und favorisieren zur Steigerung der Beschäftigung eine Nachfragepolitik mit folgenden Elementen:
- ein Reallohnwachstum entsprechend der Produktivitätsentwicklung, was die Lohnquote konstant lässt,
- eine Umverteilung zugunsten niedriger Einkommen, um die durchschnittliche Sparquote zu senken,
- eine Senkung der Arbeitszeit,
- eine staatliche Nachfragepolitik (Staatsverbrauch und öffentliche Investitionen), die gegebenenfalls auch mittels öffentlicher Schuldtitel finanziert wird,
- eine Geldpolitik, die nicht einseitig auf Preisniveaustabilität, sondern auch auf hohe Beschäftigung ausgerichtet ist und
- eine makroökonomische Koordination von Geld-, Fiskal- und Arbeitsmarktpolitik.
Die theoretischen Ursprünge dieses Keynesianismus sind zunächst im engsten Umfeld von Keynes zu suchen: Cambridge, Oxford und die London School of Economics. Als Klassiker dieser Richtung gelten Joan Robinson (1903-1983), der polnische Ökonom Michal Kalecki (1899-1970), der unabhängig von Keynes zu ähnlichen Ergebnissen gelangte, und Piero Sraffa (1898-1983), um nur wenige der wichtigsten Namen zu nennen. Diese Ökonomen lehnten wesentliche Bestandteile des neoklassischen Lehrgebäudes ab und griffen teilweise auch auf die klassische Ökonomie von David Ricardo und Karl Marx zurück, ohne deren Auffassungen im Einzelnen immer zu teilen. Am weitesten in dieser Richtung liegt Michal Kalecki, der „immer eine sozialistische Alternative vor Augen hatte“[12] und sich der Marxschen Theorie bediente.
In Deutschland finden sich Vertreter dieser Richtung verstärkt erst seit den 1970er Jahren vor allem in der AG Alternative Wirtschaftspolitik (Memorandum-Gruppe), im Umfeld des gewerkschaftsnahen Wissenschaftsbetriebs und vereinzelt im Hochschulbereich, beispielsweise in Bremen, Marburg und Berlin. Am Berliner DIW, das lange Zeit als Zentrum keynesianischer Forschung in Deutschland galt, gibt es bestimmt Wissenschaftler, die sich eher links verorten, aber insgesamt wird diese Richtung dort wohl allmählich ausgetrocknet.
Die beschäftigungstheoretischen Grundlagen des Linkskeynesianismus liegen – bei allen Unterschieden im Detail – in der Theorie der effektiven Nachfrage, nach der wachsende Einkommen mit einem psychisch bedingten abnehmenden Hang zum Verbrauch einhergehen Dies gilt sowohl im Vergleich unterschiedlicher Einkommensklassen zum selben Zeitpunkt als auch im säkularen Trend. Bezieher hoher Einkommen, Kapitaleigentümer, gleichen die Nachfragelücke mit Investitionen nur ungenügend aus und im säkularen Trend gilt dies auch allgemein. Krisen und Arbeitslosigkeit sind also durch mangelnden Konsum bzw. langfristige Sättigung auf der einen und mangelnde Investitionen auf der anderen Seite verursacht.
Obwohl die Realisierung des beschäftigungspolitischen Programms des Linkskeynesianismus zweifellos im Interesse der abhängig Beschäftigten liegt, die Erwerbslosigkeit vermindern kann und ein wichtiger Schritt in Richtung eines wieder stärker sozial verfassten Kapitalismus wäre, sollten doch einige problematische Seiten dieser Sicht nicht übersehen werden.
Erstens. Programm und Theorie suggerieren, dass bei einer richtigen nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik klassenübergreifend alle gewinnen können. Im „Goldenen Zeitalter“, einem Begriff, den Joan Robinson benutzte (und sicherlich auch etwas ironisch gebraucht), existiert ein gleichgewichtiger Wachstumsprozess ohne Krisen, mit Vollbeschäftigung und Konstanz der Einkommensverteilung und der Profitrate.[13] Es gibt aber Eigenheiten des Kapitalismus, die immer wieder erneut zur Störung des Gleichgewichts und eines zeitweiligen Interessenausgleichs führen. Diese sind die Konkurrenz der Kapitale untereinander und die grundsätzlich im Widerspruch stehenden Interessen von abhängig Beschäftigten und Kapitaleigentümern. In den makroökonomischen Modellen werden der dem Einzelkapital innewohnende Antrieb, bei gegebener Ausstattung und Belegschaft eine maximale Verwertung zu erzielen, sowie die Notwendigkeit, gegenüber den Konkurrenten Verwertungsvorteile zu erringen, ausgeblendet. Eine schöpferische Zerstörung, wie Schumpeter das nannte, findet nicht statt. Die keynesianischen Unternehmer brauchen als äußeren Antrieb, um zu investieren, immer eine Nachfrage; sie sind Reagierende. Sinkt diese, wofür eine zu hohe Sparquote und eine langfristig wirkende Bedürfnissättigung verantwortlich gemacht werden, sinken auch die Investitionen. Aber ein solch trauriges Bild geben die Kapitalisten nun wirklich nicht ab. Fehlt die Nachfrage wegen eines fehlenden Bedürfnisses, was macht das schon? Die Schaffung des Bedürfnisses und der entsprechenden Nachfrage ist Bestandteil der Investition; für entsprechende Kampagnen werden jährlich Milliarden ausgegeben. Eine Bedürfnissättigung wird es bezüglich konkreter Güter in der Tat immer wieder geben, aber erstens werden sie häufig durch andere Güter ersetzt, was zu einem Strukturwandel führt. Zweitens entstand die Menschheit nicht mit der Maslowschen Bedürfnispyramide im Kopf, die nur abgearbeitet wird. Bedürfnisse entstehen und entwickeln sich in der Auseinandersetzung mit der Natur; der menschliche Erfindungsgeist dürfte auch in dieser Hinsicht keine Grenzen haben.[14] Sind dann ein Bedarf und eine Nachfrage vorhanden, passen sich die Unternehmen nicht einfach an diese an. Vielmehr zwingt die Konkurrenz zu Investitionen, welche die Nachfrage übersteigen, weil erst dann die Marktsignale – sinkende Preise – vorliegen, die eine Reaktion erzwingen. Diese besteht in Kapitalzerstörung, erst durch Unterauslastung und später durch den Bankrott der schwächsten Unternehmen bis ein Gleichgewicht für den Moment hergestellt ist. Ein solches Moment muss es natürlich geben, anders ist der Fortbestand des Kapitalismus nicht zu erklären. Aber dafür ist dieses Moment dann auch ausreichend; ein dauerhaftes Gleichgewicht, ein „goldenes Zeitalter“ gab es bislang nicht und braucht es auch nicht. Die im neueren Keynesianismus favorisierte „koordinierte Makropolitik“ vermag zwar mehr, als die im Hinblick auf höhere Beschäftigung kontraproduktive, in sich widersprüchliche neoliberale Wirtschaftspolitik, aber da der privatkapitalistische, konkurrenzbasierte Antriebs- und Entscheidungsmechanismus weiter dominiert, bleiben die Effekte begrenzt.
Zweitens. Der Gegensatz zwischen Kapitaleigentümern und den abhängig Beschäftigten scheint dieser Theorie zufolge keine bedeutende Rolle zu spielen; eine Lohnsteigerung hat für das Einzelkapital keine Verwertungseinbuße zur Folge, weil die Bestimmung des Profits vom sogenannten Mark-up abhängt, einem vom Kapitaleigentümer selbst bestimmten Aufschlag auf die Gestehungskosten, eine „Bruttospanne, die so angesetzt ist, dass sie einen Gewinn ergibt, den die betreffenden Unternehmen aus ihrer Erfahrung heraus bei der kurzfristig gegeben Produktionskapazität als realisierbar ansehen“ und der um so höher ausfallen kann, je stärker sie ihn über den Preis am Markt durchsetzen können (er ist also abhängig vom Monopolgrad) und je höher die von den Löhnen bestimmte Nachfrage ist.[15]
Maurice Dobb hat wohl als Erster auf die Schwächen dieser Theorie hingewiesen, die darin bestehen, dass danach unter den Bedingungen vollständiger Konkurrenz kein Profit mehr erzielt würde[16], ein durchaus „neoklassisches“ Ergebnis. Ähnlich urteilt er über eine andere Variante post-keynesianischer Theorie, nach der der Profitanteil am Nationaleinkommen vom Wirtschaftswachstum und der Sparneigung der Kapitalisten bestimmt sei, bei einfacher Reproduktion also verschwinde.[17]
Das heißt, die produktionsseitige Determination des Profits und seine faktische Bestimmung im Verteilungskampf zwischen Kapital und Arbeit, ökonomische Tatsachen, denen schwer auszuweichen ist, sind durch diese Theorie aus dem Zentrum der ökonomischen Analyse herausgerückt, wenn nicht verschwunden. Überhaupt ist der Arbeitsmarkt, der Austausch zwischen Kapital und Arbeit, Dreh- und Angelpunkt kapitalistische Verwertung, zu einem sekundären, abgeleiteten Markt erklärt. Der geschaffene Neuwert ist keine in der Produktion determinierte Größe, bei deren Distribution die einen verlieren was die anderen gewinnen. Die Preispolitik der Unternehmen, die Fiskalpolitik des Staates und die Geldpolitik der Zentralbanken können so ausgelegt werden, dass der Verteilungskonflikt verschwindet. Dies offenbart eine völlig andere Sichtweise im Vergleich zur Klassik. Die Analyse bewegt sich ausschließlich auf der Preisebene, eine Wertebene gibt es nicht und wird auch nicht als relevant erachtet. Mit der Werttheorie wurde nach den Worten von Joan Robinson der Ökonomie „eine falsche Braut“[18] angehängt, der Wert sei eine metaphysische Größe ohne Inhalt, „just a word“[19]. Damit braucht es natürlich auch keine Arbeitswerttheorie und keine spezielle Theorie über die Bestimmung des Werts der Ware Arbeitskraft sowie des Austauschs und Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit. Die Argumentation auf der Ebene von Arbeitswerten wird von vielen – nicht allen – Post-Keynesianern als ein Dogma orthodoxer, gar vulgärer Marxisten, die Diskussion darüber als „scholastisch“ abgetan[20], und dies trotz – ein weiterer Widerspruch in seinem Werk – Keynes’ vager Andeutung einer Sympathie mit der „doctrine that everything is produced by labour …“[21].
Man könnte geneigt sein, viele Varianten keynesianischer Theorie als Kreislauftheorien ohne Wert zu bezeichnen. Aber auch Joan Robinson, die die ganze Frage der Preisrelationen beiseite lassen will, kommt nicht umhin, sich diesem vertrackten Feld der Analyse zuzuwenden und führt einen „Normalpreis“ oder „subjektiv-normalen Preis“ in ihre Theorie ein.[22] Und spätestens seit Sraffa[23] ist die Relevanz einer Werttheorie auch für Post-Keynesianer schwerlich zu negieren. Was bleibt, ist die häufige Ablehnung der Arbeitswerttheorie, aber wer weiß, vielleicht ändert sich das mit Fritz Helmedags „Rehabilitation des Arbeitswertes“.[24]
Drittens. Eine der objektiven Ursachen der Krise des Keynesianismus war die Globalisierung. Der Binnenmarkt und die Binnennachfrage sind für international agierendes Kapital desselben Landes nicht mehr allein wichtig; fehlt sie, kann das unter Umständen durch den Absatz auf äußeren Märkten ausgeglichen werden. Das heißt, die über höhere Löhne und steuerfinanzierte staatliche Ausgaben geschaffene höhere Nachfrage ist für diese Unternehmen nur nach der einen Seite, der Kostenseite hin, also negativ wirksam. Eine nur national orientierte keynesianische Nachfragepolitik kann also beschäftigungspolitisch unter Umständen ins Leere laufen. Zwar stellen sich die Zusammenhänge mit der steigenden Nachfrage auch auf globaler Ebene wieder her, aber wie sich dabei der Zeithorizont und die strukturelle Differenzierung darstellt, vermag niemand exakt zu sagen. Die Kosten dieser Politik dagegen sind für das Einzelunternehmen die sofort spürbare Wirkung.
Dies alles sind keine Argumente gegen eine Nachfragepolitik. Sie sind aber Achtungszeichen gegen eine Überschätzung der Wirksamkeit einer solchen Politik, und mit Illusionen über die Möglichkeiten einer mehr links orientierten Politik im Kapitalismus ist niemandem geholfen. Bezüglich des letzten Arguments sollte klar geworden sein, dass ein nationaler Alleingang umso weniger Erfolg versprechend ist, je geringer die relative Bedeutung des Binnenmarkts für die Verwertung des einheimischen Kapitals ist. Auch der Keynesianer Kurt W. Rothschild bleibt – als einer der wenigen dieser Schule – skeptisch: „Die Hoffnung auf ungebrochene Vollbeschäftigung im Rahmen des herrschenden Wirtschaftssystems wird man wohl fahren lassen müssen. … Aber zur Erzielung möglichst hoher anhaltender Beschäftigung lässt sich wohl einiges tun.“[25]
III. Das Dilemma des Marxismus
Was hat hinsichtlich der Beschäftigungspolitik die von Marx her kommende ökonomische Theorie zu bieten? Neben vielem Anderem leidet die marxistische Ökonomie auch daran, dass Marx von der unaufhaltsamen und stetigen Zuspitzung aller kapitalistischer Widersprüche ausging und deshalb nicht viele Gedanken auf eine den Arbeiterinteressen verpflichtete Wirtschaftspolitik im Kapitalismus verwendete, so sehr er auch Fortschritte in deren Interesse für notwendig und möglich hielt. Selbst wenn er das geplante sechsteilige Werk hätte verwirklichen können – dass er diesen Grundgestus geändert hätte, ist nicht anzunehmen. Auch gegen Ende seines Lebens, nachdem er Grundzüge seiner Theorie teils veröffentlicht und mehr noch in unfertigen Manuskripten dargelegt hatte, galt sein Hauptaugenmerk der revolutionären Überwindung des Kapitalismus. Hinzu kommt, dass der unfertige Charakter seines Werkes Leerstellen, Widersprüche und Fehler (erinnert sei an das Transformationsproblem) unvermeidbar macht. Der von Engels editierte Nachlass beruht auf Manuskripten und theoretischen Gedanken, die Marx selbst als noch nicht reif für eine Veröffentlichung erachtete; immer wieder zögerte er, wollte die nächste Krise abwarten, weil sie neue Erkenntnisse bringen könnte. Die Komplexität, innere Widersprüchlichkeit und historische Dynamik seines Gegenstandes geht über das in einem Menschenleben erstmals theoretisch Erfass- und Darstellbare wohl weit hinaus, zumal er nicht über die heute zur Verfügung stehenden empirischen, statistischen und mathematischen Methoden verfügte. Aber ein Großteil seiner Schüler nahm alles, selbst noch die bei- und vorläufigste Bemerkung, wörtlich. Ein, wenn nicht der Hauptstrom der weiteren marxistischen Theorieentwicklung folgte dem erwähnten Marxschen Grundgestus und jede Abweichung davon wurde – je nachdem – als reaktionär, reformistisch oder revisionistisch bekämpft. Ohne die weitere theoretische Entwicklung der marxistischen politischen Ökonomie in Abrede zu stellen[26], ist es schon bezeichnend, dass bezüglich unseres Gegenstandes in selbst erst jüngst erschienenen Arbeiten nur äußerst wenig Referenzen auf Autoren des 20. Jahrhunderts verweisen, sondern fast überwiegend nur Marx zitiert zu werden braucht.[27]
Die Wirklichkeit folgte jenem Marxschen Verdikt nicht, auch wenn viele seiner Voraussagen sich in bestechender Weise bewahrheitet haben, auf jeden Fall wohl mehr, als bei jedem beliebigen anderen sozialwissenschaftlichen Autoren seines Jahrhunderts. Soweit es die in diesem Beitrag zu besprechenden Fragen betrifft, sind folgende Fakten zu nennen: Wohl ist die Existenz einer Reservearmee und sogar wachsender Arbeitslosigkeit, verbunden mit globalem Elend, unbestreitbar, aber erstens konnten zumindest in entwickelten Ländern die sozialen Folgen der Arbeitslosigkeit durch Schaffung von Sozialsystemen teilweise beherrscht werden und zweitens gibt es Schwankungen und nationale Unterschiede in der Arbeitslosigkeit, in bestimmten Fällen sogar Vollbeschäftigung. Die wachsende Vergesellschaftung der Produktion hat sich nicht in einem stetigen Prozess von Konzentration und Zentralisation der Produktion und des Reichtums bis hin zu einem Staatsmonopol auf der einen Seite und Verelendung (absolut oder relativ) auf der anderen Seite vollzogen. Die „Expropriation der Expropriateure“ reifte nicht so heran, wie gemutmaßt; und dort, wo sie politisch vollzogen wurde, endete sie in einem Fiasko. Vielmehr entwickelten sich in einem differenzierten Prozess zwar Kapitalgebilde von einer Größe und Macht, wie sie sich wohl selbst Marx nicht hätte vorstellen können, aber diese Größe und Macht wird mit dem Wachsen der Weltwirtschaft nicht nur immer wieder relativiert, daneben existiert außerdem eine größere Vielfalt von Eigentums- und Konkurrenzformen, die das kapitalistische System flexibel hielten. Und wo von skandalösem Elend in dieser reichen Welt gesprochen werden muss, besteht die gegenwärtige Lösung für viele der Betroffenen wohl weniger darin, sie von der Ausbeutung als doppelt freie Lohnarbeiter zu befreien, sondern eher darin, sie aus der Exklusion davon zu befreien, sie also in Lohnarbeiter zu verwandeln.
Es stellt sich also schon die Frage nach Defiziten des Marxschen Werkes, die zu solchen Fehleinschätzungen führten. Könnte es sein, dass die angesprochenen Prognosen sich im Rahmen seiner Theorie gar nicht zwingend ergeben, sondern eher dem „exoterischen“ Marx[28] zuzuordnen sind? Wenn letzteres der Fall ist: Welche wirtschaftpolitischen Schlüsse lassen sich aus seiner Theorie der industriellen Reservearmee dann ziehen? Gibt es Ansätze für die Begründung einer marxistischen Beschäftigungspolitik? Wie müsste eine Weiterentwicklung des Marxschen Ansatzes aussehen, die zu einer solchen Begründung führt? Müssen wir dazu wieder nur Marx-Exegese betreiben, oder könnte es sein, dass es im 20. Jahrhundert theoretische Entwicklungen gegeben hat, die zwar Marx nicht buchstabengetreu gefolgt sind, aber seinen den Interessen der ausgebeuteten Klassen verpflichteten emanzipatorischen Zielen folgten und trotzdem zu praktikablen Schlüssen bezüglich einer Beschäftigungspolitik gelangten?
Der für unsere Fragestellung relevante Grundbestand der Marxsche Theorie umfasst etwa folgende Elemente:
Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist auch hierfür die Arbeitswert- und die Ausbeutungstheorie, durch die sich eine Einheit von Widerspruchs- und Funktionalanalyse des Kapitalismus und emanzipatorischen Schlussfolgerungen ergibt. Es ist die werttheoretische Grundlage seiner Beschäftigungs- oder Bevölkerungstheorie, die zum Schluss führt, dass bei gegebenem Wert Lohnsteigerungen wegen wachsenden Werts der Arbeitskraft oder Lohnkampf zu Mehrwertminderung führen und die Akkumulation und Beschäftigung beeinträchtigen. Primär ist in dieser Wechselwirkung allerdings nicht der Lohn, sondern die Kapitalakkumulation. Die Behandlung des Problems der Beschäftigung im Band I des „Kapitals“ und damit auf der Ebene der Wert- und Mehrwertkategorie ist allerdings unvollständig und wird in Band II und III ergänzt, wobei Marx auch dann noch anmerkt, dass verschiedene Punkte weiterer Ausführung bedürfen. Auch dann wird aber die Wertebene eigentlich nicht verlassen. Letztlich bleibt die Akkumulation an die Verteilung eines einmal geschaffenen Werts gebunden, so dass Lohnsteigerungen die Akkumulation wieder beschränken. Die Elastizität und Dehnungsfähigkeit, welche die Akkumulation durch Wert-Preis-Abweichungen und den Kredit erhält, wird von Marx bezüglich des Arbeitsmarktes kaum thematisiert.
Konstituierendes Moment seiner Theorie sind die spezifischen Eigentumsverhältnisse des Kapitalismus, die eine dezentrale Entscheidungsstruktur, den Äquivalenzaustausch und die Konkurrenz sowie die Spezifik des Austauschs zwischen Kapital und Arbeit und somit die Aneignungs- und Distributionsverhältnisse bedingen. Marx hat die Bücher von der Lohnarbeit, von der Konkurrenz und vom Staat nie geschrieben, aber zu seiner Zeit konnte er noch nicht sehen, in welch weit reichender Weise die Eigentums- und Entscheidungsstrukturen sich modifizierten und durch die Existenz eines immer stärker im Reproduktionsprozess involvierten Staates beeinflusst werden.
Die durch die Eigentumsverhältnisse determinierten Klassengegensätze reproduzieren sich, d.h. Arbeiterklasse bleibt in abhängiger, ausgebeuteter Position und was die Verteilung anbelangt, in einer sozialen Stellung, die sie immer aufs Neue zum Verkauf der Arbeitskraft zwingt. Sie vermag sich nicht in die Position von Eigentümern an den Produktionsmitteln zu begeben. Die Reproduktion dieser Stellung wird durch die Existenz einer industriellen Reservearmee erzwungen. Allerdings ist diese Stellung heute durch gewerkschaftliche Verhandlungsmacht und parlamentarische Einflussmöglichkeiten modifiziert.
Der Antrieb des Systems wird mit der Formel G-W-G’, der Existenz des Geldes als Kapital, sich verwertendem Wert, begründet. Marx braucht kein irgendwie äußeres, vielleicht subjektives Moment für die Bestimmung der Investitionen, keine Investitionsfunktion, wie das bei Keynes und in der Neoklassik der Fall ist; er setzt den Akkumulationstrieb und den Antrieb zum technischen Fortschritt axiomatisch voraus, er ist dem Kapital inhärent und grenzenlos.
Eine Grundeigenschaft des technischen Fortschritts ist die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit mittels verbesserter Technik. Durch sie wird lebendige durch vergegenständlichte Arbeit ersetzt. Akkumulation ist im historischen Verlauf somit durch eine raschere Akkumulation des konstanten im Vergleich zum variablen Kapital verbunden.
Obwohl Marx wesentliche Grundlagen einer Beschäftigungs- und Krisentheorie geschaffen hat, mangelt es an einer geschlossenen, in sich widerspruchsfreien Darstellung der Akkumulation im zyklischen Wirtschaftsablauf und in den einzelnen Phasen des Zyklus und im Zusammenhang von Wert, Preis, Geld, Lohn, Profit, usw. Vieles bleibt unvollständig, suchend und tastend. Die erklärte Absicht, diese Bewegungen auch mathematisch zu erfassen und damit die innere Konsistenz und Klarheit sowie empirische Abstützung seiner Theorie zu verbessern, gab er „vorläufig“[29] auf. Wichtige Elemente lassen sich freilich rekonstruieren: Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist kein Gleichgewichtssystem und die spätere Idee eines „Lebens im Trend“ lag ihm völlig fern. Zyklische und strukturelle Krisen (in denen auch die industrielle Reservearmee reproduziert wird) gehören zu dessen Existenzbedingungen und generieren einen ex post erfassbaren Trend.
Ursache der Krisen ist nicht der Nachfragemangel oder die Unterkonsumtion, sondern die in der Bewegung G-W-G’ begründete Überakkumulation über jede gegebene Nachfrage hinaus. Die Konkurrenz um Marktanteile und um die Kaufkraft der Nachfrager zwingt alle Unternehmen zu Investitionen und Produktionssteigerungen, solange keine anders gerichteten Marktsignale vorliegen, und der Kreditmarkt ermöglicht diese Steigerungen über die laufenden Realisierungsbedingungen hinaus. Eine Koordination der Investitionsentscheidungen ist nicht nur unmöglich, sie würde von den Einzelkapitalen auch unterlaufen, um zumindest zeitweilige Vorsprünge zu erringen. Der time lag bis zur Profitrealisierung beim Güterabsatz verhindert zudem eine kurzfristig wirksame und flexible Rückkopplungsreaktion. Gleichgültig, wie sich die Nachfrage als Folge bestimmter Arbeitsmarktsituationen, von Tarifabschlüssen oder staatlichen Einflüssen entwickelt, die Unternehmen investieren und steigern so lange die Produktion, bis am Markt eine Überproduktion wirksam wird. Erst dann entstehen Marktsignale und damit Informationen über die Existenz von Überakkumulation. Dann ist es „zu spät“ und die Korrektur kann sich nur durch das Ausscheiden von Kapital und Erwerbstätigen aus dem Verwertungsprozess vollziehen. Die Notwendigkeit der Krise beruht somit auf der spezifischen Doppelrolle der Löhne und systembedingten Defiziten: einem Koordinations-lag, einem Informations- und einem time-lag.[30] Steigende Löhne können Krisen, mithin konjunkturelle Arbeitslosigkeit, nicht verhindern. Dazu sei zu bemerken, so Marx, „dass die Krisen jedes Mal gerade vorbereitet werden durch eine Periode, worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter größern Anteil an dem für die Konsumtion bestimmten Teil des jährlichen Produkts erhält. Jene Periode müsste – von dem Gesichtspunkt dieser Ritter vom gesunden … Menschenverstand – umgekehrt die Krise entfernen. Es scheint also, dass die kapitalistische Produktion vom guten oder bösen Willen unabhängige Bedingungen einschließt, die jene relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen, und zwar immer nur als Sturmvogel einer Krise.“[31]
Krisen stellen die Bedingungen zur Reproduktion immer wieder aufs Neue her, weil sie die Disproportion von Angebot und Nachfrage zeitweilig beseitigen; sie sind somit unumgänglich notwendig und sichern den Bestand des Systems. Eine stetige Verschärfung aller Widersprüche des Kapitalismus findet also keineswegs statt. Krisen führen somit nicht zum Zusammenbruch, sondern irgendwann vielleicht zu einer nicht mehr akzeptierten Zuspitzung der Klassenwidersprüche, die einer politischen Lösung bedürfen.
Marx zeigt, dass die industrielle Reservearmee nicht nur ein allgemeines Phänomen ist, sondern einer konjunkturellen Bewegung unterliegt und darüber hinaus in einer strukturellen Differenziertheit existiert. Erscheinungsformen, die heute als Mismatch-Arbeitslosigkeit bezeichnet werden, und auf territoriale, strukturelle und andere Verwerfungen abstellen, beschreibt er ebenso wie das Hystereseproblem, d.h. jene Arbeitslosigkeit, die zur Exklusion, zum dauerhaften Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt, führt.
Problematisch ist die Bestimmung der Rolle eines „tendenziellen Falls der allgemeinen Profitrate“ für die Verwertungstendenzen und die Beschäftigung, ganz davon abgesehen, dass die Existenz einer allgemeinen Profitrate von Marx, wie inzwischen bekannt ist, fehlerhaft abgeleitet ist. Obwohl er die Faktoren, die eine Steigerung der Profitrate bewirken, ausführlich behandelt, ist für ihn die Tendenz zum Fall bestimmend und für den Kapitalismus schicksalhaft und selbstzerstörerisch. Faktisch beweist er aber an keiner Stelle, warum die Kräfte, die eine sinkende Profitrate bewirken, jeweils überwiegen. Dies hängt damit zusammen, dass er sich auf die Analyse der „organischen Zusammensetzung“ des Kapitals konzentriert, d.h. derjenigen wertmäßigen Zusammensetzung, welche die technische Zusammensetzung und deren Entwicklung widerspiegelt. Damit bleiben bestimmte Arten der Produktivkraftentwicklung unterbelichtet, bei denen zwar die technische Zusammensetzung steigt, aber die für die Verwertung entscheidende wertmäßige Zusammensetzung sinkt, weil die Produktivität in der Abteilung I schneller als die in Abteilung II steigt, oder bei denen die wertmäßige Zusammensetzung langsamer als die Mehrwertrate steigt. Ebenfalls keiner systematischen Analyse unterwirft er eine immer wichtiger werdende Richtung der Produktivkraftentwicklung, die Entwicklung neuer Gebrauchswerte und deren Bedeutung für die Profitrate und -höhe. Während er also bezüglich des Konjunkturzyklus die erneuerte Reproduktionsfähigkeit des Kapitalismus konstatiert, hält er bezüglich der Profitrate offensichtlich an einer überzyklisch fallenden Tendenz fest, weil er auf diese Weise den geradezu mathematischen Beweis des transitorischen Charakters des Kapitalismus gefunden zu haben glaubt. So mutmaßt er, die Dauer der Zyklen verkürze sich beständig und betrachtet das, fälschlicherweise, wie wir heute wissen, als „ein schlechtes Omen für die Dauer der bürgerlichen Welt.“[32]
Da die Beseitigung des Kapitalismus im 20. Jahrhundert gescheitert ist und selbst von Marx ausgehende Theoretiker diesem System inzwischen ein noch langes Leben prophezeien[33], bleibt nichts anderes übrig, als zu schauen, ob es in der transitorischen Kapitalismusthorie Ansätze für eine praktikable Wirtschaftspolitik im Interesse der abhängig Beschäftigten gibt. Dabei hilft die Überzeugung, dass nichts so praktisch ist wie eine gute Theorie.
IV. Über Marx hinaus
Der ökonomische Klassenkampf zu Marx’ Lebzeiten war nicht primär auf höhere Beschäftigung oder Verminderung der Arbeitslosigkeit gerichtet, sondern auf die Sicherung der Reproduktion der Arbeiter und Verminderung der Ausbeutung. Die soziale Frage konzentrierte sich also auf die Frage der Arbeitszeit, die Höhe der Löhne und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. So wurde z.B. die Arbeitszeitverkürzung als Möglichkeit zur Verminderung der Arbeitslosigkeit erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts politisch thematisiert.[34] Und obwohl sich der Zusammenhang von Beschäftigungsumfang und Arbeitszeit ohne Weiteres aus den Überlegungen von Marx deduzieren lässt, hat er dies selbst an keiner Stelle getan. Wie oben dargelegt, gilt dies auch für den Zusammenhang von Lohnhöhe, Nachfrage und Beschäftigung. Allerdings geht Marx hier explizit davon aus, dass über Lohnsteigerung keine wachsende Beschäftigung zu erreichen ist. Friedrich Engels merkt an der bereits zitierten Stelle: „Ad notam für etwaige Anhänger der Rodbertusschen Krisentheorie. F.E.“[35]
Ist es also überhaupt sinnvoll, über höhere Löhne und Beschäftigung nachzudenken, wenn doch scheinbar nur die Alternative höhere Beschäftigung oder höherer Lohn steht? Diese Entgegensetzung verkennt freilich, dass der Konjunkturzyklus in einer historischen Zeit existiert. Für die abhängig Beschäftigten ist eine auch nur zeitweilige Verbesserung ihrer Lage immer einer schicksalhaften Ergebenheit vorzuziehen. Ist eine „relative Prosperität der Arbeiterklasse“, wie Marx das nennt, nicht erstrebenswert, auch wenn sie nur „Sturmvogel der Krise“ (Marx) ist? Immerhin dauert ein Zyklus heute um die sieben Jahre und langfristig sind wir, wie Keynes treffend bemerkte, sowieso alle tot. Die Auseinandersetzung um höhere Löhne und um einen höheren Anteil an dem über den Staat umverteilten Nationaleinkommen ist also trotzdem sinnvoll und zwar nicht nur aus sozialpädagogischen Gründen zur Einübung „des letzten Gefechts“, wie das gelegentlich in der älteren Arbeiterbewegung gesehen wurde, sondern auch aus ökonomischen Gründen. Der Wert der Arbeitskraft wird neben der Produktivkraft der Arbeit in den Subsistenzmittel produzierenden Sektoren auch durch ein historisch-moralisches Moment mit bestimmt, die Verbesserung der Lage schafft also auch langfristig bessere Vorrausetzungen im Verteilungskampf. Hinzu kommt, dass höhere Löhne eben auch höhere Nachfrage und damit wenigstens zeitweilig höhere Beschäftigung bedeuten. So wie sich Marx über die Kompensationstheorie empört, nach der die „Leiden der durch die Maschinerie verdrängten Arbeiter also ebenso vergänglich wie die Reichtümer dieser Welt (seien)“[36], so empörend ist ein Argument, dass Verbesserungen der Lage von abhängig Beschäftigten gering schätzt, weil dies nur zeitweilig der Fall sei. Im Gegensatz zu Marx müssen wir heute davon ausgehen, dass es durchaus Sinn macht, für eine Wirtschaftspolitik zu streiten, mit der höhere Löhne, niedrigere Arbeitszeit und höhere Beschäftigung erreicht wird, auch wenn man mit ihm der Überzeugung ist, dass höhere Löhne nicht bedeuten, dass dauerhaft Vollbeschäftigung ermöglicht wird.
Wird von den Ursachen der zyklischen und Strukturkrisen ausgegangen, also zyklischer und struktureller Überakkumulation aufgrund der profit- und konkurrenzgesteuerten Investitionen, so muss das Schließen einer vermeintlichen Investitionslücke auf Seiten der Privatwirtschaft mit Hilfe fiskal- und geldpolitischer Instrumente die Überakkumulationstendenz verschärfen. Vielmehr muss Kapital dem privaten, profitgetrieben Entscheidungskalkül entzogen werden, entweder durch Investitionslenkung oder durch steuer-, gegebenenfalls auch kreditfinanzierte öffentliche Investitionen, die nicht wieder auf dem Umweg der Umverteilung unmittelbar der privaten Akkumulation zugute kommen. Hohe Steuern auf hohe Einkommen dienen mithin nicht nur der Verminderung von Netto-Einkommensunterschieden, sondern auch der Hemmung einer Überakkumulationstendenz.
Da eine solche Politik den Profit des nationalen Kapitals belastet und Kapitalexport und Güterimport stimuliert, muss sie durch international wirkende Maßnahmen ergänzt werden. Laufen diese darauf hinaus, durch nationale Alleingänge Kapitalabwanderung oder Güterimporte zu verhindern oder zu erschweren, sind sie in Zeiten der Globalisierung nicht nur perspektivlos, sondern faktisch nationalistisch und reaktionär. Die adäquate und progressive Antwort kann nur darin bestehen, eine „internationalistische“ Politik zu betreiben, d.h. eine im internationalen Raum gleichgerichtete Beschäftigungspolitik anzustreben. Jeder Schritt zu höherer Beschäftigung, sofern er nicht auf Kosten anderer abhängig Beschäftigter, national und international, geht, ist ein richtiger Schritt und stärkt ihre gemeinsame Verhandlungsmacht. Jeder Schritt, der die Konkurrenz unter ihnen verschärft, ist eine Stärkung der Position der Kapitaleigentümer.
Schon diese knappe Skizze einer beschäftigungspolitischen Agenda[37] zeigt Ähnlichkeiten von marxistischem und post-keynesianischem Herangehen. Der Marxsche Ansatz scheint aufgrund seiner arbeitswerttheoretischen Fundierung insgesamt breiter und umfassender als der post-keynesianische zu sein, wenngleich auf einzelnen Feldern die Leerstellen andersherum verteilt sind; dies betrifft zum Beispiel Fragen der Fiskal- und der Geldpolitik. Sobald es um Fragen der Macht, des Eigentums, der Schaffung des Reichtums und der Entfremdung geht, finden sich bei Keynes und seinen Nachfolgern kaum theoretische Ansatzpunkte. Sobald es jedoch um die Ausarbeitung einer Wirtschaftspolitik im Interesse der Arbeiter geht, zeigt sich, dass die Marxsche Theorie vervollständigt und um Fehler und Widersprüche bereinigt werden muss. Sie muss für die gegenwärtigen Bedingungen erweitert und modifiziert werden. Dies scheint ohne Rückgriff und Integration post-keynesianischer Theorien schwerlich denkbar, oder, wie es Robinson formulierte: “Thus it appears that which ever branch of Marx’ theory of crisis we follow, it is necessary to call in Keynes’ analysis to complete it, and neither part of Marx’ argument can stand up by itself. …and Marx theory ... is as much required to supplement Keynes as Keynes’ theory is to supplement Marx.”[38] Wenn Post-Keynesianer sagen, lasst uns mit solchen Überlegungen in Frieden, mag der Marxist vielleicht skeptisch bleiben, aber die Sympathie für diesen Ansatz kann er nicht verweigern. „Political economy is not a closed text, … it remains open to the creative moulding of controversy …”, wie Maurice Dobb diesen vielleicht unbefriedigenden, aber unvermeidlichen vorläufigen Schluss kommentiert.[39]
[1] Eckhard Hein, Arne Heise, Achim Truger (Hrsg.), Neu-Keynesianismus, Marburg 2003, S. 12.
[2] Alfred Müller, Die Reformlüge, München 2004, S. 56.
[3] Ulrich Fritsche/Michael Heine/Hansjörg Herr/Gustav Horn/Cornelia Kaiser, Makroökonomisches Regime und ökonomische Entwicklung: das Beispiel USA, in: Eckhard Hein/Torsten Niechoj/Thorsten Schulten/Achim Truger, Europas Wirtschaft gestalten, Hamburg 2004, S. 77.
[4] „It is in determining the volume, not the direction, of actual employment that the existing system has broken down.” („Das heutige System ist hinsichtlich der Bestimmung der Dimension, nicht der Richtung der Beschäftigung zusammengebrochen.“ J.M.Keynes, The General Theory of Employment, Interest and Money, London 1964 (1936), S.379) Genau das meinte 1972 J. Robinson mit der „zweiten Krise der der ökonomischen Theorie“ und bezog dies auf die keynesianische Theorie. J. Robinson, The Second Crisis of Economic Theory, in: American Economic Review vol. LXII, 1972.
[5] Was Wunder, wenn das in den USA mit einer traditionell viel stärker auf einen riesigen Binnenmarkt orientierten Wirtschaft etwas anders gesehen wird.
[6] Herbert Schui, Stephanie Blankenburg: Neoliberalismus. Theorie, Gegner, Praxis, Hamburg, 2002, S. 8.
[7] John Maynard Keynes, a.a.O., S. 378f.
[8] John Maynard Keynes, a.a.O., S. 377 (“moderat konservativ in ihren Voraussetzungen”).
[9] John Maynard Keynes, Das Ende des Laissez Faire, in: Herbert Schui, Holger Paetow (Hrsg.) Keynes heute, Hamburg 2003, S. 25.
[10] In einem berühmten Brief an George Bernhard Shaw schreibt er: „… in particular the Ricardian Foundations of Marxism will be knocked away.“ (“…insbesondere die ricardianischen Grundlagen des Marxismus werden beseitigt.”) In: The collected Writings of John Maynard Keynes, 13, London 1973, S. 492. Zitiert in: Paul Davidson, Post Keynesian Macroeconomic Theory, Cambridge 1994, S. 4.
[11] Vgl. z.B. Jan Priewe, Fünf Keynesianismen – zur Kritik des Bastard-Keynesianismus, in: H. Heseler (Hrg.), Gegen die Marktorthodoxie, Hamburg 2002.
[12] Kazimierz Laski, Einleitung zu: Michal Kalecki, Krise und Prosperität im Kapitalismus. Ausgewählte Essays 1933-1971, Marburg 1987, S. 29.
[13] Joan Robinson, Die Akkumulation des Kapitals, Wien o.J. (London 1958), S. 199ff.
[14] Wenn von einigen Autoren das schwache Wachstum seit Beginn der 1970er Jahre auf solche Sättigungstendenzen zurückgeführt wird, so fragt sich, wieso die Sparquote im Trend keineswegs gestiegen, sondern im Gegenteil gesunken ist.
[15] Ebenda, S. 210. Das Konzept stammt von Michal Kalecki.
[16] Maurice Dobb, Theory of value and distribution since Adam Smith, Cambridge 1973, S. 269.
[17] Ebenda, S.270.
[18] Joan Robinson, Die Akkumulation …, S. 7.
[19] Joan Robinson, Economic Philosophy, Garden City 1962, S. 47.
[20] Vgl. Kazimierz Laski, Einleitung ..., a.a.O., S. 23. Eines der ersten linken Verdikte gegen die Arbeitswerttheorie stammt von Oskar Lange, einem Landsmann Kaleckis. Lange würdigte Marx in seinem bekannten Essay von 1935 für seine evolutionäre Theorie des Kapitalismus, wies dessen Arbeitswerttheorie aber als „antiquiert“ zurück (Oskar Lange, Marxian Economics and Modern Economic Theory, in: David Horowitz [ed.] Marx and Modern Economics, New York, London 1968, S.79) Diese Theorie sei die Ursache dafür, dass der Marxismus sowenig beitragen könne zur praktischen Lösung des Konjunkturproblems. Damals widersprach ihm sehr entschieden der spätere Nobelpreisträger Wassily Leontief (Wassily Leontief, The Significance of Marxian Economics for Present-day Economic Theory, in: David Horowitz, a.a.O., S. 88 -99).
[21] J. M. Keynes, a.a.O, S. 213 (“…mit der Lehre, daß alles durch die Arbeit geschaffen wird”).
[22] Joan Robinson, Die Akkumulation …, S. 210.
[23] Piero Sraffa, Warenproduktion mittels Waren, Berlin 1968.
[24] Fritz Helmedag, Warenproduktion mittels Arbeit, Marburg 1992.
[25] Kurt W. Rothschild, Arbeitslose: Gibt’s die?, Marburg 1990, S. 102.
[26] Vgl. z.B. die Übersicht von Michael Heinrich, in: Elmar Altvater, Rolf Hecker, Michael Heinrich, Petra Schaper-Rinkel, Kapital.doc, Münster 1999, S. 188-220.
[27] Im Historisch-kritischen Wörterbuch des Marxismus zum Beispiel taucht kein marxistisch besetzter Begriff der Beschäftigungs- oder Arbeitsmarktpolitik auf.
[28] Vgl. zur Unterscheidung von esoterischem und exoterischem Marx: Wolfgang Jahn, Die Problemantinomie in der Entwicklung von Ware, Wert und Geld zwischen dem esoterischem und exoterischen Werk von Karl Marx und die Folgen. In: Defizite im Marxschen Werk, IMSF, Frankfurt a.M. 1992, S. 20.
[29] Marx an Engels am 31. Mai 1873, MEW Bd. 33, S. 82.
[30] Der von den Keynesianern im Kontrast zu den Neoklassikern betonte Begriff des Handelns unter Unsicherheit trifft das Problem nur unzureichend. Das Problem liegt nicht darin, dass der einzelne Unternehmer sich wegen fehlender Informationen unsicher ist, sondern darin, dass er selbst zwangsweise die Unsicherheit schafft, indem er „schöpferisch“ handeln muss.
[31] Karl Marx, Das Kapital Band II, Berlin 1972, S. 409f.
[32] Brief von Marx an Pjotr Lawrow am 18.6.1876, in: MEW Bd. 34, S.145.
[33] Georg Fülberth, G Strich – Kleine Geschichte des Kapitalismus, Köln 2005, S. 300.
[34] Frank Niess, Geschichte der Arbeitslosigkeit, Köln 1979, S. 14f.
[35] Karl Marx, Das Kapital, Band II, Berlin 1972, S. 401.
[36] K. Marx, Das Kapital, Band I, Berlin 1972, S.463.
[37] Vgl. ausführlicher: Jürgen Leibiger, Ursachen der Massenarbeitslosigkeit und alternative Beschäftigungspolitik, Pankower Vorträge, Heft 73, Berlin 2005.
[38] Joan Robinson,: Marx and Keynes, in: David Horowitz, a.a.O., S. 115. (“Welcher Richtung der Marxschen Krisentheorie wir auch folgen, es ist offenbar notwendig, Keynes’ Analyse heranzuziehen, um sie zu vervollständigen – wie auch kein Teil der Marxschen Argumentation für sich stehen kann. Die Marxsche Theorie ist ebenso notwendig, um Keynes zu ergänzen, wie Keynes Theorie Marx ergänzen muss.“)
[39] Maurice Dobb, a.a.O., S. 272. (“Politische Ökonomie ist kein abgeschlossener Text, sie bleibt offen für die schöpferische Gestaltungskraft der kontroversen Diskussion.“)