Nach einem Grußwort von Colin Leys, stellte Sebastian Budgen das Projekt der Konferenz vor. Die wichtigsten Aufgaben des sich aus seiner Post-1989er-Talsohle emporarbeitenden Marxismus seien heute erstens die Überwindung des Problems der akademisch-einzelwissenschaftlichen Fragmentierung, zweitens die Trennung von marxistischer Theorie und Praxis, d.h. die Spaltung des Marxismus in einen akademischen und einen aktivistischen Flügel, und drittens das sogenannte GMAS – „Generalized Marxist Autistic Syndrome“ –, d.h. die Versuche des „Marxismus in einem Land“, denen sich die Zeitschrift „Historical Materialism“ mit dem Projekt eines kosmopolitischen Marxismus entgegenstelle.
Die größten Hindernisse für das anvisierte Projekt eines wechselseitigen voneinander Lernens über die nationalen Grenzen hinweg seien dreifacher Gestalt: erstens die linguistische Barriere, zweitens die materielle Barriere (Kosten für Übersetzungen, Reisekosten, etc.) sowie drittens die kulturelle Barriere. Dennoch sei der transnationale Austausch Bedingung einer erfolgreichen Erneuerung des Marxismus.
Die Konferenz setzte sich aus sieben dreischienigen Workshops sowie drei Plenarsitzungen mit mehr als 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus knapp zehn Ländern zusammen. Im ersten Workshop diskutierte Frieder Otto Wolf über die Bedeutung des Marxschen „Kapital“ und die Schwierigkeit, ein „Marxist in der Philosophie“ zu sein. Wolf ging im Kontext der Auseinandersetzung zwischen der deutschen hegelianisch-dialektischen marxistischen Tradition (Lukacs, Korsch, Frankfurter Schule) und den französischen Strukturalisten (Goldmann, Althusser, Poulantzas) der zentralen Frage nach, ob und inwiefern der Marxismus als eine in sich geschlossene Theorie zu verstehen ist, d.h. ob der Marxismus eher als eine kategoriale Philosophie oder als eine empirische Sozial- bzw. Einzelwissenschaft zu behandeln ist. Hierbei sei es wichtig, das „Kapital“ weder als die simple Beibehaltung der dialektischen Methode (Reichelt-Position) noch – gegenteilig – als die Abkehr von der dialektischen Methode (Riedel-Position) zu verstehen. Es müsse ein dritter Weg zwischen der schematischen Beibehaltung der Dialektik und der Reduktion des Marxismus auf eine sozialwissenschaftlich-einzelwissenschaftliche Methode unter anderen gefunden werden. Die materialistische Dialektik bei Marx sei als ein „im Entstehen begriffenes Projekt“ zu interpretieren. Die Anwendung der marxistischen Dialektik müsse als ein Vierschritt gedacht werden: Erstens Voraussetzung konstitutiver Fakten in einem Feld (Analyse), zweitens der Artikulation der theoretischen Felder (Vorwärtssynthese), drittens das Überdenken der theoretischen Felder (Rückwärtssynthese) und viertens der praktisch aus der Analyse zu ziehenden Konsequenzen. Hieraus folge, dass der marxistische Denker nicht im Sinne der hegelschen Dialektik als auf der Höhe des Weltgeistes und Gott verstanden werde. Es gebe in der marxistischen Dialektik keine transzendentale Position, keinen Punkt, von dem aus die Totalität der gesellschaftlichen Verhältnisse aus betrachtet werden könne. Die marxistische Analyse stehe permanent inmitten eines Kraftfeldes aus (neuen) kontingenten Widersprüchen (Lohnkämpfe, Geschlechterfrage etc.). Die marxistische Philosophie sei insofern kontingent, als sie gezwungen sei, die existierenden Bewegungen und Parteien etc. empirisch statt abstrakt zu bewerten. Dabei komme es auf eine Polyphonie der marxistischen Philosophie und der sozialistischen Politik an.
Chris Arthur (Werttheoretiker, London) bemerkte hierzu kritisch, dass der von Wolf beschriebene Vierschritt schon bei Hegel zu finden sei, woraufhin Wolf erwiderte, dass für Marx eine Theorie des menschlichen Geistes unvorstellbar sei, da Marx anders als Hegel den Geist nicht als vorgesellschaftlich voraussetzen könne. Es existiere zweifelsfrei eine Nähe zwischen der idealistischen und der materialistischen Dialektik, doch trenne beide der von ihm skizzierte Vierschritt. In der materialistischen Dialektik müssten die konstitutiven Fakten abgesichert und zum Schluss synthetisiert rückgebunden werden. Die Marxsche Theoriebildung sei zwar keine bloße empirische Einzelwissenschaft und bliebe tatsächlich philosophisch-dialektisch wie die Hegelsche. Die dialektisch-philosophische Lesart des Kapitals sei aber unfähig, Kontingenzen wie die Geschlechter- und Naturverhältnisse logisch abzuleiten.
Im Anschluss referierte der Wirtschaftswissenschaftler Michael Lebovitz die Thesen seines Buches „Beyond Capital“. In diesem stellt er die These auf, dass in den drei Bänden des Marxschen Kapitals eine Theorie der Lohnarbeit fehle, die Marx, hätte er nur länger gelebt, als Gegenstück zu seiner Arbeit über das Kapital geliefert hätte. Die gedankliche Voraussetzung eines festen Reproduktionsniveaus im „Kapital“ sei mit den Vorarbeiten in den Grundrissen nicht identisch, wo Fragestellungen formuliert und dann aufgeschoben wurden, die in eine Theorie der Lohnarbeit gemündet wären. Im „Kapital“ existiere der fundamentale Widerspruch zwischen der Verelendungstheorie und der Tatsache, dass die Steigerung der Produktivität auch für die Lohnarbeit ein Vorteil sei, weshalb es ein gemeinsames Interesse von Kapital und Arbeit an der Steigerung der Produktivität gebe. Zur genauen Ausarbeitung dieses Zusammenhangs schlug Lebovitz die Einführung einer sogenannten Variable „x“ vor, die sich durch den vom Kapital tendenziell forcierten „Grad der Fragmentierung zwischen den Arbeitern“ definiere. Somit sei man (im Sinne der Rehabilitierung des Klassenkampfes aus den 1970er Jahren) in der Lage, die im „Kapital“ ausgeblendete Akteursebene als kontingentes Moment für die apodiktische Theorie der kapitalistischen Akkumulation zu rehabilitieren. Das Sinken oder Steigen des Lebensstandards der Lohnarbeiter könne so theoretisch erfasst werden, insofern als sich das Sinken oder Steigen aus dem Verhältnis von der Produktivkraftentwicklung zur Fragmentierung der Lohnarbeiter herleiten lasse. Der Klassenkampf bestimme das Sinken oder Steigen des Reallohnes, weshalb es kein automatisches (relatives) Verelendungsgesetz gebe. Die Bedeutung des Klassenkampfes sähen Marx und Engels in ihren historisch-politischen Schriften, diese sei aber für das „Kapital“ nicht systematisch ausgearbeitet. Der „x“-Faktor müsse historisch-konkret in die abstrakte Theorie der kapitalistischen Produktionsweise eingefügt werden. Es ginge nicht so sehr darum, Marx für etwas zu kritisieren, was er angesichts seiner kurzen Lebenszeit nicht mehr leisten konnte, sondern vielmehr seien die Marxisten zu kritisieren, die die Unvollständigkeit der Marxschen Theorie ignorieren.
Im ersten Workshop am Samstagvormittag schlossen Wolfgang Fritz Haug und Chris Arthur an die Kapital-Debatte vom Vortag an. Haug betonte, dass es zwei Möglichkeiten gebe, die theoretische Entwicklung von Marx’ zu interpretieren. Mit Backhaus könne man die Marxsche Entwicklung als einen Rückschritt seit seinem 40. Lebensjahre sehen. Dieser bestehe darin, dass Marx Zugeständnisse hinsichtlich der Komplexität seines fertigen Systems zugunsten der besseren Popularisierbarkeit machte, woraus sich der polemisch Arbeiterbewegungsmarxismus genannte Marxismus entwickelte. Haug versteht Marx’ Entwicklung ganz im Gegenteil als einen Fortschritt seit seinem 40. Lebensjahr, weil Marx sich von der spekulativen Dialektik Hegels abgewendet habe. Der Paradigmenwechsel im Denken von Marx habe der Theorie ihre Aktualität erhalten, andernfalls wäre sie als Dogma erstarrt. Dabei bestritt Haug nicht die Bedeutung der dialektischen Methode. Es gehe vielmehr darum, eine neue Dialektik anstelle der fast 200 Jahre alten von Hegel zu finden. Es gelte zu verstehen, dass sich Hegel nicht einfach vom Kopf auf die Füße stellen lasse, denn dabei „zerbreche er“. Die sogenannte „Umkehr“ von Hegel habe in ein neues System gemündet, so wie es auch schon Althusser mit seiner These vom „epistemologischen Bruch“ verstanden hat. Das Marxsche Denken müsse als ein unfertiger „Lernprozess“ begriffen werden. Die Kritik der Politischen Ökonomie sei kein fertiges, nur noch anzuwendendes System, sondern eine Methode des ständigen Lernens, ein „unsystematisches System eines unsystematischen, krisenhaften kapitalistischen Systems“.
Im Workshop „Gegengeschichte des Liberalismus“ stellte Domenico Losurdo seine Kritik des Liberalismus vor. Seine Ausgangsfrage bestand darin, nach dem qualitativen Gehalt der liberalen Demokratie zu fragen. In Bezug auf die Vereinigten Staaten müsse man sich vergegenwärtigen, dass zur gleichen Zeit als Tocqueville über die Demokratie in Amerika schrieb und Andrew Jackson diese gerade auf neue Füße zu stellen beabsichtigte, Jackson (genau wie vor ihm John Locke) selbst nicht nur als Sklavenhalter, sondern auch als Fürsprecher der Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner in Erscheinung trat. War es somit seinerzeit rechtens von den USA als einer Demokratie zu sprechen? Auch an Benjamin Constant zeige sich, dass die Demokratie nie als universelle Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz konzipiert war, sondern stattdessen als „ausschließende Demokratie“, die bestrebt sei, immer größere Massen von ihr fernzuhalten. Auch auf das zweite klassische Land des Liberalismus – England – ließe sich diese Kritik beziehen. Die Expansion des universellen Wahlrechts fiel, so Losurdo, mit der Extension des Kolonialismus zusammen. Schlusszufolgern sei, dass die Geschichte der liberalen Gesellschaft nicht in Begriffen der „modernen Freiheit“ geschrieben werden könne. Der Liberalismus müsse mithilfe der zwei Begriffe des „sakralen Raumes“ und des „profanen Raumes“ analysiert werden. Der sakrale Raum sei für die Zivilisierten, der profane für die Barbaren vorgesehen. Die liberale Demokratie basiere konstitutiv auf Ausgrenzung und einer Einschränkung der formalen Gleichheit. Anders als die amerikanische und die englische Revolution, die als liberale Revolutionen begannen und als solche endeten (Revolutionen der Eigentümer mit freier Verfügbarkeit über ihr (Sklaven-)Eigentum), sei die französische Revolution zwar ebenfalls als liberale Revolution gestartet, jedoch als demokratische Revolution gelandet. Der Liberalismus stehe für die „Herrenvolkdemokratie“, die Demokratie für wirkliche Freiheit und Gleichheit.
Auf Losurdos Vortrag reagierte Alex Callinicos: Ein grundsätzliches Problem der Liberalismusanalyse sei das Auseinanderstreben des Liberalismusverständnisses in Kontinentaleuropa und dem angloamerikanischen Raum. Während man hier den Liberalismus mit dem Linksliberalismus in Verbindung bringe (Mill/Rawls), identifiziere man ihn dort mit der neoliberalen (Wirtschafts-)Doktrin (Nozick/Hayek). Bush sei ein Liberaler im Sinne der Herrenvolkdemokratie. Das Hauptproblem des Liberalismus sei, dass seine Ideale im Rahmen einer Marktwirtschaft verwirklicht werden müssten, diese Verwirklichung aber innerhalb einer solchen Gesellschaft undenkbar sei: Ausbeutung sei kein Betriebsunfall, sondern die konsequente Realität des Liberalismus. Der „realexistierende Liberalismus“ müsse immer Rückgriffe auf reaktionäre ideologische Diskurse machen, die den eigenen universalistischen und damit subversiven Charakter einschränkten. Hierzu zählten Mechanismen der Exklusion wie die Zivilisation/Barbarei-Dissoziation und der Rassismus. Die Marxisten sollten sich den idealen Liberalismus, dessen Konsequenz sie ziehen wollen, allerdings nicht entfremden und von liberalen Imperialisten wie Bush/Blair besetzen lassen, sondern betonen, dass „der Kampf um die Verwirklichung der Ideale des Liberalismus (...) uns in die Richtung einer nachkapitalistischen Gesellschaft (drängt).“
Losurdo betonte in seinem Schlusswort, dass man die vulgärmarxistischen Positionen zu kritisieren habe, der zufolge die formelle Freiheit nur ein (redundanter) Schein sei. Die liberalen Freiheiten seien außerordentlich bedeutsam. Man müsse mit einem Marxschen Freiheitsbegriff gegen denjenigen von Tocqueville argumentieren.
Die beiden Abendveranstaltungen waren der Vorstellung des neuen Socialist Register-Heftes gewidmet. Colin Leys erläuterte zunächst das mit dem „Telling the Truth“-Heft verfolgte Interesse, das aus der Zeitdiagnose resultiere, dass sich „Wahrheit und Klarheit“ auf breiter Front im Niedergang befänden, man es mit einer „beschleunigten Degenerierung des Denkens“ zu tun habe und der Weg für alle möglichen Formen der Lügen, Selbstlügen und des Irrationalismus geebnet würde. Daher habe die Linke das Terrain der Aufklärung und der Wahrheit zu besetzen. Im folgenden stellte Leys seine These vom „zynischen Staat“ vor: Die unglaubliche Dreistigkeit, mit der in den USA und in Großbritannien im Kontext der Irakkriegsvorbereitungen gelogen wurde, sei nur die Spitze des Eisberges einer allgemeinen Tendenz. Der (britische) „zynische Staat“ sei das Ergebnis der Zerstörung des Bündnisses von Sozialdemokratie und Gewerkschaften, der Ersetzung der Partei- und Politintellektuellen durch lobbyistische Think-Tank-Expertisen und das boomende Lobbykonferenzwesen, die Privatisierung der öffentlichen Dienstleistungen, die Verallgemeinerung einer neoliberalen Entrepreneurkultur im höheren öffentlichen Dienst, die Kommerzialisierung der Wissenschaft, in deren Zuge das kritische Denken verschwinde, und die Entpolitisierung des öffentlichen Diskurses zugunsten von allen möglichen Spielarten des Irrationalismus. Das Ergebnis dieser Prozesse sei, dass sich „Europa und das Vereinigte Königreich (...) immer rapider markt- und außengesteuerten Bananenrepubliken an(nähern).“
Die Veranstaltungen vom Sonntag eröffneten der Londoner Autor Martin Thomas und Paresh Chattopadhyay mit ihren Beiträgen zu den „sozialistischen Visionen“. Thomas sprach sich gegen die Vorstellung aus, es man könne in Bezug auf die UdSSR drei trennscharfe marxistische Betrachtungsweisen unterscheiden, in denen die UdSSR entweder als „bürokratisch-kollektivistisch“, „staatskapitalistisch“ oder als „degenerierter und deformierter Arbeiterstaat“ verstanden würde. Diese Anschauung sei nichts weiter als ein Mythos, insofern als nicht nur einzelne Denker sich zwischen diesen drei Kategorien bewegten, sondern sich viele UdSSR-Analysen nicht eindeutig einer solchen Schublade zuordnen ließen. Chattopadhyay versuchte den antietatischen (auf die gesellschaftliche Aneignung hinauslaufenden) Sozialismusbegriff von Marx gegen das Sozialismusverständnis der Protagonisten des realexistierenden Sozialismus abzugrenzen. Schon der Sozialismus von Lenin stehe in einem absoluten Gegensatz zu dem von Marx. Dieser auf Lohnarbeit basierende Sozialismus unterscheide sich fundamental von der postkapitalistischen Vision von Marx.
Anschließend diskutierten Thomas Barfuß (Argument-Redaktion) und Paul Reynolds (HM-Redaktion) über das Verhältnis von Marxismus und Intellektuellen. Barfuß stellte seine These vor, dass der Neoliberalismus als eine passive Revolution im Sinne Gramscis verstanden werden müsse, der paradoxerweise mit einer aktivitätsbefördernden Subjektkonstitution einherginge, deren beiderseitige Vermittlung genauer zu analysieren sei. Im Zuge des gesellschaftlich diskreditierten und politisch zurückgefahrenen „Versorgerstaates“ bedürften die „freischwebenden“ Subjekte im Neoliberalismus, der das „Ende des Konformismus“ versprach, neuer Formen von Überlebensstrategien und der Handhabung der neoliberalen Widersprüche, die sich begrifflich als Agilität, Schauspielerei, Kreativität, Ironie und Cleverness fassen ließen. Anhand Nick Hornbys erfolgreichem Roman „About a Boy“ ließe sich das neue Subjekt studieren, das sich in Ironie und einem postmodernen Relativismus/Nihilismus zur Konsumgesellschaft verhalte: Man wisse um die Irrelevanz der Moden und Identitäten, spiele das Spiel aber mit, lasse sich treiben. Hinsichtlich der Humanisierung der neoliberalen Subjekte ginge es gleichzeitig nicht um eine Umkehr von der Agilität, Ironie oder Cleverness. Deren individueller und instrumentell vernünftiger Charakter in der verschärften Konkurrenz des Neoliberalismus müsse jedoch in eine neue Form der kollektiven Politik zur gemeinsamen Emanzipation kanalisiert werden, die den Übergang von der Agilität zur Strategie, von der Cleverness zu einer Benjaminschen „List“ (im Sinne eines kollektiven Lernprozesses) und von der Ironie zu einer neuen Dialektik bedeute.
Reynolds stellte Thesen über das Verhältnis von Marxismus und Intellektuellen vor und betonte vor allem die Problematik der institutionellen Strukturen des akademischen Marxismus als einem der letzten Räume marxistischer Diskussion. Die linken Universitätsintellektuellen der fordistischen Bildungsexpansion hätten ihre Situation nicht reflektiert und viele von ihnen hätten den Intellektualismus fetischisiert (Lyotard/Derrida), was sich am Beispiel des Dekonstruktivismus zeige, der ohne die Einsicht in die moralische Pflicht zur Rekonstruktion dekonstruiere. Mario Candeias reagierte kritisch auf die auch von Callinicos geteilte Auffassung, dass der Marxismus sich nur noch an den Universitäten artikuliere. Der Schwerpunkt der kritischen Intelligenz verlagere sich heute aus den Universitäten zurück in die neuen sozialen Bewegungen: Während hier neue organische Intellektuelle im Entstehen begriffen seien, geriete die jüngste Generation des zukünftigen akademischen Marxismus zunehmend in die Prekarität.
Die Konferenz endete schließlich mit einem Abschlusspodium über „Krieg und Kapitalismus“, auf dem Michael Krätke, Alex Colas und Peter Gowan sprachen. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass die HM-Konferenz ihrem Anspruch alles in allem gerecht geworden ist. Besonders positiv wirkte die Dreierstruktur der Workshops bestehend aus zwei Vortragenden und einem Diskutanten auf die Produktivität der auch aus diesem Grund auf einem sehr hohen Niveau geführten Debatte