Es ist kein leichtes Singspiel, was man in diesem Buche findet, das eine Vielzahl theoretischer Stimmen präsentiert, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert zum Wirtschaftsgeschehen geäußert haben. Revue passieren läßt sein Verfasser vielmehr die Äußerungen mächtiger wirtschaftswissenschaftlicher Truppen, von den neoklassischen über die sich diversifizierenden keynesianischen sowie ökonomisch-politiktheoretischen und institutionen-ökonomischen bis hin zu den neoliberalen Heerscharen, die sich jeweils auf ihre Weise kräftig bemüht haben, dieses moderne Wirtschaftsgeschehen irgendwie zu modellieren und zu einem strukturgerechten Umgang mit ihm zu raten. Bei dem Buch, von dem hier die Rede ist, handelt es sich um eine material- und formelreiche, sehr differenzierte und höchst intelligente Darstellung und Erläuterung zentraler nicht-marxistischer Theoriekomplexe zur kapitalistischen Ökonomie und darauf bezogenen Politik, die bis in die Gegenwart reicht und die ihr Autor, Bernd Reef, sehr bescheiden bloß „Eine Einführung“ nennt. Dies sehr zu Unrecht, da diese Einführung (für die man sich allerdings Namens- und Sachregister sowie, anstelle der Verwendung allzuviel zweitrangiger Veröffentlichungen, noch mehr Verweisungen auf Originalwerke gewünscht hätte) doch eine Vielfalt weiterführender Gedanken enthält bzw. zu solchen anregt.[1]
Vom Warenwert zu wahren Werten
Die bürgerliche Wirtschaftslehre hatte ja nach vollendeter Etablierung der kapitalistischen Produktionsweise in den „westlichen“ Ländern sich von der Erkundung der Bedingungen volkswirtschaftlicher Wertschöpfung ab- und einer Betrachtung der Aktivitäten und Interaktionen von Individuen auf den Warenmärkten zugewandt. Ähnlich wie in anderen Gesellschaftswissenschaften, in denen parallele Entwicklungen stattfanden, rückte nun das Problem der Begründung des Zusammenhangs der verschiedenen Menschen ins Zentrum der Theorien, wobei im Fall der Ökonomik dessen Vermittlung durch Güter und deren Verteilung und Umverteilung im Vordergrund stand. Probate Methode, mit diesem Problem umzugehen, war im allgemeinen, den irgendwie vergesellschafteten Menschen irgendwelche gemeinsamen „Werte“, wie die Soziologen sagen würden, zuzuschreiben, also gemeinsame Prinzipien, Normen, Verhaltens- und Handlungsneigungen o. ä. Und dieses bedeutete im besonderen Fall der neueren Wirtschaftslehren, solches in Bezug auf den Besitz von Gütern zu machen; genauer: bezüglich der wirtschaftspolitisch zu beeinflussenden Verteilung und Umverteilung „von Gütern oder – besser gesagt – von Verfügungsrechten an Gütern auf die Mitglieder einer Gesellschaft“, wie Bernd Reef zutreffend schreibt. (25) Privateigentumsschutz, Chancengleichheit, Wohlfahrtssteigerung sind Beispiele solcher „normativen Konzepte“, die in diesen Lehren des Wirtschaftsgeschehens und der Wirtschaftspolitik begründend sind oder so wirken sollen, und sie werden als solche im ersten Kapitel dieses Buches zunächst systematisch dargestellt und erörtert. (25-40)
Von der Einzelwirtschaft zum Gesamtgleichgewicht
Nachdem die bürgerliche Wirtschaftslehre im späten 19. Jahrhundert ihr Interesse nicht nur an der objektiven, sondern auch an der subjektiven Wertlehre verloren hatte, wandte sie sich vollends (eingeleitet bereits durch die Entwicklung der subjektiven Preislehre von Léon Walras, 1834-1910, zur Analyse „mikroökonomischer Totalmodelle“, 51ff) dem bloßen Marktgeschehen zu. Der geldvermittelte Tausch von Gütern durch die einzelnen Marktteilnehmer und die zugehörigen Preis- und Mengenverhältnisse bildeten nun, zunächst in einzelwirtschaftlich geprägter Sichtweise, den Hauptgegenstandsbereich des Modells bzw. der Modellvarianten, mit dem die unter dem Begriff Neoklassik gefaßten Wirtschaftswissenschaften sich das Wirtschaftsgeschehen vorzustellen suchen. Das Kapitel „Neoklassische allgemeine Gleichgewichtstheorie und Wohlfahrtsökonomik“ (41-113) stellt zunächst „Grundzüge“ einer solchen Theorie dar, mit der das angenommene Problem einer Chaos vermeidenden gesamtwirtschaftlichen Harmonisierung unzähliger einzelwirtschaftlicher Interessen handhabbar zu werden scheint. Ausgangsgedanken sind die von Léon Walras (in seinen Eléments d’économie pure, 1874/1877) ausgearbeiteten Gedanken des Marktgleichgewichts (in dem das Angebot einer bestimmten Warenmenge zu einem bestimmten Preis und die genau hierauf gerichtete Nachfrage einander entsprechen) und des (bei freier Konkurrenz gegebenen) allgemeinen Gleichgewichts im gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang der Tauschbeziehungen.[2] Reef hebt schon für den Grundsteinleger Walras hervor, daß dessen Gleichungen nicht die Wirklichkeit abbilden, sondern Bedingungen der rechnerischen Möglichkeit eines solchen Konkurrenzsystems ermitteln wollten, in dem sich „alle Marktakteure als Preisnehmer und Mengenanpasser verhalten“, wobei eine solche Methoden-Funktion mehr oder minder auch den späteren Ausprägungen der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie zukam. (45, 52f, 116) So galt die theoretische Arbeit seiner Nachfolger nicht zuletzt der Prüfung der Fragen, ob das angenommene allgemeine, wenn auch nur theoretische „Gleichgewicht“ überhaupt existiere und praktisch identifizierbar sowie reproduzierbar sei, Untersuchungen, die nicht unbedingt zufriedenstellende Ergebnisse zeitigten. (53-58) Was das klassische Wohlfahrtsversprechen der „invisible hand“ betrifft, so beansprucht die neoklassische Theorie, vom Streben jedes Menschen „nach möglichst großem persönlichen Glück oder – m.a.W. – Wohlfahrt oder Nutzen“ ausgehend (44), gezeigt zu haben, daß die Vorstellung eines allgemeinen Wettbewerbs-Marktgleichgewichts eo ipso auf optimale Ressourceneinsatz- und Produktverteilungszustände verweist, deren Änderung nur zu Nutzeneinbußen bei zumindest einem Individuum führt („Pareto-Effizienz“). (59-67) Zweck dessen ist wiederum nicht die Abbildung einer Wirklichkeit, sondern die Benennung von Bedingungen der Realisierung solcher Effizienzzustände, ineins u. U. mit der Maximierung des Produktvolumens. Diese Bedingungen nun sind in Wirklichkeit ganz oder teilweise nicht gegeben, was meist als „Marktversagen“ mißverstanden wird, aber, dieser Theorie zufolge, vielmehr vor allem Ansatzpunkt von Wirtschaftspolitik ist. Die Nichterfüllung der Bedingung perfekte Information aller Akteure verleitet dazu, staatliche Regeln und Einrichtungen in das Modell der reinen Warentauschwirtschaft einzuführen, um deren „effizientes Funktionieren“ zu ermöglichen. (67-73) Neoklassisch-wohlfahrtsökonomische Ideen resultieren aus weiteren Defiziten (73-104): Daß es keine perfekte Konkurrenzökonomie gibt, soll nach Auffassung der traditionellen neoklassischen Theorie die Effizienz der Ökonomie einschränken; demzufolge scheinen antimonopolistische politische Mengen- oder Preisfestsetzungen erforderlich zu sein (ein Einfaches, das schwer zu machen ist). So werden nun hilfsweise theoretische Konstrukte wie der potentielle Wettbewerb oder die zeitliche Begrenzung von Monopolen ins Spiel gebracht. Und da die Bedingung illusorisch ist, daß es keine externen Effekte (z. B. Wohlfahrtseinbußen bei fremden Marktteilnehmer) gebe, gibt es für dieses Problem Marktlösungs-Vorschläge oder die Forderung von Staatseingriffen, die auf verschiedene Weisen darauf abzielen, negative externe Produktions- oder Konsumtionseffekte einzuschränken oder dem Verursacher vollständig zur Last zu legen. Dies alles wird von Bernd Reef ebenso sachkundig wie kleinteilig dargestellt und erörtert, ergänzt durch Gesichtspunkte und Handlungsmöglichkeiten der „Distributionspolitik“ einer „gezielten Umverteilung von Verfügungsrechten an Gütern“, um „aus den vielen möglichen effizienten Zuständen eine unter Wohlfahrtsgesichtspunkten gewünschte Allokation anzusteuern“. (64, 104-113)
Vom Ungleichgewicht zum Staatseingriff
Die Ende der 1920er Jahre beginnende Weltwirtschaftskrise, der von 1933 an die Politik des New Deal begegnen sollte, hatte den neoklassischen Glaubenssatz von der märkteräumenden Kraft der Konkurrenzdynamik als höchst zweifelhaft erscheinen lassen. Auf diese Realitäten der kapitalistischen Ökonomie und Politik reagierte die Wirtschaftslehre durch Neubestimmung ihres Gegenstandsbereichs, wovon das folgende, das Keynesianismus-Kapitel (115-273) berichtet. Als Antwort auf die Krise entwickelte die Beschäftigungstheorie von John Maynard Keynes (1883-1946) die Vorstellung eines nachfrageseitig bestimmten gesamtwirtschaftlichen Kreislaufs. Das Grundmodell einer solchen Volkswirtschaft, das Keynes in Auseinandersetzung mit der damaligen Form neoklassischen Modellierens (115-134) entwickelte und das sich in seiner 1936 veröffentlichten General Theory of Employment Interest and Money findet, wird von Bernd Reef ausführlich, verbal und grafisch, dargestellt (134-150): Das aus der gesamtwirtschaftlichen Produktion stammende Güterangebot (und damit die Beschäftigung) richtet sich nach der erwarteten gesamten Güternachfrage, bestehend aus der auf bestimmte Weise vom Volkseinkommen abhängigen Konsumgüternachfrage und der unternehmerisch autonom bestimmten Investitionsgüternachfrage, wobei Reef anmerkungsweise darauf aufmerksam macht, daß es hier genau gesagt um Preisgrößen, speziell um die Erlöse geht. (135, Anm. 32) Eher implizit als explizit wird der eigentümliche Sachverhalt deutlich, daß Keynes (vielleicht im Anschluß an ansonsten kritisierte neoklassische Modelle, vgl. 119 Anm. 6) bei seiner Beschreibung eines Angebot- und Nachfrage-Gleichgewichts das Güterangebot und die Güternachfrage nicht als Brutto-, sondern nur als Nettogrößen fasst. Abgesehen von gewissen Randbedingungen erfordern eine gesamtwirtschaftliche Übereinstimmung von Güterangebot und Güternachfrage und ein bestimmter Beschäftigungsumfang jedenfalls, daß in einem bestimmten Umfang Nettoinvestitionen getätigt werden. Die Herstellung von Vollbeschäftigung ist dabei aber, wie Reef richtig hervorhebt, niemals garantiert „und, nach Keynes, nicht einmal sehr wahrscheinlich“. Für solche Fälle „nimmt Keynes den Staat in die Pflicht“. (141 und ff) Politik, insbesondere Fiskalpolitik, kann eine Erhöhung der Güternachfrage bewirken, insbesondere dadurch, daß der Staat selber, kredit- oder steuerfinanziert, Investitionsausgaben tätigt, auch dadurch, daß er die private Konsumgüternachfrage anregt – Staatsaktivitäten, die durch Modifikationen des grundlegenden Modells darstellbar sind. (142-151) Dasselbe gilt für die zahlreichen Interpretationen, Diversifikationen und Adaptationen des Keynesschen Grundgedankens, die es in der Folgezeit gegeben hat, beginnend mit seinen eigenen analytischen Erweiterungen und mit dem „schnell zum Standard der Keynes-Interpretation gewordenen IS-LM-Modell“ von John R. Hicks, das vielfach als problematisch gilt. (150ff) Es handelte sich um in sich selber vielfältige und nicht selten verkürzende Interpretationstypen. Zu ihnen zählen, um es schlagwortartig zu sagen, die neoklassisch-keynesianische Synthese, der Neokeynesianismus, der Neukeynesianismus und der Postkeynesianismus; einigen der Interpreten ging es wohl darum, dem Keynesschen Projekt einige Zähne auszubrechen. Diese und andere, konträre Denkbewegungen werden von Bernd Reef auf immerhin 122 Seiten sorgfältig dargestellt. (151-273) Hier soll lediglich auf einen heute noch aktuellen Interpretationsmodus hingewiesen werden, der einige wichtige Gedanken Keynes’ sehr ernst nimmt und deshalb eher zu unrecht „Postkeynesianisamus“ genannt wird (253-273): Es sei, schreibt Reef, „nicht zu gewagt, als allen Postkeynesianern gemeinsame Aussage diejenige auszumachen, der zufolge Kräfte, welche von einem allgemeinen Gleichgewicht, sofern es ein solches überhaupt gibt, wegführen, stärker sind als die, welche dahin führen“. Eine der postkeynesianischen Argumentationslinien, die Keynes gerecht werde, besage, daß die ökonomische Analyse vom Einfluß „unsicherer und schwankender Zukunftserwartungen der Akteure im marktwirtschaftlich geregelten und mit Geld vermittelten Wirtschaftsprozess“ ausgehen müsse, wobei Verfechter dieser Auffassung insbesondere den Einfluß derartiger „Renditeerwartungen der Unternehmen als Investoren auf das ökonomische Geschehen in das Zentrum ihrer Analyse“ rückten. (255f) Solche unsicheren und schwankenden Erwartungen gelten als „Quelle der Instabilität“. (261f) Bernd Reef bekräftigt: „Keynes hält insbesondere Schwankungen der Zukunftserwartungen der Unternehmen und darüber der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals für die Kraft, welche den Konjunkturzyklus antreibt.“ (272). (Die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals ist das Verhältnis des voraussichtlichen Ertrags einer Kapitaleinheit zu ihren Ersatzkosten[3]) – Ich überspringe einen Exkurs zu „Geld und Geldpolitik“ (274-286) und komme zur Darstellung und Erörterung ökonomischer Politikanalysen.
Vom tüchtigen Diktator zum leistungsschwachen Gemeinwesen
Am Ende der kapitalistischen Rekonstruktionsperiode, das man für die späten 1960er/frühen 1970er Jahre ansetzen kann, hatten verschiedene krisenhafte Vorgänge und Vorkommnisse, darunter schließlich auch der Ölpreisschock, nicht nur das Bild der nachfragegeleiteten Volkswirtschaft, sondern auch das der heilenden Staatstätigkeit mit tiefen Kratzern versehen. Was die Staatstätigkeit betrifft, wurde die Fiktion des selbstlosen und durchblickenden Staates, des „wohlmeinenden Diktators“ (287), welche die wirtschaftswissenschaftlichen und -politischen Modelle bis daher meist implizierten, gründlich infrage gestellt, wie Bernd Reef in einem weiteren Kapitel (über ökonomische Politik-Theorien, 287-337) zeigt. Schon während jener Rekonstruktionsperiode (von älteren Vorläufern abgesehen) wurde versucht, die ökonomische Kompetenz und Effektivität des Staates, insbesondere von politischen Strukturen und Prozessen demokratischer Gemeinwesen, „mit den gleichen methodischen Instrumenten und auf der Basis der gleichen Verhaltensannahmen zu analysieren wie die […] auf Märkten, auf denen Güter gegen Geld […] gehandelt werden“. (288 und ff) Das Interesse solcher und anderer, methodisch nicht so engstirniger ökonomischer Politikanalysen richtet sich vor allem auf die möglichen Ziele und Ergebnisse eines Staatsinterventionismus, nämlich soziale Verteilungsgerechtigkeit und ökonomische Wirksamkeit, und darüber hinaus auf die Kosten der sei es staatlichen, sei es marktförmigen Koordination ökonomischer Aktivitäten. Was die Leistungsfähigkeit von Staatstätigkeit in sozialer und ökonomischer Hinsicht betrifft, so kommt Reef in Bezug auf die von ihm herangezogenen Autoren (289-329) zu dem Gesamturteil: „Mit der […] Fiktion (‚Politiker und Bürokraten als selbstlose Vollstrecker des Allgemeinwohls’) hat die sogenannte Ökonomische Theorie der Politik aufgeräumt […]“. Am ehesten überzeugend scheint mir – und darin folge ich Bernd Reef – in dieser Hinsicht das Werk von Mancur Olson (1932-1998; vor allem: The Logic of Collective Action, 1965) zu sein. (300-306, 324) In seiner Theorie der Organisation von Gruppeninteressen wird die These entwickelt, daß der Modus der Interessenorganisation kleinerer und mittelgroßer Kollektive in Demokratien es ihnen ermögliche, Sozialpolitik zugunsten ihrer eigenen Interessen zu beeinflussen. Nimmt man Erkenntnisse der sog. „Neuen Institutionenökonomik“ (329-337) hinzu, denen zufolge – nicht zuletzt wegen der ubiquitären Informationsdefizite und Transaktionskosten – die staatliche Koordination ökonomischer Aktivitäten (und die Staatsaktivitäten an sich) eben so wie die marktförmige Koordination aufwendig sind, dann bleibt die abstrakte Frage unbeantwortbar, ob „‚Staatsversagen’ schwerer wiege als ‚Marktversagen’“. Daher schließt Bernd Reef: „Dass es wohl niemals theoretisch und erst recht nicht in der Praxis möglich sein wird, ‚Markt-’ und ‚Staatsversagen’ exakt zu messen und einander gegenüberzustellen, enthebt freilich nicht von der Aufgabe, die Gefahr des letzteren immer im Blick zu haben, dies gerade auch dann, wenn man bestimmte wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen erwägt.“ (337)
Nun auch noch zum alten neoliberalen Hut?
Schließlich die Neoliberalen, angefangen mit den Hilfstruppen für das Pinochet-Regime. Eine ganze Generation von NachwuchswissenschaftlerInnen hat sich schon in der Neoliberalismus-Schelte geübt. Muß man da noch einmal ‘ran? Über eine frühere Erläuterung des „Neoliberalen Programms“ durch Bernd Reef[4] hat man seinerzeit lesen können: „Selten auch sind das neoliberale Programm und die Grundlinien des Abbaus des Sozialstaats in der Bundesrepublik auf so kurzem Raum derartig einleuchtend analysiert worden wie in einem Aufsatz von Bernd Reef.“ (Georg Fülberth[5]) Das verspricht einiges für das Kapitel „Neoliberalismus“ im nun vorliegenden Buch (339-370), das mit dem Satz (der letzte Satz im ganzen Buch) endet: „….[es] kann dabei herauskommen, dass es noch bessere Institutionen als sozialpolitisch kaum modifizierte Marktwirtschaften gibt, was von Hayek freilich nicht behagen würde.“ Man lese am besten selber nach!
Was soll das alles?
Die hier, mittels der Vorstellungen durch Bernd Reef, indirekt präsentierten Theorienkomplexe und Theorien sollen der Erkenntnisgewinnung in gesamtwirtschaftlichen Angelegenheiten dienen. Ich zweifele nicht daran und stimme darin mit ihm überein, daß sie das auf diese oder jene Weise – etwa als Methodeninstrument (vgl. z.B. 116) oder als Realitätsfiktion (vgl. z.B. 287) – im jeweils selbst gesetzten Rahmen auch leisten. Es fragt sich allerdings: sind das, was dabei heraus kommt, Erkenntnisse bezüglich der Funktionsweise des ökonomischen Systems oder beziehen sie sich lediglich auf deren Symptome?
Diese Theorien ermöglichen Erkenntnisse im Rahmen (und mittels der – nach ihrer Begründung dann vielfach modifizierten – Konstruktion) eines spezifischen Gegenstandsbereichs der Wirtschaftswissenschaften, welche einem gegebenen – seinerseits Realitätsveränderungen sich anpassenden – Erkenntnisinteresse folgen. Man kann hier von wissenschaftlichen Paradigmen, von ihrem Ausbau und ihrem Wechsel sprechen. Der Gegenstandsbereich bürgerlicher Wirtschaftswissenschaften ist in der Tat, im Progreß der Paradigmen, jeweils neu gefaßt worden: als man von der mikroskopischen Ökonomik zur Makroökonomik überging; als man später die makroökonomischen Gleichgewichtslehren durch Krisenforschung ersetzte; des weiteren, als man sich von staatsgläubigen Wirtschaftslehren ab- und der Institutionenkritik zuwandte. (Die Blickwinkeländerung der neoliberalen intellektuellen Schlägertrupps[6] lasse ich außer acht.) Daß diese Sichtwechsel (und jeweils entsprechende Feineinstellungen) neue Problemhorizonte eröffnen und zu bearbeiten erlauben, steht ebenso außer Zweifel wie die Tatsache, daß diese Problemhorizonte auch begrenzt sind und den gesamten wissenschaftlich wahrnehmbaren Wirklichkeitsraum moderner Volkswirtschaften nicht ausschöpfen. Und das, was eine scientific community zu untersuchen sich entschließt, ist nicht unbedingt das, was in Wirklichkeit entscheidend ist.
Das ist der Grund dafür, daß die betrachteten Theorien, so wie sie hier referiert sind, sich vielfach mit Problemen herumschlagen, die bei einer anderen und vielleicht etwas gründlicheren Betrachtung ökonomischer Sachverhalte[7] gar nicht als solche erscheinen. Drei Hinweise auf solche Denkanstrengungen: (1) Beim Übergang zur Neoklassik ging es besonders um die Frage, ob ein gleichgewichtiges Zusammenspiel des Geschehens auf den verschiedenen Märkten in gesamtwirtschaftlichem Maßstab möglich sei. Die Ermittlung dieser Möglichkeit unter der Prämisse freier Konkurrenz mittels der Beschreibung eines Gleichgewichts durch Gleichungen in einer Zeit, in der jene Prämisse sich endgültig zur Fiktion zu wandeln begann, hat wohl den Blick auf die Wirklichkeit überhaupt beschränkt. Dies insbesondere bezüglich der Bedingungen der Möglichkeit eines gesamtwirtschaftlichen Zusammenhangs des Handelns und Verhaltens von Marktteilnehmern mit so verschiedenartigen Interessen, wie lohnabhängige Arbeitskräfte und kapitalbesitzende Unternehmer sie verfolgen. Deren antagonistisches Zusammenwirken in der durch Marktgeschehen lediglich vermittelten Produktion austauschbarer (insbesondere massenhaft erzeugter überschüssiger) Waren ist (logisch wie historisch) unabdingbare Voraussetzung jedes gedachten Gleichgewichts, insbesondere aber jedes wirklichen Ungleichgewichts des Warentausch- und Marktgeschehens und Grundlage seines gesamtwirtschaftlichen Zusammenhangs. Diese antagonistische Verfassung der gesellschaftlichen Produktion aber wird in diesen Konzeptionen i. d. R. nicht wahrgenommen. (2) Der Wechsel von der Neoklassik zum Keynesianismus war insbesondere durch das Problem veranlaßt worden, das kapitalistische System in und nach der damaligen Weltwirtschaftskrise politisch zu stabilisieren. Die Produktionstätigkeit und Beschäftigung in einer Volkswirtschaft galten als wesentlich durch die tatsächliche Nachfrage nach Gütern (Konsumgütern und Investitionsgütern) auf den Märkten bestimmt, Ansatzpunkt jener Politik. Während die Konsumgüternachfrage vor allem von der Höhe und Verteilung des Volkseinkommens abhänge und sich mit dessen Veränderung disproportional ändere, galt die Investitionsgüternachfrage als vor allem von Gewinnerwartungen abhängig. An diese als einfach erscheinenden Grundbestimmungen des Wirtschaftsgeschehens, denen ein begrenzter Wirklichkeitsgehalt gewiß nicht abgesprochen werden kann, haben sich vielfältige Erörterungen dieser Theorie angehängt, die großenteils (wie diese selber) eine unverrückbare Grundlage der Güternachfrage auch in einer kapitalistischen Ökonomie nicht beachtet haben, nämlich inhaltlich bestimmte vorgegebene Reproduktionserfordernisse. Ein Großteil der Konsumgüternachfrage ist im kapitalistischen System durch die reproduktive Verwendung von Lohneinkommen nach Art und Umfang bestimmt und nicht durch beliebige Waren zu befriedigen. Entsprechendes gilt für die Investitionsgüternachfrage, die zudem – was oft übersehen wird, auch von Keynes, wenn er das gesamtwirtschaftliche Produkt als Nettogröße faßt – nach Art und Umfang nicht unwesentlich durch die Reproduktion des fixen Kapitals der Unternehmen geprägt wird. Eine Abstraktion von solchen endogenen Erfordernissen muß eine Politik der nachfrageseitigen Wirtschaftsförderung in die Irre führen. (3) Die ökonomischen Politikanalysen, wodurch immer sie motiviert waren oder sind, haben immerhin ansatzweise die Kritik an der Illusion des wesentlich ein Allgemeinwohl betreibenden Sozialstaats gefördert. Was an die Stelle dieser Fiktion getreten ist, ist vor allem die Figur eines durch Partikularinteressen von Staatschefs, Beamten und/oder Wählergruppen beherrschten demokratischen Gemeinwesens, in dem diese eine mehr oder minder diffuse und egoistische Politik betreiben. Was dabei verloren geht ist die Wahrnehmung dessen, was einer solchen Zerstreutheit und Willkür staatlicher Politik zugrunde liegt und letztere erst ermöglicht. Deren Voraussetzung ist das Vorhandensein eines gesellschaftlichen Gewaltengefüges, in dem staatliche Verfügungsgewalten mit ökonomischen und patriarchalischen Verfügungsgewalten so verzahnt sind, daß die jeweiligen Partikularinteressen überhaupt effektiv realisiert werden können. Ein Versagen des Staats gegenüber dem Gemeinwohlanspruch gründet geradezu in der Existenz einer zwar nicht prästabilisierten, aber stets den wechselnden Erfordernissen entsprechend rekonstruierten Harmonie der Staatsgewalt mit den gesamten gesellschaftlichen Gewaltverhältnissen und den hierin dominanten Partikularinteressen. Das macht letzten Endes die Staatsgewalt auch so teuer. Die konstitutiven Gewaltverhältnisse der Gesellschaft aber werden i. d. R. nicht wahrgenommen. (Daß die Chicago-Boys dieses Gewaltengefüge bedient und daß sie selber sich seiner bedient haben, steht auf einem anderen Blatt, ist aber kein theoretischer, sondern ein praktischer Sachverhalt.)
Ist solche Kritik nicht bloß marxistische Propaganda?
Mal sehn: manchmal äußern kluge bürgerliche Wissenschaftler/innen ja sehr wichtige und weiterführende Gedanken; nur, daß diese vom jeweiligen mainstream meist übersehen wurden und werden. So z.B. Vilfredo Pareto, einer der frühen Theoretiker eines marktwirtschaftlichen Gleichgewichts und der Nachfolger Walras’ auf dessen Professur in Lausanne. Er unterschied klar zwischen verschieden mächtigen Arten von Marktteilnehmern: Die große Mehrzahl bilden Nachfrager nach häuslichen Ge- und Verbrauchsgütern, sie müssen sich mit den gegebenen Preisen abfinden und können nur die von ihnen nachgefragte Gütermenge verändern; andere Marktteilnehmer (hierzu kann auch der Staat gehören) können sich einer (Angebots-)Monopolstellung erfreuen und sind in der Lage, die Marktbedingungen zugunsten ihres Profits zu verändern.[8] Das ist zwar keine Darstellung klassengespaltener Wirtschaftsverhältnisse, aber immerhin das Bild eines Marktgeschehens, das durch Macht-Ohnmacht-Verhältnisse geprägt ist. Ein anderes Beispiel ist John Maynard Keynes, dessen Werk ja viel mehr enthält als nur ein Modell nachfragesteuernder Konjunktur- und Stabilisierungspolitik. Hierzu gehören Gedanken über den realen, historischen Charakter des gesamtwirtschaftlichen Geschehens, wonach die ökonomische Zukunft mit der Gegenwart durch die Existenz dauerhafter Ausrüstungen verbunden ist[9]; eine sehr wichtige Einsicht, durch die eine kritische Theorie ökonomischen Wachstums mit einer kritischen Ökonomik der Umwelt und Naturressourcen verbunden werden kann. Hier zeigt sich wieder, daß Politik, auch Wirtschaftspolitik, nicht alles ist, sondern in Zusammenhang mit ihrer ökonomischen Grundlage, vor allem dem existierenden Kapitalstock, zu betrachten ist, auch wenn Implikationen der Reproduktion des Fixkapitals durch Ersatzinvestitionen im Sinne solcher kritischen Überlegungen von Keynes, wenn ich es richtig sehe, nicht näher ausgearbeitet worden sind. Auch die ökonomische Politikanalyse hat mehr leisten können, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Sie ist keineswegs immer auf die Auflösung der Fiktion des omnipotenten Wohlfahrtsstaats in Phänomene diffuser Interessen beschränkt, sondern hat – wie Bernd Reef in dem entsprechenden Kapital seines Buches zeigt – mit der Property-Rights- und Institutionen-Theorie von Douglass C. North den richtigen Gedanken hervorgebracht, daß Staaten Einrichtungen sind, welche wesentlich Verfügungsrechte über Güter benennen und gewährleisten. (329f) Allerdings reicht die Theorie nicht so weit, das gesamtgesellschaftliche Zusammenspiel der verschiedenartigen Verfügungsrechte (darunter Eigentumsrechte) aufzuzeigen und, vor allem, die Rolle der faktisch realisierten Verfügungsgewalten zu begreifen, welche den normativ fixierten Verfügungsrechten in einer Gesellschaft zugrunde liegen.[10]
Das alles aber sind Ausnahmen. Es bleibt festzuhalten: die neoklassischen Theorien abstrahieren in der Regel von der antagonistischen Verfassung der gesellschaftlichen Produktion; die keynesianischen Theorien abstrahieren in der Regel von bestimmten endogenen Erfordernissen der gesellschaftlichen Reproduktion; und die ökonomischen Politikanalysen abstrahieren in der Regel von den konstitutiven Gewaltverhältnissen der Gesellschaft. Summa summarum: sie übersehen die Struktur der kapitalistischen Produktionsweise und nehmen sie dadurch hin. Statt dessen passen sie ihre Modelle den wechselnden Erscheinungsformen dieser Produktionsweise und ihrer Probleme an.[11]
Aber das ist leider noch nicht alles. Das Grundübel jener Theorien ist ja, daß sie sich fast ausnahmslos an die – selbst in Bezug auf Elendszustände nicht fraglos richtige – Auffassung heften oder sich sogar auf diese gründen, daß Wohlfahrt, ja selbst Glück eine Funktion der Menge verfügbarer Güter sei. Gewiß werden zu diesen theoretisch hin und wieder auch Güter wie Freizeit gerechnet, aber praktisch läuft es doch fast immer auf produzierte Waren hinaus. In der Regel werden daher der Zustand und die Leistung der Volkswirtschaft nach dem Umfang und Wachstum dieser Warenmenge betrachtet und bewertet. Das Wachstum des Produktvolumens und der Produktionseffizienz, zwei höchst abstrakte Konzepte, sind fast immer (selbstkritische Stimmen ausgenommen) das A und O solcher Ökonomik. Mit diesen hatte selbst Karl Marx (hier abgesehen von seiner Analyse der kapitalistischen Realität, welche sich ja in solchen Begriffen oberflächlich widerspiegelt) in seinen Visionen einer sozialistischen Ökonomie nicht vollkommen gebrochen, wie vor allem seine Verliebtheit in die Entwicklung der Produktivkräfte zeigt. Ob dieserart Denken in einer gesellschaftlichen Lage, die global durch Massenarbeitslosigkeit, Massenverelendung, Ressourcenerschöpfungen und Umweltzerstörungen gekennzeichnet ist, etwas zur theoretischen Klärung und praktischen Verbesserung dieser Lage beitragen kann, ist mehr als fraglich.[12]
Ausnahmen bestätigen hier wieder die Regel, und solche gibt es nicht nur z.B. bei einigen marxistischen Autor/inn/en, sondern z.B. auch in einigen Interpretationen von Keynes und bei diesem selber. So hat Karl Georg Zinn verschiedentlich auf Keynes’ Stagnationstheorem aufmerksam gemacht.[13] Es handelt sich um Keynes’ Langfristprognose von 1943 für die Wirtschaftsentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, die einen Drei-Phasen-Prozess annimmt, in dem schließlich eine Abschwächung des zunächst durchaus hohen Wirtschaftswachstums in einem „Prozeß allmählichen Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Investition“ erfolgt. Für die letzte Phase hat Keynes die Möglichkeit in Rechnung gestellt, „dass die Akkumulation ganz zum Stillstand kommt, weil und sofern die aus der Abschreibung finanzierte Ersatzinvestition ausreicht, um den Erneuerungsbedarf beim Sachkapital zu decken und den technischen Fortschritt durch Innovationen aufrecht zu erhalten“. Es sei daher falsch, Keynes Wachstumsfetischismus vorzuwerfen: „Das Gegenteil trifft zu. Keynes’ Erklärung der endogenen, d.h. aus dem langfristigen Wachstum selbst heraus entstehenden Wachstumsabschwächung lässt sich bruchlos mit dem ökologischen Nachhaltigkeitspostulat vereinbaren.“[14] Das kann so sein, hängt aber m. E. von verschiedenen Faktoren ab, z. B. von der technischen und Kapitalzusammensetzung der Produktionsaktivität bei abgeschwächtem oder nicht vorhandenem Wirtschaftswachstum. Die strukturellen Eigenschaften der Wirtschaftstätigkeit bei einem sog. Nullwachstum der Gesamtwirtschaft, also in einem Fall ihrer einfachen Reproduktion, und die strukturellen Anforderungen einer sog. ökologischen, den Gesichtspunkten einer Nachhaltigkeit genügenden Wirtschaftsweise wären m. E. daraufhin zu überprüfen, ob und ggf. bei welchen Ausprägungen dieser Eigenschaften und dieser Anforderungen es mit einer solchen Korrespondenz seine Richtigkeit hat. Auch hierzu regt das Theorien-Panorama in diesem Buch an.
[1] Bernd Reef, Theoretische Grundlagen der Wirtschaftspolitik, Eine Einführung, Marburg: Metropolis-Verlag 2010, paperback, 380 S., 22,80 €. – Die (wie einige Lebensdaten) in Klammern gesetzten Seitenangaben im laufenden Text beziehen sich auf dieses Buch.
[2] Vgl. als Zusammenfassung der Grundgedanken dieser „reinen Volkswirtschaftslehre“: León Walras, Mathematische Theorie der Preisbestimmung der wirthschaftlichen Güter, Vier Denkschriften, Glashütten 1972 (unveränderter Neudruck der Ausgabe Stuttgart 1881).
[3] Vgl. John Maynard Keynes, The General Theory of Employment Interest and Money, The Collected Writings of […], Volume VII, London, Cambridge 1973 [1936], S. 135
[4] Bernd Reef, Das neoliberale Programm und der Abbau des Sozialstaats. In: Urte Sperling u. a., Hrg., Gesellschaft von Tikal bis irgendwo, Europäische Gewaltherrschaft, gesellschaftliche Umbrüche, Ungleichheitsgesellschaften neben der Spur, Kassel 2004, S. 260-285.
[5] Georg Fülberth, Neubegründung des Historischen Materialismus. In: Marxistische Blätter 5/04, 2004, S. 103-106, hier 105.
[6] Vgl. Naomi Klein, Die Schockstrategie, Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, Frankfurt-M. 2007.
[7] Eine solche Betrachtung kann von der Erkenntnis ausgehen, daß das ökonomische “Privatinteresse selbst schon ein gesellschaftlich bestimmtes Interesse ist und nur innerhalb der von der Gesellschaft gesetzten Bedingungen und mit den von ihr gegebnen Mitteln erreicht werden kann; also an die Reproduktion dieser Bedingungen und Mittel gebunden ist“, so Karl Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie (Ausgabe 1953, S. 74 und MEGA II 1.1, S. 89).
[8] Vgl. Vilfredo Pareto, Manuel d’Économie Politique, Genève 1981 [1909] (Œuvres Complètes VII), S. 163-168.
[9] John Maynard Keynes, The General Theory of Employment Interest and Money, The Collected Writings of […], Volume VII, London, Cambridge 1973 [1936], S. 146: “It is by reason of the existence of durable equipment that the economic future is linked to the present.”
[10] Das zeigt sich z.B. bei seiner Behandlung des neolithischen ökonomischen Übergangs zu Ackerbau- und Viehzucht-Gesellschaften, vgl. Douglass C. North, Theorie des institutionellen Wandels, Eine neue Sicht der Wirtschaftsgeschichte, Tübingen 1988, S. 76-93.
[11] Man kann die sukzessiven Paradigmen-Innovationen in der neueren wirtschaftswissenschaftlichen Dogmengeschichte daher wohl auch – wie das Werner Hofmann in Bezug auf den Denkansatz von Keynes getan hat – als konservative Revolutionen bezeichnen: Werner Hofmann, Theorie der Wirtschaftsentwicklung, vom Merkantilismus bis zur Gegenwart, Berlin (West) 1966, S. 222; vgl. auch die beiden anderen Bände seiner Reihe Sozialökonomische Studientexte, der ich wichtige Hinweise verdanke: Bd. 1, Wert- und Preislehre, Berlin (West) 1964 und Bd. 2, Einkommenstheorie, Berlin (West) 1965.
[12] Vgl. auch Jörg Goldberg, Braucht alternative Wirtschaftspolitik Keynes? In: Z Zeitschrift marxistische Erneuerung 17, 2006, Nr. 66, S. 126-131, besonders S. 130 f.
[13] Vgl. Karl Georg Zinn, Die Keynessche Alternative, Beiträge zur Keynesschen Stagnationstheorie, zur Geschichtsvergessenheit der Ökonomik und zur Frage einer linken Wirtschaftsethik, Hamburg 2008, S. 13-32 und passim; John Maynard Keynes, The Long-term Problem of Full Employment. The Collected Writings of […], Volume XXVII, London, Cambridge 1980 [1943], S. 320-325.
[14] Karl Georg Zinn, Die Keynessche Alternative, a.a.O., S. 25f, 40 und passim; Karl Georg Zinn, Renaissance des Keynesianismus – Keynesianische Wirtschaftspolitik gegen die Krise. In: Wirtschaft und Gesellschaft 36 (2010), Heft 1, S. 9-32, besonders S. 16ff.