Jedes Ding birgt in sich den Widerspruch zwischen seinen zwei Seiten - dem Neuen und dem Alten -, der eine Reihe von Kämpfen mit vielen Windungen und Wendungen hervorbringt.
Mao Zedong
Auf dem 14. Parteitag der KPCh 1992 wurde das chinesische Modell als sozialistische Marktwirtschaft definiert; der 17. Parteitag 2007 konkretisierte diesen Sozialismus chinesischer Prägung. „Die Volksrepublik China bezeichnet sich selbst als ein großes Entwicklungsland sozialistischen Charakters. Mao Zedong hingegen nannte diese Art ‚Zwittergesellschaft’ 1949, wenn auch unter anderen historischen Bedingungen, eine ‚neue bürgerlich-demokratische Gesellschaft’, neu deshalb, weil sie vom Proletariat (d.h. der KP -H.P.) geführt würde.“[1] Diese Selbstbeschreibungen sind keineswegs deckungsgleich. Eine nicht wert-, sondern wortfetischistische Lesart belegt Marktwirtschaft mit dem Fluch eines Neoliberalismus, Deng Xiaoping wird in die glorreiche Reihe Thatcher, Reagan, Pinochet verstellt[2]. Die eigentliche Leistung des Entwicklungslandes liegt darin, dass in einer Generation 500 Mio. Menschen aus der Armut herausgeholt worden sind, 1990-2005 erreichte China ein durchschnittliches Pro-Kopf-Wachstum von 8,7 Prozent[3] Das theoretische Problem liegt nun darin, dass China eine Planwirtschaft ist, die ihr Gegenüber, die so genannte Sozialistische Marktwirtschaft, als ihre andere Seite reflektiert und sie in ihren Reproduktionsmechanismus einzubauen die Kraft hat. Der neoliberale Kapitalismus ist ebenfalls keine Marktwirtschaft, daher ist das Adjektiv „sozial“ in einem ideologischer Verdeckung, und anderen Ausdruck der seit der Marxschen Kapitalanalyse veränderter Verhältnisse. Die Theorie nach Marx hatte eine kurze Phase, diesen Sachverhalt zu entdecken. Die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus war der theoretische Kandidat, der durch voreilige Politisierung aus dem Rennen geworfen wurde, wobei die SPD (JUSO)-Variante kaum einen theoretischen Anspruch hatte, die DDR/DKP schon. Nur: Die These eines antimonopolistischen Bündnisses hätte eher demokratietheoretisch überzeugt, nicht hingegen die quantitative Aufblähung der Arbeiterklasse, die als Geschichtssubjekt restauriert werden sollte. Die erstaunliche Leistung der Theorie bestand in einer empirisch gehaltvollen Wahrnehmung des Staates, die weitgehend von Marx nicht gedeckt war. „Mit dem SMK entsteht ein qualitativ neues Verhältnis von Politik und Ökonomie; mit dem Primat der Politik und der relativen Selbständigkeit des Staates entsteht eine neue Form des staatlichen Interventionismus, der staatsmonopolistischen Regulierung. Der Staat wird zum realen Gesamtkapitalisten. Mit der staatsmonopolistischen Regulierung kann der kapitalistische Produktionsprozeß zwar zeitweilig stabilisiert werden, insgesamt werden die Widersprüche des Kapitalismus aber verschärft.“[4] Der adäquate Ausdruck für diese Art von Gesellschaft, deren Reproduktion sich in Modi einer ‚Deformierten Vergesellschaftung’ (Jung) vollzieht, ist: mechanische Planwirtschaft, die mehr oder minder erfolgreich, Marktwirtschaft als Nebenprodukt mit sich herumschleppt. Die Postmoderne operiert mit dem Terminus ‚Parasit’ (Serres), um diese Relation zu begreifen: Immer mehr Anteile der Wirtschaft laufen über Pläne, immer wenigere über den Markt. Um nicht unser Thema Finanzkrise zu vergessen, ein kleines Merkzeichen. Der vorzügliche Ökonom Janos Kornai (The Economics of Shortage, Amsterdam 1980) konnte, aus der Sicht der sozialistischen Ökonomie Ungarns, vermuten, „daß harte Budgetrestriktionen typisch für kapitalistische Marktwirtschaften (sind/waren), d.h. Verluste von Unternehmen/Banken führen zum Konkurs. In Planwirtschaften herrschten weiche Budgetrestriktionen, Verluste werden finanziert.“[5] Heute ist es genau umgekehrt. Die Pleite von Lehman Brothers wird in konsequenter Weise als Unglück betrachtet, als Ausnahme, die sich nie wiederholen darf, - kein größerer Gegensatz zu dem Vater des Neoliberalismus, Friedrich A. von Hayek, ist denkbar -, in der Volksrepublik China wäre die HRE längst liquidiert, ihr Vorstand wäre in Untersuchungshaft mit ähnlichem Ziel.[6] (Kapitalistische) Planwirtschaft ist Vernichtung von Ressourcen, Ineffektivität der Arbeitstätigkeiten, Negierung von Kontrolle, nur in ihr ist vorstellbar, dass eine Aktiengesellschaft wie die HRE, deren Gesamtwert auf höchstens 300-500 Mio. geschätzt wird, je nach Quelle 92-120 Milliarden Staatsbürgschaften/Kredite erhält. Abgesehen von der bei SPD-Politikern zu unterstellenden Dummheit (einschließlich der Nicht-Beherrschung von Grundrechenarten) erklärt aber eine Spezifik des politischen Systems den Vorgang. „Der Schluß von einem berechtigten Anliegen auf die Berechtigung anderer drängt sich auf,“ [das ideologische Gleitmittel dazu heißt ‚systemische Wichtigkeit’, wohl aus dem Therapiebetrieb für gestresste Manager - der Verf.] weiter in diesem Text eines Systemtheoretikers: „und die Politik selbst hilft durch ein intensives Einwerben von an sie gerichteten Ansprüchen und durch öffentliche Kritik jeder Zurückweisung nach. Im Ergebnis gleicht der Staat dann einem Wasserturm, in den Mittel hinaufgepumpt werden, um von dort aus verteilt zu werden an jeden, der einen Anschluß unterhält.“[7] Um einen Anschluss bei der politischen Klasse zu unterhalten ist das probate Mittel: Korruption. Im Kapitalismus ist Korruption „systemisch“, wird unsichtbar gemacht durch strukturelle Bedingungen, in Entwicklungsländern wie China ist Korruption an Personen fixiert, die aber, wenn der Staat es will, verfolgt werden können - und zuweilen wird ein Parteichef von Shanghai, nie von: Peking, hingerichtet. Strukturelle Korruption dagegen baut im Geheimen den Kapitalismus auf eine mechanische Planwirtschaft um; selbstredend ist sie begleitet von personaler Korruption.[8]
Markt und Plan, Gemeinschaft und Gesellschaft
Vielen erscheint es überflüssig, kategoriale Bestimmungen zu reflektieren, die anderen hingegen kennen nur solche (die Wertkritiker). Doch: wenn man einen braven, bzw. naiven Aufsatz einer Spezialistin zu Chinas Banken und zum Thema Privatisierung liest, und zugleich die Besitzverhältnisse 2009 kennt, dann traut man seinen Augen nicht.[9] Vermisst wird die „typische eigentumsrechtliche Trennung von öffentlichem und privaten Eigentum“ - trotz WTO Beitritts Ende 2001, der angeblich den Wettbewerbsdruck für die inländische Banken erhöhen soll. Gestehen wir China eine kleine zeitliche Verzögerung zu und konstatieren: Keine ausländische Bank kann auch nur gegen die eine von der Autorin aufgeführten vier großen, die ICBC (Industrial und Commercial Bank of China) irgendeinen Wettbewerbsdruck ausüben. Die ICBC ist die größte Bank der Welt (die anderen drei chinesischen sind mit Abstand unter auch noch den ersten zehn); ihr Gewinn 2008 lag bei 11 Mrd.$, allein ihre Kreditvergabe der ersten drei Monate 2009 bei 94 Mrd.$. Ihre Hauptaktionen seit 2008, zunehmend in der dauernden Krise ist der Zukauf von Banken/Bankanteilen in Afrika, Australien, Europa, Kanada. Die Besitzstruktur ist exemplarisch: Sie ist eine Aktiengesellschaft, die Majorität besitzt der chinesische Staat. Stellen wir uns vor, der chinesische Staat, der notabene 1,9 Billionen Devisenreserven hat, dessen Staatsfond CIC rd. 200 Mrd.$ ausweist, um damit vor allem in den genannten Ländern und Erdteilen Rohstoffe anteilsmäßig aufzukaufen, würde wie die völlig überschuldete BRD, von den USA soll des Sängers Höflichkeit schweigen, weil die VR China das Menschenrecht auf Schuldenmachen generös anerkennt und Herrn Obama aushält, Schulden bei der Bank aufnehmen, der Gewinn durch die Zinsen würde an den Großaktionär verteilt werden - was also der Staat auf der einen Seite zahlt, kommt in die andere Tasche wieder hinein: Selbst unsere systemisch angeschlagenen DAX-Unternehmer zahlen ja gern gegenwärtig Dividenden von 22,4 Mrd. Euro aus.
Was liegt in der Form Person, die Eigentümer ist, also vor? Es ist eine fiktive Person! Sie erfüllt, wie Marx in den Resultaten des unmittelbaren Produktionsprozesses subtil ausgeführt hat, alle Eigenschaften eines Konsumenten, der zuvor seine Arbeitskraft verkauft hat und mit Geld als Lohn versehen worden ist. In China ist z.Zt. Shopping angesagt, der Kauf von Autos (aber noch kommen erst 60 auf 1000 Einwohner), das Erstehen von Immobilien; jedoch werden die Raten anders als in den USA tatsächlich pünktlich bezahlt. Die Sparquote der Chinesen ist die höchste der Welt, sie betrug 2007 fast 50 Prozent, mit steigender Tendenz. Die Nachfrage entwickelt und stärkt den Binnenmarkt, denn nur wenn es nicht genügend einbringt, nicht, weil die Technik nicht so weit wäre, wird wie bei Handys auch auf Importe zurückgegriffen, die Autos werden limitiert (etwa Zulassung durch Lotterie, eine Fahrgenehmigung wird ausgelost, teilweises Fahrverbot - gerade Nummern. montags, ungerade dienstags) und Immobilien schließen den Besitz von Grund und Boden aus, einzig Pacht mit raschwirkenden Kündigungsmöglichkeiten durch das Gemeinwesen ist möglich.
Markt und Plan, so der Soziologe Ralf Dahrendorf bereits 1966 hellsichtig, sind zwei adäquate Typen der Rationalität. „Zumindest im Hinblick auf die Gesellschaft als ganze und ihren Prozeß bedarf der Markt ständig die Ergänzung durch den Plan. Marktrationale Regeln können nur wirksam werden, wenn planvoll die Voraussetzungen ihrer Wirkung geschaffen werden. Andererseits bedürfen solche planvollen Regelungen ständig aufs neue der Prüfung ihrer Notwendigkeit für den Markt. [...] Markt und Plan sind unter allen Umständen enger miteinander verknüpft, als die begriffliche Scheidung es nahelegt.“[10] Aus chinesischer Perspektive konzentrierte sich die Problemlösung darauf, wie kann Markt hergestellt werden, ohne die dialektische Einheit mit dem Plan aufzubrechen? Genau das ist die Unterstellung der linken Chinakritiker, dieses sei geschehen. Im Transformationsprozess um 1988 folgende handelte es sich darum, dass die zentralen Akteure (das Politbüro der Partei sowie die Machtspitze des Staates) versuchten, durch die Kulturrevolution „verloren gegangene Handlungsmöglichkeiten wiederzugewinnen, also im Grunde ein machtpolitisch zentralisiertes System zu restaurieren: Zugespitzt und scheinbar paradox formuliert, sollte der Markt dazu dienen, die politische Machtposition der Zentrale wiederherzustellen!“[11]
Leider kann ich der nötigen Kürze wegen nicht die materiale Bedeutung der Kulturrevolution für diesen Transformationsprozess, der den Intentionen Maos scheinbar so sehr widerspricht, nicht einmal andeuten.[12] Nur soviel: Vor der Kulturrevolution waren wie in den anderen sozialistischen Ländern Gemeinschaft und Gesellschaft (Tönnies) hoffnungslos in einander gekreuzt, neben einer Pseudogemeinschaft (etwa als Betriebsgemeinschaft) trat eine Pseudogesellschaft (etwa als sozialistische Menschengemeinschaft). Es ging nun darum, in einem geschichtlichen Trennungsprozess Gesellschaft erneut zu konstituieren, deren alltägliche Gestalt vorallererst der Markt darstellte, der die Form Person benötigt und erweitert reproduziert, die im modernen Produktionsprozess verlangt wird. Klugerweise wurde mit den Landarbeitern angefangen, neue Formen von Arbeitsverhältnissen in Gemeinde- und Dorfunternehmen auszuprobieren, flexibles, flüssiges Gemeineigentum entstand, welches den Bauern übertragen wurde.[13]
Genauer: Das Gemeineigentum wurde einem Formwechsel unterworfen, es funktionierte nach Maßgabe des Privateigentums. Nach Entfaltung dieser Person als eine, die mit dem Gemeineigentum umzugehen lernte, als ob es Privateigentum wäre, konnte prozessual die Figur des Kapitalisten ins Spiel gebracht werden. Die Logik des Vorgangs ist seit Tönnies 1887 vertraut und muss hier vorausgesetzt werden.[14] Die Aufgabe für die VR China, die Landarbeit in gesellschaftliche Daseinsformen transformierte, bestand nun daran, die Arbeiterklasse mit verwandter Modernität auszustatten. Hierzu brauchte es einen Raum, der geschlossen werden kann und der mit Rückkopplungswirkung auf den Rest, das chinesische Zentrum, einwirken kann. Er stand mit den Sonderwirtschaftszonen reichlich zur Verfügung. Das dafür nötige Kapital, um Zeit zu gewinnen, denn das Projekt musste mit der Rückgabe Hongkongs fertig sein, wurde von außen akquiriert, die Auslandschinesen entdeckten ihr Gemeinschaftsherz, um Gesellschaft voranzubringen. Die bis heute währenden Kapitalströme lösten das Problem der ursprüngliche Akkumulation, weniger pompös formuliert: Man musste nicht wie die Sowjetunion in einer sozialistischen Akkumulation die Bauernmassen auspressen.
Kehren wir noch einmal zu Plan/Markt zurück. Durch die chinesische Entwicklung dieses Widerspruchs, das Alte ist nicht der Plan, das Neue ist nicht der Markt, sondern alt ist ein falsches Plan-Markt Verhältnis, neu ist ein revolutioniertes Plan-Markt Verhältnis, dann erscheint eine alte Kontroverse in einem anderen Licht.
Der Plan ist das Übergreifend Allgemeine, der Markt das Besondere. 1935 und 1938 streitet sich Hayek wohlgemut mit Oskar Lange. Ergebnis sind Überlegungen des Marxisten, assistiert von Dobb, dass die Marktfunktionen in Information und Risiko in der Marktgesellschaft ihre Substanz haben, welche in den sowjetischen Fünf-Jahresplänen nicht ersetzbar sind.[15] Die Frage ist demnach, wie kann diese Funktion in der Planungsmethodik und der Praxis substituiert werden? Müssen sich Betriebe wie Märkte verhalten? Müssen stochastische in-put/out-put Analysen (Leontief) modelliert werden? Müssen zentrale Pläne durch alternative Gegen-Pläne modifiziert werden? Welche materiellen Stimuli sind vonnöten, die Arbeiterklasse zu höherer Produktivität zu verlocken? Kurz: Wie kann der Markt stimuliert werden? Worauf aber zu dieser Zeit niemand kommen konnte, war die Einführung eines konkreten Abstraktums, mit dem die Textfragen in Realität umgesetzt werden können, obwohl Lange mit dem Kunstbegriff ‚Praxeologie’ letztlich darauf hinaus wollte: Arbeiter als Verkäufer ihrer Arbeitskraft, die, falls unbrauchbar, vom Arbeitsprozess frei gesetzt werden könnten, Kapitalisten, die als Agenten des Gesamtarbeiters die Leitung des Betriebs übernehmen.
Natürlich, anders als Hayek, mussten Lange und Dobb beantworten, wie die Gemeinschaft mit anders als zum Arbeitsprozess befähigten Personen verfährt: Sie hat, modern gesprochen und mit utopischem Realitätsbewusstsein, sie mit einem bedingungslosen Grundeinkommen zu versehen. Es wäre denkbar, die funktionalen Äquivalente für diesen Lösungsweg zu finden, wenn man die chinesische Kultur zu dekodieren lernt.[16] Die Kapitalisten andrerseits können mit Luxuskonsum - da gibt es spannende Anregungen bei Sombart - neutralisiert werden, ihre Zähmung ist in Skandinavien mittels hoher Steuern gut gelungen, Spekulationskapital steht durch die staatlichen Besitzverhältnisse an den Banken und den explizit nichtprivateigentümlichen Charakter des Finanzkapitals sowieso nicht zur Verfügung.
Die Maßnahmen, die Zeise[17] für die institutionelle Vorsorge gegen eine künftige Finanzmarktkrise fordert, und die m.E. von der politischen Klasse bestenfalls rhetorisch (London 2009; G20) aufgenommen werden, also die Kontrolle des Finanzsektors, sind in China längst realisiert (Stichworte: lückenlose Kreditbegrenzung, Beschränkung der Freiheit des Kapitalverkehrs). Die bisherigen Schritte, das bisherige Konjunkturprogramm in Höhe von 460 Mrd. Euro, zeigen alle Züge einer gelingenden Planwirtschaft: Infrastruktur, besonders die ländliche, Umweltschutz (der Anteil der Umweltausgaben beim Programm liegt bei 38 Prozent), Wohnungsbau, Gesundheit und Bildung. Die Krise wird produktiv genutzt, um Bedingungen für ein effizienteres und nachhaltigeres Wirtschaften zu legen.[18] Bestätigt wird einmal mehr, dass die dialektische Planwirtschaft effektiver ist als die mechanische Planwirtschaft, die sich als soziale Marktwirtschaft maskiert. Die Phänomenologie der chinesischen Planwirtschaft ist geschrieben, sie begrifflich mit den gesellschaftsformativen Aussagen von Marx und Engels zu verbinden, bleibt unsere wichtigste theoretische Aufgabe.[19]
[1] Helmut Peters: Volksrepublik China: 30 Jahre Reform und Öffnungspolitik. In: Marxistische Blätter H. 4-08. S.26.
[2] Vgl. den us-amerikanische Geografieprofessor David Harvey, Kleine Geschichte des Neoliberalismus. Zürich 2007. Dagegen: Giovanni Arrighi: Adam Smith in Beijing. Hamburg 2007, S. 438-464.
[3] Vgl. Joachim Bischoff: Neoliberalismus in China!? Oder 'Sozialistische Marktwirtschaft'? Supplement der Zeitschrift Sozialismus 10/2007. S. 7/8.
[4] Gerold Ambrosius: Zur Geschichte des Begriffs und der Theorie des Staatskapitalismus und des staatsmonopolistischen Kapitalismus.[SMK] Tübingen 1981, S. 81. Eine überzeugende Studie, weil nicht marxistisch, während die Neue Linke damals einzig Interesse hatte, lehrerhaft zu belegen, wo ihrer Meinung nach Marx (gest. 1883) was anderes über Staat und Kapital geschrieben hatte. Vgl. R. Ebbighausen (Hg.): Monopol und Staat. Frankfurt/M. 1974. - Zur Erinnerung: Drei produktive Texte der SMK Schule: Rudi Gündel / Horst Heininger / Peter Hess / Kurt Zieschang: Zur Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus. Berlin 1967; Robert Katzenstein: Die Investitionen und ihre Bewegung im staatsmonopolistischen Kapitalismus. Berlin 1967; Heinz Jung: Deformierte Vergesellschaftung. Zur Soziologie des staatsmonopolistischen Kapitalismus der BRD. Frankfurt/M. 1986. - Angeregt, nach Jahrzehnten, über die SMK-Theorie nachzudenken, hat mich im Krisenheft der Marxistischen Blätter der Aufsatz von Gretchen Binus: Finanzkrise - Resultat staatsmonopolistischer Regulierung der Wirtschaft. In: Marxistische Blätter H 1-09, S.21- 30. Im Übrigen ist es jetzt leichter als 1967, die Dimension der SMK Theorie in einer innovativeren Theoriesprache zu formulieren; vgl. Bob Jessop: Kapitalismus, Regulation, Staat. Hamburg 2007.
[5] Kornai, zit. nach Jan Priewe: Kein Ende in Sicht? Wirtschaftswachstum in China. in: Welttrends 53 2006/07, S. 73-86, hier: 78, Fn.4.
[6] Wer Spaß dran hat, hier die einschlägigen Artikel der Rechtsordnung der VR China; Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik Volksrepublik China. Dokumente Berlin 1989. Zu Eigentum: 35 & 47-49 (S.264-266), außerdem 10 (306), 151 (322) und besonders feinsinnig für Spekulanten: 155-168 (324). Die Hypo Real Estate ist selbst schon eine Schwindelgründung, um Spekulationen zu tätigen, ihre Hauptverbündete im Verbrennen von Geld, die Dubliner Depfa Bank wurde durch das Finanzministerium des Sozialdemokraten Steinbrück kontrolliert, was er zuerst leugnete, schließlich wurde der Kontrollbericht von Steinbrück zurückgehalten bis die Eigentümerhaftung verjährt war. (Zu diesem typischen Politikerverhalten gibt es in der VR China mehrere dutzend Rechtstitel, in dem Rechtsstaat BRD wohl keinen.)
[7] Niklas Luhmann: Die Politik der Gesellschaft. Frankfurt am Main 2000, S. 424.
[8] Vgl. die erhellenden Arbeiten von Werner Rügemer, hier spez. Wie das "Enteignungs"- Gesetz von HRE durch eine kapitalfromme US-Großkanzlei (Freshfields) gegen Millionenhonorar geschrieben wurde. Rügemer in junge welt 25.02.09.
[9] Margot Schüller: Die marktwirtschaftliche Transformation der Banken und Unternehmen. In: D. Fischer / M. Lackner (Hg.): Länderbericht China. Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 2007., S. 265ff. Die folgenden Zahlen entweder aus Handelsblatt oder aus: F. Garnreiter / L. Mayer / C. Schuhler. Krise. ISW Report Nr. 76 München 2009.
[10] Ralf Dahrendorf: Markt und Plan. Zwei Typen der Rationalität. Tübingen 1966, S. 13.
[11] So der vorzügliche China-Kenner Carsten Herrmann-Pillath: China: Paradoxe Transformation oder Modell? Köln 1993, S. 25/26- (hrvg. Verf.)
[12] Vgl. jetzt Archie Brown: Aufstieg und Fall des Kommunismus. Berlin 2009. Kapitel 17. 423-446. Weitere Literatur in meinem affirmativ erscheinenden Aufsatz: Manfred Lauermann: Gedanken und Thesen zur chinesischen Kulturrevolution. In: Marxistische Blätter H.4 2008, S. 80-87.
[13] Die ‘Township and Village Enterprises’, ; vgl. Arrighi, Smith in Beijing, a.a.O. S. 448-452.
[14] Ferdinand Tönnies: Gemeinschaft und Gesellschaft. Darmstadt 1972; Abs. 26- 2S. 55f. bes. S. 81-83. Übliche Unterstellungen, Gemeinschaft sei romantisch, Gesellschaft aber Entfremdung, sind bei der Linken weit verbreitet, aber horrender Unsinn. Kaum ein anderes Meisterwerk der Soziologie ist präziser, wertfreier und strukturalistischer! Siehe: Manfred Lauermann: Das Schwanken des Sozialstaates zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft. In: U. Carstens/ L. Clausen / F. Osterkamp / C. Schlüter-Knauer (Hg.): Neuordnung der Sozialen Leistungen [auch Tönnies-Forum 15] Norderstedt 2006, S. 111-158.
[15] Siehe: Oskar Lange: Politische Ökonomie 1. Berlin (DDR) 1968: S. 347; 229. Ein theoretisch-empirische Resümee: Jörg Roesler: Zwischen Plan und Markt. Freiburg/Berlin 1990. Information und Risiko in der Marktgesellschaft paraphrasiert natürlich das gleichnamige Buch von Dirk Baecker, Frankfurt/M. 1988. Auf S. 288ff. ist die Grunddynamik der gegenwärtigen Finanzkrise erklärt; für die Linke viel zu nüchtern; eine chinesische Übersetzung würde Jiang Jianqing, dem Chef von ICBC einleuchten und bestätigen, warum es in bzw. für China keine weltweite Finanzkrise gibt.
[16] Neben Jullien zum chinesischen Denken siehe den kleinen Aufsatz von dem Sinologen Rudolf G. Wagner: Ein chinesisches Plädoyer gegen die autonome Person. In: K-P. Köpping / M. Welker / R. Wiehl (Hg.): Die autonome Person - Eine europäische Erfindung? München 2002. S. 83-93.
[17] Lucas Zeise: Wege aus der Krise. In: Marxistische Blätter H 1-09, S. 38-44.
[18] Im Einzelnen, mit genauen Daten: Exkurs, Trotzt China der Krise am besten?. In : Garnreiter u.a. ISW -Bericht 76, a.a.O.: S. 31-35.
[19] Sein Hang zum Journalismus und seine Nicht-Kenntnis von jeder Art Theorie prädestinieren Sieren geradezu, eine dichte Beschreibung der Phänomene zu liefern; so auch in seinem letzten Bericht, Frank Sieren: Die Konkubinenwirtschaft. München 2008.