Manfred Kossoks Antwort
Der Historiker Manfred Kossok (1930-1993) hat die im Titel aufgeworfene Fragestellung im November 1991 in einem Artikel beantwortet: „Die sozialistische Revolution konnte nicht ins Zentrum des bürgerlichen Kosmos vorstoßen, wie es einst der bürgerlichen Umwälzung gelang. In diesem Sinne blieb die sozialistische Revolution (auch wenn sie als europäisches Ereignis, „als Katalysator aller damit verbundenen Probleme“[1] wahrgenommen wurde) ein peripheres Phänomen.“[2] Warum dieser Vorstoß misslang, warum sie eine Revolution im europäischen Hinterland, in den „Randregionen“ blieb, soll im Folgenden mit Blick auf die Debatten innerhalb der russischen Linken von Februar bis Oktober skizziert und diskutiert werden. Schließlich waren sie unter den Sozialisten der II. Internationale bezüglich ihres Selbstverständnisses die am unmittelbarsten betroffen.[3]
Dieser Zugang, der die Linke in ihrer Gesamtheit in den Blick nimmt, spielt in den immer zahlreicher werdenden Publikationen[4], Ringvorlesungen[5]und Tagungen[6] zum 17er Jahr so gut wie keine Rolle. Die u.a. von Helmut Altrichter[7] erhoffte Analyse ihrer von den Bolschewiki „auf den Müllhaufen der Geschichte“ beförderten Ideen steht immer noch aus.
Was Kossok 1991 umtrieb, war vor allem die Frage, ob mit der Feststellung des von seinem Zunftkollegen Helmut Bock beschriebenen jämmerlich unheroischen Scheiterns[8] auch jene auf die Befreiung des Menschen gerichtete Idee und Bewegung widerrufen ist. Das Ende der Sowjetunion veränderte auch ihr Bild vom Anfang. Anders als z.B. Charles Bettelheim, der ebenfalls das Thema der „peripheren Revolution“ aufgreift, führen Kossok und Bock das Fortleben des Oktobers nicht auf einen ungebrochen fortwirkenden Gründungsmythos zurück, sprechen nicht vom Oktober als der großen Illusion des 20. Jahrhunderts.[9]
Obgleich die Option für den Sozialismus, hebt Kossok hervor, nach 1945 immer stärker an die Peripherie abgedrängt wurde, kann vom Oktober auch als Leitrevolution[10] des 20. Jahrhunderts die Rede sein. Es war der reale Sozialismus, der sich trotz all seiner Defizite als existentielle Herausforderung an den Kapitalismus erwies. Nur hier, an der Peripherie, wirkte das russische Vorbild als Leitmotiv weiter. Anders Bettelheim: Die Delegitimierung des Oktoberumsturzes bedeutet nicht Delegitimierung einer grundsätzlichen Infragestellung der kapitalistischen Realitäten. Einig sind sich Kossok und Bettelheim darin, daß der Erfolg an der Peripherie sich zunehmend als eine wirtschaftliche Belastung für die sozialistischen Länder erwies. In der Herausbildung des „sozialistischen Weltsystems“ liegt ein Grund für das Scheitern der sozialistischen Alternative.[11]
Programmatische Korrekturen
1987 begann Michail Gorbatschow seine Rede „Der Oktober und die Umgestaltung: Die Revolution wird fortgesetzt“[12] mit dem Hinweis auf die von der Revolution eingeleitete neue Epoche. Wie Alfons Paquet[13] pries er den „Oktober als wirkliche ‚Sternstunde‘ der Menschheit, als ihre Morgenröte.“ Dabei kam er nicht ohne den Rückgriff auf Lenins Schrift „Was tun?“ aus: Nur wurde sie dieses Mal nicht zur Begründung des von einem Häuflein von Berufsrevolutionären geführten Schwertträgerordens (Stalin) oder der führenden Rolle der Avantgardepartei (Breshnew), sondern zur Erklärung der „Glasnost“, einem Wesenszug der Perestroika unter Gorbatschow, herangezogen.
In der beständigen Überarbeitung der Programmatik von der SED/PDS bis hin zur Partei „Die Linke“ spiegelt sich die Distanzierung von der Oktoberrevolution. Die Partei „Die Linke“ hat in einer langwierigen Debatte von 1989 bis 2011 den Hinweis auf die „welthistorische Bedeutung der Oktoberrevolution“ aus ihrem Programm gestrichen und der von Lenin begründeten Weltanschauungspartei „neuen Typs“ eine Absage erteilt. Damit war auch der Parteikommunismus bolschewistischen Typs Geschichte.
Michael Schumann bezeichnete 1989 in seiner berühmten Rede über den Bruch mit dem Stalinismus als System den Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution noch als eine Tatsache von historischer Bedeutung, die vor der Geschichte Bestand hat.[14] Im 1993 angenommenen Programm der PDS heißt es: „Am Ende unseres Jahrhunderts bestimmen die entwickelten kapitalistischen Industriestaaten die wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Verhältnisse der Welt. Der mit der Oktoberrevolution 1917 begonnene Versuch, die kapitalistische Produktionsweise, Ausbeutung und Unterdrückung zu überwinden, ist in Europa gescheitert.“[15] 1997, aus Anlass des 80. Jahrestages der russischen Revolutionen, betonte Wolfgang Küttler die Notwendigkeit, alte Fragen neu zu stellen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Beantwortung dieser Fragen nicht ausreicht, um die Vielfalt und die Perspektiven von Transformations- und Revolutionsprozessen im 20. Jahrhundert abzudecken.[16]
In dem 2003 angenommen Parteiprogramm ist von der Oktoberrevolution nicht mehr die Rede. „Ausgehend vom solidarischen und egalitären Anspruch der sozialdemokratischen und kommunistischen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts, anknüpfend an die emanzipatorischen und libertären Traditionen früherer sozialistischer Bewegungen, streben wir nach einer grundlegenden Erneuerung sozialistischer Politik.“[17]
In den „Programmatischen Eckpunkten“ der neuen Partei DIE LINKE von 2007 ist die Geschichte fast durchgängig getilgt. Einen Hinweis auf die Niederlage der Revolution 1918/19 in Deutschland enthält erst das 2011 angenommene Programm.[18]
Von der Euphorie zur Ernüchterung – Die schrittweise
Mäßigung der Revolution
„Rußland hat seine bürgerliche Revolution so spät vollzogen, daß es gezwungen war, sie in die proletarische umzuwandeln“, hatte Trotzki im Vorwort zum zweiten Band seiner „Geschichte der russischen Revolution“ geschrieben Mit Kossoks Worten: „… keines der sozialistischen Länder [hat] die Phase des Citoyen, d.h. der erfolgreichen bürgerlichen Revolution, … durchlaufen.“[19] In der Hoffnung auf die Unterstützung durch die Weltrevolution nahm Lenin unter Berufung auf Engels „ökonomisch falsche Entscheidungen“ in Kauf, da sie unter „weltgeschichtlichem Aspekt richtig“ seien.[20] Um diese u.a. von der Komintern aufgegriffene Auslegung, die weder den Opponenten in der nichtbolschewistischen Linken noch den Kritikern in den Reihen der Kommunistischen Partei entgangen war, entbrannte ein heftiger Streit.
Seit seiner Rückkehr aus dem Schweizer Exil war Lenin mit dem Einwand konfrontiert, Russland sei für die sozialistische Umwälzung nicht reif. So argumentierten Theoretiker aller sich auf Marx berufenden sozialistischen nichtbolschewistischen Parteien. Die ablehnende Reaktion des Vaterlandsverteidigers Georgi Plechanows auf Lenins Aprilthesen unterschied sich kaum von den Appellen des Internationalisten Julius Martow, die „revolutionäre Demokratie“ zu stärken, und der von Irakli Zereteli in der einzigen Sitzung der Konstituierenden Versammlung vorgebrachten Kritik an der Politik der Bolschewiki von Oktober 1917 bis Januar 1918: „Die Frage lautet doch so: ist die sozialistische Ordnung, die von allen Sozialisten selbstverständlich erwünscht ist, unter den gegenwärtigen Bedingungen möglich, ist sie realisierbar? Ich habe mir sehr genau die Argumente angehört die hier genannt wurden und in denen davon die Rede war, daß die vom Volke gewählte Konstituierende Versammlung jetzt vorbehaltlos jene Erfahrungen sanktionieren müsse, die der Rat der Volkskommissare macht. Aber nicht ein einziges Argument habe ich als Beweis dafür gehört, daß diese Erfahrungen auch zu den Ergebnissen führen werden, die man sich erhofft, kein einziges Wort haben wir hier von den Vertretern der führenden Parteien gehört, welche Ergebnisse mit den gemachten Erfahrungen in der Praxis vorliegen.“[21]
Merkmale der peripheren Revolution
Manfred Kossok führt sieben Merkmale an, von denen hier zwei bereits Erwähnung fanden: 1) die Unfähigkeit, die Produktivkräfte zu revolutionieren, und 2) das Demokratiedefizit. Die anderen fünf Merkmale sind: 3) die geografische Zuordnung zur Dritten Welt; 4) die nachholende Revolution; 5) die Unmöglichkeit, in das europäische Zentrum einzudringen; 6) die Antworten dieses Zentrums in Form von Gewaltanwendung oder Öffnung; und 7) der Entkolonialisierungsprozess.[22] Ergänzend könnte man auf die von 1918 bis 1922 errungenen Siege über die Konterrevolution an der russischen Peripherie und die nicht erfolgte Lösung der nationalen Frage verweisen. (Ausgeblendet bleibt die territoriale Expansion nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939.)
Lenins Position und Reaktion auf die Kritiker
Der zunächst als opportunistisch verworfenen Argumentation stimmte Lenin später – beim Übergang vom Kriegskommunismus zur NÖP – wenn auch mit Abstrichen, zu. Weil seine Opponenten, unter ihnen der spätere Autor des „ABC des Kommunismus“ Jewgeni Preobrashenski[23], am Projekt der „revolutionären Demokratie“ festhielten, gehörten sie auf den Müllhaufen der Geschichte. „Man muß es verstehen“, belehrte Lenin Inessa Armand Ende 1916 in einem Brief, „den Kampf um die Demokratie und den Kampf um die sozialistische Revolution zu vereinigen, indem man den ersten dem zweiten unterordnet.“[24] Furet führt dazu aus: „Die republikanische Idee und die sozialistische Idee sind nicht identisch, aber sie können zu einem gemeinsamen Weg führen, vorausgesetzt, man gibt dem Weg den Vorzug vor dem Ziel.“[25] Lenin gab dem Ziel den Vorzug. Und weiter: „Selbständigkeit und gesonderte Existenz unserer Partei, keinerlei Annäherung an andere Parteien – das ist für mich ultimativ. Ohne dies kann man dem Proletariat nicht helfen, über die demokratische Umwälzung zur Kommune zu gelangen, und anderen Zielen würde ich nicht dienen“, so umriss Lenin die Zielvorstellungen der Partei neuen Typus.[26] Avantgardepartei contra Nachtrabpolitik lautete das ABC des Leninismus. Lenin, konstatiert Furet, „gewann sein politisches Profil durch den erbitterten Kampf gegen diese Einheitsbestrebungen“.[27]
Vom Umsturz zur Revolution
Den bewaffneten Aufstand der von den Bolschewiki ausgewählten und befehligten Truppenteile in Petrograd im Oktober 1917 bezeichneten die Menschewiki als „konterrevolutionäre Verschwörung“[28], Wladimir Lenin und Leo Trotzki sprachen vom Umsturz.[29] „Was eine Revolution von einem bloßen Aufruhr, Putsch[30] oder Staatsstreich[31] auch unterscheidet, ist die Unterstützung durch breite Schichten der Bevölkerung.“[32] Als Akt radikaler Überrumpelung beschrieb auch der Chronist Nikolai Suchanow die Ereignisse in der Hauptstadt, Martow sprach vom Abenteuer. Gegen Ende des II. Sowjetkongresses in den Morgenstunden des 27. Oktober – bis auf die Bolschewiki und die linken Sozialisten-Revolutionäre hatten fast alle Delegierten der Menschewiki, des Bundes und der rechten Sozialisten-Revolutionäre diese Veranstaltung verlassen – wurde ein Beschluss über die Bildung der Arbeiter- und Bauernregierung gefasst, der den Oktoberumsturz politisch vollendete und rechtskräftig machte.[33] In der Nacht auf den 26. Oktober, es war 22.40 Uhr, der II. Sowjetkongress hatte gerade begonnen, erfolgte die Verhaftung der Provisorischen Regierung, worüber der Sowjetkongress am Folgetag informiert wurde. John Reed: „So, unter dem Krachen der Geschütze, in dunkler Nacht, mit Haß, Furcht und sorglosem Wagen, kam das neue Rußland zur Welt.“[34] Kritik kam auch aus den eigenen Reihen, von den rechten Bolschewiki[35] Kamenew und Sinowjew, die auf dem klassischen Modell einer proletarischen Massenmobilisierung bestanden und es ablehnten, den Aufstand auf ein Militärkomplott zu reduzieren. Die Akteure waren bäuerliche Regimenter, nicht die den Menschewiki folgenden Petrograder Arbeiter.
In der Bestimmung der dritten russischen Revolution lag der Schwerpunkt zunächst auf der Bestimmung ihrer Akteure. Einem Zeitungsbericht zu Folge sprach Lenin von der Arbeiter- und Bauernrevolution, in deren Ergebnis der Sozialismus siegt. (LW 26, S.228) Wenn, was nicht immer der Fall ist[36], Lenin von der Bauernschaft spricht, meint er nur die arme Bauernschaft.
Den Begriff der Oktoberrevolution verwandte Lenin zuerst in der Rede zur Bodenfrage auf dem Zweiten Gesamtrussischen Sowjetkongress am 28. Oktober (8. November).[37] Schon einen Tag nach dem Sturz der Provisorischen Regierung wurde der Aufstand also mit einer Revolution, einer zweiten Revolution gleichgesetzt, die nicht eine bürgerliche, sondern eine sozialistische Revolution gewesen sei (LW 26, S. 382). Sie stellt lediglich den Anfang der sozialistischen Weltrevolution dar.[38] Im Januar 1918 dann ist in Analogie zur Französischen Revolution von der „Großen Oktoberrevolution“ (LW 26, S. 429) und schließlich von der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ die Rede.
Der Februar 1917 als kritischer Punkt
Entgegen den Vorstellungen der Ereignishistoriographie erweist sich nicht der bolschewistische Oktober, sondern der ‚demokratische Februar‘ als der kritische Punkt im Jahre 1917. In der Wahlplattform der SDAPR(V) vom 25. Oktober 1917 war von der Großen Russischen Revolution, die den Zaren gestürzt hatte, die Rede.[39] Für die im paternalistischen Denken verhafteten Bauernmassen im Soldatenrock war die Tatsache des Sturzes der Macht von außerordentlicher Bedeutung und viel wichtiger als ihre Übernahme. Sie folgten den Bolschewiki, die ihre Forderungen nach Frieden, Boden und Brot wenigstens aufgriffen, während die sich von März bis Oktober 1917 ablösenden sechs Regierungen unter Hinweis auf die einzuberufende Konstituierende Versammlung nichts unternahmen. Die Bauernsoldaten waren die treibende Kraft der Agrarrevolution.
Für die in der II. Internationale organisierten Sozialisten war eine Beteiligung an bürgerlichen Regierungen ausgeschlossen. Die Sozialrevolutionäre verabschiedeten im April eine Erklärung gegen die Beteiligung an der Provisorischen Regierung. Eine Unterstützung der Regierung käme nur dann in Frage, wenn letztere im Sinne der Verwirklichung demokratischer Reformen wirkt. Die Vaterlandsverteidiger um Plechanow hingegen traten immer nachdrücklicher für die Bildung einer Koalitionsregierung unter Beteiligung der Sozialisten ein. Doch die Fraktion der Menschewiki war zunächst dagegen. Das änderte sich erst im Mai 1917, als die Menschewiki Irakli Zereteli und Matwej Skobelew das Post- bzw. Arbeitsministerium im Kabinett Lwow übernahmen. Es war ein demonstrativer Bruch mit der marxistischen Doktrin in der russischen Linken.
„Im ‚leninistischen‘ Geschichtsbild wurde der Februar als bürgerlich-demokratische Revolution streng vom Oktober, der ‚Großen Sozialistischen Oktoberrevolution‘, abgesondert. […] Der Februar erschien nur als eine Art Vorspiel unreifer Charaktere und Volkselemente vor dem eigentlichen und sieghaften Revolutionsdrama mit dem ‚genialen Führer‘ Wladimir Lenin und den sich ihm anschließenden bolschewistischen Heroen.“[40] Zwischen der Februarrevolution und Lenins Ankunft auf dem Finnischen Bahnhof in Petrograd mit den „April-Thesen“ in der Tasche klafft in den sowjetischen Geschichtsdarstellungen eine zeitliche Lücke. Gorbatschows bereits erwähnte Rede bildet hier keine Ausnahme.[41] Indem an den universellen Anspruch der Bolschewiki angeknüpft wird, erscheint der Februar als russisches Ereignis von lokaler Bedeutung. Hinzu kommt, daß die Februarrepublik ihre historische Identität zwischen Nikolaus II. und Lenin verliert.[42]
In der sowjetischen Partei- und Revolutionsgeschichtsschreibung[43] wurden die spontanen Streiks im Februar als von Anfang an unter der Führung der Bolschewiki stehende Aktionen beschrieben. Diese auf Schljapnikow zurückgehende Umdeutung wurde in der DDR u. a. von Klaus Mammach aufgegriffen.[44]
Permanenz des Ausnahmezustandes statt Revolution in Permanenz
Plechanows 1917 und 1918 gebetsmühlenartig vorgetragene Argumentation, daß es „kein größeres historischen Unglück geben könne als die Machteroberung zu einem Zeitpunkt, da das Endziel wegen unüberwindlicher objektiver Bedingungen unerreichbar bleibt“ [45] konterte Lenin mit dem bereits zitierten Hinweis auf die welthistorische Berechtigung falscher ökonomischer Schritte. „In seiner gegenwärtigen anarchistischen Stimmung“, fährt Plechanow fort, „kann Lenin natürlich eine derartige Mahnung nicht zur Vernunft bringen. Alle, die ihm im Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten widersprachen, hat er durchweg als Opportunisten, die dem Einfluß der Bourgeoisie erlegen seien und deren Einfluß auf das Proletariat übertragen, bezeichnet. Das ist wieder die Stimme eines Anarchisten.“[46]
Die Entgegnung Lenins[47] und der Bolschewiki ließ nicht lange auf sich warten. Sie gleicht der von Nina Hager in einem Artikel über Georgi Plechanow, den „unermüdlichen Streiter für den Marxismus“, Ende 2016 entwickelten Argumentation: „Wenn wir […] an den 100. Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland erinnern, dann wird unter den Namen der Revolutionäre der Plechanows nicht auftauchen.“[48] Eine eigenartige, wenn auch keineswegs originelle Schlussfolgerung aus dem dargebotenen Rückblick auf Plechanows „bewegtes, widersprüchliches Leben“. Die Bolschewiki waren den Trauerfeiern für Plechanow 1918 in Petrograd ferngeblieben und hatten vergeblich versucht, seinen Namen aus der Geschichte der russischen Revolutionen zu tilgen.[49] Es war Trotzki, der hervorgehoben hatte, „daß die Revolutionäre dem revolutionären Erbe Plechanows immer die Treue halten werden. Er könne aber nicht umhin, am offenen Grab auf die Tragik des Theoretikers hinzuweisen, der zu einem Versöhnler und Nationalisten geworden ist.“[50]
Jene Parteimitglieder, die Lenins Vorgaben widersprachen oder in Frage stellten, Losowski ist ein Beispiel, wurden ausgeschlossen.[51]
Das Verstummen der Kampfgefährten in Deutschland
Um die Geschehnisse in Russland – sie sprach vom Oktoberumsturz, Oktober-Aufstand oder Oktoberumschwung[52] – zu erklären, musste Rosa Luxemburg das marxistische Lexikon beiseitelegen und sich des Begriffes „fatale Bedingungen“ bedienen. Der weitere Gang der Ereignisse würde die Bolschewiki in eine Sackgasse der Geschichte führen. „Das Gefährliche beginnt dort, wo sie aus der Not die Tugend machen, ihre von diesen fatalen Bedingungen aufgezwungene Taktik nunmehr theoretisch in allen Stücken fixieren und dem internationalen [Sozialismus – W.H.] als das Muster der sozialistischen Taktik zur Nachahmung empfehlen wollen.“[53] In einem in Deutschland veröffentlichten und von der „Prawda“ nachgedruckten Artikel schrieb Clara Zetkin, dass sich eine Demokratie durchaus in ihr Gegenteil verwandeln könne, wenn es dem historischen Fortschritt nütze.
Ähnlich wie Käte Duncker[54] musste auch Rosa Luxemburg ihre prinzipielle Kritik an den Bolschewiki aus pragmatischen Überlegungen zurückhalten. „Man möchte die Bolschewiki mächtig beschimpfen, aber natürlich die Rücksichten erlauben das nicht…“ Kautsky musste sich dieser Selbstzensur nicht unterziehen. Seine auf Marx zurückgehenden Argumente waren denen Luxemburgs ähnlich, in den Schlussfolgerungen über die mögliche Entwicklung der sozialistischen Revolution vertraten beide jedoch diametral entgegengesetzte Auffassungen.
Als Rosa Luxemburg sich dann doch zur öffentlichen Kritik des politischen Regimes in Sowjetrussland entschloss, unternahmen ihre Kampfgefährten alles, um die Veröffentlichung von Luxemburgs Bemerkungen „Zur russischen Revolution“ zu verhindern.
Das russische Beispiel als Masterplan
Alfons Paquet unternahm 1919, nach seiner Rückkehr aus Russland, den Versuch, den Deutschen den Geist der russischen Revolution zu erläutern. „Die Idee des Völkerbundes, der Rätegedanke, der Sinn des Sozialismus beschäftigt die Herzen“, schrieb er 1919, „und da die westlichen Formulierungen so schwach sind, fragt man ernsthaft nach östlichen.“[55] Am 13. Januar 1919 sprach er in Frankfurt am Main: „Die russische Revolution erscheint mir, trotz des Medusenantlitzes, das sie uns entgegenhebt, als das Urbild der Revolution schlechthin.“ John Reed hat es auf den Punkt gebracht: „Die Bolschewiki waren die einzigen in Russland, die ein konstruktives Programm aufzuweisen hatten und auch über die Macht verfügten, um es durchzusetzen.“[56] Doch gab es vor der 1921 eingeführten NÖP ein solches Programm? Was stattfand, war „die tatsächliche und bleibende Vernichtung der demokratischen Errungenschaften der Februarrevolution“.[57] Die NÖP änderte bekanntlich nichts am Wesen der Diktatur.
Bela Kuns und Karl Radeks aus Budapest bzw. Berlin geschickte Briefe an Lenin sind voller Vergleiche der Entwicklung in beiden Ländern mit der Entwicklung in Russland im Jahre 1917. „Wenn in den nächsten 2-3 Wochen die Frage der Diktatur in Deutschland nicht entschieden wird“, schrieb Kun am 5. Januar 1919, „stehen uns die Julitage bevor.“[58] Karl Radek prognostizierte am 24. Januar 1919, daß sich „die Situation in unserem Sinne zuspitzt, die Führung der KPD jedoch nicht auf der Höhe der Zeit ist“.[59] Er sah in der KPD keine Partei mit Tradition, sondern erst eine Richtung.[60] Anstatt sich auf die straff organisierte Partei zu konzentrieren, würden alle möglichen diffusen Organisationen gegründet und toleriert.
Bela Kun bat Lenin im März 1920, sich mit der Kritik, insbesondere mit dem Hinweis darauf, dass Methoden des russischen Bolschewismus nicht für Westeuropa taugen, zurückzuhalten.[61] Es ist besser, nach der russischen Methode, mit allen ihren Fehlern, zu handeln, als die bolschewistische Partei zu kastrieren.[62]
Ex oriente lux
Nach dem Scheitern der Revolutionen im Westen blieb die Hoffnung auf die Revolution im Osten. Im Brief an die Spartakisten vom 9. März 1919 hatte Trotzki geschrieben: „[…] selbst jetzt noch kann man nicht sagen, dass das Tor von Berlin für einen russischen Kommunisten offen steht.“[63]
Trotzki wandte sich bereits am 5. August 1919, nach der Niederlage der ungarischen Räterepublik und den Misserfolgen in der Ukraine, mit einem Brief an das ZK der KPR(B), in dem er die „Vorbereitung von Elementen ‚asiatischer‘ Orientierung“ forderte. Der Weg nach Indien ist kürzer, als der nach Sowjetungarn. Der Weg nach London und Paris führt über Afghanistan.[64] Die Komintern schuf zwischen dem I. und II. Kongress eine Reihe von Büros für die Koordinierung der Arbeit im Asien, Fernost und in Mexiko. Später wurde die Arbeit auf den Nahen Osten und Nordafrika ausgedehnt. Geld floss nach China und Korea.[65] Mit Gorbatschows Worten: „Erste Schritte zur Herstellung gleichberechtigter Beziehungen mit den Staaten des Ostens wurden unternommen – China, Türkei, Iran, Afghanistan.“[66]
Der von der Kommunistischen Internationale im September 1920 organisierte Kongress der Völker des Ostens in Baku ist ein Ausdruck dieser institutionell verordneten Neuausrichtung. Anton Pannekoek hat diese asiatische Variante der Arbeiterrevolution im Westen gegenübergestellt.[67] „So bleiben am Schluss der historischen Tragödie zwei polemische Feststellungen“, konstatiert Helmut Bock. „Erstens können die unmittelbaren Revolutionsresultate von 1917 bis 1921 den zweifelhaften Titel der ‚Großen Sozialistischen Oktoberrevolution‘ keinesfalls rechtfertigen. Das Verhältnis zwischen der ideologischen Begriffsbildung und der weit komplizierteren Realität der Geschichte müsste im Traditionsverständnis heutiger Sozialisten und Kommunisten ernstlich geprüft und präzisiert werden. Zweitens aber sollte die historische Erfahrung unvergessen bleiben, daß ein Weltkrieg kapitalistischer Staaten die Krise Russlands und damit die Revolution bewirkte.“[68] So war es in Russland 1917 und in den Räumen Ost- und Mitteleuropas nach dem Zweiten Weltkrieg. Während Russland nach dem Ersten Weltkrieg seine Rolle als Ordnungsmacht einbüßte, übernahm die Rote Armee nach dem Zweiten Weltkrieg die Rolle des Exporteurs der Revolution. Ein Zusammenhang mit der herbeigesehnten Weltrevolution lässt sich nicht herstellen. „Der Sozialismus habe ‚die Rolle einer entwicklungspolitischen Krücke für nachholende Entwicklung im peripher-kapitalistischen Umfeld‘ übernommen.“[69]
[1] Wolfgang Küttler: W. I. Lenin und die Große Französische Revolution. Die Erfahrungen von 1789 aus der Sicht des revolutionären Kampfes der russischen Arbeiterbewegung. In: Große Französische Revolution und revolutionäre Arbeiterbewegung. Geschichtsbewußtsein, Gesellschaftstheorie und revolutionärer Kampf. Hrsg. von Walter Schmidt, Wolfgang Küttler und Gustav Seeber. Berlin 1989, S. 120
[2] Manfred Kossok: 1917 – eine periphere Revolution?, in Utopie kreativ. Beilage 1 (November 1991), S. 14. Nachdruck des Artikels in: Manfred Kossok: Sozialismus an der Peripherie. Späte Schriften. Hg. von Jörn Schütrumpf. Berlin 2016, S. 39.
[3] Dietrich Beyrau: 1917. Der Rote Oktober in zeitgenössischen Deutungen. Bolschewistische Camouflage und bürgerliche Apokalypse. In: Jan Claas Behrends, Nikolaus Katzer, Thomas Lindenberger (Hg.) 100 Jahre Roter Oktober. Zur Weltgeschichte der Russischen Revolution. Berlin 2017, S.47-54.
[4] Jahrbuch für historische Kommunismusforschung 2017. Berlin 2017.; Jan Claas Behrends, Nikolaus Katzer, Thomas Lindenberger (Hg.) 100 Jahre Roter Oktober, a.a.O.
[5] Vortragszyklus Februar bis Dezember 2017: Nach dem Ende der Illusion: Was bleibt vom Kommunismus im 21. Jahrhundert? Den Auftakt bildete die Vorlesung von Heinrich August Winkler am 7.2.2017 in der Humboldt-Universität zu Berlin.
[6] Vgl.: Karlen Vesper: Notizen von zwei Konferenzen in Berlin anlässlich des 100. Jahrestages der Russischen Revolution. In: neues deutschland, 27.2.2017, S. 16.
[7] Helmut Altrichter: Russland 1917. Das Jahr der Revolutionen, Zürich 1997, S. 17.
[8] Helmut Bock: Die russische Revolution. Kriegskind des 20. Jahrhunderts. In: Derselbe, Wir haben erst den Anfang gesehen. Selbstdokumentation eines DDR-Historikers 1983 bis 2000, Berlin 2002, S. 338ff.
[9] Charles Bettelheim: Die Klassenkämpfe in der UdSSR. Bd. 3 und 4. Berlin 2016, S. 34 „Die neuerliche Analyse der Oktoberrevolution und ihrer Folgen führt mich also zu der Erkenntnis, dass der ‚sozialistische‘ Aspekt dieser Revolution dem Reich von Sehnsucht und Diskurs zugehörig ist, dass er auf der Ebene der Vorstellung und Ideologie zu verorten ist. Der ‚sozialistische‘ Aspekt des Oktober hat unterdessen beträchtliche historische Auswirkungen gehabt – und hat sie noch. Der Mythos der UdSSR als ‚Vaterland des Sozialismus‘ scheint bis heute zu überleben […].“
[10] W. Küttler sprach 1989 von der Leit- und Durchbruchsrevolution. Siehe: Wolfgang Küttler: W. I. Lenin und die Große Französische Revolution. Die Erfahrungen von 1789 aus der Sicht des revolutionären Kampfes der russischen Arbeiterbewegung. A.a.O., S. 138.
[11] Wolfgang Küttler: Die russische Revolution und das Verhältnis von bürgerlicher und sozialistischer Umwälzung. In: Oktoberrevolution in Russland – ein Ausbruch aus der Welt des Kapitals? Helle Panke e.V., Pankower Vorträge Heft 8, S. 16.
[12] Michail Gorbatschow: Der Oktober und die Umgestaltung: Die Revolution wird fortgesetzt. In: derselbe, Reden auf der Festsitzung und dem Treffen der Parteien und Bewegungen. Berlin 1987.
[13] Alfons Paquet: Der Geist der russischen Revolution. Leipzig 1919, S. 33.
[14] Michael Schumann: Wir brechen unwiderruflich mit dem Stalinismus als System. ttps://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/texte12_01.pdf
[15] Programm der Partei des Demokratischen Sozialismus (Beschlossen von der 1. Tagung des 3. Parteitages der PDS, 29. bis 31. Januar 1993 in Berlin.)
[16] Wolfgang Küttler: Die russische Revolution und das Verhältnis von bürgerlicher und sozialistischer Umwälzung. In: Oktoberrevolution in Rußland – ein Ausbruch aus der Welt des Kapitals? Helle Panke e.V., Pankower Vorträge Heft 8, S. 7.
[17] Programm der Linkspartei.PDS (Beschlossen von der 2. Tagung des 8. Parteitages der PDS am 26. Oktober 2003 in Chemnitz.)
[18] Programm der Partei DIE LINKE. Beschluss des Parteitags der Partei DIE LINKE vom 21./22./23. Oktober 2011 in Erfurt.
[19] Kossok, a.a.O., S. 42.
[20] W. I. Lenin: Marxismus und Staat. Berlin 1974, S. 120. Gemeint ist das folgende Fragment aus dem Vorwort von Friedrich Engels (von 1884) zur ersten deutschen Ausgabe von Karl Marx, Das Elend der Philosophie: „Die obige Nutzanwendung der Ricardoschen Theorie, daß den Arbeitern, als den alleinigen wirklichen Produzenten, das gesamte gesellschaftliche Produkt, ihr Produkt, gehört, führt direkt in den Kommunismus. Sie ist aber, wie Marx in der obigen Stelle auch andeutet, ökonomisch formell falsch, denn sie ist einfach eine Anwendung der Moral auf die Ökonomie. Nach den Gesetzen der bürgerlichen Ökonomie gehört der größte Teil des Produkts nicht den Arbeitern, die es erzeugt haben. Sagen wir nun: das ist unrecht, das soll nicht sein, so geht das die Ökonomie zunächst nichts an. Wir sagen bloß, daß diese ökonomische Tatsache unserm sittlichen Gefühl widerspricht. Marx hat daher nie seine kommunistischen Forderungen hierauf begründet, sondern auf den notwendigen, sich vor unsern Augen täglich mehr und mehr vollziehenden Zusammenbruch der kapitalistischen Produktionsweise; er sagt nur, daß der Mehrwert aus unbezahlter Arbeit besteht, was eine einfache Tatsache ist. Was aber ökonomisch formell falsch, kann darum doch weltgeschichtlich richtig sein. Erklärt das sittliche Bewußtsein der Masse eine ökonomische Tatsache, wie seinerzeit die Sklaverei oder die Fronarbeit, für unrecht, so ist das ein Beweis, daß die Tatsache selbst sich schon überlebt hat, daß andre ökonomische Tatsachen eingetreten sind, kraft deren jene unerträglich und unhaltbar geworden ist. Hinter der formellen ökonomischen Unrichtigkeit kann also ein sehr wahrer ökonomischer Inhalt verborgen sein.“ MEW 4, Berlin 1983, S. 561.
[21] Irakli Zereteli: Rede. In: Wladislaw Hedeler; Horst Schützler; Sonja Striegnitz (Hrsg.) Die Russische Revolution 1917. Wegweiser oder Sackgasse? Berlin 1997, S. 412-413.
[22] M. Kossok: a.a.O., S. 86-87.
[23] Michail Gorinov: Evgenij Preobraženskij, bol’ševik iz popovičej. Moskva 2015, S. 151.
[24] W. I. Lenin an I. F. Armand, 25. 12. 1916. In: W. I. Lenin, Briefe (= LB), Bd. IV, S. 344.
[25] François Furet: Das Ende der Illusion. Der Kommunismus im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 91. Zur Kritik an Furet siehe: Hans-Peter Jaeck: Karl Marx und die Französische Revolution. Bemerkungen zu einem Buch von Francois Furet. In: Große Französische Revolution und revolutionäre Arbeiterbewegung. Geschichtsbewußtsein, Gesellschaftstheorie und revolutionärer Kampf. Hrsg. von Walter Schmidt, Wolfgang Küttler und Gustav Seeber. Berlin 1989, S. 33-54.
[26] W. I. Lenin an A. W. Lunatscharski, vor dem 25. 3. 1917. In: LB, Bd. IV, S. 409.
[27] François Furet: a.a.O., S. 97.
[28] John Reed, 10 Tage, die die Welt erschütterten. Berlin 1957, S. 141.
[29] W. I. Lenin, Werke (= LW), 26, S. 282 (November 1917); LW 26, S. 350, Rede über die Frage der Konstituierenden Versammlung am 1.(14.) Dezember 1917.
[30] Zur Ablehnung der These vom Oktoberaufstand als Putsch siehe: Stefan Bollinger: Die Oktoberrevolution im Widerstreit. Hoffnungen und Irrwege. Helle Panke e.V. 2007, Pankower Vorträge Heft 106, S. 32.
[31] Archie Brown: Aufstieg und Fall des Kommunismus. Berlin 2009, S. 79.
[32] Helmut Altrichter: Russland 1917, a.a.O., S. 17.
[33] N. N. Suchanov: Zapiski o revoljucii. Tom 3. Moskau 1992, S. 344. Vgl.: Die Russische Revolution 1917. Wegweiser oder Sackgasse? Berlin 1997, S. 398.
[34] John Reed, 10 Tage, die die Welt erschütterten. Berlin 1957, S. 138.
[35] W. I. Lenin: Polnoe sobranie sotschinenij (=PSS), Moskau 1962, Bd. 35, S. 188. Aus dem Tagebuch eines Publizisten. Auszuarbeitende Themen.
[36] PSS, Bd. 35, S. 90. Hier schreibt Lenin am 11.11.1917 im Namen des revolutionären Proletariats Rußlands an die finnischen Genossen, die für eine sozialistische Reorganisation Finnlands eintreten.
[37] „Wir sind der Meinung, dass die Revolution gezeigt und bewiesen hat, wie wichtig es ist, die Bodenfrage in aller Klarheit zu stellen. Der Ausbruch des bewaffneten Aufstands, der Ausbruch der zweiten, der Oktoberrevolution, beweist ganz klar, dass der Grund und Boden den Bauern übergeben werden muss.“ (LW 26, S. 248)
[38] LW 26, S. 387f.
[39] Izbiratel’naja platforma RSDRP(o) na vyborach v Učreditel’noe sobranie. In: Men‘ševiki v 1917 godu. Ot Vremennogo Demokratičeskogo Soveta Rossijsskoj Respubliki do konca dekabrja. Moskva 1997, T. 3, č. 1, S. 228.
[40] Helmut Bock: Die russische Revolution. A.a.O., S. 346.
[41] Michail Gorbatschow: A.a.O., S., S. 9.
[42] François Furet: a.a.O., S. 101 und 106.
[43] Repräsentativ ist hier Isaak I. Minc, Autor einer 3 Bände umfassenden Geschichte des Großen Oktober, Moskau 1967, zu nennen.
[44] Klaus Mammach: Der Einfluß der russischen Februarrevolution und der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die deutsche Arbeiterklasse. Februar 1917 – Oktober 1918. Berlin 1955, S. 10-18.
[45] „Eine auf der Lehre von Marx beruhende sozialistische Politik hat natürlich ihre Logik. Wenn der Kapitalismus in einem bestimmten Land noch nicht jene höchste Stufe erreicht hat, auf der er zu Fesseln für die Entwicklung seiner Produktivkräfte wird, so ist es sinnlos, die Arbeiter in Stadt und Land sowie den ärmsten Teil der Bauernschaft dazu aufzurufen, ihn zu stürzen. Wenn es sinnlos ist, die von mir eben genannten Elemente zum Sturz des Kapitalismus aufzurufen, so ist es nicht weniger sinnlos, sie zur Eroberung der politischen Macht aufzurufen. Einer unserer Genossen, die Lenins Thesen im Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten anzweifelten, erinnerte ihn an die zutiefst wahren Worte von Engels, daß es für diese Klasse kein größeres historischen Unglück geben könne als die Machteroberung zu einem Zeitpunkt, da das Endziel wegen unüberwindlicher objektiver Bedingungen unerreichbar bleibt.“ G. W. Plechanow, Über Lenins Thesen und warum Fieberphantasien bisweilen interessant sind (1917), in: ders., Zwischen Revolution und Demokratie. Artikel und Reden 1917 – 1918, herausgegeben, kommentiert und übersetzt von Wladislaw Hedeler und Ruth Stoljarowa, Berlin 2016, S. 28.
[46] Ebd., S. 28f.
[47] V. I. Lenin: Plechanov o terrore. In: PSS, Bd. 35, S. 184-186. Hier erinnert Lenin an Plechanows Auftreten auf dem Programmparteitag 1903. Die demokratischen Prinzipien und die Unantastbarkeit der Person müssen dem Interesse der sozialen Revolution untergeordnet werden. „Der Erfolg der Revolution ist oberstes Gebot.“ Vgl. auch PSS, Bd. 35, S. 188. Aus dem Tagebuch eines Publizisten. Auszuarbeitende Themen.
[48] Nina Hager: Ein unermüdlicher Streiter für den Marxismus. In: Unsere Zeit, 23.12.2016, S. 10.
[49] Vgl. hierzu: G. W. Plechanow: Zwischen Revolution und Demokratie. A.a.O., S. 268-281.
[50] Ebd., S. 272.
[51] PSS, Bd. 35, S. 213. Resolution des ZK der SDAPR(B) über den Ausschluss von S. A. Losowski aus der Partei.
[52] Rosa Luxemburg: Zur russischen Revolution. In: Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke, Berlin 1974, Band 4, S.332-365, hier S. 341, 346, 353, 359.
[53] Ebd., S. 364.
[54] „Nicht, als ob ich ihnen moralische Vorwürfe machen wollte. aber ein System, dass sich nur dadurch halten kann, dass es den Terror als Prinzip erklärt, ein System, bei dem Unbeteiligte als Geiseln erschossen werden, das kann sich nicht halten, das trägt den Todeskeim in sich.“ Käte Duncker an Hermann Duncker, 12. 9. 1918. In: Käte und Hermann Duncker. Ein Tagebuch in Briefen (1894–1953). Hg. von Heinz Deutschland, Berlin 2016. Der Brief ist unter der Nr. 1777 auf dem Datenstick abrufbar.
[55] Alfons Paquet: A.a.O., S. V.
[56] John Reed, 10 Tage, die die Welt erschütterten. Berlin, S. 14.
[57] Helmut Bock: Die russische Revolution. A.a.O., S. 358.
[58] Komintern i ideja mirovoj revoljucii. Moskva 1998, S. 79.
[59] Komintern i ideja mirovoj revoljucii. Moskva 1998, S. 90.
[60] Paquet : A.a.O., S. VIII.
[61] Pis’mo B. Kuna V. Leninu o situacii v Vengrii i Avstrii. (Pozdnee 21 marta 1920 goda). In: Komintern i ideja mirovoj revoljucii. Moskva 1998, S. 169.
[62] Ebd.
[63] Wladislaw Hedeler/Alexander Vatlin (Hg.) Die Weltpartei aus Moskau. Berlin 2008, S. 270.
[64] Komintern i ideja mirovoj revoljucii. A.a.O., S. 146.
[65] Ebd., S. 130f.
[66] Gorbatschow: A.a.O., S. 49.
[67] Anton Pannekoek: Arbeiterräte. Texte zur sozialen Revolution. In: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit. Beiheft 1. 2008, S. 98-104.
[68] Helmut Bock: Die russische Revolution. A.a.O., S. 359f.
[69] Dieter Senghaas: Von Europa lernen. Entwicklungsgeschichtliche Betrachtungen. Frankfurt a. M. 1982, S. 305. Zit. nach Dietrich Beyrau: Oktoberrevolution. „Flammenschrift auf Europas östlicher Wand“, in: JHK 2017, S. 51.