Am 5. Dezember 2009 ist Jörg Huffschmid im Alter von 69 Jahren gestorben. Jörg war Mitbegründer von Z und bis zu seinem Tode im Beirat der Zeitschrift aktiv. Dem Andenken Jörg Huffschmids ist der einleitende Themenblock gewidmet. In seiner unnachahmbar klaren und prägnanten Art skizzierte er noch Ende 2008, anlässlich einer internationalen Konferenz zum marxistischen Denken in Lissabon, die Hauptursachen der aktuellen Wirtschaftskrise, Ansätze zu ihrer Überwindung und die Rolle des Marxismus dabei (vgl. S. 8ff.). Wissenschaftliche und politische Weggefährten von Jörg geben in kurzen Stellungnahmen einen Überblick zu seinen wichtigsten Forschungsfeldern. Diese Statements – weitere werden im nächsten Heft folgen – vermitteln einen Eindruck von der Breite und vor allem von der Kontinuität seiner wissenschaftlichen Arbeiten, die er stets als aktives Engagement für die Interessen der Lohnabhängigen, der Ausgegrenzten und Schwachen verstanden hat.
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Ein Schwerpunkt dieser Ausgabe befasst sich in Fortsetzung von Z 78 und Z 80 mit Krisenanalysen und deren politischer Verarbeitung. Die Auseinandersetzung um Deutungshoheit und die Krisenverarbeitung im Alltagsbewusstsein stehen im Mittelpunkt. Jürgen Leibiger tritt in seinem Beitrag „Mainstream Economics und Krisendeutung“ der Ansicht entgegen, der Neoliberalismus sei als herrschende Wirtschaftsdoktrin „am Ende“. Die Durchsicht der Krisenerklärungen der in der Bundesrepublik (aber auch den USA) dominierenden wirtschaftswissenschaftlichen Schulen und Institute belegt nicht nur personelle, sondern auch konzeptionelle Kontinuitäten einschließlich des Rückgriffs auf einzelne Momente keynesianischer Wirtschaftspolitik. Daraus ergibt sich: Auch in Zukunft wird das wirtschaftspolitische Geschehen von ordo- und neoliberalen Grundsätzen geprägt sein, die auf weniger Sozialstaat und staatliches Handeln im hegemonialen Interesse des Kapitals setzen. Dies schließt einzelne Korrekturen am System des Finanzmarktkapitalismus ein, ohne auf dessen Kernelemente zu zielen.
Heiner Karuscheit stellt die Frage, wie der Weltbankier USA und damit der Dollar als „Weltgeld“ aus dieser Krise hervorgehen werden. Die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise ist nicht einfach ein ökonomisches Ereignis, sondern auch ein Feld, auf dem ein erbitterter Kampf um imperialistische Hegemonie ausgetragen wird. Karuscheit diskutiert diese Frage vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise von 1929, in deren Folge Großbritannien seine vormals hegemoniale Stellung an die USA abtreten musste. Seine These: Weder die EU noch China sind derzeit machtpolitisch in der Lage, die Rolle der USA in Frage zu stellen.
Werner Röhr diskutiert die 2009 veröffentlichten Studien von Karl Heinz Roth, Winfried Wolf und Rainer Roth über Ursachen und mögliche Lösungen der Weltwirtschaftskrise vor und vergleicht deren Stärken und Schwächen. Alle drei knüpfen an Marx’ Konjunktur- und Krisentheorie und an die Zyklentheorien einiger seiner Nachfolger an und untersuchen den Zusammenhang zwischen zyklischer Überproduktions- und Finanzkrise. Karl Heinz Roth stellte seine Krisenanalyse in den Zusammenhang der Theorie der langen Wellen und konstatiert einen Epochenumbruch, in dem sich ein begrenztes strategisches Zeitfenster für antikapitalistische Alternativen öffne. Winfried Wolf definiert den Kern der Krise als eine unvermeidliche Überproduktionskrise; die politischen Rettungsmaßnahmen wurden von den Spitzen des Finanzkapitals selbst diktiert. Rainer Roth akzentuiert als Krisen-Ursache die Verwertungsbedingungen des Anlage suchenden industriellen und Geld-Kapitals und setzt sich kritisch mit den von ihm als unzureichend bewerteten Alternativkonzepten der Gewerkschaften und der Partei Die Linke auseinander.
Thomas Goes diskutiert in Auseinandersetzung mit den Beiträgen von Harald Werner und Christina Kaindl in Z 80 den Zusammenhang von Krise, Alltagsbewusstsein und Subjektivität. Er plädiert für eine detaillierte Rekonstruktion von Antonio Gramscis Begriff „Alltagsverstand“ und erörtert das Verhältnis von „Alltagsverstand“ und „Deutungsmustern“. Seine zentrale These: „Klassentheoretischer Ausgangspunkt krisenbezogener Bewusstseinsforschung sollten die durch die privaten Eigentums- und Produktionsverhältnisse begründeten und an die Lohnarbeiterexistenz geknüpften Reproduktionsanforderungen sein.“
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Zwei Beiträge werfen Fragen des Antiimperialismus heute auf, die wir in Z gerne intensiver diskutieren würden. Matin Barakis Blick hinter die Kulissen der vergangenen Präsidentenwahl in Afghanistan enthüllt einen wahren Abgrund von Wahlfälschung, Nepotismus und Korruption. Die derzeit Ton angebenden politischen Repräsentanten Afghanistans sind durchweg Warlords und/oder Mitglieder oder Chefs reicher Clans, die fast alle durch Drogenhandel reich geworden sind. Vor allem aber sind sie willfährige Marionetten der USA – schlechte Voraussetzungen für mehr Demokratie in Afghanistan. Mohssen Massarrats Offener Brief an die Linke, den wir hier in gekürzter Form zur Diskussion stellen, kritisiert die aus Sicht des Autors mangelnde Solidarität der Linken mit der iranischen Volksbewegung gegen die Theokratie. Massarrat bemängelt, viele bundesdeutsche Linke übersähen, dass diese Volksbewegung das Tor zu einer demokratischen Erneuerung aufstoßen könne und deshalb Unterstützung verdiene.
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Im folgenden geht es um Probleme materialistischer Philosophie. Zu den bedeutendsten in der DDR erbrachten philosophischen Leistungen gehört die „Geschichte der Aufklärung und des Atheismus” von Hermann Ley. Wolfgang Förster stellt das zwischen 1966 und 1989 in insgesamt neun umfangreichen Büchern erschienene Gesamtwerk vor. Teil I im vorliegenden Heft behandelt Antike und Mittelalter bis zum Aufkommen der Renaissance. Renate Wahsners Kritik an H. H. Holz’ „Weltentwurf und Reflexion. Versuch einer Grundlegung der Dialektik“ in Z 77 (März 2009) hat ihrerseits lebhafte Kritik auf sich gezogen. Thomas Metscher moniert zum einen den Stil dieser Kritik, den er als nicht dialogisch oder dialektisch, sondern apodiktisch charakterisiert. In der Sache sieht er mit Bezug auf die Erkennbarkeit der Welt „an sich“ das auf Kant gegründete normative Konzept, das Wahsner aufbaut und zur Grundlage ihrer Beurteilung macht, als selbst von internen Problemen nicht frei an. Andreas Hüllinghorst zufolge verkennt Renate Wahsner, dass es sich bei der von Holz entwickelten Theorie des Gesamtzusammenhangs als einer Philosophie, die die Welt als Einheit begreift, weder um eine simple Widerspiegelung transempirischer Wirklichkeit noch um eine subjektiv-willkürliche Konstruktion des Gesamtzusammenhanges handelt. Eine Replik von Renate Wahsner ist für Z 82 in Aussicht gestellt.
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Weitere Beiträge: Lothar Peter fügt dem in Z seit vielen Jahren verfolgten Themenstrang der Diskussion um Klassen und Klassenbildung einen neuen Akzent hinzu. Er vertritt die Ansicht, dass angesichts der heutigen postfordistischen Vergesellschaftungsprozesse, ihrer desintegrierenden und traditionelle Strukturen und erodierenden Wirkung von der Existenz von Klassen bzw. einer Arbeiterklasse nicht (mehr) gesprochen werden könne. Dem liegt ein spezifisches Verständnis von Klassen zugrunde, für das insbesondere das soziale Selbstverständnis und die subjektive Klassenformierung ausschlaggebend sind. Die in Z in lockeren Abständen folgenden Berichte über linke, marxistische und sozialistische Parteien in Europa setzt Heiko Bolldorf mit einer kritischen Analyse der Programmatik der Sozialistischen Arbeiterpartei Kroatiens (SRP) fort. Besonderes Augenmerk fällt dabei auf die Verarbeitung der realsozialistischen (insbesondere jugoslawischen) Vergangenheit, den Nationalismus der Gegenwart und das Verhältnis der Partei zur sozialen Frage. Karl Hermann Tjaden kommentiert Alfred Müller (Z 80, Profitratenproblem). Wie für Z üblich stehen bei den Buchbesprechung Veröffentlichungen linker Autoren im Mittelpunkt. Der Schwerpunkt liegt im vorliegenden Heft bei Fragen der Krisenanalyse und politischen Ökonomie sowie bei Geschichtsthemen.
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Zu den Themenfeldern von Z 82 (Juni 2010) werden, wenn alles klappt, internationale Klimapolitik nach Kopenhagen, Menschenbild bei Marx und Entfremdung u.a. gehören. Angebote wie immer erwünscht.