Marx-Engels-Forschung

Ursprünge und Elemente der Politikwissenschaft: Siegfried Landshut

Juni 2011

*

Die Welt, in der es sich noch lohnte, zu leben,

war zum Untergang verurteilt […]

Seine Welt war untergegangen

Joseph Roth, Radetzkymarsch, S. 329, 568

Entstanden ist die Politikwissenschaft im heutigen Sinne in Deutschland aus zwei Momenten, die hier nur hypothetisch benannt werden können:

- Eine erste Quelle der Politikwissenschaft war der durch den sog. Schock des I. Weltkrieges (W. Benjamin) ausgelöste Reflexionsprozess in der ‚Zwischenkriegsphilosophie’.[1] Ihre Vertreter hatten angesichts der wahnsinnigen Gräuel durch die militärischen Massenvernichtungstechniken an ihrer akademischen Tradition in der Aufklärung, Klassik und im Neohumanismus und an ihrer eurozentristischen Nationalstaatszivilisation zu zweifeln begonnen und sich zunehmend den politischen Kontexten ihres Philosophierens zugewandt, die ihnen teilweise neuartig erschienen.

- Ein gewichtiges Element im modernen Kanon der politischen Wissenschaft wurde – sicher nicht unbeeinflusst von den Ereignissen der Oktober- und Novemberrevolutionen – die verstärkte Auseinandersetzung mit der Marxschen Denkungsart, die durch die spätere Entdeckung der sog. Pariser oder philosophisch-ökonomischen Manuskripte beflügelt worden war.

Zwischenkriegsphilosophie

Als resümierender und systematischer Ausgangspunkt für eine umfassende Analyse der Zwischenkriegsphilosophie in Deutschland dürfte heute eigentlich ohne Zweifel E. Husserls Studie gelten können, die er zur Krisis der europäischen Wissenschaften rsp. eigentlich der Philosophie sowie des europäischen Geistes und sogar komprimiert als Die Philosophie in der Krisis der europäischen Menschheit von 1935 anfertigte. Allerdings bedarf es einer eindringlichen Textinterpretation der Husserlschen Studie, um ihre versteckten oder vage angedeuteten politischen Kontextstrukturen zu entdecken, da sie noch ganz der Tradition verpflichtet war. Was hier als Systematik und Resümee für die Zwischenkriegsentwicklung erschien, hatte einen sicher nur vordergründigen Anfang in Gestalt der von der deutschen Hochschullehrerschaft massenhaft unterschriebenen reaktionären ‚Ideen von 1914’, zu denen sich zunächst auch – sicher keine Petitesse – Husserl bekannt hatte und die nun 1919 samt und sonders zerstoben waren und später bei den besseren Vertretern zur Selbstkritik geführt haben mochten.

Von den Zwischenkriegsphilosophen war dann der wohl heute noch prominenteste Vertreter der einstige Husserl-Assistent M. Heidegger, dessen frühe Monographie Sein und Zeit von nicht wenigen Interpreten als ein Ausdruck jenes Ersten-Weltkriegs-Schocks gedeutet worden war. Wie kein anderer Intellektueller nach M. Weber – dessen Wirkungen und Nachfolger hier unberücksichtigt bleiben müssen – avancierte Heidegger in kürzester Zeit in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zu einem der wirkmächtigsten Kristallisationspunkte für die politische Bewusstwerdung der akademischen Philosophie und für die ersten Schritte der Verselbständigung als politische Wissenschaft (‚Tatort’: Marburg). Die bekannteren, mehr oder weniger politischen Philosophen, die bei Heidegger studiert hatten oder zu seiner Gefolgschaft zählten, waren K. Löwith, H. Marcuse, L. Strauss, A. Kojève und J.-P. Sartre (nicht explizit politisch: Gadamer, Krüger, Jonas) und die, die sich der Politikwissenschaft zuwandten, waren Hannah Arendt sowie Siegfried Landshut. Zugleich ist allen diesen Intellektuellen gemeinsam die Beteiligung an rsp. Auseinandersetzung mit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung (Arendt, Löwith), dem Marxschen Œuvre (Löwith, Landshut, Marcuse) bzw. dem Marxismus ihrer Epoche (mit Ausnahme des C. Schmitt-Intimus Strauss, der früh gegen den Marxismus angetreten war und später als brain-trust-Ideengeber für die Bush-jun.-Administration reüssierte).

Zu den antifaschistischen und nach 1933 emigrierten oder internierten demokratischen Begründern der Politologie in der Weimarer Republik gehörte neben H. Heller, F. Neumann, E. Fraenkel, W. Abendroth oder O. Kirchheimer[2], die durch Wissenschaftler v.a. aus der 68er Studierendenbewegung erforscht worden waren, auch Siegfried Landshut (1897-1968). Er ist allerdings bis heute leider noch ziemlich unbekannt – trotz der für Landshuts Aktualisierung geleisteten Pionierdienste durch Rainer Nicolaysen (1997, 2000 sowie Landshut 2004), auf die sich vorliegender Beitrag vornehmlich stützt. Aber sogar im Ausland scheint sich ein Interesse an Landshut zu entwickeln, wie es in Italien die Übersetzung von Landshuts frühsten Beiträgen (Grundbegriffe der Politik von 1925 und Kritik der Soziologie. Freiheit und Gleichheit als Ursprungsproblem der Soziologie von 1929) zu signalisieren vermag, die Elena Fiorletta (2009) besorgte. In ihrer sowohl historisch, politikwissenschaftlich wie philosophisch-theoretisch einschlägigen Einführung in das Werk Landshuts mochte allerdings die inzwischen mit einer Landshut-Dissertation an der Universität Bari promovierte Übersetzerin zu Recht noch nicht von einer Renaissance seiner Denkungsart sprechen, sondern nur von tracce del politico, Spuren des Politischen. Sie lokalisierte Landshuts Bedeutung seit der Weimarer Republik in den polaren Kontroversen zur Grundlegung von Politik um Max Weber, Martin Heidegger und Karl Marx, die in Italien heute noch weitaus lebendiger unter ‚postmodernen’ Stichworten wie z.B. unter dem des ‚Heidegger-Marxismus’[3] geführt werden.

Unter jenen ‚Weimarer Begründern’ der westdeutschen Politikwissenschaft war Landshut eine herausragende Persönlichkeit und einer der wenigen Hochschullehrer, die nach 1949 aus dem Exil in die BRD zurückgekehrt waren; er lehrte an der Hamburger Universität. Während der Weimarer Republik hatte er vor allem mit seiner jetzt ins Italienische übersetzten, bis heute nachdenkenswerten und relevante Kritik der Soziologie schon bei den zeitgenössischen Kennern Furore gemacht. In der Reihe Klassiker der Politik gab er später u.a. die Schriften von Tocqueville, an der Hamburger Akademie für Gemeinwirtschaft die von Duverger sowie das Politische Wörterbuch heraus. Im Exil führte er eine soziologische, ökonomische und politische Analyse der jüdischen Kwuzah-Siedlung durch (Die Gemeinschaftssiedlung in Palästina) und publizierte nach dem Hitlerfaschismus zahllose Artikel u.a. im Handwörterbuch für Sozialwissenschaften und im Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie sowie den Gewerkschaftlichen Monatsheften und lieferte viele Beiträge auf den Soziologentagen. Zwischenzeitlich gelangte Landshut während der 68er Studierendenbewegung wieder zu einer relativen Berühmtheit durch die Publikation Kritik der Soziologie und andere Schriften zur Politik, die als Band 27 in der seinerzeit bekannten, von W. Hennis und H. Maier im Luchterhand Verlag herausgegebenen Reihe Politica erschienen war (Landshut 1969).

Marx-Studien

Den vielleicht – ça dépend – größten Erfolg hatte Landshut allerdings schon in der Weimarer Zeit mit den berühmten Bänden 91 und 92 von Kröners Taschenausgabe zu Karl Marx: Der historische Materialismus. Die Frühschriften. Er hatte sie 1932 zunächst zusammen mit J.P. Mayer und F. Salomon herausgegebenen, später dann alleine in der BRD inmitten des ‚Kalten Krieges’ und gegen den Abgesang auf das Marxsche Werk unter dem Motto ‚Jetzt erst recht’ als Kröners Taschenausgabe Band 209 mit einem Vorwort aus Hamburg vom 15. März 1953.[4] Hierbei handelte es sich in der Hauptsache um unveröffentlichte, im Marx-Nachlass entdeckte Exzerpte und inhaltliche Ausführungen, die Marx von Mai/Juni 1843 bis August 1844 in Paris angefertigt hatte und die später unter verschiedenen Namen, die von Nationalökonomie und Philosophie über Ökonomisch-philosophische bis hin einfach zu Pariser Manuskripte reichten, Aufsehen erregten (im Folgenden Manuskripte genannt).[5] Sowohl ihre Entdeckungsgeschichte im Parteiarchiv der SPD wie ihre Wirkungsgeschichte sind eine Fundgrube für Historiker vor allem der politisch-philosophischen Ideen und ideologischen Kontroversen des 20. Jahrhunderts.

Um es jedoch kurz zu machen: Wem das Verdienst zukommt, die Manuskripte entdeckt zu haben, ist bis heute nicht geklärt, wie man den insgesamt verantwortlich recherchierten Erörterungen von Nicolaysen und Rojahn entnehmen kann.[6] Gemeinhin wird dem ersten Herausgeber der MEGA1, D. Rjazanov, die Entdeckung zugeschrieben, bereits 1923, wie Nicolaysen nach einer Notiz von Rjazanov (1997, S. 140) vermutet. Letzterer publizierte Teile der Manuskripte erstmals 1927 in russischer Sprache sowie vollständig 1932 in Band I/3 der MEGA1. Weitere „Fragmente brachte dann 1929 die ‚Revue Marxiste’“, und „1931 berichtete. J. P. Mayer in der Züricher Zeitschrift ‚Rote Revue’ von der Entdeckung einer Frühschrift von Marx und teilte mit, dass es sich um ein konzeptartiges Manuskript handle“, das dann „1932 in stark gekürzter Form (von den vier Teilen wurden nur der dritte und die ‚Vorrede’ abgedruckt) im ersten Band der Landshut/Mayer-Ausgabe veröffentlicht“ wurde.[7] Mehr oder weniger für den gleichen Zeitraum beanspruchten aber auch J.P. Mayer und Landshut das ‚Erstgeburtsrecht’ der Entdeckung, worauf ein Brief von Mayer im April 1929 bzw. eine Notiz von Landshut aus dem Winterhalbjahr 1929/30 der Hamburger Volkshochschule zu verweisen scheinen (vgl. ebd., S. 141, 143). Wer von beiden wann das SPD-Archiv besucht hatte, ist nicht überliefert, so dass der Streit (noch) nicht entscheidbar sein dürfte, wenn die Frage nicht überhaupt ziemlich irrelevant ist.[8]

Ebenfalls recht unergiebig sind die ideologiekritischen Erörterungen, die sich seither um die Entdeckung der Manuskripte de facto bis heute ranken (ausführlicher Rojahn 1983).[9] Hier ging es um die später besonders exponiert von L. Althusser vertretene These eines ‚epistemologische Bruchs’ zwischen dem ‚jungen’ ideologischen und dem ‚reifen’ wissenschaftlichen Marx (dagegen sehr profund J. D’Hondt, L’ idéologie de la rupture, Paris 1978), wie es schon annährend in der zeitgenössischen Rezeption der sich als ‚Ketzer der marxistischen Orthodoxie’ ausgebende H. de Man formulierte:[10] „Entweder gehört dieser humanistische Marx zum Marxismus, und dann muß sowohl der Marxismus von Kautsky wie der von Bucharin gründlich umrevidiert werden; oder er gehört nicht dazu, und dann gibt es einen humanistischen Marxismus, auf den man sich gegen den materialistischen Marxismus berufen kann.“ (de Man 1932, S. 225; vgl. dazu auch Nicolaysen 1997, S. 149ff). Dass damals der ‚junge philosophische’ Marx gegen den ‚parteimarxistischen’, ‚orthodoxen Ökonomisten Moskauer Provinienz’ seitens einiger sozialdemokratischer Vertreter ausgespielt werden sollte, war und ist nicht von der Hand zu weisen, spielt aber für die eigentliche historisch-kritische Marx-Forschung von heute keine Rolle mehr, oder sollte es zumindest.

Wirklich relevant erscheint demgegenüber angesichts der heute verfügbaren Quellenkenntnisse der Aspekt einer nicht-marxistischen oder auch nur nicht-marxianischen Auseinandersetzung mit dem Marxschen Œuvre. Hier ist das ‚Weimarer Erstaunen’ über den – sit venia verbo – ‚neuentdeckten’ Marx orientierend. Dafür war und ist Landshut ein Exempel, aber nicht nur er, sondern die gesamte, bis heute nicht repräsentativ erforschte akademische Marx-Rezeption am Vorabend des Hitlerfaschismus. So konnte – hier nur exemplarisch – Landshut bereits „im Winterhalbjahr 1929/30 eine Arbeitsgemeinschaft in der Hamburger Volkshochschule anbieten, deren Titel ‚Auslegung und Verständnis der Grundideen von Karl Marx’ lautete“ (Nicolaysen 1997, S. 143). Bereits im Juni 1928 hatte Löwith seine berühmte Marburger Probevorlesung Feuerbach und der Ausgang der klassischen Philosophie gehalten und als Privatdozent Vorlesungen u.a. über Hegel und Marx veranstaltet: „Ich las“, so notierte er, „als einziger der Marburger Dozenten im Zusammenhang mit der Geschichte der deutschen Philosophie nach Hegel auch über Marx. Auch hatte ich eine kritischer vergleichende Abhandlung über M. Weber und Marx publiziert [vgl. Löwith 1988, LL]. Der Marxismus interessierte mich dabei nicht als ökonomische und sozialistische Theorie, sondern als eine radikale Kritik der bürgerlich-christlichen Welt überhaupt. Zu diesem Zweck wollte ich die Studenten in die philosophischen Frühschriften von Marx einführen. Ich kündigte dies Thema als einführende Vorlesung für ‚Hörer aller Fakultäten’ an, um einige Juristen und Nationalökonomen in die Vorlesung zu bekommen.“ (Löwith 1986, S. 67f) Das wurde dann allerdings im offiziellen Vorlesungsverzeichnis verhindert. Zwar wurde Marx in Vorlesungen an deutschen Universitäten nach 1919 wohl behandelt, aber Löwiths explizite Erwähnung von Marx im Titel einer akademischen Veranstaltung dürfte einen Originalitätswert haben.[11]

Was nun über den vergangenen und auch zeitgenössischen und politisch motivierten Antimarxismus hinaus Landshuts Anteil an der Marx-Forschung betrifft, so sei auf sein eigentliches wissenschaftliches Engagement verwiesen: Bei der ‚Entdeckung’ des unveröffentlichten Marxschen Nachlasses ging es ihm inhaltlich darum, „Verständnis […] für die einheitliche Grundtendenz des gesamten Werkes und die Bedeutung der ökonomischen Zusammenhänge für die ‚Emanzipation des Menschen’“ zu wecken (zit. n. Nicolaysen 1997, S. 143). Für dieses Verständnis hatte Landshut einschließlich seiner Einleitung zu den Frühschriften vier vorbereitende Beiträge zu Marx veröffentlicht, in denen die entdeckten Manuskripte eine zentrale Rolle spielten. Schon in Marx redivivus von 1931 wandte er sich gegen die Bruch-These vom philosophischen Jüngling und reifen Nationalökonomen und stellte dem die eigene These entgegen, dass überhaupt erst das vorliegende philosophische Werk die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie verstehbar mache (vgl. ebd., S. 133). In der Einleitung zu den Frühschriften spricht er dann zugespitzter sogar von den Manuskripten als einem „Knotenpunkt“ der Entwicklung von Marx und sieht ihn „auf der vollendete[n] Höhe seiner Position“ stehen, was auch immer das geheißen haben mag. Die Manuskripte seien „das einzige Dokument, das in sich die ganze Dimension des Marxschen Geistes umspannt. Hier tritt der großartige Zusammenhang vollständig zutage, der von der Idee der Philosophie in einem Zuge über die Selbstentfremdung des Menschen (Kapital und Arbeit) zur Selbstverwirklichung des Menschen, zur ‚klassenlosen Gesellschaft’ führt.“ (Landshut 1932a, S. XXVIIf) Diese Sicht wiederholte er in seiner Einleitung zu den Frühschriften von 1953 (Landshut 1953, S. XXXI). Im 1953er Vorwort spricht er davon, dass diese Marxsche „Periode der Grundlegung“ des Historischen Materialismus „für das Verständnis von Marx eine ganz neue Bedeutung erhalten“ habe und die Marx-Deutungen von Engels, Kautsky, Bernstein, Luxemburg und Lenin „jetzt unter eine[m] völlig veränderten Aspekt“ erscheinen ließen: Diese zeige nämlich, „in welche Beschränkung und ‚materialistische’ Dürftigkeit der ganze Reichtum der Marx’schen Gedankenwelt durch die bisherigen Ausleger gebracht worden war“ (S. V). Kritisch anzumerken ist hier u.a., dass diese Position Landshuts der historisch-werkbiographischen Entwicklung von Marx nicht gerecht wird[12] und heute nur verständlich ist, wenn man eine Lesart des Marxschen Schaffens als ‚Ökonomie pur’ voraussetzt, wie sie in den von Landshut angesprochenen breiten Parteien- und Intellektuellenkreisen gerade auch nach der Wende zum 20. Jahrhundert vorherrschend war.

Von der nicht uninteressanten eigentlichen geistesgeschichtlichen Einordnung des Marxschen Denkens ist hier abzusehen (vgl. aber Nicolaysen 1997, S. 154-156). Sowohl seine kleine Marx-Biographie (1932b) als auch sein letzter Aufsatz vor seiner Vertreibung zum 50. Todestage von Marx (1933) lassen sich zu einem Resümee zusammenfassen, das einer Ehrenerklärung gleichkommt. So heißt es über Marx: „Er der, die freie Selbstbestimmung des Menschen als das Ziel der Geschichte verkündet hat, hat selbst die Freiheit schon in seinem eigenen Leben verwirklicht.“ (1933, S. 14) „Freiheit – der Grundgedanke seines Lebenswerks“; „Der Sozialismus ist die Freiheit“ (ebd. S. 5, 13). Wer hätte solches ausgerechnet von Nicht-Marxisten trotz der Erfahrungen des 20. Jahrhunderts erwartet? So urteilte höchst zutreffend Nicolaysen (1997, S. 156): „Landshut war nie Marxist, aber es scheint nicht übertrieben, ihn als großen Bewunderer von Karl Marx zu bezeichnen.“

Offene Fragen

Die Beschäftigung mit Marx aber war den Studierenden und jungen Nachwuchswissenschaftlern wie Landshut, Löwith, Arendt usw. nicht in die Wiege gelegt worden. Landshut hatte anfangs bei Husserl und Heidegger studiert und war dann über seine Lektüre von Max Weber, Max Scheler und Alfred Weber allmählich auf den „Weg zur Politischen Wissenschaft“ gekommen, wie es Nicolaysen nannte (ebd., S. 29ff). Selbst in seiner Habilitationsschrift pflegte er noch 1928 nach dem Urteil seines Hamburger Mentors E. Heimann eine „orthodox-Heideggersche Schreibweise und Gedankenführung“ (ebd., S. 100f). Das Spannungsverhältnis zwischen der zum Teil extrem elitären Zwischenkriegsphilosophie und den jüngeren Sozialwissenschaften kann man erst ermessen, wenn man Landshuts sozialwissenschaftliche Beiträge unter inhaltlichen und methodologischen sowie wissenschaftstheoretischen Aspekten betrachtet.

Inhaltlich sind wegweisend die zentralen Forschungskategorien: Freiheit, Gleichheit und das Politische, die den für die Übersetzung ins Italiensche ausgewählten frühen Aufsätze entstammen: Die beiden ersten Begriffe zusammen sieht er als normatives Ursprungsproblem der Soziologie, indem die Soziologie soziale Fragen („Gleichheit“) nur zugleich politikwissenschaftlich („Freiheit“) und umgekehrt behandeln sollte. Damit ist Landshuts Ansatz auf die Auseinandersetzung mit der Entwicklung und Perspektive sozialer Ungleichheit und Unfreiheit in der Gegenwart gerichtet. Er kritisierte die ‚ökonomische Perversion’ der modernen Gesellschaft in ihrer Orientierung auf uferlose Produktion und Konsumtion, Dirigismus, Bürokratisierung, Prozessnormierung, soziale Kälte, Starrheit des Systems und Systemanpassungszwänge und auf den Opportunismus; er setzte sich für Mitbestimmung, Wirtschaftsdemokratie und Selbstverwaltung ein.

In methodologischer Hinsicht postuliert er gegen eine Tendenz zu immer höheren Abstraktionen in der Soziologie für die Rückkehr zu grundlegenden ‚qualitativen’ Fragestellungen in Gestalt der ‚Artikulierung der alltäglichen Lebenssituation’ als Basis der Soziologie. Die Forschung habe sich an Deutungsproblemen der sozialen Wirklichkeit, des Handelns bzw. der Praxis zu orientieren. Im Streit zwischen empirie- und theoriegeleiteter Forschung bezog er eindeutige Standpunkte gegen die Theorieferne der herrschenden empirisch-quantitativen Sozialforschung und gegen leeres Theoretisieren. Seinen Wissenschaftsstandpunkt kann man als interdisziplinär bezeichnen, der die Politische Ökonomie, Soziologie und Geschichtswissenschaft zur Politischen Wissenschaft integriert.

Die Landshutsche Konstellation mit dem Ursprungsmoment ‚Heidegger’ und dem Element ‚Marx’ kann nur in einer weiteren vergleichenden Forschung zu einer wirklichen Forschungshypothese ‚verdichtet’ werden. Denn das Exempel ‚Landshut’ gibt bestenfalls Indizien für die umgreifende Frage nach der Bedeutung der Zwischenkriegsphilosophie für die Politische Wissenschaft und lässt die spezielle Frage sogar gänzlich offen, ob man überhaupt auch schon für ‚Weimar’ – nicht für die Derridas, Agambens etc. von heute – von einem ‚Heidegger-Marxismus’ sprechen sollte, und was er ggfs. bedeutete. Dafür, wie weit das damalige Marx-Interesse gereicht haben dürfte, sei auf ein weiteres, wenn auch späteres, Exempel für den hier einschlägigen Zusammenhang verwiesen: Heideggers resignierendes Eingeständnis, mit dem er in seinem nicht unumstrittenen ‚Humanismus’-Brief von 1946 Marx und seinem Entfremdungsbegriff attestierte, „in eine wesentliche Dimension der Geschichte hinein[ge]reicht“ zu haben, „[w]eshalb […] die marxistische Anschauung von der Geschichte der übrigen Historie überlegen“ sei (M. Heidegger, Über den Humanismus, Frankfurt/M. 1947, S. 27). Das stellte allerdings keine Referenz für Marx dar, sondern eher die Furcht vor ihm, und ist insgesamt ein Indiz für die Fernwirkung der tiefgehenden Verunsicherung, die die Philosophie und Politische Wissenschaft nach dem I. Weltkrieg erfasst hatte. Dafür sei auf ein offensichtlich von den damaligen Studierenden an der Freiburger Universität geteiltes und ganz gewiss für Landshut gültiges Statement von Löwith – beide waren im selben Seminar von Heidegger gewesen – angeführt: Ihre Studienjahre nach dem I. Weltkrieg „waren eine unvergleichlich reiche und fruchtbare Zeit. Alles, wovon meine Generation auch heute noch geistig zehrt, wurde damals hervorgebracht, […] alles im Zeichen der Auflösung [und] kritische[n] Erneuerung“ (Löwith 1986, S. 147). Etwas später fühlte sich z. B. Hannah Arendt zu einem vergleichbaren Bekenntnis berufen, die nach Marburg ursprünglich wegen Heideggers angeblichen ‚Denken-Könnens’ gepilgert war und dann nach dem Hitlerfaschismus eine provozierende ‚nicht-marxistische’ Lesart von Marx offerieren konnte.

In der Nachfolge der eindrucksvollen Landshut-Ehrung durch den von R. Nicolaysen 1997/8 veranstalteten Vortragszyklus an der Hamburger Universität wird hier im Sommersemester 2011 ein Siegfried-Landshut-Kolloquium mit vier Vorlesungen zum Thema Am Ende der Fahnenstange? Gegenwart und Zukunft des Wohlfahrtstaates und ein Forschungsworkshop zum Werk und zur Biographie Landshuts stattfinden.

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* Der Titel dieses Beitrages ist dem des umfangreichen Werkes von H. Arendt über den Totalitarismus nachempfunden. Der Beitrag selber behandelt allerdings exemplarisch nur einen Ursprung und ein Element; er steht im Zusammenhang mit einem umfangreicheren Forschungsprojekt über die sog. politische Zwischenkriegsphilosophie, das Verf. zusammen mit Angelo Bolaffi (La Sapienza, Rom), Roberto Finelli und Elena Fiorletta (Universitá Tre, Rom) entwickelte. Hier kommen dann auch weitere Ursprünge und Elemente der Politischen Wissenschaft zum Zuge – etwa die von K. Jaspers, E. Cassirer oder M. Weber vermittelten Ursprünge (vgl. u.a. Bolaffi 2002; ferner: Finelli 2005, Lambrecht 2009).

[1] Um von vornherein möglichen Missverständnissen vorzubeugen, auf die mich Werner Goldschmidt aufmerksam machte, dem ich für seine kritische Kommentierung zu danken habe, sei darauf verwiesen, dass zumindest die erste Generation der Politikwissenschafter auf die europäische politische Philosophie rekurrierte: Der Mainstream der Politologen nach 1949 aber war ein Import-Produkt der US-amerikanischen reeducation-Mission. Dennoch – bewusst oder unbewusst – war selbst dieser Mainstream der alteuropäischen Philosophie verpflichtet, wie schon C. J. Friedrichs betont hatte, dass die politische Philosophie eine der Grundlagen einer politischen Wissenschaft sei.

[2] Vgl. Bolaffi 2006 zu Weber und seinem Schüler C. Schmitt sowie ferner zu Fränkel, Kirchheimer, Cassirer.

[3] Siehe auch zu diesem Terminus bereits Rojahn 1983, S. 5, mit Bezug auf Kojève. Die frühe französische Auseinandersetzung ist der von J. Molitor 1937 geleisteten Teilübersetzung der Landshutschen Ausgabe geschuldet.

[4] Einer im Vollzug dieses Forschungsprojekts folgenden Studie ist es vorbehalten, Landshut weitere acht Publikationen zu Marx (Landshut [1945] 2004a-[1969] 2004c) nach dem Sieg über den Faschismus in der Anti-Kalten-Kriegs-Perspektive des ‚jetzt erst recht’ auszuwerten, wobei sich erweisen lässt, dass a) Landshuts Beschäftigung mit Marx keine modische ‚Eintagsfliege’ vor 1933 war, und dass b) durch seine Marginalisierung im Rahmen der herrschenden US-amerikanischen reeducation-Politologie ein vielversprechender alternativer Ansatz verschüttet worden war; hier geht es nur um ein Beispiel aus der ersten Gründungsphase der Politikwissenschaft in der Weimarer Republik. – Zur Orientierung des ‚jetzt erst recht’ nach 1945 vgl. das überaus instruktive Interview von E. Fiorletta: „Nachdem die Ideologien vorbei sind, ist Landshut wieder sehr aktuell“. Mit Iring Fetscher im Gespräch. In: Il giornale di filosofia, vom 28.05. 2005.

[5] Letztveröffentlichung in MEGA2 Bd. I/2, Berlin 1982, S. 187 ff.

[6] Nicolaysen 1997, S. 132-157 und Rojahn 1983, die allerdings die neue, sowohl den chronologischen Entstehungsprozess nachzeichnende als auch die logische Struktur abbildende Doppeledition der MEGA2 mit ihren 222seitigen Entstehung-, Überlieferungs- und Editionskommentaren bereits von 1982 nicht zur Kenntnis nahmen.

[7] Cornu 1962, S. 115; ebd., S.113-248, auch zur umfassenden Interpretation, sowie in komprimierter Form: Cornu 1955. Die Cornu’sche Darstellung nannte allerdings Rojahn 1983, S. 13, ohne nähere Begründung „schematisch“.

[8] Nicht auszuschließen sind eitle akademische Konkurrenzen, die das noch nicht näher untersuchte Verhältnis bei ihren Beiträgen in den von dem Hamburger Sozialökonomen E. Heimann editierten Neuen Blätter für den Sozialismus geprägt haben könnten; Landshut war seit 1927 Heimanns Assistent.

[9] Interessanterweise resümierte Landshut nach 1945, dass das Aufsehen, das die entdeckten Manuskripte erregten, seinerzeit selbst unter den „engeren Sachverständigen […] nur auf einen kleinen Kreis“ beschränkt gewesen wäre (Landshut 1956a, S. 43f); er nannte wieder das Jahr 1932, sprach aber nicht von „seiner“ Entdeckung.

[10] De Man bezog sich dabei explizit auf die Landshutsche Ausgabe, während der für Teile der 68er Studierendenbewegung so wichtige Marcuse (1932) sich auf die Moskauer Ausgabe bezog und die Landshutsche Edition nur in der ersten Fußnote ohne Herausgebernamen erwähnte und daran kritisierte, dass das „erste Manuskript als ein für das Verständnis des Ganzen kaum entbehrliche[s] Stück“ fehlen würde, wobei obendrein „der Sinn des Textes in der Taschenausgabe vielfach entstellt“ sei Dazu kommentierte Nicolaysen 1997, S. 152f. kritisch, dass Marcuse damals noch gar nicht wissen konnte, „welcher Text korrekt wiedergegeben und welcher entstellt war“, zumal er verschwieg, dass die MEGA-Ausgabe „lediglich auf der Basis von Kopien erfolgt war“. An anderer Stelle lobt Marcuse Landshuts Kritik der Soziologie von 1929 über allen Klee.

[11] Die mit dem I. Weltkrieg zu beobachtende Zunahme einer Beschäftigung mit Marx und dem Marxismus von bürgerlichen Intellektuellen hing eng mit einer tiefgehenden Verunsicherung und dem Bedürfnis nach einer ‚weltanschaulichen’ Neuorientierung zusammen (vgl. z.B. Karl Jaspers Psychologie der Weltanschauungen, 1919, als unmittelbaren Reflex auf den Krieg) – ein Prozess, der gewiss durch die Novemberrevolution einen Auftrieb erhalten hatte. Ein illustres Beispiel dafür ist die von Otto Jenssen im Paul Cassierer Verlag ab 1919 herausgegebene Reihe Wege zum Sozialismus. In dieser Reihe wurde die Tradition von ‚Klassikern’ nicht nur wie Owen, Saint-Simon, Heine und Lassalle in ihrem Verhältnis zum Sozialismus dargestellt (vgl. Lambrecht 2006), sondern es wurden auch Kant, Fichte, Hegel vom Gymnasiallehrer Karl Vorländer behandelt. Vorländer beschäftigte sich aus neukantianischer Perspektive schon seit dem Jahrhundertbeginn bis zum Ende der Republik auch mit Marx, ähnlich wie der neukantianische Rechtsphilosoph R. Stammler, der dann der NSDAP beigetreten war. Weitgehend unbekannt geblieben sind das Studium marxistischer Werke und das politische Engagement in der Hamburger KPD von Joachim Ritter noch kurz vor 1933. Ritter trat dann zügig der NSDAP bei und stieg später u.a. als Herausgeber des Historischen Wörterbuchs der Philosophie zu einem der bedeutendsten Philosophen in der BRD auf, wobei er nach 1949 bis zu seinem Tod regelmäßig Carl Schmitt in Plettenberg besuchte.

[12] So behauptete er, dass es eine „ausführlichere Marx-Biographie, die einigermaßen ihrem Gegenstand gerecht würde“, nicht gäbe, und nannte als „Ersatz“ nur die Arbeit von Karl Vorländer aus dem Jahre 1929 (Landshut 1932b, S. 38). Selbst unter Berücksichtigung, dass er unter ‚dem Gegenstand gerecht werden’ seine eigene Marx-Deutung verstanden hatte, ist das Verschweigen der ersten großen geschichtswissenschaftlichen Marx-Biographie von Franz Mehrings (1919) zumindest befremdend.