Deutsche Militärparade bei Olympia

Die Bundeswehr und die militärische Spitzensportförderung in Deutschland

von Christian Stache
Juni 2014

Christian Stache

Deutsche Militärparade bei Olympia

Die Bundeswehr und die militärische Spitzensportförderung in Deutschland

Am 1. April ehrte die aktuelle Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit einem offiziellen Empfang im Gästecasino des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) in Berlin die 77 Bundeswehrsoldaten, die als Sportler an den XXII. Olympischen Winterspielen vom 7. bis zum 23. Februar und an den XI. Paralympischen Winterspielen vom 7. bis zum 16. März im russischen Sotschi teilgenommen hatten, sowie die dazugehörigen Betreuer und Trainer.

In Anwesenheit des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)[1], Alfons Hörmann, und des Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Friedhelm Julius Beucher, erklärte von der Leyen, die Leistungen der Sportsoldaten zeigten, dass die Bundeswehr „ein unverzichtbarer Partner des Sports in Deutschland ist“. Deshalb werde die Spitzensportförderung auch im Zuge der aktuellen Bundeswehrreform „ihren festen Platz in der Bundeswehr behalten“. Die Sportler lobte sie für die Erfüllung der ihnen zugedachten Aufgabe: „Sie haben den deutschen Sport, unser Land, aber auch unsere Bundeswehr in beispielhafter Art und Weise vertreten.“ Der Präsident des DOSB hatte bereits anlässlich der Feierlichkeiten zur Rückkehr der Olympioniken aus Russland resümierend zu Protokoll gegeben, dass er „die Sportförderung durch die Bundeswehr (…) eindeutig zu den Stärken“ des deutschen Sports zähle. „Hier kann ich mir für die Zukunft sogar noch eine intensivere Zusammenarbeit vorstellen.“ Und im 12. der alle vier Jahre publizierten Sportberichte der Bundesregierung heißt es 2010: „Für den DOSB ist das Sportfördersystem der Bundeswehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil seiner mittel- und langfristigen Planungen geworden.“ Die zivilmilitärische Kooperation zwischen Sport und Bundeswehr ist für beide Seiten so erfolgreich, dass die Akteure in nicht in Frage stellen.

Aufmarsch deutscher Militärs in Sotschi

Die XXII. Olympischen Winterspiele waren wie schon in den letzten Jahrzehnten ein Showlaufen deutscher Militärs, Polizisten und Zollbeamter. Von den 153 Sportlerinnen (77) und Sportlern (76), die für den DOSB bei den Wettkämpfen an den Start gegangen sind, stammte knapp die Hälfte (75) aus den sogenannten Sportfördergruppen der Bundeswehr, darunter 32 Frauen und 43 Männer. Zudem waren noch drei von acht potentiellen Nachrückern sowie zwei Teilnehmer der XI. Paralympischen Winterspiele Sportsoldaten. Darüber hinaus entsandte die Bundeswehr 14 Trainer, vier Techniker, einen Arzt und einen Physiotherapeuten der deutschen Olympiamannschaft. Weitere 30 Olympioniken stellt die Bundespolizei und 13 der Zoll. Die Zahl der staatlich angestellten Sportler hat im Vergleich zur letzten Winterolympiade vor vier Jahren im kanadischen Vancouver zugenommen.

In allen Sportarten, wenn auch nicht in jeder Medaillenkonkurrenz, gingen Militärs für die Bundesrepublik an den Start. Besonders stark waren die Soldaten bei den männlichen Bobfahrern, den Biathlon-, Rodel-, Eiskunstlauf- und Ski Langlauf-Teams, den nordischen Kombinierern, der Curling-Auswahl und sogar unter den Snowboardern vertreten. Mehr als 50 Prozent der deutschen Frauen-Eishockeynationalmannschaft sind ebenfalls Mitglieder der militärischen Sportfördergruppen. Die männlichen Eisschnellläufer erhalten ihren Sold allesamt vom Bundesverteidigungsministerium.

Die bekanntesten unter den Sportsoldaten sind die Biathleten und Hauptfeldwebel Andreas Birnbacher und Andrea Henkel sowie der nordische Kombinierer und Stabsunteroffizier Eric Frenzel. Die alpine Skiläuferin, Werbeikone und BILD-Liebling Maria-Höfl Riesch ist seit einigen Jahren das Gesicht und Aushängeschild der Sportförderung des Zolls. Die renommiertesten Bundespolizisten sind die wegen mutmaßlichen Dopings umstrittene Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und der Biathlet Arnd Peiffer.

Von den spärlichen 19 Medaillen (achtmal Gold, sechsmal Silber und fünfmal Bronze), die das deutsche Olympiateam in Sotschi ergatterte und die ihm Platz sechs der Nationenwertung einbrachte, wurden mehr als die Hälfte (viermal Gold, viermal Silber, zweimal Bronze) von Sportsoldaten gewonnen. Oberfeldwebel und Rennrodler Tobias Wendl war mit zwei Goldmedaillen der erfolgreichste Soldat der Bundeswehr in Sotschi. Die beiden aktiven Bundeswehr-Olympioniken bei den Paralympics gingen bei der Medaillenvergabe leer aus.

Die insgesamt 15 Medaillen und Rang zwei der Nationenwertung wurden ohne militärischen Beitrag erreicht.

Die Mitwirkung der Militärs bei den olympischen Spielen beschränkte sich nicht nur auf die Sportler und die Betreuerstäbe. Sie statteten auch nach Turin 2006 und Vancouver 2010 zum dritten Mal die deutsche Equipe mit der offiziellen Bekleidungskollektion aus. Auf dem Luftwaffenstützpunkt im bayrischen Erding arbeiteten in der Zeit von Anfang Januar bis zum Beginn der Winterspiele 40 Soldaten und zivile Bundeswehrmitarbeiter jeden Tag für den DOSB.

Spitzensportförderung[2] in der BRD

In der Bundesrepublik wird Sport traditionell durch den Staat gefördert. Denn wie die Bundesregierung im 12. Sportbericht offiziell konstatiert: „Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Bundesregierung wären Spitzen- und Breitensport in der bisherigen Form nicht möglich.“ Die öffentliche Hand ist, so heißt es weiter, „der größte und unverzichtbare Förderer des Sports“.

Rechtlich ist die Sportförderung eigentlich Sache der Bundesländer. Diese und die Kommunen widmen sich allerdings vorrangig der Unterstützung des Breiten- und Leistungssports. Die Bundesregierung hingegen sponsert auf der Basis politischen Willens – hier im Widerspruch zu rechtlicher Legitimation – insbesondere den Hochleistungs- und Spitzensport.

In der Bundesregierung ist die Sportförderung eine Querschnittsaufgabe, an der sich insgesamt acht Bundesministerien beteiligen. Hauptverantwortlich für deren Koordination ist das Bundesinnenministerium. Es ist zugleich auch der größte Geldgeber, direkt gefolgt vom BMVg. In der Periode von 2006 bis 2009 hat der Bund von Jahr zu Jahr mehr Geld und insgesamt 842 Millionen Euro für die Sportförderung ausgegeben.

Die Spitzensportförderung erfolgt auf Bundesebene in Kooperation mit dem DOSB und den olympischen Spitzensportverbänden und Bundessportfachverbänden auf der Basis sogenannter Zielvereinbarungen[3]. Je nach Umsetzung der in diesen bis heute weitgehend geheim gehaltenen Verträgen festgehaltenen Ziele durch die Sportler erfolgt die Mittelvergabe an die Verbände für die Zeiträume einer Olympiade (vier Jahre).

Neben zahlreichen anderen Maßnahmen wie z.B. den Sportstättenbau leiste der Bund laut Bundesregierung „einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung des Spitzensports (…) auch durch die Förderung des Sports in seinem eigenen Dienstbereich, insbesondere bei Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll“. Im weiterhin gültigen Nationalen Spitzensportkonzept von 1997 benennt der Dachverband des deutschen Sports die „Sicherung des Engagements der Bundeswehr (…) mit ihren Sportfördergruppen“ als eines seiner angestrebten Ziele. „Dies wird in Zukunft ein noch bedeutenderer Bestandteil des nationalen Fördersystems sein.“ Als nach den Olympischen Sommerspielen 2012 in London kurzzeitig ein Streit über die – vorrangig sportfachliche – Sinnhaftigkeit der zivilmilitärischen Zusammenarbeit entbrannte, deckelte der DOSB die Diskussion abrupt, indem er sie mit Verweis auf die finanzielle Förderung als „unverzichtbar“ deklarierte. Die Bundesregierung versichert im letzten Jahr auf parlamentarische Nachfrage, dass „alle leistungssportorientierten Bundessportfachverbände des DOSB“ von der Spitzensportförderung der Bundeswehr „profitieren“.

Spitzensportförderung bei der Bundeswehr

Die sogenannte Spitzensportförderung der Bundeswehr wurde für die Männer bereits 1968 vom Bundestag ins Leben gerufen. Frauen werden erst seit 1992 unterstützt. Innerhalb der Bundeswehr ist die sogenannte Streitkräftebasis für die Förderung von Spitzensportlern zuständig. Diese Teilstreitkraft der Armee bildet hauptsächlich im Aus- und Inland das organisatorische und logistische Rückgrat der Einsätze und erledigt in Deutschland alle Aufgaben an der „Heimatfront“ wie z.B. die zivilmilitärische Zusammenarbeit, die Ausbildung der Soldaten usw.

Vorrangig werden Sportler der im DOSB organisierten Sportfach- bzw. Spitzenverbände gefördert. Sie werden vom jeweiligen Spitzenverband über den DOSB dem Kommando der Streitkräftebasis vorgeschlagen, das letztlich über Aufnahme und Verbleib in der Förderung entscheidet. Die Unterstützung olympischer Spitzenverbände bzw. Sportarten hat gegenüber den nichtolympischen Pendants Priorität.

Die Spitzensportförderung der Bundeswehr erfolgt über sogenannte Sportfördergruppen. Fachlich zuständig ist das Referat Sport/KLF/CISM/Spitzensport im Kommando der Streitkräftebasis. Es erlässt bzw. veranlasst alle Weisungen und Entscheidungen.

Truppendienstlich werden die Sportfördergruppen entsprechend dem Vorschlag für die neue Zielstruktur der Streitkräftebasis, wie sie im Zuge der aktuellen Bundeswehrreform angestrebt wird, dem in Berlin situierten Kommando Territoriale Aufgaben und in der hierarchischen Rangfolge den jeweiligen Landeskommandos der Bundeswehr unterstellt.

Die insgesamt 15 Sportfördergruppen sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt und befinden sich in der Nähe von Olympiastützpunkten und Leistungszentren.[4] Die meisten von ihnen liegen derzeit in Süddeutschland (6). Zwei (in Eckernförde und Altenstadt) dienen ausschließlich der Unterstützung der Militärsportarten Militärischer und Maritimer Fünfkampf sowie Fallschirmsportspringen. Die Sportfördergruppe in Eckernförde untersteht nicht der Streitkräftebasis sondern der Marine.

Derzeit stellt die Bundeswehr 744 Förderplätze für Sportler, darunter bis zu 50 Stellen für Trainer mit Bundesaufgaben für olympische Spitzenverbände bzw. Spitzensportarten, zur Verfügung. Außerdem können auch sportartenübergreifend Physiotherapeuten auf diese Weise unterstützt werden. Zusätzlich finanziert die Bundeswehr bis zu 40 Soldaten in den Militärsportarten sowie 40 Dienstposten für das notwendige Führungs- und Stammpersonal in den Sportfördergruppen. Schlussendlich werden zur Vorbereitung auf und Teilnahme an internationalen Wettkämpfen jährlich 2.500 Wehrübungstage zur Verfügung gestellt; in den Jahren Olympischer Sommerspiele sind es 3.500 Wehrübungstage.

Grundsätzlich werden die Spitzensportler als Freiwilligendienstleistende für 12 Monate eingestellt. Es ist aber auch möglich, dass sich die Sportler als Soldaten auf Zeit für zwei Jahre verpflichten. Eine Verlängerung über diesen Zeitraum hinaus ist abhängig von der soldatischen Eignung, der sportfachlichen Befürwortung des Spitzenverbandes und des DOSB sowie der Teilnahme an der Ausbildung zum Feldwebel-Truppendienst.

Vom Behinderten- zum Veteranensport

Die Bundeswehr unterstützt zusätzlich auch bis zu sechs Sportler paralympischer Disziplinen monetär. Im Dezember vergangenen Jahres unterzeichneten der Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielson, und Dr. Karl Quade, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Behindertensportverband (DBS), eine Rahmenvereinbarung zur Förderung behinderter Sportler. Zugleich nahmen die drei ersten behinderten Sportsoldaten – Willi Brehm (blind, Ski nordisch), Sebastian Iwanow (Dysmelie, Schwimmen) und Markus Rehm (Unterschenkelamputation, Weitsprung) – ihre Verträge mit der Bundeswehr entgegen. Sie sind vorerst zeitlich befristet bis zum 31. Dezember 2016 – dem Jahr der Paralympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Wie danach weiter verfahren wird, steht noch in den Sternen. Nielson sagte gegenüber dem Deutschlandfunk jedoch bereits, dass die Tür für weitere Spitzensportler mit Handicap offenstehe.

Die Vertreter des BMVg und der Bundeswehr sowie die Spitzenfunktionäre des Behindertensports werden nicht müde, die Ausweitung der zivilmilitärischen Kooperation im Inland auf den Behindertensport zu loben. Der Präsident des DBS, Friedhelm Julius Beucher, erinnerte beim Empfang im BMVg Anfang April daran, dass die zukunftsweisende Kooperation mit der Bundeswehr erst am Anfang stehe. Zudem hob er hervor, dass es dem Verband sehr helfe, dass er auf die Hilfe der Bundeswehr zählen könne. In dasselbe Horn blies der für die Spitzensportförderung zuständig ranghöchste Soldat, der Inspektor der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Nielson. Gegenüber dem Bundeswehr eigenen Radiosender „Andernach“ erklärte er, man wolle die paralympische Bewegung unterstützen.

Aber sowohl den Sportfunktionären als auch den verantwortlichen Militärs ist klar, dass die Bundeswehr auch behinderte Sportler nicht selbstlos fördert. DBS-Präsident Beucher betonte z.B., dass durch die Zusammenarbeit nun auch „einsatzgeschädigte Soldaten“ den Weg in den Behindertensport finden könnten. Nielson pflichtete ihm bei. Die drei ersten behinderten Bundeswehrsportler haben bereits angekündigt, „ihr fachliches Know-how und ihre persönlichen Erfahrungen an andere Soldatinnen und Soldaten mit Einsatzschädigungen weiter zu geben“.

Neben der werbewirksamen Inszenierung der Bundeswehr als (neo)liberaler Volksarmee, in der alle Teile der Bevölkerung ihren Platz haben sollen, besteht in diesem – vorerst überwiegend symbolischen – Angebot für Soldaten mit Kriegsverletzungen der Zweck für die Förderung behinderter Sportler durch die Bundeswehr. Wer, wie offensichtlich das BMVg, zurecht von einem höheren Aufkommen von verletzten Soldaten durch ausgeweitete und eine wachsende Zahl von Kriegseinsätzen der Bundeswehr ausgeht, muss auch dafür Sorge tragen, dass den Verwundeten eine Perspektive eröffnet wird. Ob dafür dieser kleine Schritt ausreicht, kann aufgrund der Erfahrung mit der unzureichenden Versorgung von Soldaten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen bezweifelt werden. Es handelt sich bisher eher um eine medienwirksam aufbereitete Vermittlung von Anstrengungen zur Nachsorge für Kriegsversehrte.

International liegen Bundeswehr und Behindertensportverband mit ihrer gemeinsam verfolgten Politik im Trend. Es ist kaum überraschend, dass sich insbesondere in den imperialistischen Staaten, in denen Krieg normaler Teil der Außenpolitik ist, Behindertensport zum Klassentreffen nachhaltig körperlich verletzter Kriegsveteranen entwickelt. Laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung (FAZ) sind z. B. fast 17.000 Behindertensportler in den USA ehemalige GIs und in Zukunft sollen bis zu 20 Prozent der Paralympioniken aus dem Armeeprogramm für Kriegsversehrte stammen. Ähnliche Initiativen, wenn auch nicht so weitgehend, existieren etwa in Großbritannien, Kanada und Israel.

Hintergründe für die Spitzensportförderung der Bundeswehr

Angesichts der diversen Kürzungswellen ist es erstaunlich, dass die Gelder für die Spitzensportförderung insgesamt nicht angetastet werden und das BMVg laut eigenen Angaben rund 32 Millionen Euro jährlich für sie aufwendet – trotz zum Teil vehementer Kritik des Bundesrechnungshofs.

Der Bundeswehr zufolge ist die Spitzensportförderung „unter anderem dadurch legitimiert, dass Erfolge deutscher Athletinnen und Athleten bei internationalen Wettbewerben das Bild Deutschlands in der Welt mitprägen und damit der gesamtstaatlichen Repräsentation dienen“. Angesichts der regelmäßigen Berichterstattung über die Erfolge der Sportsoldaten in der hauseigenen Wochenzeitung des Bundesverteidigungsministeriums, „aktuell“, tragen diese auch zur psychologischen Stärkung des Korpsgeist und zur Erzeugung eines positiven Bildes deutscher Soldaten in der Armee und der Bevölkerung bei, das freilich wenig mit der Wirklichkeit des Diensts an der Waffe in Auslandseinsätzen zu tun hat. Außerdem inspirieren die Leistungen und Erfolge auch der militärisch ausgebildeten Sportler zweifellos sowohl weite Teile der Bevölkerung als auch die aktiven Soldaten dazu, Sport zu treiben und dadurch einerseits den Pool körperlich wehrtauglicher und rekrutierungsfähiger Personen zu vergrößern sowie andererseits die erforderliche physische Belastbarkeit von Soldaten vor allem im Einsatz aufrechtzuerhalten. Zudem vermittele der Spitzensport, unabhängig von der fördernden Institution, laut Nationalem Spitzensportkonzept des DOSB die Werte „Leistung“ und „Leistungsstreben“, weil er „eine Symbolisierung und zugleich Ritualisierung des freien Konkurrenzprinzips“ darstelle.

Nach außen betreiben die Militär-Athleten natürlich auch Werbung für den „Arbeitgeber Bundeswehr“. So sind sie vertraglich angehalten, dass Bundeswehr-Logo auf ihrer Freizeit- und Sportkleidung „z.B. bei öffentlichkeitswirksamen Auftritten“ und seit 2000 auch bei Olympia „deutlich sichtbar zu tragen“. Bundesverteidigungsministerin von der Leyen, die der Personalgewinnung bekanntlich „eine besondere Priorität“ einräumt, passt dies natürlich hervorragend ins Konzept. Bei der eingangs erwähnten Ehrenzeremonie für die Militärsportler unter den Winterolympioniken sagte sie, dass die Bundeswehr als attraktiver Arbeitgeber die Ausbildung der Athleten fördere und die Traineroffensive des DOSB unterstütze. Den Sportsoldaten stehe der Weg zum Berufssoldaten – ob als Trainer oder in einer anderen Funktion – offen. Der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär im BMVg, Thomas Kossendey, sagte bereits 2011 gegenüber der FAZ, die Spitzensportförderung sei auch eine Frage der Attraktivität der Bundeswehr. Und auf eine parlamentarische Anfrage (Ds. 17/12026) antwortete die Bundesregierung im vergangenen Jahr, dass Sportsoldaten „das öffentliche Ansehen und die Akzeptanz der Aufgabenerfüllung“ der Bundeswehr steigere, „indem diese auch durch Erfolge im Sport in der Öffentlichkeit präsent sind“. Darüber hinaus ist die Kooperation zwischen den Institutionen des deutschen Sport und der Bundeswehr ein Paradebeispiel für die zivilmilitärische Zusammenarbeit im Inland und damit ein Vorzeigemodell dafür, wie Akzeptanz für das Militär in der Bevölkerung geschaffen werden kann.

Nahezu unverblümt fasste der amtierende Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) – und damit der weltweit einflussreichste Sportfunktionär – Dr. Thomas Bach aus, den Zweck besoldeter deutscher Athleten zusammen: „Weit über die gewonnenen Titel und Medaillen hinaus geben die Erfolge der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ein attraktives Gesicht. Sie tragen das Bild einer demokratischen, sympathischen und der Verständigung verpflichteten Bundeswehr in alle Welt. Innerhalb der Bundeswehr dienen die Soldatinnen und Soldaten als hervorragende Vorbilder für Erfolge durch Leistung, Disziplin und Organisationsfähigkeit. Damit fördern sie einen gesunden Patriotismus ohne Nationalismus.“


[1] Im DOSB sind 16 Landessportbünde, 62 Spitzenverbände und 20 Sportverbände mit besonderen Aufgaben Mitglied. Er wurde 2005 formal als Fusion vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) und dem Deutschen Sportbund (DSB) als Dachorganisation des deutschen Sports gegründet.

[2] Unter Spitzensportlern werden gemäß der „Regelung für die Förderung von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern“ des BMVg aus dem Jahr 2011 „Angehörige von Bundeskadern und deutschen Nationalmannschaften olympischer sowie nichtolympischer Spitzenverbände des DOSB“ verstanden.

[3] In den Zielvereinbarungen vereinbaren DOSB und die Sportverbände die Ziele für die anstehenden sportlichen Großereignisse und die Entwicklung dorthin. Vgl. Ds. 17/13458. Nach Kritik an der Subventionierung nach Medaillenrängen hat der DOSB das Instrument in „Fördervereinbarung“ umbenannt (sic!).

[4] Dem Stützpunktkonzept des Deutschen Olympischen Sportbund zufolge sind Olympiastützpunkte „Betreuungs- und Serviceeinrichtungen für Bundeskaderathletinnen und -athleten sowie deren Trainerinnen und Trainer“. Derzeit gibt es bundesweit 19 solcher Institutionen, die maßgeblich vom Bundesinnenministerium und den jeweiligen Bundesländern finanziell getragen werden. „Bundesleistungszentren sind vom Bundesministerium des Innern im Einvernehmen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Spitzenverbänden anerkannte Sportstätten mit Unterbringungs- und Verpflegungsmöglichkeiten, in denen zentrale Lehrgangs- und Schulungsmaßnahmen der Spitzenverbände stattfinden.“ Derzeit gibt es fünf solcher Zentren.

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