Novemberrevolution – Aktualität und Geschichte

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in den Wochen der Revolution

März 2009

Vergleichende Biografik beschäftigt mich seit langem. Vor acht Jahren versuchte ich es bereits einmal mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Ich stellte fest, dass Karl Liebknecht zu sehr in den Hintergrund biografischen Interesses gerückt und rezeptionsgeschichtlich in den Schatten Rosa Luxemburgs geraten war. An einigen Beispielen aus der Zeit vor 1914 machte ich darauf aufmerksam, wie unterschiedlich die beiden lebten, arbeiteten, sich positionierten und handelten, obwohl sie gleiche Ziele verfolgten, gleiche Gegner bekämpften, mehrfach politischen Verurteilungen unterlagen und sogar im persönlichen Bereich ähnliche Konfliktzonen ausschritten. Auf die Fragen: Warum arbeiteten die beiden Gleichaltrigen und Gleichgesinnten vor 1914 nicht zusammen? Warum reagierten sie fast nicht aufeinander? gab ich Antworten am Beispiel der Herkunft und der Wege in die sozialdemokratische Bewegung, ihrer Beiträge in der Millerandismusdebatte, ihrer Theoriestudien, ihrer Beziehungen zu Geliebten jüngeren Alters und ihrer Erfahrungswerte über Parlamentarismus und Imperialismus. Im Resümé heißt es u. a.: „In den innerparteilichen Auseinandersetzungen sah Rosa Luxemburg bis zum Jenaer Parteitag 1913 Karl Liebknecht nicht immer mit aller Konsequenz an ihrer Seite. Eine Ausnahme bildeten die Massenstreikdebatten. Doch auch da bemängelte sie hin und wieder, daß er schwanke und stärker als der Liebknecht in der Sozialdemokratischen Partei und weniger als ein linker Flügelmann hervortrat. Er schien bisweilen befangen und unschlüssig. Schließlich standen an der Spitze der Partei Mitstreiter des Vaters und väterliche Freunde, ging es in den Debatten nicht selten um Rechtsanwalts- und Abgeordnetenkollegen. Karl Liebknecht verhielt sich in Parteipolemiken lieber tolerant und setzte auf die Wirkung seines eigenen Handelns und weniger auf innerparteiliche Auseinandersetzungen zwischen den Strömungen bzw. Flügeln der Partei und dem vermeintlichen Zentrum. Die Schärfe der Polemik Rosa Luxemburgs war ihm fremd. Sein Bemühen um Andersdenkende in der eigenen Partei war konzilianter als das bisweilen ausschließliche ‚Entweder-Oder’ von Rosa Luxemburg.“[1]

Erfahrungen, Einsichten, Individualitäten

Inzwischen liegt neben meiner Biografie über Rosa Luxemburg auch eine über Karl Liebknecht vor.[2] Auf dieser Grundlage möchte ich mich sowohl der Individualität der beiden als auch ihren Gemeinsamkeiten zuwenden. Verdeutlicht werden soll, wie sie ihre erst 1914 begonnene Zusammenarbeit unter den außergewöhnlichen Bedingungen von Krieg und Revolution fortsetzten, dabei aber nicht gegen Meinungsverschiedenheiten und gelegentliche Temperamentsausbrüche gefeit waren.

Karl Liebknecht wurde am 23. Oktober 1918 infolge einer Amnestie der Regierung des Prinzen Max von Baden aus dem Zuchthaus in Luckau entlassen. Rosa Luxemburg durfte erst am 8. November 1918, dem Revolutionsbeginn in Breslau, das dortige Gefängnis verlassen. Die Amnestie war ihr verweigert, statt dessen ein neuer Haftbefehl zugestellt worden. Beide konnten nicht ahnen, dass ihnen bis zum Tod am 15. Januar 1919 nur noch wenige Wochen (84 bzw. 68 Tage) verbleiben sollten.

Kurze Zeit nach ihrer Haftentlassung kamen sie einer Ehrenpflicht nach, über die Rosa Luxemburg in ergreifender Weise schrieb: „Liebknecht und ich haben beim Verlassen der gastlichen Räume, worin wir jüngst hausten – er seinen geschorenen Zuchthausbrüdern, ich meinen lieben armen Sittenmädchen und Diebinnen, mit denen ich dreieinhalb Jahre unter einem Dach verlebt habe –, wir haben ihnen heilig versprochen, als sie uns mit traurigen Blicken begleiteten: Wir vergessen Euch nicht! Wir fordern vom Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates eine sofortige Linderung des Schicksals der Gefangenen in allen Strafanstalten Deutschlands! Wir fordern die Ausmerzung der Todesstrafe aus dem deutschen Strafkodex! Blut ist in den vier Jahren des imperialistischen Völkermordes in Strömen, in Bächen geflossen. Jetzt muß jeder Tropfen des kostbaren Saftes mit Ehrfurcht in kristallenen Schalen gehütet werden. Rücksichtsloseste revolutionäre Tatkraft und weitherzigste Menschlichkeit – dies allein ist der wahre Odem des Sozialismus.“[3]

Während des Krieges hatte Rosa Luxemburg insgesamt dreieinhalb Jahre im Berliner Frauengefängnis in der Barnimstraße, in der Festung Wronke und im Breslauer Frauengefängnis verbringen müssen. Karl Liebknecht war über ein Jahr als Armierungssoldat an die Front beordert worden und hatte zweieinhalb Jahre zunächst in der Militärarrestanstalt in Berlin-Moabit und danach im Zuchthaus in Luckau ertragen müssen. Er war bekanntlich am 1. Mai 1916 sofort aus der Demonstration auf dem Potsdamer Platz heraus verhaftet worden. Wegen seines Aufrufs „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!“ wurde er vom Kriegsgericht des „Landes- und Hochverrats“ bezichtigt und zu vier Jahren und einem Monat Zuchthaus sowie zu sechs Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Gegen Rosa Luxemburg, die ebenfalls auf dem Potsdamer Platz demonstriert hatte, wurde am 8. Juli 1916 „im Interesse der öffentlichen Sicherheit bis auf weiteres die militärische Sicherheitshaft verhängt“[4].

Infolgedessen war der Kontakt zwischen beiden nur noch über Sophie Liebknecht möglich, mit der sich Rosa Luxemburg in großer Herzlichkeit anfreundete. Im Unterschied zum „Sicherheitshäftling“ Rosa Luxemburg, die von politischen Freunden besucht werden durfte, wurden zum „Zuchthäusler“ Liebknecht lediglich Familienangehörige vorgelassen. Mündlicher und schriftlicher Gedankenaustausch mit Rosa Luxemburg wurde schier unmöglich. Die Zusammenarbeit war fortan auf eine harte Probe und vor fast unlösbare Probleme gestellt. Sie mussten ab Mitte 1916 absolut auf die grundsätzliche Übereinstimmung ihrer antimilitaristischen und antiimperialistischen Positionen und auf ihr gegenseitiges Vertrauen bauen.

Die Individualität der beiden hatte sich über zwei Jahrzehnte in weitgehend unabhängiger Entwicklung auf unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und in verschiedenen Freundeskreisen ausgeprägt: Rosa Luxemburg, Delegierte und Rednerin auf fast allen Parteitagen der deutschen Sozialdemokratie seit 1898, eine anerkannte Theoretikerin und Journalistin, Mitbegründerin der SDKPiL und deren Vertreterin im Internationalen Sozialistischen Büro, zeitweilig als Mitglied der polnischen Sozialdemokratie zugleich auch der SDAPR zugehörig und nicht zuletzt beliebte Lehrerin der Parteischule der deutschen Sozialdemokratie, war vor allem mit Leo Jogiches, mit den Familien Kautsky und Zetkin befreundet und verkehrte mit Journalisten und polnischen Gefährten. Karl Liebknecht, der Rechtsanwalt und Parlamentarier, erst ab 1904 und danach nicht auf allen Parteitagen Delegierter und Redner, versierter Agitator und Wahlkämpfer, ab 1902 Abgeordneter in der Berliner Stadtverordnetenversammlung, ab 1908 im preußischen Abgeordnetenhaus und ab 1912 im Deutschen Reichstag, Initiator und Mitbegründer der internationalen proletarischen Jugendbewegung, 1910 Wahlkampfredner für die Sozialistische Partei in den USA, 1913/1914 Aufsehen erregender und gefürchteter Ankläger gegen die „Internationale der Rüstungsindustrie“, lebte in der großen Liebknechtfamilie mit zwei Schwestern, vier Brüdern, drei Kindern, Nichten, Neffen und der klugen wie verständnisvollen Mutter Natalie Liebknecht. Seine weiteren Kontakte erstreckten sich auf Freunde der Familie wie August Bebel, Julius Motteler, Paul Singer, Kurt Eisner, Georg Ledebour, auf Rechtsanwaltskollegen wie Hugo Haase oder Oskar Cohn, viele Parlamentarier und auch auf Persönlichkeiten außerhalb der sozialdemokratischen Bewegung.

Für Karl Liebknecht war Rosa Luxemburg besonders durch ihre Haltung in den Prozessen gegen sie im Jahre 1914 in der Achtung gestiegen. Ihre internationalen Kontakte zu den mit ihr im Internationalen Sozialistischen Büro vereinten Sozialdemokraten erschienen ihm für die Antikriegsarbeit wichtig. Außerdem hatte ihre Parteischullehrertätigkeit seit 1907 den Linken in der deutschen Sozialdemokratie neue junge Mitstreiter gewonnen. Rosa Luxemburg wiederum schätzte nunmehr stärker als bisher die parlamentarischen Mandate und Verbindungen Karl Liebknechts und versprach sich von der Ausstrahlungskraft seiner Auftritte, auch seines Namens, viel für die Sammlung und Aktivierung der Antikriegskräfte. Zudem wirkte er nach dem 4. August 1914 entschlossen, sich kritischer als bisher mit den Rechten in der deutschen Sozialdemokratie auseinanderzusetzen.

Ihre unterschiedlichen Einsichten und Erfahrungen flossen während des Krieges in wichtige Publikationen ein: Rosa Luxemburg verfaßte die Antikritik „Die Akkumulation des Kapitals oder Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben“, die Schrift „Die Krise der Sozialdemokratie“ (Junius-Broschüre), die „Einführung in die Nationalökonomie“, die Einleitung zu der von ihr aus dem Russischen ins Deutsche übersetzten Autobiographie von Wladimir Korolenko „Die Geschichte meines Zeitgenossen“ und das Fragment „Zur russischen Revolution“.[5] Karl Liebknecht formulierte wichtige Dokumente zur Ablehnung der Kriegskredite, stellte die Schrift „Klassenkampf gegen den Krieg! Material zum ‘Fall Liebknecht’“, den Politischen Brief der Spartakusgruppe vom 27. Januar 1916, die Schrift „Das Zuchthausurteil gegen Karl Liebknecht“ zusammen und brachte seine Gedanken für „Betrachtungen und Erinnerungen aus der ‘großen Zeit’“ und für das Fragment „Die Bewegungsgesetze der gesellschaftlichen Entwicklung“ zu Papier.[6] Ein inhaltlicher Gedankenaustausch darüber war nicht möglich, ist quellenmäßig bisher nicht zu ergründen. Zu Gesprächen hatten sie nur noch während ihrer gemeinsamen Teilnahme an Versammlungen im Herbst 1914 und kurzen Gefängnisbesuchen Liebknechts bei Rosa Luxemburg 1915 in der Barnimstraße Möglichkeiten gehabt. Über den Luxemburgschen Entwurf zu den „Leitsätzen über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie“ verständigten sie sich lediglich auf postalischem Weg. Zwischen dem 16. Februar und dem 1. Mai 1916 hatten sie noch einmal kurzzeitig gemeinsame Anstrengungen unternommen, um die Spartakusgruppe und mit ihr andere Kriegsgegner zum Antikriegskampf zu ermutigen. Danach dürften lediglich Kassiber zwischen ihnen und der Gruppe kursiert sein, wofür es aber wenig quellengestützte Anhaltspunkte gibt.

Im Kampfgeschehen

Warum führe ich all das aus dem Vorfeld der Revolution an? Weil ich die allgemein verbreitete Annahme unzutreffend finde, beide seien von Anfang an bis zum Ende ohne persönliche Vorbehalte und ohne politische Meinungsverschiedenheiten eng befreundete und immer zusammenarbeitende Kampfgefährten gewesen. Für die Revolutionswochen, die alle, auch ihre Kräfte und Geister aufwühlten, erscheint es daher von vornherein unwahrscheinlich, dass zwei so selbstbewußte, eigenwillige und auf Wirkung und Geltung bedachte Persönlichkeiten Ressentiments sofort und endgültig beiseite geschoben hätten. Da flammte schon immer mal wieder ein Mißverständnis oder kritisches Bedenken auf, wenn es z. B. um öffentliche Resonanz ging. 1907 hatte Rosa Luxemburg schon einmal damit gehadert, als Karl Liebknecht durch den „Hochverratsprozess“ schlagartig weit größere öffentliche Aufmerksamkeit erhielt als sie für ihr antimilitaristisches Engagement seit Jahren zuvor. Sie schenkte seinem Erfolg keinerlei Beachtung. Rosa Luxemburg, die sich ihrer analytischen Stärken und theoretischen Weitsichten bewusst war, fiel es gewiss nicht leicht zu beobachten, dass Liebknecht in der Revolution 1918 wieder erneut stärker wahrgenommen wurde als sie. Noch vor ihrer Freilassung war er beim Empfang in der sowjetrussischen Botschaft am 24. Oktober regelrecht in den Vordergrund gehoben worden. Nicht von ungefähr bezweifelte Mathilde Jacob, ob Rosa Luxemburg die bombastische überschwängliche Begrüßung Karl Liebknechts und die dort gehaltenen Reden für der Situation angemessen gehalten hätte.[7] Durch Botschafter Joffe wurde Karl Liebknecht mit der Ansicht konfrontiert, dass man von ihm den Führer der deutschen Revolution erwarte. Mit einer ähnlichen Herausforderung tauchte auch Karl Radek als Gesandter Lenins in Berlin auf. Der Name Liebknecht, der über Grenzen bekannte mutige Antikriegskampf und die Appelle zur Rettung der russischen Revolution schienen ihn für eine solche Rolle zu prädestinieren. Auch bei deutschen Politikern gab es solche Erwägungen. Karl Liebknecht wehrte sich nicht dagegen, eher schien es ihn zu übersteigerter Aktivität und aufpeitschender Rhetorik anzufeuern. Da die Gegenseite die Hetze besonders gegen ihn schürte und er sich in rasch verändernden Situationen ständig neu zurechtfinden musste, blieb für den von Natur aus Ungestümen kaum Zeit, über das Für und Wider der ihm zugemuteten Rolle nachzusinnen.

Da Karl Liebknecht sich hauptsächlich der Agitation unter den Massen widmete und überall hinging, wo sich etwas ereignete, befand er sich auch ständig inmitten der Auseinandersetzungen zwischen Spartakusfreunden, Mehrheitssozialdemokraten, USPD-Führern, revolutionären Obleuten. Rosa Luxemburg dagegen konnte sich keinen Zugang zu Gremien wie dem Revolutionsausschuss der Obleute verschaffen und war weitgehend auf Informationen anderer angewiesen. Ihre Stärke waren scharfsinnige Stellungnahmen zu den Vorgängen mit entsprechenden grundsätzlichen Folgerungen für das Verhalten des Spartakusbundes. Unmittelbaren Einfluß aber konnte sie weniger als Liebknecht nehmen. Unwillkürlich keimte bei ihr bisweilen die Befürchtung auf, Liebknecht, der sich seit eh und je in Turbulenzen wohlfühlte, könnte in der Hektik impulsiv Fehlentscheidungen treffen. Ein Bangen füreinander blieb im aufregenden Revolutionsalltag nicht aus. „Insgeheim wünschte ich“, erinnerte sich Mathilde Jacob, „beide wären weniger unzertrennlich gewesen. Auch wuchs die politische Bedeutung Karl Liebknechts über ihn hinaus, stets wurde er mit Rosa Luxemburg gemeinsam genannt. Sein politisches Auftreten wurde immer kühner, oft aber waren seine Handlungen tollkühn und nicht frei von Eitelkeit. Gelegentlich sprach ich mit Rosa Luxemburg kritisch über Karl Liebknecht, und sie sagte daraufhin: ‘Vergleichen Sie ihn nicht mit Leo Jogiches, wie Sie es zu tun pflegen, vergleichen Sie ihn mit deutschen Genossen und Sie werden sehen, wie hoch er über ihnen steht. Außerdem sollten Sie Lassalle lesen, Sie können viel dabei lernen; auch er war eitel.’“[8] Im Oktober 1914 hatte Rosa Luxemburg schon einmal geklagt, dass sie sich ständig gegen ihn wehren müsse. Er habe das Bestreben, „mich täglich mit sich herumzuschleppen, alle Zeit- und Raumdispositionen durcheinanderzuwirbeln und mit besten Absichten, aus denen aber schließlich fast nichts herauskommt, [als] seine und meine Tage totzuschlagen. Er ist ein ausgezeichneter Kerl, aber so dauernd leben könnte ich nicht...“[9] In der Leidenschaftlichkeit ihres Engagements unterschieden sich die beiden kaum, aber im Temperament und in den Gepflogenheiten ihrer Lebens- und Arbeitsweise.

Von gegenseitigem „Herumschleppen“ konnte in der Revolution natürlich nicht mehr die Rede sein. Rosa Luxemburg war nach der Haft außerordentlich geschwächt. Karl Liebknecht, hatte es durch eisernes Training geschafft, körperlich belastbar und aktionsfähig zu bleiben. Beim Massenempfang am 23. Oktober am Anhalter Bahnhof hatte er sich wohl gefühlt und mitreißen lassen. Zu Hause genoss er die Freude seiner Familie und Freunde. Doch schon am nächsten Morgen begab er sich beizeiten vor die Werkstore der Rüstungsbetriebe, um bei Schichtwechsel die Stimmung der Arbeiter und Arbeiterinnen zu erfahren. Am 26. Oktober rief er die Delegierten der Freien Sozialistischen Jugend zum Kampf auf. Am 27. sprach er hintereinander auf fünf öffentlichen Versammlungen. Die noch herrschenden Kreise des untergehenden Kaiserreichs waren entsetzt über Liebknechts rasanten Wiedereinstieg ins öffentliche Leben. Nach dem Willen des Kaisers sollte er schon wegen seiner Äußerungen bei Ankunft in Berlin sofort wieder inhaftiert werden. Tatsächlich bat der Berliner Polizeipräsident am 28. Oktober den Ersten Staatsanwalt beim Königlichen Landgericht I, „das Verfahren wegen Aufforderung zum Hoch- und Landesverrat und wegen der etwaigen sonstigen in diesen Äußerungen liegenden strafbaren Handlungen zu eröffnen“.[10] Und die Akten gingen tatsächlich noch an den Oberreichsanwalt nach Leipzig. Zum Verfahren kam es nicht.

Rosa Luxemburg konnte nach beschwerlichen Transportbedingungen erst am 10. November 1918 abends aus Breslau in Berlin ankommen. Von der Öffentlichkeit relativ unbemerkt, wurde sie von Mathilde Jacob zu den Genossen in die Redaktion der „Roten Fahne“ gebracht. Ihr Körper wirkte zerbrechlich. Magen und Herz machten ihr zu schaffen. Ihr waren in den folgenden Wochen nur wenige öffentliche Auftritte möglich. Sie übernahm und trug die Hauptlast der inhaltlichen Gestaltung der „Roten Fahne“, unterstützt und behütet von Paul Levi und Leo Jogiches und umsorgt von Mathilde Jacob. Bei allen Scherereien, die es im täglichen Kampf um das Erscheinen der Zeitung und um den ständigen Wechsel in einigermaßen sichere Quartiere gab, befand sich Rosa Luxemburg in engerem Kontakt mit den meisten Vertretern der am 11. November gebildeten Zentrale des Spartakusbundes als mit Karl Liebknecht und er mit ihnen. Die Aussage der Quellen ist spärlich, wann sich beide begegnet sind und wann und wo sie sich gründlich sprechen konnten. Ihre Wohnungen sahen die beiden so gut wie nicht mehr. Das war für beide nahezu unerträglich und schmerzlich. Rosa Luxemburg war das erste Mal am 28. November für kurze Zeit und danach am 25. Dezember wieder einmal in ihrer Wohnung in Berlin-Südende. Karl Liebknecht konnte sich ab Revolutionsbeginn aus Sicherheitsgründen nicht mehr nach Berlin-Steglitz in seine Wohnung wagen und bangte sehr um seine Familie. Ihn bedrückten die unheimlichen Sorgen, die sich seine Frau seit 1917 um das Schicksal ihrer Mutter und Geschwister in Rostow am Don machte. Vor allem aber befürchtete er, seine Frau und Kinder könnten wegen seiner revolutionären Tätigkeit in schlimmste Mitleidenschaft gezogen werden. „Um uns wimmelte es von Spitzeln und Achtgroschenjungs“, berichtete sein Sohn Robert Liebknecht noch nach Jahrzehnten entsetzt. „Überall, wo wir Freunde und Bekannte besuchten, fanden hinterher Razzien und Hausdurchsuchungen statt.“ Später wurde er mit seiner Mutter stundenlang von Offizieren bedrängt, den Aufenthaltsort seines Vaters zu verraten. „Auf dem Weg zum Armeequartier wurden wir auch ein Stück mit der Straßenbahn transportiert, einzelne Leute, die uns erkannten, trommelten gegen die Scheiben oder bespuckten sie, es war ein beängstigender Hass, dem zur Lynchjustiz nicht mehr viel fehlte.“[11]

Während sich Rosa Luxemburg vorwiegend in den Redaktionsräumen oder Druckereien der „Roten Fahne“ oder in den jeweiligen Unterkünften der Zentrale des Spartakusbundes aufhielt, war Karl Liebknecht fast immer unterwegs, unterhielt sich mit Streikenden, beteiligte sich an den Demonstrationen, agitierte auf Straßen und Plätzen und hastete von einem Ort zum anderen. Er beriet bzw. stritt über das „Wie weiter?“ im Fraktionszimmer der USPD im Reichstag, in Hinterzimmern von Kneipen oder in anderen illegalen Quartieren bei Treffen mit revolutionären Obleuten, mit USPD-Linken, mit Arbeitern und Soldaten, Anhängern der Mehrheitssozialdemokraten oder auch wohlgesonnenen Freunden aus anderen Parteien. Nicht selten mußte er stehenden Fußes entscheiden, wie er sich verhalten sollte und wie es überhaupt weitergehen könnte.

„Das alte Spiel“ titelte Rosa Luxemburg einen ihrer ersten Artikel für die „Rote Fahne“, mit dem sie für ihren Mitstreiter und Freund Partei ergriff und die Verleumdungen anprangerte: „Liebknecht hat in Spandau 200 Offiziere ermordet. Liebknecht ist in Spandau ermordet worden ... Liebknecht plündert die Läden. Liebknecht verteilt Geld unter die Soldaten, um sie zur Gegenrevolution aufzustacheln.“ Die Absichten seien so offensichtlich: „Es gilt, durch diese Schwindelmärchen die Philister in panikartige Stimmung zu versetzen, die öffentliche Meinung zu verwirren, die Arbeiter und Soldaten einzuschüchtern und irrezuleiten, um eine Pogromatmosphäre zu schaffen und die Spartakusrichtung politisch zu meucheln, ehe sie noch die Möglichkeit hatte, die breitesten Massen mit ihrer Politik und ihren Zielen bekannt zu machen.“[12] Genauso bäumte sich auch Karl Liebknecht dagegen auf, wie skrupellos Spartakus zu Tode gehetzt werden sollte. Am 21. November 1918 zog er ein erstes Fazit. In seinem Artikel „Das, was ist“ bezeichnete er nach realer Einschätzung des Erreichten und des noch Fehlenden als klaffenden Widerspruch der deutschen Revolution: „Ihre politische Form ist die einer proletarischen Aktion, ihr sozialer Inhalt der einer bürgerlichen Reform.“[13]Rosa Luxemburg begann zur selben Zeit, gegen den „feigen Umweg der Nationalversammlung“ anzukämpfen, auf dem nach dem Wollen der Mehrheitssozialdemokraten die proletarische Revolution zu einer bürgerlich-demokratischen entmannt werden und der Übergang zur sozialen Revolution verhindert werden sollte.[14]

Übereinstimmende Vorstellungen und Meinungs-
verschiedenheiten

Beide kämpften auf der Basis einer einheitlichen Orientierung. Spekulationen darüber, es hätte zwischen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht Rivalitätsgedanken um die Spartakusführung gegeben, sind absurd. Über Autoritätsansprüche waren beide viel zu erhaben. Ihre Feinde hatten keinerlei Chance, sie gegeneinander auszuspielen. Nach ihren übereinstimmenden Vorstellungen, wie diese letztendlich im von Rosa Luxemburg entworfenen Dokument „Was will der Spartakusbund?“ zum Ausdruck kamen, sollte die Revolution 1. den Weltkrieg beenden helfen und durch Entmachtung der Verantwortlichen für den Krieg einen dauerhaften Frieden sichern; 2. sollte sie zur Ausbreitung der Weltrevolution beitragen und die russische Revolution retten; 3. musste der politischen eine soziale Revolution folgen, um den Kapitalismus zu überwinden und den Sozialismus durchzusetzen; 4. war dafür unbedingt internationales klassenkämpferisches Zusammenwirken nötig. Und sie versicherten: Der Spartakusbund „wird nie anders die Regierungsgewalt übernehmen als durch den klaren, unzweideutigen Willen der großen Mehrheit der proletarischen Masse in ganz Deutschland, nie anders als kraft ihrer bewußten Zustimmung zu den Aussichten, Zielen und Kampfmethoden des Spartakusbundes.“ Es handle sich um den „letzten Klassenkampf der Weltgeschichte um die höchsten Ziele der Menschheit“.[15]

Beide hofften, dass sich mit einem solchen Credo der Revolutionswillen verstärken werde und in der Arbeiterklasse Mehrheiten gewinnen ließen. Sie vertrauten auf die durch Erfahrungen im Kampf klüger werdenden Arbeiter und Soldaten, die zudem an bewährte Traditionen einer gut organisierten Arbeiterbewegung anknüpfen konnten. Viel hing davon ab, ob es gelänge, den Einfluß des Spartakusbundes zu vergrößern und für dessen Standpunkte in der USPD Verständnis und Anhänger zu finden. Sie beobachteten selbstverständlich die täglich größer werdende Gefahr der Verwirrung der Menschen durch gemeine Lügen und wüste Hetze. Es entging ihnen auch nicht, wie sich auf der revolutionären Seite Unentschiedenheit, Zweifel und Zögern ausbreiteten. Die Rafinesse und die institutionelle Macht und Wucht, mit der sich die Mehrheitssozialdemokraten um Ebert, Scheidemann und Noske als Führer der Revolution ausgaben, in Wirklichkeit aber alles gegen die Fortsetzung der Revolution aufboten, brachte die Konterrevolution auf den Vormarsch. Immer bedrohlicher wurde die Zusammenrottung der militärischen Kräfte. All das zu entlarven, über all das aufzuklären, sahen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht als ihre gemeinsame Aufgabe an.

Unterschiedliche Standpunkte traten zwischen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht nicht im Grundsätzlichen, sondern über einzelne, keineswegs unwichtige Entscheidungen in der Hektik der sich überschlagenden Revolutionsereignisse auf.

Die erste Meinungsverschiedenheit hatte es gleich zu Beginn der Revolution gegeben. Sie ist quellenmäßig allerdings nur über Dritte zu erfahren. Wilhelm Dittmann hielt in seinen Erinnerungen fest, dass Karl Liebknecht am Morgen des 10. November seinen Entschluß zum evtl. Regierungseintritt vom Abend widerrufen habe. „Wie wir erfuhren, hatten seine Spartakus-Freunde ihm in der Nacht ‘gehörig den Kopf gewaschen’ und ihn zum Rücktritt veranlaßt.“[16]Und Mathilde Jacob berichtete, wie am späten Abend des 10. November die Spartakusleute noch immer beratend beieinander saßen, als sie mit Rosa Luxemburg hinzukam: „Wenn alle einig waren, pflegte Karl Liebknecht in irgend einem Punkt eine abweichende Meinung zu haben. Er konnte stundenlang wegen einer Geringfügigkeit diskutieren, um diese durchzusetzen. An diesem Abend war er ruhig und ein wenig gedrückt! Hatte ihn doch Leo Jogiches nur mit Mühe zurückhalten können, mit Haase und Ledebour in die Koalitionsregierung einzutreten.“[17] Wohlweislich hütete sich Rosa Luxemburg, in ihren ersten Artikeln auf Details des Revolutionsbeginns einzugehen, während sie sich Ende 1918 darüber sehr kritisch äußerte.[18] Sie mahnte sofort prinzipiell zu „strenger Selbstkritik“, bezeichnete das Vollbrachte für zu gering und betonte prononciert: Das Lebensgesetz von Revolutionen sei „rasches Vorwärtsschreiten, über sich selbst Hinauswachsen“[19].

Für Karl Liebknecht war der 9. November 1918 der persönlich aufregendste Tag der Revolution. Seit er wieder in Berlin war, hatte er im Vollzugsausschuss der revolutionären Obleute um den baldmöglichsten Aufstandstermin gerungen. Er hatte sich mit Brems- und Verwirrungsversuchen auseinandergesetzt, bis schließlich der Aufruf zum Kampfbeginn am 9. November neben Emil Barth, Hugo Haase, Georg Ledebour und anderen auch seine Unterschrift trug. Das ebenfalls dazu aufrüttelnde Spartakusflugblatt hatte Ernst Meyer unterschrieben und auch mit Liebknechts Namen gezeichnet. Ab dem frühen Morgen war Karl Liebknecht unter den Demonstranten, die auf ihren Zügen zum Zentrum Polizeiwachen besetzten, in Kasernen stürmten, politische Gefangene befreiten. Mittags war das Polizeipräsidium besetzt und der USPD-Linke Emil Eichhorn der neue Polizeipräsident. Bald schon waren auch das Rathaus und das Reichstagsgebäude besetzt. Es folgte die Besetzung der großen Zeitungsverlage, des Telegrafenbüros und des Telegrafenamts. Der „Berliner Lokal-Anzeiger“ fiel auf Initiative von Hermann Duncker in die Hände der Spartakusgruppe, so dass die erste Nummer der „Roten Fahne“ erscheinen konnte. Es entstand ein Berliner Arbeiter- und Soldatenrat, Philipp Scheidemann rief die freie deutsche Republik aus.

Gegen 16 Uhr traf Karl Liebknecht mit einem Demonstrationszug auf dem Schlossplatz ein. Hier verkündete er die Inbesitznahme des Schlosses, triumphierte über den endlich erzwungenen Frieden und proklamierte unter jubelnder Zustimmung der Massen die freie sozialistische Republik. Danach eilte er zum Reichstag, wo er sich ins Fraktionszimmer der USPD begab, in dem nach und nach USPD-Leute, Mitglieder des Vollzugsausschusses der revolutionären Obleute und weitere Kämpfer eintrafen. Damit es nach dem gelungenen Auftakt rasch zum Abschluss eines Waffenstillstandes kommen konnte, mußte schnellstens eine Regierung gebildet werden. Vor allem die hereinströmenden Soldaten drängten darauf. Die USPD wurde aufgefordert, mit der SPD eine Regierung zu bilden. Ab 19 Uhr kam aus dem SPD-Faktionszimmer mehrfach Philipp Scheidemann herüber und machte der USPD ebenfalls diesen Vorschlag. Karl Liebknecht, Georg Ledebour und Richard Müller lehnten ab. Emil Barth plädierte für die alleinige Regierungsbildung durch USPD und Spartakus. Oskar Cohn, Emil Barth und Wilhelm Dittmann fragten, ob dafür auch Liebknecht in Frage käme. Bald kristallisierte sich unter allgemeiner Zustimmung der Vorschlag heraus, Emil Barth, Karl Liebknecht und Hugo Haase in die Regierung zu entsenden. Bedingungen mußten formuliert werden. Als immer mehr Arbeiter- und Soldatendeputierte eintrafen und Liebknecht drängten, stellte er folgende Bedingungen für die Bildung einer Regierung aus SPD und USPD auf: „1. Deutschland soll eine sozialistische Republik sein. 2. In dieser Republik soll die gesamte exekutive, legislative, jurisdiktionelle Macht ausschließlich in den Händen von gewählten Vertrauensmännern der gesamten werktätigen Bevölkerung und der Soldaten sein. 3. Ausschluß aller bürgerlichen Mitglieder aus der Regierung. 4. Die Beteiligung der Unabhängigen gilt nur für drei Tage, als ein Provisorium, um eine für den Abschluß des Waffenstillstandes fähige Regierung zu schaffen. 5. Ressortminister gelten nur als technische Gehilfen des eigentlichen und entscheidenden Kabinetts. 6. Gleichberechtigung der beiden Leiter des Kabinetts.“[20] Hugo Haase, der aus Kiel eintraf, erklärte sein Einverständnis, mit Karl Liebknecht und Emil Barth für den Regierungseintritt zu kandidieren. Die SPD-Seite lehnte jedoch die Rätemacht-Bedingung ab und forderte, die Wahlen zu einer konstituierenden Versammlung als zentrale Forderung zu erheben. Da die Mehrheitssozialisten seine wichtigste Forderung ablehnten, die gesetzgebende, ausführende und richterliche Gewalt ausschließlich in die Hände der Arbeiter- und Soldatenräte zu legen, kam für Karl Liebknecht ein Regierungseintritt keinesfalls in Frage. Auch Georg Ledebour blieb strikt dagegen. Hugo Haase lehnte zunächst auch ab, ließ sich jedoch umstimmen.

Als die Spartakusleute am Abend des nächsten Tages, am 10. November, zusammensaßen und auf Liebknechts Verhalten zu sprechen kamen, hatten sich die kurzzeitigen Erwägungen zum Regierungseintritt durch das SPD-Veto bereits erledigt. Nach dem Ausgang der ersten Versammlung der Arbeiter- und Soldatenräte im Zirkus Busch am Nachmittag des 10. November traf Liebknecht in der Spartakuszentrale völlig niedergeschlagen ein. In dem vor allem von Soldaten erzeugten Lärm und Tumult hatte er kaum einen Satz ohne hämische Zwischenrufe aussprechen können. Emil Barths Vorschlag, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in den Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte zu wählen, war mehrheitlich abgelehnt worden. Diese eklatante Niederlage für die Spartakusgruppe warf ein erstes deutliches Schlaglicht auf das ungünstige Kräfteverhältnis zwischen SPD, USPD und Spartakus im Ringen um Masseneinfluss. Vor Erschütterung fand der sonst so redselige Karl Liebknecht bei seinen Spartakusfreunden keine Worte. Dennoch lassen wir uns nicht mundtot machen, forderte Rosa Luxemburg in der „Roten Fahne“ am 18. November ihre Kampfgefährten auf. „Mögen sich unklare Schichten der Arbeiter oder Soldaten momentan noch gegen uns aufstacheln lassen. Mag uns eine momentane Wiederkehr der gegenrevolutionären Sturzwelle wieder in Kasematten sperren, die wir eben erst verlassen haben – der eherne Gang der Revolution läßt sich nicht aufhalten. Wir werden unsere Stimme laut erschallen lassen, die Massen werden uns verstehen, und dann werden sie sich um so ungestümer gegen die Hetzer und die Fabrikanten der Pogromgerüchte wenden.“[21]

Beide waren sie sich des Ernstes der Lage bewußt. Sie wollten jedoch nicht wahrhaben, dass die Mehrheit der Arbeiter und Soldaten glaubte, mit dem Sturz der Monarchie und der Bildung des Rates der Volksbeauftragten, dem Emil Barth, Wilhelm Dittmann und Hugo Haase von der USPD und Friedrich Ebert, Otto Landsberg und Philipp Scheidemann von der SPD angehörten, sei die politische Macht bereits errungen und der Weg zum Sozialismus frei. Viele Menschen ließen sich aus Furcht vor einem Bürgerkrieg, wie er in Rußland wütete und von der Reaktion hemmungslos zur antibolschewistischen Hetze ausgenutzt wurde, unglaublich schnell auf „Ruhe und Ordnung“ für Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung einschwören.

Der Kampf um die Massen

Dabei gingen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht doch ganz anders an die deutsche Revolution heran, als das Lenin und Trotzki im rückständigen Rußland geboten schien. Das ökonomisch und politisch weit fortgeschrittenere Deutschland hielten sie für die sozialistische Revolution reif. Hier bedurfte es keiner bürgerlich-demokratischen Lernphase mehr, wie sie von Rosa Luxemburg für Rußland in ihrer Kritik an der Auflösung der Konstituante durch die Bolschewiki begründet worden war. In der deutschen Revolution forderten sie daher von Anfang an „Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten“. Dass im Kampf um die Rätemacht von unten auf und uneingeschränkt um wahrhaft demokratische Verhältnisse und Verantwortung aller gerungen werden musste, galt für beide, die sich während der Haft in Manuskripten und Notizen kritisch mit den Vorgängen in der russischen Revolution auseinandergesetzt hatten, als unumstößlicher Vorsatz. Es lag ihnen völlig fern, nachahmen zu wollen, was sich unter dem Reglement der Partei der Bolschewiki bei der Konstituierung der Sowjetmacht an Demokratieverlusten zugetragen hatte.[22]In Deutschland handelte es sich in der Revolution 1918 nach Rosa Luxemburgs Auffassung nicht darum, ob Demokratie oder Diktatur. „Die von der Geschichte auf die Tagesordnung gestellte Frage lautet: bürgerliche Demokratie oder sozialistische Demokratie. Denn Diktatur des Proletariats, das ist Demokratie im sozialistischen Sinne. Diktatur des Proletariats, das sind nicht Bomben, Putsche und Krawalle, ‘Anarchie’, wie die Agenten des kapitalistischen Profits zielbewußt fälschen, sondern das ist der Gebrauch aller politischen Machtmittel zur Verwirklichung des Sozialismus, zur Expropriation der Kapitalistenklasse – im Sinne und durch den Willen der revolutionären Mehrheit des Proletariats, also im Geiste sozialistischer Demokratie.“[23] Ähnlich schrieb Karl Liebknecht: „Die bürgerliche Demokratie ist eine verfälschte Demokratie, da die ökonomische und soziale Abhängigkeit der arbeitenden Masse auch bei formaler politischer Gleichheit den herrschenden Klassen sachlich ein ungeheures politisches Übergewicht gibt und die ökonomische und soziale Abhängigkeit an und für sich wirkliche Demokratie ausschließt. So führt der Weg zur Demokratie über den Sozialismus, nicht aber der Weg zum Sozialismus über die sogenannte Demokratie. Eine ‘Nationalversammlung’ kann höchstens am Schlusse, nicht aber am Anfang der jetzt einzuschlagenden Entwicklung stehen.“[24] Folglich betrachteten sie die von den Gegenkräften verherrlichten Wahlen zur Nationalversammlung als das gefährlichste Hemmnis für die Etablierung der Arbeiter- und Soldatenräte.

Mit diesen Positionen, die sich aus den Erfahrungen ihres Kampfes gegen Monarchie, Militarismus und Kapitalismus seit der Jahrhundertwende sowie aus ihrem kritisch-solidarischen Verhältnis zu Sowjetrußland ergaben, fanden sie jedoch wenig Zugang zur deutschen Rätebewegung. Ihre Vorstellungen prallten auf weitgehende Ablehnung. Sie erhielten für den Reichsrätekongress vom 16.-20. Dezember 1918 in Berlin kein Mandat, nicht einmal die Erlaubnis, als Gäste mit beratender Stimme teilzunehmen. Sie waren und wurden isoliert und als bolschewistische Bürgerkriegsverschwörer verfemt. Die gegnerische Seite war übermächtig. Es gelang ihnen nicht, sich aus dieser vertrackten Situation zu befreien und Mittel und Methoden zu einer strategisch-taktischen Flexibilität zu finden. Es fehlte ihnen ein auf die Tagesereignisse der Revolution zugeschnittener konkreter Aktionsplan mit Nahzielen, die die reale Situation und das Verlangen der Menschen nach Frieden, Arbeit und Brot exakter berücksichtigten und für jeden verständlich ansprachen. Das von Rosa Luxemburg entworfene Spartakusprogramm vom 14. Dezember, dem auch Liebknechts Auftreten entsprach, ging mit seinen hochgesteckten Zielen der Zeit zu weit voraus. Selbst diejenigen Zeitgenossen, die beide als aufrichtige Idealisten schätzten, bezeichneten ihre Ansicht, die Zeit sei für den Sozialismus reif, als „begreiflichen aber fatalen Irrtum“[25]. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg erlagen in ihrer revolutionären Leidenschaft der Illusion, Beifall und Jubel, die sie auf Demonstrationen oder in Versammlungen erlebten, seien gleichbedeutend mit mehrheitlicher Zustimmung zu ihren Ansichten und zeugten von Kampfbereitschaft der Massen. Sie vergaßen, dass sie über die Psyche des Individuums bzw. der Massen während der Haft schon einmal interessante Erörterungen angestellt hatten. Rosa Luxemburg hatte z. B. im Februar 1917 geschrieben: Wie das ewige Meer berge die Psyche der Massen in sich stets „alle latenten Möglichkeiten: tödliche Windstille und brausenden Sturm, niedrigste Feigheit und wildesten Heroismus. Die Masse ist stets das, was sie nach Zeitumständen sein muß, und sie ist stets auf dem Sprunge, etwas total anderes zu werden, als sie scheint“. Die „Enttäuschung über die Massen“ aber sei das blamabelste Zeugnis für den politischen Führer. Trotz aller Enttäuschung halte ein Führer großen Stils an seiner Taktik fest.[26] Und Karl Liebknecht dachte in Luckau 1917/1918 ebenfalls über den psychischen Faktor für das Verhalten der Menschen nach, machte Notizen über Gesellschaftspsychologie und „das Zusammen-, Gegeneinander- und Wechselwirken der verschiedenen sich selbst dünkenden Individuen und Gruppen“. Er fühlte sich bestärkt: „Politik ist Handeln, Wirken“, und das „Wirken auf andere Menschen“ sei das Wichtigste. Vom Politiker verlange das „Wille und Tat“, bedürfe es des Mutes zu „Politik als Kunst des Unmöglichen“.[27]

In der Revolution war die Situation im Kampf um die Massen offenbar weit komplizierter, als sie das bisher schon hatten erfahren müssen und sie sich praktisch vorstellen konnten. Nach den zwei konterrevolutionären Putschen am 6. und 24. Dezember 1918 wurde die Lage immer ernster. Eindringlich appellierte Liebknecht beim Protest von 30.000 Arbeitern und Soldaten am 25. Dezember in der Siegesallee, vor der Heranziehung revolutionsfeindlicher Truppen auf der Hut zu sein. Sobald sich die Reaktion ihrer Macht nämlich sicher sei, werde sie sich keinen Augenblick besinnen, die Revolution im Blut zu ersticken.[28]

Ende Dezember 1918 traten die USPD-Vertreter endlich aus der Ebert-Scheidemann-Regierung aus. Doch der von Spartakus dringend geforderte USPD-Parteitag wurde abgelehnt. Gegen die sich daraufhin gegründete Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund) wurde eine Hetzkampagne grausamsten Ausmaßes mit furchtbaren Morddrohungen gegen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht inszeniert. Um die revolutionären Kräfte endgültig niederzuringen und vor den Wahlen zur Nationalversammlung, die am 19. Januar 1919 stattfinden sollten, „Ruhe und Ordnung“ zu schaffen, griffen die Regierungssozialisten zur Provokation.[29] Nach einer gezielten Verleumdungskampagne, die vom „Vorwärts“ am 1. Januar 1919 entfacht worden war, wurde dem Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn, der dem linken Flügel der USPD angehörte, am 4. Januar vom neuen preußischen Innenminister Paul Hirsch (SPD) die Entlassungsurkunde übersandt. Das Amt sollte der willfährige preußische Pozeipräsident Eugen Ernst (SPD) übernehmen. Diese Nachricht rief einen Sturm der Entrüstung hervor. Noch am Abend des 4. Januar beschlossen die revolutionären Obleute, Vertreter des Berliner USPD-Vorstandes, Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck vom Spartakusbund einen gemeinsamen Aufruf zur bewaffneten Demonstration am 5. Januar in der Siegesallee. Weit mehr als 100.000 kamen zum Protestmarsch. Liebknecht ergriff mehrfach das Wort. Vom Balkon des Polizeipräsidiums ermahnte er zusammen mit Emil Eichhorn, Georg Ledebour und Ernst Däumig die Demonstranten, sich nicht zu Angriffen oder zum Erstürmen von Gebäuden hinreißen zu lassen. Doch Agenten der Kommandantur und Spitzel wiegelten die Massen auf. Bewaffnete Demonstranten besetzten Druckereien des „Vorwärts“, des „Berliner Tageblatts“, die Verlagsgebäude von Mosse. Ullstein, Scherl und das Wolff’sche Telegrafenbüro. In euphorischer Stimmung über die Riesendemonstration beschlossen die revolutionären Obleute am Abend des 5. Januar, für den 6. Januar den Massenstreik auszurufen mit dem Ziel, die Ebert-Scheidemann-Regierung zu stürzen. Karl Liebknecht stimmte zu. Es entstand abermals eine mißliche, wenn auch ganz andere Situation als am 9. November 1918. Annahmen über tiefe Beeinträchtigungen des Verhältnisses zwischen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg angesichts des eigenmächtigen Vorgehens Liebknechts beim unrealistischen Aufruf zum Regierungssturz sind unangebracht, weil es wiederum fast nur Quellen Dritter aus späterer Zeit gibt. Nach einem Erinnerungsbericht von Karl Radek sollen Rosa Luxemburg und die KPD-Führung für diese Massenaktion gewesen sein. Auf Antrag Wilhelm Piecks, der für ein radikales Vorgehen plädierte, wurde ein Revolutionsausschuß mit 33 Mitgliedern gebildet, in dem Ledebour von der USPD, Liebknecht von der KPD (Spartakusbund) und Paul Scholze von den revolutionären Obleuten gemeinsam den Vorsitz wahrnahmen. Dieser Ausschuß beschloss, „noch in der Nacht die Kabinettsmitglieder zu verhaften, die militärisch wichtigen Gebäude am Montag zu besetzen“, die Arbeiter zu bewaffnen und Kommissionen einzurichten.[30] Doch der Führer der Volksmarinedivision Leutnant Heinrich Dorrenbach handelte nicht wie vereinbart. Einige USPD-Vertreter suchten schon wieder mit der Regierung zu verhandeln.

Wie aus späteren Erinnerungsberichten z. B. von Karl Radek und Paul Levi hervorgeht, war sich die Zentrale der KPD nach dem 4. Januar über die einzuschlagende Taktik unsicher, soll es zwischen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht Unstimmigkeiten gegeben haben. Auf dem Gründungsparteitag der KPD hatte Rosa Luxemburg Ende 1918 erklärt, dass „in kurzer oder vielleicht etwas längerer Zeit die Ebert-Scheidemann-Regierung in den Orkus verschwinden muß“, aber nicht zu deren unmittelbaren Sturz aufgerufen.[31] Durch die Demonstrationen hunderttausender Menschen am 5. und noch einmal am 6. Januar konnte der Eindruck entstehen, die revolutionäre Entschlossenheit der Massen zum Kampf belebe sich wieder und die Regierung könne sich nicht mehr halten. Die KPD (Spartakusbund) musste sich, wie Clara Zetkin 1922 feststellte, zum Sturz der Regierung „negativ-kritisch“ und zu den Massen „positiv-vorwärtsweisend“ verhalten.[32] Der Revolutionsausschuss bereitete eine Erklärung vor, in der die Regierung für abgesetzt bezeichnet wurde, die Liebknecht ohne Absprache mit der KPD-Zentrale mit unterzeichnete. Bekannt wurde dieses Dokument erst am 14. Januar 1919 durch einen Faksimiledruck im „Vorwärts“, der damit die Verleumdung des Januaraufstandes als Putsch rechtfertigen wollte. Rosa Luxemburg soll Karl Liebknecht darüber in ihren letzten gemeinsamen Stunden kritisch zur Rede gestellt haben.[33]

Auch am 6. Januar war Karl Liebknecht unter den Protestdemonstranten. Nachdem ihn Bürger in der Wilhelmstrasse hatten lynchen wollen und er von bewaffneten Soldaten befreit worden war, bedankte er sich Unter den Linden in einer Rede. Von kämpferisch jubelnden Massen berauscht, erklärte er energisch gestikulierend, keine Ruhe und keine Rast zuzulassen, bis „die Regierung Ebert-Scheidemann der Abscheu der ganzen Welt geworden ist“ und ließ die Weltrevolution hochleben.[34] Danach aber forderte er die Massen wieder zu Geduld auf, während er zum Marstall und zum Polizeipräsidium am Alexanderplatz lief. Doch Verhandlungen mit der Volksmarinedivision und im Revolutionsausschuss führten zu keinem Ergebnis über das weitere Vorgehen. Durch Leo Jogiches und Paul Levi bekam die KPD-Zentrale erst am Abend des 6. Januar zu Karl Liebknecht kurzen Kontakt, der für die Nacht, völlig ausgepowert und übermüdet, in Neukölln bei Genossen ein paar Stunden Zuflucht suchen musste. Sowohl am 7. als auch am 8. Januar war auch in Artikeln Rosa Luxemburgs in der „Roten Fahne“ die Aufforderung zu lesen, alle Machtpositionen zu besetzen, war vom Hinwegräumen bzw. Vertreiben der Ebert-Scheidemann-Regierung die Rede.[35] Inzwischen hagelte es massenhaft Hetzflugblätter gegen Spartakus. Karl Liebknecht und Hugo Haase dagegen riefen in Flugblättern für den 9. und 10. Januar zum Generalstreik auf, fanden jedoch nur geringes Echo. Die in Berlin stationierten militärischen Einheiten, auf die auch Liebknecht gehofft hatte, erklärten sich für neutral. Karl Radek forderte in einem Schreiben vom 9. Januar die KPD-Zentrale auf, zum Rückzug aus dem Kampf um die Regierungsgewalt aufzurufen. Sie hätte sich von vornherein auf eine Protestaktion beschränken müssen. Rosa Luxemburg lehnte dies ab, während Jogiches mit Radek übereinstimmte.[36] Erst am Abend des 10. Januar wurde in einer Sitzung der Zentrale der KPD beschlossen, die gemeinsame Aktion mit den revolutionären Obleuten abzubrechen. Karl Liebknecht und Wilhem Pieck schienen sich dem Beschluss nicht fügen zu wollen. Über die Auseinandersetzungen versuchte Paul Levi im Mai 1921, bei Ernst Meyer und Wilhelm Pieck einige Interna ins Gedächtnis zu rufen: „Sie erinnern sich, wie Karl Liebknecht widerspenstig war, und Sie erinnern sich, wie Leo Jogiches es war, der den Vorschlag machte, noch jetzt, in der Aktion, eine scharfe Erklärung an die ‘Rote Fahne’ zu senden, die von Karl Liebknecht deutlich abrückt, die erklären sollte: Karl Liebknecht vertritt den Spartakusbund nicht mehr bei den ‘Revolutionären Obleuten’. Sie wissen genau, wie ablehnend Rosa Luxemburg der Sache gegenüberstand, Sie wissen, wie scharf ihre Kritik war und gewesen wäre, in dem Augenblick, in dem die Aktion zu Ende war.“[37]

Für die Klärung von unterschiedlich kritischen Auffassungen zum Januaraufstand blieb ihnen keine Zeit. Der von vornherein unrealistische Versuch, die Revolution weiterzutreiben, wurde durch die Offensive der Regierungssozialisten mit Unterstützung der um Berlin zusammengezogenen Truppen am 10. und 11. Januar 1919 brutal niedergeschlagen. Der weiße Terror wütete wie nur je unter dem zaristischen Regime, schrieb Hugo Haase entsetzt an seinen Sohn.[38] Hunderte von Arbeitern wurden getötet, verwundet und verhaftet. Georg Ledebour, Leo Jogiches, Mathilde Jacob, Paul Levi wurden verhaftet, für einige Stunden am 12. Januar auch Karl Liebknechts Frau Sophie und sein Sohn Robert. Sohn Helmi befand sich zeitweilig im umkämpften „Vorwärts“-Gebäude.

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden aus ihrem letzten gemeinsamen Zufluchtsort in Wilmersdorf herausgeholt und am 15. Januar 1919 von der durch Hauptmann Waldemar Papst befehligten Gardekavallerieschützendivision mit Wissen und Einverständnis von SPD-Führern wie Gustav Noske abscheulich ermordet. Das Entsetzen über diesen feigen politischen Meuchelmord an den führenden Köpfen der eben erst gegründeten KPD (Spartakusbund) war groß. Die Verurteilung des Verbrechens durch rechtschaffene Demokraten, Humanisten, Sozialisten und Kommunisten erfolgt zu Recht auch weiterhin, nunmehr nach 90 Jahren.

Sich der tödlichen Gefahren für Revolutionäre durchaus bewusst, haben Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht bis zuletzt vor allem ihren jungen Mitstreitern Ansporn, Stärke und Zuversicht gegeben. Denn die sozialistische Gesellschaft, um die trotz Niederlagen gekämpft werden müsse, brauche Menschen, „von denen jeder an seinem Platz voller Glut und Begeisterung für das allgemeine Wohl ist, voller Opferfreudigkeit und Mitgefühl für seine Mitmenschen, voller Mut und Zähigkeit, um sich an das Schwerste zu wagen“[39]. Und Karl Liebknecht schrieb seinem Sohn Helmi voller Inbrunst: „Die ganze Erde, alle Kontinente wirst Du, werdet Ihr von der neuen Generation, sehen u. durchkreuzen; von den Wundern der ganzen Welt werdet Ihr Euch vollsaugen. Das wird ein Leben der Kraft, der Leidenschaft, der unermüdlichen Tat sein.“[40]

Alle an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht interessierten Menschen dürfen sich weltweit glücklich schätzen, in ihnen außergewöhnlich beeindruckende Persönlichkeiten mit ganz normalen menschlichen Stärken und Schwächen entdecken zu können, deren Ansichten und Erfahrungen auch im 21. Jahrhundert beachtenswert bleiben werden.

[1] Siehe Annelies Laschitza: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Ein biographischer Vergleich. In: Rosa Luxemburg. Historische und aktuelle Dimensionen ihres theoretischen Werkes. Hrsg. v. Klaus Kinner u. Helmut Seidel, Berlin 2002, S. 236.

[2] Siehe Annelies Laschitza: Im Lebensrausch, trotz alledem. Rosa Luxemburg. Eine Biographie, Taschenb., 2. Aufl., Berlin 2002; dies.: Die Liebknechts. Karl und Sophie - Politik und Familie, Berlin 2007.

[3] Rosa Luxemburg: Eine Ehrenpflicht. In: Die Rote Fahne, 18. November 1918. In: Dies.: Gesammelte Werke (GW), Bd. 4, 6., überarb. Aufl., Berlin 2000, S. 406. – Siehe auch Karl Liebknecht: Gegen die Freiheitsstrafe. Ein Entwurf, Frühjahr 1918. In: Ders.: Gesammelte Reden und Schriften (GRS), Bd. IX, 4. Aufl., Berlin 1982, S. 391 ff.

[4] Zit. nach Annelies Laschitza: Im Lebensrausch ..., S. 530.

[5] Siehe Rosa Luxemburg: GW, Bd. 4, Berlin 2000, Bd. 5 Berlin 1975.

[6] Siehe Karl Liebknecht: GRS, Bd. VIII, 4. Aufl., Berlin 1982; Thomas Schulze: Karl Liebknecht. Die Bewegungsgesetze der gesellschaftlichen Entwicklung. Fragment, Bern 1995.

[7] Siehe Annelies Laschitza: Die Liebknechts ..., S. 377 ff.; Mathilde Jacob: Von Rosa Luxemburg und ihren Freunden in Krieg und Revolution 1914 – 1919. Hrsg. u. eingel. v. Sibylle Quack u. Rüdiger Zimmermann. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK), 24. Jg., Dezember 1988, Heft 4, S. 488.

[8] Ebenda, S. 453.

[9] Rosa Luxemburg an Kostja Zetkin [erste Hälfte Okt. 1914]. In: Dies.: Gesammelte Briefe (GB), Bd. 5, Berlin 1984, S. 13.

[10] Zit. nach Annelies Laschitza: Die Liebknechts ..., S. 381.

[11] Zeugen der Zeitgeschichte. Über Spartakus, den Mord an Karl und Rosa und die Maximen eines Malers. Interview von Volker Külow und Holger Becker mit Robert Liebknecht in Paris. In: Neues Deutschland, 19. Februar 1992, S. 11.

[12] Rosa Luxemburg: GW, Bd. 4, S. 401 f.

[13] Karl Liebknecht: Das, was ist. In: Die Rote Fahne, 21. November 1918. In: GRS, Bd. IX, S. 604.

[14] Siehe Rosa Luxemburg: Die Nationalversammlung. In: Die Rote Fahne, 20. November 1918. In: GW, Bd. 4, S. 409.

[15] Rosa Luxemburg: GW, Bd. 4, S. 448 f.

[16] Wilhelm Dittmann: Erinnerungen. Bearb. u. eingel. v. Jürgen Rojahn, Bd. 2, Frankfurt/Main 1995, S. 561; siehe auch Karl Liebknecht: „Klarheit über Weg und Ziel“, Rede vor dem 53er Ausschuß der Marine, 27. November 1918. In: GRS, Bd. IX, S. 619.

[17] Mathilde Jacob: Von Rosa Luxemburg und ihren Freunden ..., S. 492.

[18] Siehe Rosa Luxemburg: Unser Programm und die politische Situation. In: GW, Bd. 4, S. 493 ff.

[19] Rosa Luxemburg: Der Anfang. In: Die Rote Fahne, 18. November 1918. In: GW, Bd. 4, S. 400.

[20] Karl Liebknecht: GRS, Bd. IX, S. 593.

[21] Rosa Luxemburg: Das alte Spiel. In: GW, Bd. 4, S. 403.

[22] Siehe Rosa Luxemburg und die Freiheit der Andersdenkenden. Extraausgabe des unvollendeten Manuskripts „Zur russischen Revolution“ und anderer Quellen zur Polemik mit Lenin. Zusammengest. u. eingel. v. Annelies Laschitza, Berlin 1990; Rosa Luxemburg: GW, Bd. 4, S.332 ff. u. S. 353 ff.; dies.: GB, Bd. 6. Hrsg. v. Annelies Laschitza, Berlin 1993, S. 205 ff.; Karl Liebknecht. Politische Aufzeichnungen aus seinem Nachlaß. Geschrieben in den Jahren 1917 - 1918. Unter Mitarbeit von Sophie Liebknecht hrsg., mit einem Vorwort u. mit Anmerkungen versehen v. Franz Pfemfert, Berlin-Wilmersdorf 1921; ders.: GRS, Bd. IX, S. 339 ff.

[23] Rosa Luxemburg: Die Nationalversammlung. In: GW, Bd. 4, S. 409 f.

[24] Karl Liebknecht: Leitsätze, 28. November 1918. In: GRS, Bd. IX, S. 631.

[25] Georg Friedrich Nicolai. Zit. nach Wolf Zuelzer: Der Fall Nicolai, Frankfurt/Main 1981, S. 117.

[26] Rosa Luxemburg an Mathilde Wurm, 16. Februar 1917. In: GB, Bd. 5, S. 176.

[27] Karl Liebknecht: Notizen aus dem Zuchthaus, April 1918. In: GRS, Bd. IX, S. 489; Thomas Schulze: Karl Liebknecht. Die Bewegungsgesetze..., S. 293, 296, 304 f.

[28] Siehe Karl Liebknecht: Was will der Spartakusbund? Rede, 23. Dezember 1918. In: Ders.: GRS, Bd. IX, S. 653.

[29] Siehe Annelies Laschitza: Die Liebknechts ..., S. 424 ff.

[30] Siehe Ottokar Luban: Demokratische Sozialistin oder „blutige Rosa“? Rosa Luxemburg und die KPD-Führung im Berliner Januaraufstand 1919. In: IWK, 35. Jg., Juni 1999, Heft 2, S. 178 ff.

[31] Rosa Luxemburg: Unser Programm und die politische Situation. In: GW, Bd. 4, S. 503.

[32] Clara Zetkin: Um Rosa Luxemburgs Stellung zur russischen Revolution. In: Dies.: Ausgewählte Reden und Schriften, Berlin 1960, S. 446.

[33] Siehe Ottokar Luban: Demokratische Sozialistin..., S. 205 f.

[34] Karl Liebknecht: Rede, 6. Januar 1919. In: Die Republik (Berlin), 7. Januar 1919. In: GRS, Bd. IX, S. 708.

[35] Siehe Rosa Luxemburg: Was machen die Führer? und Versäumte Pflichten. In: GW, Bd. 4, S. 516 ff.

[36] Siehe Ottokar Luban: Demokratische Sozialistin..., S. 196 f.

[37] Zit. nach ebenda, S. 190.

[38] Siehe Ernst Haase (Hrsg.): Hugo Haase. Sein Leben und Wirken. Mit einer Auswahl von Briefen, Reden und Aufsätzen, Berlin [1929], S. 173 f.

[39] Rosa Luxemburg: Die Sozialisierung der Gesellschaft. In: GW, Bd. 4, S. 434.

[40] Karl Liebknecht an Wilhelm (Helmi) Liebknecht, Ende Febr./Anf. März 1918. In: Ders.: Lebt wohl, Ihr lieben Kerlchen! Briefe an seine Kinder. Hrsg. v. Annelies Laschitza u. Elke Keller, Berlin 1992, S. 150.