Vor 30 Jahren hat sich die Coordination gegen BAYER-Gefahren
(CBG) gegründet. Seit 1978 dokumentiert sie die Schattenseiten
der BAYER-Geschäftspolitik: Störfälle,
Pestizidvergiftungen, gefährliche Pharmaprodukte, Lobbyismus,
Emissionen. Die CBG bringt Missstände an die
Öffentlichkeit und organisiert öffentlichen Protest. Die
Initiative nahm diesen runden Geburtstag zum Anlass, ihre
Jahrestagung zu einer Standortbestimmung nicht nur ihrer Arbeit zu
nutzen. „30 Jahre Konzernkritik – Bilanz &
Perspektive“ lautete das Thema, das die Coordination
gemeinsam mit VertreterInnen von Attac und dem „Dachverband
der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre“ sowie
ca. 40 weiteren Gästen erörterte.
Zu Beginn gab CBG-Gründungsmitglied Axel Köhler-Schnura
einen Überblick über die Geschichte der Gruppe. Die
Coordination entstand 1978 in Wuppertal. Als einem Störfall im
dortigen BAYER-Werk der zweite auf dem Fuße folgte,
offenbarte sich das Gesetz der Serie, was den Anreiz gab, sich
systematisch mit dem Leverkusener Multi zu beschäftigen. Das
erforderte schon rasch, die räumlichen Grenzen Wuppertals zu
überwinden und andere Standorte in den Blick zu nehmen.
Gelingen konnte dies Köhler-Schnura zufolge nur über den
Aufbau eines dezentralen, internationalen Netzwerkes. Parallel dazu
überschritt die CBG die zeitlichen Grenzen, erforschte die
Historie des Unternehmens mitsamt der IG-Farben-Vergangenheit und
gewann auf diese Weise das Bild eines multinational operierenden
Konzerns in seiner ganzen Totalität. „Wir müssen
davon ausgehen, dass das, was wir tun, nicht mehr unbeobachtet
bleibt“, so analysierte BAYERs Ex-Vorstandsvorsitzender
Hermann Josef Strenger einst diesen neuen Tatbestand.
Welche Aktivitäten gegenwärtig unter besonderer
Beobachtung stehen, legte CBG-Geschäftsführer Philipp
Mimkes dar. Er stellte die aktuellen Kampagnen gegen die
Erweiterung der Phosgen-Produktion, den Bau einer
Kohlenmonoxid-Leitung, die Wiederzulassung von bienentötenden
Agrochemikalien und die Kohlekraftwerk-Pläne des Global
Players vor.
Als Forum für eine Generalaussprache mit BAYER über die
vom Zwang zur Profitmaximierung produzierten
„Schadensfälle“ nutzt die Coordination seit langem
die jährlichen Hauptversammlungen. Um diese
AktionärInnen-Treffen auch generell für Konzernkritik
nutzbar zu machen, hat die CBG den „Dachverband der
Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre“
mitgegründet. Dessen Geschäftsführer Markus Dufner
gab auf der Tagung einen Einblick in die konzernkritische
Arbeitsweise des Dachverbandes. Diese erschöpft sich Dufner
zufolge nicht darin, sämtliche Hauptversammlungen der
DAX-Unternehmen mit Bilanzen der etwas anderen Art zu
konfrontieren. Die kritischen AktionärInnen suchen auch den
Kontakt zu Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und AnwohnerInnen
der Betriebsstätten und erschließen sich damit
zusätzliche Aktionsfelder.
Auf die Wirtschaftskrise, die sich an dem Dezember-Tag immer wieder
auf die Tagesordnung drängte, will der Dachverband mit der
Kampagne „Spielregeln für Global Players“
reagieren und unter anderem eine persönliche Haftung von
ManagerInnen sowie eine Beschränkung ihres Gehaltes fordern.
Axel Köhler-Schnura äußerte sich dagegen eher
skeptisch darüber, ob solche oder weitergehende
Maßnahmen eine Durchsetzungschance hätten. Er sah das
Kapital als Krisengewinnler aus der Rezession hervorgehen. Thomas
Eberhardt-Köster von Attac plädierte hingegen
zunächst einmal dafür, eine gründliche, auf
Personalisierungen und Moralisierungen verzichtende Diagnose der
Krise vorzunehmen, die seiner Meinung nach einen langen Vorlauf
hatte. Nur so könne eine „Kapitalismuskritik auf der
Höhe der Zeit“ betrieben werden. Auf diese ließen
sich alle drei Initiativen verpflichten. Und so verständigte
man sich trotz eines kleinen Strategie-Disputes darüber, wie
konfrontativ und/oder diplomatisch die Konzernkritik beizeiten
ausfallen müsste, darauf, weiterhin „die Einheit in der
Vielfalt“ zu suchen und künftig enger
zusammenzuarbeiten. Kontakt/Information: CBGnetwork@aol.com