Axel Troost zum Gedenken

Eingestellt, 10.1.23

10.01.2023

Am 6. Januar unterlag Axel Troost in seinem Kampf gegen die Krankheit. Mit seinem Tod verliert die gesellschaftliche Linke insgesamt, aber auch die Zeitschrift Marxistische Erneuerung, einen Unterstützer, kritischen Diskussionspartner und Autor.

Axel Troost war seit Ende der 1970er Jahren auf unterschiedliche Weise zunächst dem Institut für Marxistische Studien und Forschungen (IMSF), später auch der Zeitschrift „Z“ verbunden. Seine wohl wichtigste Lebensleistung aber ist mit seiner Rolle als Geschäftsführer der „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik“ (besser bekannt als Memo-Gruppe) verbunden, die er seit Anfang der 1980er Jahre ausfüllte. Tatsächlich hat er von Anfang an viel mehr getan als die ‚Geschäfte zu führen‘. Er verband seine Fähigkeit als Organisator und Kommunikator mit denen eines kenntnisreichen und innovativen Wirtschaftswissenschaftlers. Wenn das ‚Memo‘ seit fast 50 Jahren zuverlässig mit einer jährlichen Publikation, bei Bedarf auch mit aktuellen Stellungnahmen und Analysen, die wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Debatten in Deutschland bereichert, so ist das zu einem großen Teil sein ganz persönliches Verdienst. Auch in seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter und finanzpolitischer Sprecher der Linkspartei, die ihm bundesweit Aufmerksamkeit, Anerkennung und ‚Prominenz‘ verschaffte, hat er die Arbeit am ‚Memo‘ nicht vernachlässigt. Er blieb als Ökonom und als Politiker immer ‚geerdet‘. Wenn es heute in Deutschland neben dem nach wie vor dominierenden neoliberalen Mainstream relevante alternative wirtschaftstheoretische Positionen gibt, so ist dies untrennbar mit dem Namen Axel Troost verbunden.

Dabei ist hervorzuheben, dass das Projekt ‚Memo‘ von Anfang an auf zwei theoretischen und personellen Pfeilern ruhte: Dem Marxismus und dem Linkskeynesianismus. Diese analytisch durchaus unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansätze kamen in den aktuellen wirtschaftspolitischen Debatten zu ähnlichen Schlussfolgerungen: Die Erkenntnis, dass sorgfältige und ideologisch unvoreingenommene Analysen der Wirklichkeit, die Entwicklung von umsetzbaren Konzepten für eine Verbesserung der sozialen und (später) ökologischen Lage der abhängig Beschäftigten und die Unterstützung ihrer sozialen und ökologischen Kämpfe zusammengehören. Dies war die wissenschaftliche und politische Grundlage des ‚Memo‘. Für dieses ‚Bündnis‘ stand Axel Troost. Die Kooperation zwischen Marxismus und Linkskeynesianismus war, ebenso wie die Zusammenarbeit der entsprechenden Persönlichkeiten, nicht immer konfliktfrei. Es war Axel Troost, der sowohl organisatorisch als auch inhaltlich dazu beitrug, diese Konflikte produktiv zu machen. Politische und wissenschaftliche Differenzen hielten ihn bis zuletzt nicht davon ab, unsere Zeitschrift auch mit eigenen Beiträgen zu unterstützen.

In Trauer nehmen wir Abschied von einem Wissenschaftler und Menschen, dessen Kreativität, Fairness und Verbindlichkeit auch in kontroversen Debatten uns als Redaktion und der gesamten gesellschaftlichen Linken schmerzhaft fehlen wird.