Marx-Engels-Forschung

Vergebliche Liebesmüh?

Anmerkungen zu Thomas Kuczynskis Gesamtausgabe von Band 1 des „Kapitals"

von Carl-Erich Vollgraf
Juni 2018

Die von Thomas Kuczynski herausgegebene und bearbeitete „Neue Textausgabe“ von Band 1 des Marxschen „Kapitals“[1] basiert auf dem Text der 2. verbesserten deutschen Auflage von 1872/73. Soweit Textstellen von diesem Grundtext inhaltlich abweichen, fußen sie durchweg auf der Bewertung und Ausschlachtung von Materialien, die Marx zusammengestellt hat, um eine weitere sachlich durchdachte deutsche Auflage vorzubereiten bzw. um vorteilhaftere Lösungen für Übersetzungen ins Russische, Französische und Englische zu finden, notiert entweder in speziellen Änderungslisten oder in seinen Korrekturexemplaren der einzelnen Ausgaben von Band 1.

Marx wollte genau das auch tun. Bei Übersetzungen sollte die 2. deutsche Auflage zugrunde gelegt, die argumentativ und in der Darstellung besseren Passagen aus der französischen Ausgabe sollten implantiert werden. Dazu heißt es bei Kuczynski: Marx „schwebte im Grunde das vor, was heute editionswissenschaftlich eine Kontamination genannt wird, zu deutsch: eine Besudelung oder Entweihung – immerhin des eigenen Werks. Dies und nichts anderes sollten – nach dem Willen des Autors – die Übersetzungen sein.“ (S. 766)

Marx wollte das tun, was wir alle ständig tun. Manche Argumentationsstränge gehen einem leicht von der Hand, bei anderen hapert es mit der Stringenz. Für sie braucht man länger. Am Ende fügt man vermeintlich Bestes mit vermeintlich Bestem zusammen in der Hoffnung auf ein kohärentes Produkt. Warum ist das „zu deutsch“ eine Besudelung oder eine Entweihung? Für mich auch deshalb nicht zu verstehen, weil Kuczynski seine eigene „Neue Textausgabe“ damit als eine „besudelte“ einstuft. Beides musste nicht sein.

Zum Aufbau der Edition

Die Gliederung des Textes erfolgt gemäß der 2. Auflage in 25 Kapiteln (33 in der französischen Ausgabe), wobei Kuczynski das 24. Kapitel „Die ursprüngliche Akkumulation“ und das 25. Kapitel „Die moderne Kolonisationstheorie“ wie in der französischen Ausgabe als 8. Abschnitt präsentiert. Zitate hat er bis auf wenige Ausnahmen übersetzt (was für den Fachmann ein Nachteil sein kann wegen der Recherchen zur Provenienz), folgerichtig daher auch Anglizismen und Gallizismen eliminiert. Im Unterschied dazu rechnet Kuczynski Fremdwörter einerseits zu den sprachlichen Eigenheiten von Marx, andererseits zum Bildungsgut des Leserpublikums, weshalb nur in einschlägigen Quellen nicht nachgewiesene erläutert werden. Englische Maße und Gewichte werden in eckigen Klammern in deutsche umgerechnet, Währungen selbstverständlich nicht, sondern wie das britische Pfund Sterling an einer Stelle stellvertretend erklärt.

Hans-Joachim Lieber hatte 1973 bei seiner Besprechung des 1972 erschienenen Probebandes der MEGA² mit Probestücken aus allen vier Abteilungen in der „Internationalen Wissenschaftlichen Korrespondenz“ konstatiert, dass die Benutzung der umfangreichen Variantenverzeichnisse „eine gewisse Zeit des Einlesens“ erforderten, „aber dann keine Mühe mehr“ bereiteten.[2] Kuczynski reklamiert das auch für sich. Allerdings verspricht er seinen Lesern mit seinem Apparat zum Text gegenüber den Variantenverzeichnissen der MEGA²-Bände II/5 bis II/10 einen beträchtlichen Gewinn: „Nicht nur ist die Suche in den bis zu sechs verschiedenen Verzeichnissen ziemlich mühselig und zeitaufwendig, viel schwerer fällt ins Gewicht, dass bei einer solchen Aufspaltung in nicht ganz wenigen Fällen für eine editionskritische Analyse wesentliche Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Eintragungen übersehen werden müssen. Dies ist der Hauptgrund, dass die in MEGA² voneinander getrennten Verzeichnisse zu einem einzigen verschmolzen sind.“ (S. 784) Er hätte auch hier sein Projekt bedachtsamer rühmen können. Die Redaktion der MEGA² hatte seinerzeit entschieden, sowohl den textlichen als auch den wirkungsgeschichtlichen Eigenheiten aller Ausgaben von Band 1 zwischen 1867 und 1890 Rechnung zu tragen. Ein Variantenverzeichnis sollte die Textentwicklung gegenüber der jeweils vorangegangenen Ausgabe dokumentieren, Erläuterungen, wenn möglich, die Gründe dafür aus dem Gesamtschaffensprozess von Marx erklären. Sechs „Kapital“-Texte, fünf Variantenverzeichnisse: „Aufzuspalten“ war da nichts. Analog dazu liegt bei Kuczynski der „Hauptgrund“ für die Zusammenführung der Varianten nicht in seiner Intention einer Kenntlichmachung „wesentlicher Zusammenhänge“, sondern im Fakt der Verschmelzung von sechs Texten zu einem. Unbestritten ist, dass eine solche geduldige Zusammenfassung der Textänderungen vieles zutage fördern kann, was zu erschließen den jeweiligen Bearbeitern der Bände entweder ihr Zeitbudget nicht erlaubte oder wegen des fehlenden Zugangs zu den Quellen nicht möglich war. Sowieso sind wir alle 30 Jahre später klüger.

Wie kann man sich der „Neuen Textausgabe“ am besten nähern? Fängt man sie von vorn an mit den Wertformen, so wird sie einen noch unfreundlicher empfangen als etwa die 2. deutsche Auflage im MEGA²-Band II/6. Es wird ja nicht nur die Zusammenfassung beider Wertform-Darstellungen der 1. Auflage dokumentiert, sondern alle späteren Änderungen werden ebenfalls nachgewiesen. Kuczynski meint unter Bezug auf Karl Korsch, man sollte mit Kapitel V anfangen, da man hier den Erfahrungen des eigenen Arbeitsalltags begegnen könne. (S. 763) – Wer über keinen solchen Arbeitsalltag verfügt, beginnt am besten mit den Problemen, die ihn interessieren.

Die „route royale pour la science“ und das populäre Problem der Popularisierung (Verflachung)

Die „Inhaltsübersicht“ eingangs verweist als Erstes auf „Vorworte (von Marx)“. Was allerdings folgt, sind das Vorwort zur 1. Auflage (entnommen aus der 2. Auflage) und der Brief von Marx an den französischen Verleger von Band 1 Claude-Maurice La Châtre vom 18. März 1872. Kuczynski befördert diesen im Haupttext zum „[Geleitbrief zur französischen Ausgabe]“ (S. 13). Im Kommentar wird daraus ein Fakt: sein „Geleitbrief“ (S. 762), Seiten später sogar „Marx’ Vorwort“ (S. 771).[3]

Schon die Klassifizierung des Briefs als „Geleitbrief“ ist kühn. Das konnte von Marx schon deshalb nicht intendiert sein, weil zum Zeitpunkt des Briefes La Châtre gerade mal über die Übersetzung des 1. Kapitels und des deutschen Vorworts verfügte.[4] Dass dieser den Brief wie seine fiktive, niemals an Marx abgeschickte Antwort der Ausgabe voranstellte, hatte Gründe: Marx stand für ein Vorwort nicht zur Verfügung, La Châtre selbst traute sich keine Einführung zu, und eine Engels angetragene kurze Marx-Biographie kam nicht zustande, weil man sich über deren politisches Ausmaß nicht einig wurde. Klar ist, dass es sich bei Marx’ Brief und der fiktiven Antwort von La Châtre – dieser gab sich überzeugt, dass die Leser Marx bis zum Ende seiner großartigen Theorien folgen würden, natürlich sei aller Anfang schwer[5] – um eine editorische Einheit handelt, die, zerlegt man sie, beide Teile verstümmelt.

Marx hatte La Châtre französisch geschrieben. Kuczynski übersetzte den Brief neu ins Deutsche. Zu Recht, wie ich meine. Denn natürlich heißt „route royale pour la science“„Königsweg für die Wissenschaft“ und ist etwas generell anderes als die von der Interpretation vielgeschundene „Landstraße für die Wissenschaft“ in MEW 33 oder vorher die „breite Straße“ in Sočinenija 33.[6] Durch die Übersetzung wird auch deutlicher, dass Marx im Brief Analyse und Darstellung vermischt und eine falsche Lektion erteilt hatte. Der weitaus größte Teil seines Leserpublikums hatte mitnichten den Anspruch, ihm auf dem steinigen Pfad der wissenschaftlichen Analyse hinterher zu stapfen. Es wollte die gefundenen Lösungen verständlich dargestellt bekommen, Schritt für Schritt. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Chancen des Übersetzers Joseph Roy auf Anerkennung seiner Arbeit standen von vornherein nicht sonderlich gut. Zwar hatte Marx mit La Châtre eine „Volksausgabe“ vereinbart; im Klaren darüber, was das für die sprachliche Transformation ins Französische bedeutete, war er sich indessen wohl nicht. Anfangs zufrieden mit der Übersetzung, übermannte ihn schnell das Gefühl der „Verflachung“, von Engels immer wieder befeuert. Wie schon bei früheren Gelegenheiten hielt er die Präzision seiner Wortwahl und seinen Satzrhythmus für alternativlos. Jetzt, in der Situation einer Art Beugehaft, musste er lernen, sie im Kontext einer Übersetzung zu hinterfragen. Berechtigt wird im MEGA² II/7 darauf verwiesen – und Kuczynski schließt sich dem an, wenngleich im „Außendienst“ und natürlich mit ungleich mehr Pathos[7] –, dass die Darstellung von Marx dadurch gewann. Dieser erkannte das 1875 in einer „Avis au lecteur“ auch ausdrücklich an: Roys genaue Übersetzung habe ihn gezwungen, den Text für den Leser zugänglicher zu machen.[8]

In der Literatur wird gern darauf verwiesen, dass Marx in der französischen Auflage erstmals zwischen der Konzentration und der Zentralisation von Kapital unterschieden habe. Kuczynski hält Korsch vor, dass er 1932 bei seiner Ausgabe von Band 1 wegen der Zugrundelegung der 2. deutschen Auflage eben diese Unterscheidung verpasst habe. (S. 771) Mir scheint, dass es sich hier eher um eine Frage der Übersetzung handelt als um eine der Begriffsschärfung. Konzentration und Zentralisation bedeuten beide Zusammenfassung von etwas. Deshalb sprach Marx 1866 in einer Fußnote 79, die er dann nicht in die 1. Auflage übernahm, auch von „unmittelbaren Producenten“, die „expropriirt werden unter dem Namen der Concentration des Capitals (Centralisation)“.[9] Wegen dieser Ähnlichkeit entschied er sich, in Analogie zur Naturwissenschaft besser von Attraktion und Repulsion des Kapitals zu sprechen, auch in der 1. deutschen Auflage. Akkumulation und Konzentration von Kapital lassen sich leicht unterscheiden. Konzentration und Zentralisation des Kapitals müssen gegeneinander definiert werden.

Der Transatlantik, irische Grünfrüchte und ein nörgelnder Autor noch dazu

Kuczynski meint über seine Dokumentation der Textentwicklung, es komme ihm nicht auf Lesbarkeit und leichtes Nachvollziehen an, „ein in vielen Fällen sinn- bis hoffnungsloses Unterfangen“, sondern auf die exakte Wiedergabe von Marx’ Operationen. „Einige Fachkenntnis“ sei vonnöten. (S. 785f.) Das ist alles zutreffend. Auch eine billige Volksausgabe hat so ihren Preis. Wer sich von Varianten unterhalten fühlen will, muss sich um das Bühnenbild schon selbst kümmern. Nachfolgend dafür ein Beispiel.

Marx hatte 1867 im Vorwort zur 1. Auflage angemerkt, dass nicht nur in den europäischen Kulturländern die Umwandlung der Kapitalverhältnisse fühlbar und unvermeidlich sei, sondern auch jenseits des transatlantischen Ozeans.[10] Fast mitleidig schon registriert man dazu die furchtsame Korrektur in MEGA² II/5 (1983, dem Band zum 100. Todestag von Marx): „atlantischen ]D1 transatlantischen Korrigiert nach Briefen von Engels an Marx, 9. September 1867, und Marx an Engels, 11. September 1867.“[11] Engels hatte am besagten Tag spöttisch bei Marx angefragt, wo denn der transatlantische Ozean ströme. Marx war verärgert: Für die Behebung dergleichen „lapsus pennae“ (Schreibfehler) sei der letzte Korrektor zuständig. Übrigens habe auch die Redaktion der „Zukunft“ bei ihrem Abdruck des Vorworts (Otto Meißner hatte eine verkürzte Fassung des Vorworts als Sonderdruck an die Presse gegeben) den Fehler nicht bemerkt.[12] Auch Spott von außen stand zu befürchten. Marx strich in seinem Arbeitsexemplar der 1. Auflage das „trans“ eher sanft, mit einem weichen Bleistift.[13] Als er am 9. November 1871 Nikolaj F. Daniel’son einige wenige Stellen zur Änderung für die russische Übersetzung auflistete, war diese Korrektur nicht dabei.[14] Marx war in Eile; Grabenkämpfe im Generalrat der IAA beanspruchten seine ganze Aufmerksamkeit.

Natürlich konnte Kuczynski innerhalb seiner Ausgabe um kaum eine Textänderung ein Forschungsfeld aufbauen. Er teilt zur Textstelle die Streichung im Handexemplar mit und zitiert aus beiden Briefen (siehe App., S. 5, 133<g8>). An anderer Stelle wertet er den Vorgang als Zeichen dafür, dass Marx solche formellen Sachen nicht interessierten. Briefstellen wie die folgende scheinen das zu stützen: „Du verstehst, my dear fellow“, so Marx am 20. Februar 1866 an Engels, „daß in einem Werke wie meinem manche shortcomings im Détail existieren müssen.“[15] Meine Erfahrungen besagen allerdings, dass es für Marx ein ziemlicher Unterschied war, ob er selbst sich Fehler gönnte oder ob sie ihm von Dritten aufgetischt wurden. (Wie einer von uns.) Sie besagen des Weiteren, dass er zwischen 1868 und 1881 mit den Manuskripten zum 2. Buch auch deshalb immer wieder ins Stocken kam, weil er selbst bei Reinschriften von stark korrupten Texten nach anfänglich gutem Beginn schnell darauf verfiel, auch die Formulierungen in den Abschriften in Frage zu stellen, sie wieder und wieder zu bürsten.

Wie dem auch sei. Beim „Transatlantik“ handelte es sich keineswegs um einen „Schreibfehler“, sondern um eine von Marx transportierte Gedankenlosigkeit. In einer älteren längeren Erörterung nach August 1866 nämlich, unter dem Schlagwort „Irland. Emigration“ und von Marx versehen mit der Notennummer 77, umströmt uns der Transatlantik im schönen Pathos des alten Vergil: „Die Irländer […] tragen nicht nur ihre eignen Knochen nach Amerika, sondern sich selbst, und das ,Exoriare aliquis ultor’ wird furchtbar, jenseits des Transatlantic.“[16]

Marx hatte diese Seite offenbar zur Hand, als er im Sommer 1867 sein Vorwort niederschrieb. Und er hatte sie auch zur Hand, als er 1867 noch auf den letzten Metern seiner Durchsicht der Druckfahnen mehrere Statistiken zu Irland einfügte: Die Pachten 1864 nach Anzahl und Umfang; die Zu- oder Abnahme des bebauten Bodens 1865, des Produkts per Acre, und des Gesamtprodukts, verglichen mit 1864; die Zu- oder Abnahme der Bodenfläche zum Fruchtanbau oder als Wiese/Weide 1861 bis 1865; der Viehbestand 1860 bis 1865.[17] Dabei übernahm Marx in die „Tabelle C“ eine Statistik zum Gesamtprodukt ausgewählter „Grünfrüchte“ 1864 und 1865, die er 1866 auf dem Blatt mit der Note 77 notiert hatte, und zwar gleich unter dem tosenden „Transatlantic“. Sämtlich eher Material für das Rentenkapitel von Buch 3, fügte Marx die Statistiken bereits in Band 1 ein, um bei der lebhaft diskutierten Tagesfrage Irland präsent zu sein. In der Debatte spielte etwa John Stuart Mill eine provokante Rolle mit seiner für Marx hochinteressanten und bis heute aktuellen Kritik, dass England dem annektierten Irland sein Wirtschaftsmodell überstülpen wolle.

Engels war über diese Wendung eher weniger glücklich. Wie Marx wusste, trug er sich mit dem Gedanken, eine größere Abhandlung über die „irische Frage“ zu schreiben. Er schimpfte über die „irischen Einschübe“: Übereilt, das Material schlecht verarbeitet, im Resultat „oft positiv unverständlich.“[18] Als Marx ihn Mitte September 1867 in Manchester besuchte[19], kamen sie zu Details. Engels monierte einen Hinweis auf eine Tabelle. Marx prüfte den Sachverhalt zu Hause: „Du hättest allerdings lang in Tabelle C suchen können, um die Abnahme im Bau der Grünfrucht (S. 695) zu finden. Herr Wigand hat C gedruckt statt B (S. 690), wo zu lesen steht, unter Rubrik ‚Grünfrucht’, daß von 1861–65 107 984 Acres außer Bebauung geworfen wurden. Du wirst überhaupt dem Druckfehlerverzeichnis p. 784 ansehn, daß Herr Wigand, um es auf die letzte Seite zu hängen, willkürlich von p. 292 an dasselbe verkürzt hat.“[20]

Höchste Zeit für einen Einschub, da Marx erneut (wie an vielen anderen Stellen noch, wir kennen derartige Entgleisungen auch von der Insatzgabe von „Zur Kritik …“, Heft 1), den Satz kritisierte. Nicht er, Marx, hatte das 6. Kapitel bei der Korrektur willkürlich ausgedehnt, nein, Wigand hatte das Druckfehlerverzeichnis willkürlich verkürzt. Marx hatte von der Kalkulation der Insatzgabe eines Buches, deren Abläufen, den begrenzten Möglichkeiten eines Textaustausches im Rahmen eines bereits gesetzten Bogens usw. keinen blassen Schimmer. Von anderer Warte aus betrachtet: Marx wusste nichts davon, wieviel Bleilettern, Zwischenstücke und Blindmaterial ein geübter Setzer im Handsatz pro Schicht zu bewegen in der Lage war. Er, der sich in seinen Manuskripten nach 1867 zu Buch 2 und 3 auf ein Zehn-Stunden-Arbeitstagmodell umgestellt hatte (siehe MEGA² II/4.3), hatte offenbar nichts gegen Überstunden und Arbeitshetze in einer Druckerei, sobald es um sein „Kapital“ im Setzkasten ging.

Doch zurück zu den Irland-Passagen: Der Abschnitt über Irland sei in der Tat „sehr flüchtig geschrieben“, räumte Marx im Brief vom 4. Oktober 1867 ein. Das könne aber in einer 2. Auflage „mit wenigen formellen Änderungen“ behoben werden. „Die Hauptsache sind die facts, die in England selbst nicht bekannt sind.“[21] Eben. Gerade angesichts der heißen Irland-Debatte hätte Marx allen Grund gehabt, die „Hauptsache“, die „facts“, zu überprüfen. Seine Zahlen bestätigen, dass auf ihn Verlass war, wenn es darum ging, sich beim einfachen Addieren und Subtrahieren zu vertun oder Angaben in einer Tabelle fehlerhaft abzuschreiben.[22] Aber nicht nur das. Im „Entwurf des Vortrags über den Fenianismus im Deutschen Arbeiterbildungsverein London am 16. Dezember 1867“ führte Marx andere Zahlen an für das irische Bevölkerungswachstum und die Emigration, noch andere auf der Einzelseite für Buch 1 mit der Notennummer 77.

In der 2. Auflage von Band 1 kündigte Marx an, er werde in Band 2 (Buch 2 und 3) im Abschnitt über das Grundeigentum nachweisen, dass die Grundeigentümer und die englische Gesetzgebung die Hungersnot und die damit verbundenen Umstände ausnutzten, um die Agrarrevolution durchzusetzen und die Bevölkerung zu dezimieren.[23] Er aktualisierte in der 2. Auflage die erwähnten Tabellen punktuell.[24] Nichts tat er für ihre Verarbeitung im von Engels gemeinten Sinne; dieser lieferte auch noch für eine modifizierende Fußnote die Vorlage.[25]

Der vermeintliche „Setzerfehler“ bei Tabelle C alias B überlebte alle weiteren Auflagen. Marx war ein Getriebener, von seinen eigenen Ansprüchen und den Erwartungen Dritter, die er allerdings selbst reichlich geschürt hatte.

Zum wenig rühmlichen Schicksal einer Fußnote oder zum Einfluss Dritter auf die Textgestaltung

In der 1. Auflage von Band 1, Kapitel 3, Punkt 5: Rate und Masse des Mehrwerts, erklärt Marx: „Der Geld- oder Waarenbesitzer verwandelt sich erst wirklich in einen Kapitalisten, wo die für die Produktion vorgeschossene Minimalsumme weit über dem mittelaltrigen Maximum [des Handwerksmeisters – d. A.] steht.“ Hier wie in der Naturwissenschaft, so Marx weiter, bewähre sich Hegels in seiner Logik entdecktes Gesetz, dass auf bestimmter Stufe „bloß“ quantitative Veränderungen zu qualitativen Unterschieden führten. In einer Fußnote dazu sucht er methodischen Rückhalt: „Die in der modernen Chemie angewandte, von Laurent und Gerhardt angebahnte, von Prof. Wurtz zu Paris zuerst wissenschaftlich entwickelte Molekulartheorie beruht auf keinem anderen Gesetze.“[26]

Die Note führt die Nummer 205a. Das „a“ verrät uns, dass Marx sie eingefügt hat, nachdem er die Noten des 3. Kapitels bereits durchgehend paginiert hatte. Allem Anschein nach sogar erst, als er im Sommer 1867 den betreffenden Bogen korrigiert hat – und Engels könnte ihn dazu inspiriert haben. Er hatte Marx am 16. Juni 1867 beiläufig mitgeteilt, dass er sich gerade mit dem Buch des deutschen Chemikers August Wilhelm Hofmann „Einleitung in die moderne Chemie […]“ befasst hätte: „Die neuere chemische Theorie mit all ihren Fehlern ein großer Fortschritt gegen die frühere atomistische. Die Moleküle als kleinster selbständiger Existenz fähiger Teil der Materie ist eine ganz rationelle Kategorie, ein ‚Knoten‘ wie Hegel sagt, in der unendlichen Reihe der Teilungen, der sie nicht abschließt, aber einen qualitativen Unterschied setzt. Das Atom –früher als Schranke der Teilbarkeit dargestellt – ist jetzt bloß noch ein Verhältnis […] Im übrigen sind die in dem Buch konstatierten Fortschritte der Chemie wirklich ungeheuer, und Schorlemmer sagt, daß diese Revolution noch täglich vor sich geht, so daß man alle Tage neue Umwälzungen erwarten kann.“[27] Marx hat in seiner Antwort vom 22. Juni kundtun wollen, dass er über die Entwicklung der Chemie auf dem Laufenden sei. Er verwies Engels zunächst auf die obige Stelle im „Kapital“, um dann selbstgefällig fortzufahren: „In der Note zum Text (ich hörte damals grade den Hofmann) erwähne ich die Molekulartheorie, aber nicht Hofmann, der nichts in der Sache erfunden hat, außer den Strich, sondern Laurent, Gerhardt und Wurtz, welcher letztere der eigentliche Mann ist. Infolge Deines Briefs erinnerte ich mich dunkel der Sache und sah daher mein Manuskript nach.“[28] „Olle Kamellen“ also für Marx, in Worten von Fritz Reuter?

Hofmanns „Einleitung in die moderne Chemie“ war auf Basis von Vorträgen entstanden, die er 1865 am „Royal Collage of Chemistry“ in London gehalten hatte. Wenn Marx 1865 einen Teil dieser Vorträge besucht haben und sich dazu im seinerzeitigen Manuskript zum 1. Buch Notizen gemacht haben sollte – bisher fehlen uns dafür die Belege[29] – rechtfertigt das keineswegs die alphanumerische Zählung der Note 205a, die darüber hinaus ja sogar die Druckvorlage zum 1. Band von 1866/67 überlebt hätte.

Engels wird sich über die Zählung der Note 205a auch so seine Gedanken gemacht haben, nachdem er den entsprechenden Abzug des Druckbogens in der Hand hatte. Vorerst aber verneinte er die sachliche Richtigkeit von Marx’ Feststellung: „Wegen der Molekulartheorie sagt mir Schorlemmer, daß die Hauptkerle dabei Gerhardt und Kekulé sind, daß Wurtz nur popularisiert und ausgearbeitet hat. Er wird Dir ein Buch schicken, worin die historische Entwicklung des Gegenstandes dargestellt wird.“[30]

Für das Buch, das Carl Schorlemmer Marx in Aussicht stellte, kommt am ehesten in Frage Henry E. Roscoes „Kurzes Lehrbuch der Chemie nach den neuesten Ansichten der Wissenschaft. Deutsche Ausgabe […] bearb. von Carl Schorlemmer“, Braunschweig 1867, zu diesem Zeitpunkt aber gerade erst im Druck. Marx erkundigte sich bis Anfang September 1867 wiederholt bei Engels nach dem avisierten Buch; natürlich hoffte er, die Note 205a während der Korrekturphase noch ändern zu können, wie er es bei anderen Textstellen auch getan hatte. Das klappte nicht, weshalb er sich im Brief an Engels vom 27. November deutlich pikiert zeigte: „Wie steht es mit des Herrn Schorlemmer Chemie, die ich erhalten sollte?“[31] Tage später hielt Marx das Buch in den Händen, es gefiel ihm „außerordentlich“.[32] Zwar spielte es, alsbald ein Standardwerk, für das Prioritätsproblem von Note 205a keine Rolle, weder Laurent und Gerhardt noch Wurtz werden dort überhaupt erwähnt. Dafür wird der moderne Stand der chemischen Analyse samt ihrer technologischen Umsetzung für den Laien verständlich dargeboten und dem Leser der optimistische Eindruck vermittelt, dass trotz beeindruckender Leistungen auf vielen Feldern die chemische Wissenschaft sich immer noch in ihrer Jugendphase befinde. Marx besorgte sich 1868 und später eine Reihe weiterer Bücher zur Entwicklung der Chemie, insbesondere zur Agrochemie.[33]

Durch welche Quellen auch immer Marx bei der Umgestaltung der Textstelle noch beeinflusst wurde: Er bat am 9. November 1871 Nikolaj F. Daniel’son, bei der sich in Arbeit befindlichen russischen Übersetzung von Band 1 des „Kapitals“ in Note 205a die Wendung „angebahnte, von Prof. Wurtz zu Paris“ wegzulassen. Diese Änderung sei „von einiger Wichtigkeit“.[34] Zuvor hatte er diese Worte in seinem Korrekturexemplar von Band 1 gestrichen.[35] Den Hinweis Schorlemmers auf Kekulé aber setzte er nicht um.

Natürlich fehlte in der 2. deutschen Auflage der Hinweis auf Wurtz, ebenso in allen nachfolgenden Ausgaben. In der französischen Ausgabe erhielt die Note 205a die fortlaufende Zählung 216[36], in der 3. deutschen Auflage hingegen haben wir es erneut mit Note 205a zu tun, verbunden mit einer längeren Erklärung von Engels. Deren Geschichte hatte ihre Wurzeln in der Auseinandersetzung mit Eugen Dühring.

Dühring hatte Marx (und Lassalle) 1875 in der 2. Auflage seiner „Kritischen Geschichte der Nationalökonomie und des Socialismus“ mangelnde Kenntnis der modernen naturwissenschaftlichen Denkweise vorgeworfen. „Halbwissenschaft“ und „Philosophasterei“ würden stattdessen zur „gelehrten Aufstutzung“ dienen. Als Beispiel für den stutzerhaften Umgang mit den Naturwissenschaften wählte er jene eingangs erwähnte Passage vom Umschlag von Geld in Kapital.[37] Engels brachte 1878 im „Anti-Dühring“ Marx’ tatsächlich recht zerfahrene Darstellung des Problems in eine logische Ordnung und zitierte dabei auch die Fußnote 205a. Er befand sie als zu unbestimmt: „Damit aber auch dritte Leute in den Stand gesetzt werden, zu entscheiden, wollen wir das in der Marx’schen Note angeführte Exempel etwas näher betrachten.“ Engels wandte sich daraufhin ausführlich den (nach seiner Auffassung von Marx gemeinten) homologen Reihen von Kohlenstoffverbindungen zu. Durch einfachen quantitativen Zusatz von Elementen zu einem Stoff würden Stoffe neuer Qualität entstehen.[38]

Hinter diese Erörterung konnte Engels in der 3. Auflage von Band 1 (1883) nicht zurückgehen. Er sprach von Marx’ Feststellung in Note 205a als einer „für den Nichtchemiker ziemlich dunklen Anmerkung“, die einer Erläuterung bedürfe. Er reproduzierte Erklärungen im „Anti-Dühring“ fast wörtlich. Marx meine die von C. Gerhardt 1843 zuerst so benannten „homologen Reihen“ von Kohlenwasserstoffverbindungen. Durch einfachen quantitativen Zusatz von CH2 zur Molekularformel von Paraffinen, Alkoholen oder Säuren würde jeweils ein qualitativ neuer Körper entstehen.

Man hätte sich zu Marx’ „ziemlich dunkler“ Anmerkung eine „weniger dunkle“ Erklärung von Engels vorstellen können. Durch einen „quantitativen Zusatz“ zu einer Formel ergibt sich eine andere Formel, nicht aber ein qualitativ neuer Stoff. Die neue Formel kann diesen nur repräsentieren. Mehr noch ärgert mich diese abschließende Bemerkung von Engels: „Ueber die, von Marx überschätzte, Theilnahme Laurent’s und Gerhardt’s an der Feststellung dieser wichtigen Thatsache vgl. Kopp, Entwicklung der Chemie, München 1873, S. 709 und 716, und Schorlemmer, Rise and Progress of Organic Chemistry, London 1879, p. 54.“[39] Erst hatte Marx auf Anraten von Engels auf die Erwähnung von Wurtz verzichtet, jetzt attestierte Engels ihm, dass er auch bei der Beurteilung von Laurent und Gerhardt nicht ganz richtig lag. Und das ausgerechnet mit dem Hinweis auf zwei Titel von 1873 und 1879 (im Originaltitel von Schorlemmer heißt es übrigens „Development“ nicht „Progress“), die Marx also 1867 und 1872 gar nicht gekannt haben konnte.

Soweit zur Historie von Fußnote 205a. Es gibt ähnliche, wenngleich weniger exzessive Geschichten. Im Bemühen um die Naturwissenschaften und die Mathematik im Rücken, suchte Marx nach methodischen Analogien und bot sie nicht nur einmal wenig durchdacht an. In der 1. Auflage hatte er in einer versteckten Polemik gegen Wilhelm Roscher erklärt, Justus von Liebigs „historische Aperçus“ zur Geschichte der Landwirtschaft enthielten mehr Lichtblicke als die Schriften sämtlicher modernen politischen Ökonomen zusammengenommen.[40] In der 2. Auflage verzichtete er auf diese deplatzierte totale Konfrontation; er beließ es bei „Lichtblicken“ für Liebig.[41] Zuvor hatte er sich durch eine Fülle von landwirtschaftlicher und agrochemischer Literatur hindurchgearbeitet, um sich auf den aktuellen Stand zu bringen. Mathematische Studien 1870/71 waren es, die ihn in der 2. Auflage einige Analogien zur Mathematik revidieren ließen. In der 2. Auflage verlängerte er die Lebenszeit einer Dampfmaschine[42], nachdem er sie in der 1. Auflage nach nur zwei Jahren bereits abgeschrieben hatte, worüber Engels den Kopf geschüttelt hatte.[43]

Dem „nationalen Leser“ zum Munde schreiben

Marx hat die Auseinandersetzungen 1871 im Generalrat der IAA auch als Skepsis gegenüber der „deutschen Wissenschaft“ (i. e. seiner eigenen) wahrgenommen.[44] Gleichwohl wollte er in Frankreich gelesen werden, auch in New York oder Chicago. Grundlegende Veränderungen kamen nicht in Frage; aber einige, das Nationalgefühl des Lesers streichelnde Aspekte und Texteinheiten konnten nicht schaden. Er gab seinem Grundmodell England internationale Sentenzen und Fakten bei. Es ist in diesem Zusammenhang nützlich zu wissen, dass Marx sich seit Anfang der 1870er zunehmend um Literatur bemühte, in der die sozial-ökonomische Entwicklung von Ländern verglichen wurde.

Im „Vorwort“ zur 1. Auflage von Band 1 hatte es 1867 voller Überzeugung geheißen: „Das industriell entwickeltere Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild der eignen Zukunft!“[45] Weniger emphatisch schon, hat Marx das Ausrufezeichen am Ende der Sentenz durch den gefühlsarmen Satzpunkt ersetzt, als er das Vorwort in die 2. deutsche Auflage übernahm. Er präsentierte 1872 das Vorwort vom 25. Juli 1867 auch in der französischen Ausgabe. Dort allerdings erfuhr die obige Sentenz diese deutliche Wandlung: „Le pays le plus développé industriellement ne fait que montrer à ceux qui le suivent sur l’échelle industrielle l’image de leur propre avenir.“[46] Eine wichtige Welterkenntnis, die Resultante der politischen Ereignisse Anfang der 1870er in Europa (Pariser Kommune, Deutsch-Französischer Krieg), der augenscheinlich unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung Westeuropas und der USA seit Ende der 1860er Jahre, der „Kapitalemigration“ in alle Ecken der Welt, der Gründerzeit in Deutschland usw. Zum Vergleich Adam Smith: Von ihm wissen wir, dass er die Insatzgabe seines „Wealth of Nations“ hinausgezögert hatte, weil er nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg das Verhältnis von Mutterland und Kolonie neu durchdenken wollte.

Das Vorwort trägt auch in der französischen Fassung das alte Datum: „25 juillet 1867“.[47] Hat Marx, der bei anderen Gelegenheiten gern auf den Wert seiner Texte als historische Zeugnisse verwies, weshalb sie, wenn überhaupt, im Wortlaut unverändert reproduziert werden müssten, damit etwa sein eigenes Dokument gefälscht? Hat er seine Erkenntnis vorverlegt, um der Pariser Kommune als einem alternativen Weg zu Englands Entwicklung zu huldigen? Ja, vielleicht. Jedenfalls wollte Marx seine Erkenntnis dem französischen Leser unbedingt mitteilen und das deutsche Vorwort war die einzige Möglichkeit dazu. Zu bedenken ist auch, dass die französische Ausgabe die Grundlage sein sollte für Übersetzungen ins Englische, Russische, Spanische und Italienische. Auch an dieses Leserpublikum richtete Marx seine These. An das Datum des Vorworts hat er in diesem Moment sicher am allerwenigsten gedacht.

Verschiedene nationale Wege. Wer will, kann untersuchen, inwieweit diese Erkenntnis verknüpft ist mit Marx’ Erwägungen 1872, aus dem Generalrat der IAA auszuscheiden[48], und seiner Erklärung 1881, nicht um eine neue IAA ginge es, sondern um nationale Aufgaben für Arbeiter- und Sozialistenkongresse.[49]

Kuczynski übersetzte die Textstelle aus dem Französischen: „Das industriell entwickeltere Land zeigt nur den minder entwickelten, die ihm auf der industriellen Stufenleiter folgen, das Bild der eignen Zukunft.“ (S. 9) Wer die Lösung bei Marx schlecht findet, kann sie bei Kuczynski nicht billigen. Aber letzterer hat auch seine „praktischen“ Gründe, so zu verfahren. 2017, einhundert Jahre nach der Oktoberrevolution also, fragte er in einem Begleitartikel zur Ausgabe, was diese These denn für Russland bedeute.[50] Unversehens sind wir beim geschichtsträchtigen Problem der russischen Dorfgemeinden.

Engels übrigens hat die Stelle in der 3. deutschen Auflage zurückgesetzt. Er ist der Formulierung in der 1. und deutschen 2. Auflage gefolgt. Jenen treuen Lesern, die MEW-Band 23 bis heute die Stange gehalten haben, ist sie daher unbekannt.

Man kann auf zahlreiche Stellen in der französischen Ausgabe verweisen, wo Marx die Physiokraten und das Tableau économique von François Quesnay besonders würdigt und damit seine Bewertung in „Misère de la Philosophie“ der neuen Generation französischer Leser gegenüber revidiert, oder auf Passagen gegen Proudhon, gerichtet gegen den Mutualismus und Förderalismus in der französischen Sektion der IAA. Daniel’son hatte Marx versprochen, auf Russland einzugehen. Um den amerikanischen Leser hatte er schon in der 1. deutschen Auflage an verschiedenen Stellen gebuhlt. Das umfangreiche Material an Untersuchungen und Statistiken, das er sich seit Mitte der 1870er aus den USA schicken ließ und seine Äußerungen über die strukturelle Rolle der amerikanischen Trusts in Briefen an Daniel’son zeigen, dass die Staaten nicht nur in der amerikanischen, sondern in jeder umgearbeiteten Auflage eine bedeutende Rolle gespielt hätten. Vielleicht hätten sie sogar das Demonstrationsmodell England ersetzt.

Als sei es nicht der zynischen Satire schon genug, hat Marx in der französischen Ausgabe an die von mir weiter unten angesprochene Messer-Eloge von Sykes (siehe S. 102) auch noch diese Notegeknüpft: «L’auteur de la machine à filer le coton a ruiné l’Inde, ce qui nous touche peu.» Der Original-Text bei Thiers allerdings lautet: «L’auteur de la machine à filer le coton a ruiné l’Inde, ce qui nous touche peu, mais il a fait aussi mourir de faim des milliers d’Européens.» Sinngemäß heißt das (das Subjekt variiert): „Der Erfinder/Die Erfindung der Spinnmaschine von Baumwolle hat Indien ruiniert. Uns (Franzosen) weniger betreffend, hat er/sie doch tausende Europäer in den Hungertod geschickt.“ Es geht also bei «touche peu» oder „wenig berühren“ um existentielles „Betroffen sein“, nicht, wie Marx bei seinem verschnittenen Zitat suggeriert, um Empfinden im Sinne von „kalt lassen“. Eine polemische Textfälschung also, auf die dann auch noch ein recht albernes Wortspiel folgt. «L’éminent homme d’État confond la machine à filer avec la machine à tisser, ce qui d’ailleurs nous touche peu[51]

Man kommt dieser Stelle jedoch nicht bei und begreift schon gar nicht, warum sie in der französischen Ausgabe auftaucht, wenn man sie rein philologisch beurteilt. Marx hat Thiers zutiefst verabscheut, ausführlich erläutert im „Bürgerkrieg in Frankreich“ (April/Mai 1871): „Thiers, diese Zwergmißgeburt, hat die französische Bourgeoisie mehr als ein halbes Jahrhundert lang bezaubert, weil er der vollendetste geistige Ausdruck ihrer eigenen Klassenverderbtheit ist […] Stärke im Lügen als Geschichtsschreiber […] war konsequent nur in seiner Gier nach Reichtum und in seinem Haß gegen die Leute, die ihn hervorbringen“.[52]

Engels hat diese Abneigung gegenüber Thiers vollkommen geteilt und war besorgt, dass Marx’ Sarkasmus nicht verstanden werden könnte. Also hat er in der 3. Auflage „Der hervorragende Staatsmann“ durch „Herr Thiers“ ersetzt.[53]

Keines der von mir oben angeführten Fallbeispiele wurde durch Kuczynskis Apparat inspiriert. Alle sind sie Ergebnisse meiner jahrelangen Beschäftigung mit der Textentwicklung im „Kapital“, auf Vorrat gespeichert in einer digitalen Ideenmappe. Sie zeigen deutlich: Sobald wir unsere Eindeutigkeitsansprüche gegenüber Marx aufgeben, uns seinen Paradoxa zuwenden, seinen Ungleichungen, so kann das ebenso gewinnbringend wie unterhaltend sein.

Für nicht derart vorbelastete Leser kann die „Neue Textausgabe“ sicher eine gute Hilfe sein, wenigstens ein Startblock für weitergehende Fragestellungen. Natürlich ist klar, dass man die ganze Vitalität des Textes nicht herauslesen kann aus der kodierten (nahezu das Alphabet aufbrauchende), nahezu beamtenmäßig aufgeführten Auffädelung der Veränderungen von Auflage zu Auflage einer konkreten Textstelle. Und dies nicht nur, weil für die Bewertung der Veränderungen einer Textstelle die umfassendere textgenetische Bewegung im Absatz, die Argumentationsrichtung eines größeren Abschnitts wichtig sind, sondern auch die konzeptionellen, logischen und textlichen Fortschritte bei den anderen Werkteilen einer jeden Auflage. Selbstredend auch die historischen empirischen Einflüsse.

Immer wieder Rückfragen an die „Kapital“-Bände II/5 bis 10 der MEGA²

Von der furchtsamen Korrektur des „Transatlantik“ in MEGA² II/5 (1983) war schon die Rede. Die Berliner Bearbeiter der 2. Auflage in MEGA² II/6 (1987) waren in einer komfortableren Lage; sie konnten auf Marx’ Korrektur im Hand-exemplar zur 1. Auflage rückverweisen. Diese Lösung kam für den MEGA²-Band II/4.1 ein Jahr später (1988) mit der erwähnten Note 77 nicht in Frage. Die Editionsrichtlinien lehnten Vorverweise ab. Die Moskauer Editoren wollten keine Korrektur, aber kenntlich machen, dass es sich um einen Fehler handelte und Marx dies auch alsbald erkannt hatte. Das salomonische Ergebnis war eine Quasi-Korrektur durch diese Erläuterung: „Transatlantic] Müßte heißen: Atlantic. Siehe MEGA² II/5, S. 14.29, sowie den Brief von Engels an Marx vom 9. September 1867 und den von Marx an Engels vom 11. September 1867.“[54]

Auch die im vorhergehenden Abschnitt zitierte Textstelle im Vorwort über die unterschiedlichen Wege der gesellschaftlichen Entwicklung hat in der MEGA² eigentümliche Spuren hinterlassen, deutlicher gesagt: zu geringe. Das „Verzeichnis von Abweichungen der französischen Übersetzung von der deutschen Vorlage“ in MEGA² II/7 (1989) enthält 13 mehr oder weniger belangvolle Angaben zum Vorwort zu 1. Auflage[55], was auf einen sorgfältigen Vergleich hindeutet. Ausgerechnet aber die bei weitem wichtigste Änderung fehlt. Kaum zu erklären. Ein Versehen, wie es immer vorkommen kann, vielleicht ja erst bei der letzten Korrektur des Apparats vor der Imprimatur? Oder ein ideologisches Problem, aber das noch 1989? Längst vorbei doch die Zeiten, wo es analog zu Marxens (ursprünglicher) Feststellung hieß, die Sowjetunion zeige den anderen sozialistischen Staaten das Bild ihrer eigenen Zukunft.

Im Übrigen wird im „Verzeichnis von Abweichungen der französischen Übersetzung …“darauf verwiesen, dass es die angesprochene Thiers-Note in der 2. deutschen Auflage nicht gäbe.[56] Eine Erläuterung mit der tatsächlichen Feststellung von Thiers gibt es dagegen nicht. Sie finden wir erst in MEGA² II/8.[57]

Zweimal erwähnte ich den Brief von Marx an Daniel’son vom 9. November 1871. Auf einem Beiblatt hatte Marx 14 Textänderungen notiert für die russische Ausgabe. Der Brief wird im MEGA²-Band II/6 allgemein reflektiert; die Liste der Veränderungen aber findet an keiner Stelle Erwähnung. Dabei hat sie es durchaus in sich. Sie lehrt uns etwa, dass separierende Schablonen wie „Änderungen für die russischen Ausgabe, für die 2. deutsche, für die französische Ausgabe“ oder „aus dem Handexemplar übernommen nach“ dem ganzheitlichen wie verschränkten Denk- und Korrekturprozess von Marx keineswegs gerecht werden. Ohnehin begann der Korrekturprozess mit den Monita von Verleger und Drucker, mit Engels’ Notizen auf den Andruckbogen zur 1. Auflage, mit den Infragestellungen von Fakten durch zwei Hamburger Fabrikanten usw.

Kuczynski hat die Änderungsverzeichnisse in den MEGA²-Bänden II/6 bis II/10 erschließen und miteinander vergleichen müssen. Seine Unzufriedenheit drückt er in der Ausgabe zurückhaltend aus, in begleitenden Artikeln nicht.

Einflüsse von Buch 2 und 3 auf Buch 1

In Manuskript II und IV zu Buch 2 (1868–1870 bzw. 1868) hatte Marx erstmals die Möglichkeit, nicht nur allgemein inhaltliche Zusammenhänge zu Buch 1 herzustellen, sondern sich dabei auf konkrete Passagen eines mittlerweile öffentlichen Textes beziehen zu können. Und damit diese selbst gegebenenfalls noch einmal auf den Prüfstand zu stellen bzw. zu verifizieren. Für uns ergibt sich daraus die Frage, ob die Behandlung eines Problems unter dem Aspekt von Buch 2 Auswirkungen/Rückwirkungen hatte auf die Erklärungen hierzu in den späteren Auflagen von Band 1.

Fachlich will ich hier nur ein kleines Problem anschneiden, das auch dem Aspekt „nationaler Leser“ gerecht wird. Zu Sismonde de Sismondi hatte Marx 1869/70 im 3. Kapitel von Manuskript II notiert, Sismondi habe das Verhältnis von Kapital und Revenue zur differentia specifica seiner „Nouveaux Principes“ gemacht, aber nicht ein Atom zur Klärung des Problems beigetragen.[58] Diese Behauptung führte in der französischen Ausgabe zu der Fußnote, dass Sismondi sich bei der Analyse der Akkumulation mit der Phrase „Umsetzung von Revenue in Kapital“ begnüge, ohne die materiellen Bedingungen dafür zu ergründen. An dieser Stelle war das eine platzierte (in sich unlogische) Denunziation, die Engels später in die 3. deutsche Auflage übernahm.[59]

Nachfolgend ein ausführlicheres Exempel für den Arbeitszusammenhang der „Kapital“-Bücher aus einem weniger trockenen Genre. Marx legte bekanntlich großen Wert darauf, allen Facetten des Bildungsbürgers gerecht zu werden, also auch in der klassischen Weltliteratur zu Hause zu sein.

Da ihr Absatz gesetzt war (damit auch die Realisation des Mehrwerts), dürfte der „salto mortale“ der Waren, das Risiko des Warenproduzenten, sich auf dem Markt gegen die Preisquotationen seiner vielen Nebenbuhler zu behaupten und seine Ware umzumünzen, im 1. Band nicht vorkommen. Dennoch hat Marx ihn in der 1. Auflage von 1867 problematisiert.[60] 1868 verwies er eingangs seiner Manuskripte II und IV zu Buch 2 auf diese Passage. Und – nach dem Abwurf des „Alp“ offenbar in gehobener Stimmung – leistete er sich einen literarischen Seitensprung zu Bill Sykes (Sikes), dem üblen Dieb und Halsabschneider in Charles Dickens’ Roman „The adventure of Oliver Twist, or the parish boy’s progress“: Sykes, der keine Ware produziere, sondern stehle, wisse „noch beredter“ vom Risiko ihres Verkaufs zu berichten.[61]

Beide Texte zu Buch 2 waren gewissermaßen die Probebühne für Sykes im „Kapital“. Debütieren ließ ihn Marx bereits in der französischen Auflage von Band 1, im Kapitel „Maschinerie und große Industrie“, bei der von ihm polemisch zugespitzten Frage, ob die Abschaffung der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie die Abschaffung der Maschinerie überhaupt bedeute. Marx lässt ebenda Sykes vor dem Geschworenengericht räsonieren: Wenn er dem Handlungsreisenden die Kehle durchgeschnitten habe, so sei das nicht seine Schuld, sondern die des Messers. Gleichwohl bedeute diese unangenehme Wirkung des Messers doch wohl nicht, dass man dieses, unersetzlich etwa für Ackerbau, Handwerk, für die Hausfrau wie auch den Chirurgen, abschaffen müsse. Ein Schritt zurück in die Barbarei wäre das.[62]

Was in der französischen Ausgabe in Chevrons (Anführungszeichen in spitzen Klammern) steht, gibt es in „Oliver Twist“ nicht. Dickens hat einen derart hochfliegenden Monolog[63] einer so schäbigen Lokalgröße der Unterwelt wie Sykes nicht angedichtet. Es handelt sich um eine satirische Extrapolation von Marx. Einmal in der Welt, übernahm Engels das schräge Bild, zunächst in die 3. deutsche Auflage, dann in die englische Ausgabe und schließlich auch in die 4. Auflage von Band 1.[64] Anders entschied er 1884/85 bei der Redaktion von Band 2. Dem Schlenker in Manuskript II und IV zu Sykes’ Nöten gegenüber Hehlern, von Marx auch nicht nachgewiesen, aber, leicht an Szenen in „Oliver Twist“ belegbar, konnte er anscheinend nichts abgewinnen; er verzichtete auf ihn. Vielleicht auch deshalb, weil Marx, einmal ins Schwatzen gekommen, überzogen und in Manuskript IV auch noch auf eine Karikatur in einem englischen Witzblatt verwiesen hatte, in der sich Sykes über den Hehler beklagt, ihn stets tief unter Wert zu bezahlen.[65]

Eine Lanze für Engels

Gegen Engels ist wiederholt der Vorwurf erhoben worden, er habe bei der 3. Auflage jene Änderungen von Marx nicht hinreichend berücksichtigt, die dieser in zwei Verzeichnissen zusammengestellt hatte.[66] Das ist tatsächlich der Fall und muss erschöpfend dokumentiert werden. Tatsächlich auch haben sich die Bearbeiter der MEGA²-Bände II/8 und II/10 in der Kommentierung zurückgehalten. (Sicher auch, um sich nicht dem ideologischen Argwohn auszusetzen, einen Keil zwischen Marx und Engels treiben zu wollen.)

Kuczynski schließt sich diesem Vorwurf nicht nur an. Er bereitet ihn in mehreren Absätzen dramaturgisch auf. Nachdem Friedrich A. Sorge Engels 1886 eine Abschrift des Verzeichnisses der Veränderungen für eine amerikanische Ausgabe geschickt hatte, habe Engels gewusst, was er 1883 „bei der Verarbeitung der Eintragungen in den Handexemplaren alles übersehen, falsch zugeordnet oder missdeutet hatte, wusste, dass er bei seiner Bearbeitung von einer völlig falschen Prämisse ausgegangen, folglich ein großer Teil der Heidenarbeit zwar nach bestem Wissen und Gewissen geleistet, letztlich jedoch »vergebliche Liebesmüh« gewesen war. Dass er aber nicht erkannt hatte, dass die Masse der Eintragungen nicht der Vorbereitung einer dritten deutschen, sondern der einer Übersetzung dienten, das konnte, das durfte nicht sein. Er muss sich furchtbar geärgert haben, auch und vor allem über sich selbst, und hat Sorge gegenüber im Grunde wie ein ertappter Sünder reagiert.“ (S. 769.)

Nur so zur Erinnerung: Marx starb 1883. Die 3. Auflage erschien, ja tatsächlich, 1883. Engels sichtete also in kürzester Zeit den riesigen handschriftlichen Nachlass. Dass Käufer der 3. Auflage gegen ihre Zurichtung durch Engels protestierten, ist nicht bekannt. Hier hat die wirkungsgeschichtliche Forschung noch zu tun.

Kuczynski übergeht das, was ihm anderer Stelle völlig klar ist: Wir werden niemals die Gewissheit erlangen, dass Marx, wäre er dazu gekommen, wirklich alle Stellen und in genau der Weise benutzt hätte, wie er sie niedergeschrieben hatte. Marx hat vieles angekündigt, was er dann nicht gemacht hat.[67] Er hat vieles gemacht, was er vorher ausgeschlossen hatte.[68] Beides hat die Exegese immer wieder in Turbulenzen gestürzt, nicht selten beschämt, und Editoren zu Datierungs- und Anordnungsfehlern verholfen.

Andererseits hätte Kuczynski hier die Möglichkeit gehabt, darauf hinzuweisen, dass Engels auch diesbezüglich zu wenig über Marx’ konkrete Arbeit am „Kapital“ informiert war. Bis heute wird dieser längst reichlich belegte Umstand von nicht ganz unbekannten Marx-Exegeten hemdsärmelig vom Tisch gewischt. Engels sei der bestinformierte Partner von Marx gewesen, heißt es stupide. Das stimmt ja sogar. Wer wollte schon bestreiten, dass 25 Prozent anteiliges Wissen ungleich mehr sind als etwa 9,46 Prozent. Aber sind sie auch genug für einen Verwalter und Herausgeber „letzten Willens“?

Fatal: die Deutung des Benutzungszeichens φ als sein Gegenteil, das Löschzeichen

Wieder und wieder verweist Kuczynski im Apparat auf das für Marx typische Merk- oder Benutzungszeichen φ (Phi) am jeweils rechten Rand von Handschriften oder auf dem Außensteg einer Druckseite. Er hält es allerdings für das genaue Gegenteil, nämlich für das Tilgungszeichen (= Löschzeichen, Deleatur). Er suggeriert damit jeweils, dass Marx erwogen habe, auf die so markierte Textstelle zu verzichten. Er wird in dieser seiner Deutung nicht einmal irre, sobald er über die Marginalie wieder und wieder berichtet: „Tilgungszeichen, zur Anstreichung verlängert“.

Ich führe nachfolgend Belege für die Bedeutung des Benutzungsvermerks φ an, und zwar aus gegenständlich unterschiedlichen Genres des Marxschen Nachlasses. Ich konzentriere mich wegen der Änderungsverzeichnisse zu Band 1 bewusst auf den Zeitraum 1877, was eine Ausnahme nicht ausschließt.

Das Merkzeichen φ in 1877er „Kapital“-Texten

Ende Oktober 1876 etwa begann Marx ein Manuskript zum 1. Abschnitt, Kapitel 1, von Buch 2. Wiederholt kam es zu Unterbrechungen, teils krankheitsbedingt, vor allem aber, weil er konzeptionell nicht vorbereitet war. So findet sich im „ursprünglichen“ Text – der Text ist unterteilt in eine Erstfassung auf den oberen Seitenhälften und spätere, mitunter seitenlange inhaltliche Zusätze oder Alternativen auf den unteren Hälften[69] – fast ein Dutzend Hinweise auf die 2. Auflage von Band 1 (bis zur S. 43, von 56) aber nicht ein Textbaustein aus den Entwürfen zu Buch 2 von 1865 bis 1870, nicht einmal eine Berufung auf sie.

Marx sah ein, dass er so nicht weiterkommen würde. Ab März 1877 stellte er ein Material zusammen mit Hinweisen auf Textstellen in früheren Manuskripten, die ihm für eine Übernahme in einen diesmal hoffentlich endgültigen Gesamtentwurf für Buch 2 geeignet schienen.[70] In Manuskript I zum 2. Buch von 1865 markierte er auf 7 Seiten in Frage kommende Passagen mit dem Benutzungsvermerk φ[71], notierte dazu in „Zu benutzende Textstellen …“ den Problemkreis, die Manuskript-Nummer (er hatte die Texte vorher nummeriert) und die Seite.[72] Für die Materialien II bis IV benutzte er andere Benutzungszeichen, die er zum Teil in „Zu benutzende Textstellen …“ mit angab.

Nach 56 Seiten brach Marx den Entwurf (von Engels später als „Manuscr. V“ gezählt[73]) ab. Monate später sah er Manuskript V durch und versah jetzt hier zahlreiche Kernthesen mit dem Benutzungsvermerk φ, der meist über den ganzen Absatz reicht, weil er von Marx beim Lesen Stück für Stück bis zu dessen Ende hin verlängert worden war. Manche Passagen erschienen ihm so unverzichtbar, dass er sie ein zweites Mal mit einem langen φ versah.[74] Später benutzt hat er allerdings nicht eine von ihnen. Denn alle vier folgenden Ansätze zum 1. Abschnitt von Buch 2 brach er frühzeitig ab – lange bevor er zu diesen so markierten Textstellen gekommen wäre.

Das Merkzeichen φ in der Polemik

Handexemplare von Marx mit Marginalien gelten mittlerweile als Kapital-Anlagen, als Millionen werte Jagdtrophäen. Selbst für Leser der „Z.“ aus dem Einzugsgebiet Frankfurt a. M. dürfte es also schwierig sein, im renommierten Institut für Sozialforschung dieses hauseigene Original in die Hände zu bekommen: E. Dühring: Kritische Geschichte der Nationalökonomie und des Socialismus, 2., theilw. umgearb. Aufl., Berlin 1875, Sign. 102699/II“.[75] Neben einer Fülle von Randbemerkungen von Engels findet man in diesem Buch auf 93 Seiten 157 Merkzeichen φ von Marx. Etwa ein Drittel dieser Textstellen benutzte Marx, als er 1877 seine „Randnoten zu Dührings Kritischer Geschichte der Nationalökonomie“ für Engels zusammenstellte.[76] Das φ bedeutete in diesem Gefecht weit mehr als die Stelle zu reflektieren. Es war das Symbol der Revanche. Marx hat bei der Arbeit an den „Randnoten …“ auch Textstellen in anderen Quellen mit einem φ versehen und dann benutzt.

Das Merkzeichen φ in Studientexten/Handexemplaren

Erhaben über jeden Versuch, als Tilgungszeichen interpretiert werden zu können, ist das φ, sobald es in Büchern von Marx’ Bibliothek auftaucht. Das Handgreiflichste, was ihm hier an Missfallen zur Verfügung stand, war „Idiot!“ oder „Esel“. Letzterer gern auch in der gehobenen Form „asinus“, wie etwa im Exemplar der „Principles of Political Economy“ von John Stuart Mill (1868), das Marx für die französische Ausgabe von Band 1 benutzt hat.

Hier ein Beispiel für den mitunter eindrucksvollen Informationsgehalt des Merkzeichens φ in einem Handexemplar. In Marx’ Vortrag „Lohn, Preis und Profit“ (1865) findet sich die Feststellung, dass es nichts nütze, über hohe und niedrige Temperaturen auf dem Thermometer zu meditieren, man brauche Maßstäbe wie den Gefrierpunkt oder den Siedepunkt und das Wissen, wie „diese Festpunkte durch Naturgesetze bestimmt“ würden. Auch bezüglich Arbeitslohn und Profit seien „Festpunkte aus ökonomischen Gesetzen abzuleiten“. Man brauche einen Standard, an dem ihre Größen zu messen seien.[77] Marx hat sich bei seiner Analogie auf Erörterungen gestützt von Benjamin Witzschel: Die Physik faßlich dargestellt nach ihrem neuesten Standpunkte, 2. Ausg., Leipzig 1858. In seinem Exemplar ist die Passage zum Thermometer mit Gefrier- und Siedepunkt als „festen Punkten“ mit einem φ markiert. Also hatte Marx Witzschel bereits 1865 gelesen, nicht erst 1868, wie ich in MEGA² II/4.3, mitgeteilt habe.[78] Weitere „wichtige“ φ in Witzschel finden sich u. a. bei folgenden Problemen: arithmetisches Mittel, einfachstes numerisches Gesetz das der Proportionalität, Kristallformen Ideale, wovon die Wirklichkeit abweicht, Vorteil chemischer Formeln, prozentige Zusammensetzungen auf kleinstem Raum zu präsentieren, periodische Schwankungen (S. 79 und 297, beides schon in MEGA² II/4.3 ausgeschlachtet).

Letzte Bemerkung zum Problemkreis: Kuczynski hätte an vielen Stellen seiner Hinweise auf einen Tilgungsvermerk leicht zu einer „Gegenprobe“ ansetzen können, also sich fragen können, ob die markierte Stelle wirklich für die Stringenz des Marx’schen Gedankengangs verzichtbar gewesen wäre.

Zu einigen Formfragen

Fragen des Layouts sind nicht zuletzt Geschmacksfragen. Genau daran liegt es wohl, warum ich bei den gefetteten Notennummern von „Z.“ immer an Warzen auf glatter Haut denke, während sie bei anderen die Sinne schärfen: „Aha, dazu also eine Note!“

Der Satzspiegel der neuen „Kapital“-Ausgabe macht auf mich einen wenig harmonischen Eindruck. Kolumnentitel, Kopfleiste und Zeilenzähler sind gefettet, drücken auf den Text. Die Zeilenzählung beginnt bereits bei der Dedikation für Wilhelm Wolff und läuft durch bis zur letzten Seite von Engels’ Vorwort zur 4. Auflage. Letzter Zeilenzähler: 27 020. Kaum, dass der ohnehin zu schmale Innensteg dafür noch ausreicht. Formeln in verbaler Fassung wie bei den Kapiteln zur Mehrwertrate und zum Arbeitslohn wurden so klein gedruckt, dass sie den Durchschuss (den Abstand der Zeilen) nicht verändern. Wenig ästhetisch, wird das auch der Bedeutung der Formeln und der Gleichberechtigung der Formelsprache nicht gerecht. Bei Formeln in Symbolform, etwa (), ist der Formeleditor benutzt worden, der die Symbole automatisch kursiv setzt. Kursiv aber bedeutet seit der Typographie der Marx-Engels-Werke „unterstrichen“. Die Überschriftengestaltung folgt einer bestimmten Hierarchie und Normierung, für den Laien aber oft nicht erkennbar. Gefettete Titel eines Unterpunktes dominieren die kursiven Titel eines Komplexes.

Der Haupttext ist deutsch. Man kann daher erwarten, dass sich auch die Zitate und die Anmerkungen in deutscher Typographie präsentieren. Dem ist nicht so. Alle Zitate wurden in die im modernen Buchdruck üblichen, weil praktischeren französischen Anführungszeichen gefasst, die Chevrons (Gänsefüßchen). Sämtliche Seitenangaben zu Quellen, also auch die deutschen oder französischen, erfolgen hingegen englisch: „p.“ bzw. „pp.“ Wenig elegant wirkt, dass ein in unmittelbar aufeinander folgenden Fußnoten wiederkehrender Titel (in der Kurzform) ständig wiederholt wird. (Beispiel, S. 493, dreimal „Ure: The philosophy of manufactures…“.)

Authentizität hingegen wird angestrebt, wo sie nicht notwendig und auch nicht zu erreichen ist. Die „Inhaltsübersicht“ eingangs gibt es in dieser Form in der 2. Auflage nicht; sie ist redaktioneller Natur. Warum dann aber ebenso in alter Orthographie wie das detaillierte „Inhaltsverzeichnis“ am Ende des Bandes? Übrigens stehen in der „Inhaltsübersicht“ Nachworte und Vorworte von Marx bzw. Engels unter dem fetten Titel des VIII. Abschnitts, im „Inhaltsverzeichnis“ zudem noch unter dem fetten Zwischentitel des XXV. Kapitels. Hier hätte, analog zu „Anhang“ der Gliederungspunkt „Nachworte und Vorworte“ hingehört, was auch zu einer schlüssigeren Lösung für die Kolumnentitel dieses Bereichs geführt hätte.

Nicht rein formeller Art, sondern zum Teil inhaltlicher Natur sind die beiden folgenden Aspekte. Mit der Umrechnung der englischen Maße und Gewichte dient sich der Herausgeber dem heutigen Leser an. Groß von Nutzen ist er ihm damit nicht, weil Größen stets nur Exempel für die analysierten Beziehungen und Relationen sind, die wiederum sich nicht modernisieren lassen. Kuczynski kaschiert mit der Umrechnung eher eines der grundlegenden Probleme noch der 1870er Jahre: die Bewertung von Größenwerten nach einem einheitlichen Maßstab. 1870, vor der Reichsgründung, benutzte man auf deutschem Raum etwa 300 unterschiedliche Flächenmaße. 1874 erst wurde in Großbritannien das metrische kohärente System mit den Basiseinheiten Zentimeter, Gramm und Sekunde eingeführt; daraufhin unterzeichneten 1875 die 17 wichtigsten Industrienationen in Paris die Meterkonvention. Ein wichtiges Datum für die Industrie, den Handel und die ökonomische Wissenschaft, praktisch erst der Startschuss. Sicher versteht man vor diesem Hintergrund die Leistungen der Jüngeren Historischen Schule in der vergleichenden Forschung besser. Und sicher versteht man auch besser, warum Marx 1869 und 1878 zum Buch von Friedrich E. Feller und Carl G. Offermann „Das Ganze der Kaufmännischen Arithmetik […] 7., verm. und in Folge der im Münz- und Gewichtswesen eingetr. Veränd. z. Th. umgearb. Aufl., Leipzig 1859“ drei stattliche Exzerpthefte anlegte.[79]

Der zweite Aspekt betrifft die Entscheidung von Kuczynski, bei Autoren, von denen Marx aus verschiedenen Auflagen eines Titels zitierte, die Textstelle nach der am häufigsten zitierten Ausgabe umzustellen. Ein quantitatives Verfahren, das textgenetische Spuren auslöscht. Marx hat unterschiedliche Ausgaben aus sprachlichen Gründen benutzt, weil er theoretische Fortschritte beim Autor gesehen hat, sich über die Einseitigkeit früherer Auszüge geärgert hat, weil er sich (wie bei Ricardo) für den kritischen Kommentar des Herausgebers interessiert hat, weil er Textstücke aus früheren Entwürfen zusammengeführt hat, ohne sich um die Quellen zu kümmern. Er hat, wie bei Thiers gezeigt, sich einen Autor polemisch zurechtgelegt. Usw. usf. Kuczynski verzichtet durch seine Umstellung auf die Mitteilsamkeit der Zitate. Er verzichtete hier auf editionskritische Ansprüche, die ihm an anderer Stelle (wie bei den Varianten) ausgesprochen wichtig sind.

Als Hauptmangel allerdings empfinde ich: Erörterungen von Marx in den Fußnoten, meist dem Beleg und der Illustration dienend, zu häufig aber auch vom Haupttext abschweifend, selten dessen Gedankenführung unterstreichend, mitunter auf spontane und abseitige Einfälle zurückgehend, die Quelle schmähend, werden von dort in den Haupttext gestellt, um die Noten für den reinen Quellennachweis und eigene Anmerkungen freizuhalten. In kleinerer Schrift gesetzt und links eingezogen, unterbrechen sie nicht nur ständig den Gedankengang von Marx, sie zwingen sich auch dem Leser auf, verhindern dessen zügigen Lesefluss. Wie hatte Engels am 23. August 1867 an Marx über Kapitel 4 doch geschrieben? „[…] der Gedankengang fortwährend durch Illustration unterbrochen und der zu illustrierende Punkt nie am Schluß der Illustration resümiert, so daß man stets von der Illustration eines Punkts direkt in die Aufstellung eines andren Punkts hineinplumpst. Das ist scheußlich ermüdend und bei nicht ganz scharfer Aufmerksamkeit auch verwirrend.“[80]

Nützlich und dennoch auf verlorenem Posten

In der Einleitung von MEGA² II/10 (1991) heißt es: „mit der 3. Auflage erfüllte Engels gewissermaßen den letzten Willen des Autors in bezug auf dieses Werk“.[81] Länger schon bettlägerig, sind solche Interpretationsdogmen nicht tot. Allerdings sind mittlerweile alle Manuskripte zu den Büchern 2 und 3 erschienen. Die dort aufgeschichteten Forschungs- und Darstellungsprobleme sind nicht „neu“, sondern überhaupt „erstmals lesbar“, mit der Folge, dass sich bei immer mehr Autoren die Einsicht durchsetzt, dass wir es mit der 2. deutschen und der französischen Ausgabe zwar mit Ausgaben letzter Hand von Marx zu tun haben, dass aber eine Ausgabe letzten Willens oder Sinnes für uns unzugänglich ist. Längst vorbei sind die Zeiten, wo ein (von Kuczynski gewürdigter) japanischer Autor mystisch von der 3. deutschen Auflage als einer unvollendeten amerikanischen sprechen konnte.

Marx legte in den 1870er Jahren eine ungeheure Fülle von Materialien an: problembeladene und relativierende Texte zu Buch 2 und 3, üppige, thematisch ebenso neue wie breite Studienhefte, reichlich vollgekritzelte Handexemplare, erst über Jahre zu bewältigende Bücherlisten, eine fachliche Korrespondenz zu brandaktuellen Fragen. Eine komplexe Analyse aller dieser Materialien stieß zu Zeiten des Erscheinens der MEGA²-Bände II/5 bis II/10 (1983 bis 1991) auf viele Hindernisse, auf politische und ideologische, auf technische, auf Reisebeschränkungen und Devisenknappheit, auf ein knappes Zeitregime sowieso. Alle diese Materialien zeigen bei tieferer Einsicht, dass jede der drei Auflagen zu Lebzeiten von Marx eine vorläufige war, keine das widerspiegelte, was er zum Zeitpunkt ihres jeweiligen Erscheinens schon hätte anders lösen können und bzw. was alles noch er hätte ändern wollen. Von einer Ausgabe letzten Sinnes zu sprechen, ist deshalb abwegig. Klug ohnehin nicht, denn jeder Wissenschaftler, der eine Reihe von Problemen gelöst hat, stößt gerade deshalb auf eine Reihe weiterer.

Kuczynski hat Recht, wenn er im Nachwort meint, die „Neue Textausgabe“ ließe keinerlei Rückschlüsse auf das zu, was Marx 1881 an Überarbeitung des 1. Bandes vorschwebte. (S. 780) Das entspricht ganz meinen vor allem editorischen Erfahrungen mit Marx’ Planspielen, deren Umsetzung oder schrittweiser Negation bei den Texten zum 2. und 3. Buch des „Kapitals“, aber auch mit den wieder und wieder strukturell wie inhaltlich modifizierten Texten früherer Zeiträume (siehe etwa den sogenannten „Sechs-Bücher-Plan“). Ohnehin dachte Marx 1881 nicht an eine weitere deutsche Auflage, sondern an gleich zwei. Die 3. Auflage sollte die Haushaltskasse konsolidieren, deshalb umgehend und lediglich mit einem Minimum an Änderungen erscheinen. Mit einem Minimum auch deshalb, um die Arbeit an der Fertigstellung der Bücher 2 und 3 (gleich Band 2) nicht zu stören.

Die 4. Auflage sollte ein gründlich überarbeiteter und erweiterter Text sein, dabei punktuelle Präzisierungen und die Aktualisierungen von Illustrationen als Beiwerk. Kuczynski meint, zu dieser Umarbeitung sei Marx krankheitshalber nicht mehr gekommen. (S. 764) Ich halte es für zutreffender, dass ein gesunder Marx vorher bei seinen sozialistischen Gläubigern und seinen Kritikern seine Schulden abgezahlt hätte. Marx hätte diese Umarbeitung erst vorgenommen, nachdem er die Bücher 2 und 3 fertiggestellt bzw. die Gegenstände von Buch 2 und Buch 3 wenigstens soweit klargestellt und formuliert hatte, dass erstmals eine durchgängige Redaktion aller drei Bücher möglich geworden wäre. Marx wäre auf seine ursprüngliche Intention der gleichzeitigen Bearbeitung aller drei Bücher zurückgekommen, meine ich. Alles andere wäre einer Kapitulation vor dem kapitalistischen Reproduktionsprozess gleichgekommen.

Wer sich im Sachregister von MEGA²-Band II/4.3 unter dem Schlagwort „Differenz (difference, δ)“ die 33 Unterschlagworte ansieht, kann sich wie ich sicher vorstellen, dass die Behandlung des „Extramehrwerts“ – Resultat des Zusammenhangs und der Wechselwirkung der konkurrierenden Einzelkapitale – sich im 1. Band in einem Hinweis auf Buch 3 erschöpft hätte. Worin der Extramehrwert der „Neuen Textausgabe“ besteht, wird die individuelle Angelegenheit eines jeden Lesers sein. Auch sie ist eine bekennend vorläufige, nach Maßgabe des Herausgebers gar „besudelte“. Aber auch Kontaminationen schärfen ja stets unser Denken in verschiedener Hinsicht. Zumal wenn sie für Studierende so erschwinglich sind wie die von Kuczynski.

[1] Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozess des Kapitals. Neue Textausgabe, bearbeitet und herausgegeben von Thomas Kuczynski, 800 Seiten, Hardcover mit USB-Card, Hamburg 2017, VSA-Verlag, EUR 19,80. Vgl. auch: Thomas Kuczynski, Die historisch-kritischen Editionen von Kapital Band I in der MEGA – unabdingbarer Ausgangspunkt einer neuen Textausgabe, in: Z 100 (Dezember 2014), S. 197-214.

[2] IWK, H. 19/20, Dezember 1973, S. 145.

[3] Die französische Ausgabe präsentiert den Brief erst im Inhaltsverzeichnis als „Préface“. (Siehe MEGA² II/7, S. 698).

[4] Siehe ebenda, S. 718.

[5] Siehe ebenda, S. 10.

[6] Siehe MEW 33, S. 434, und Sočinenija 33, S. 364.

[7] Siehe Thomas Kuczynski: Work in Progress – »Das Kapital«. Die Erstausgabe und ihre weitere Bearbeitung, in: Marxistische Blätter 5/2017, S. 60f.

[8] Siehe MEGA² II/7, S. 690.

[9] Karl Marx: Das Kapital (Ökonomisches Manuskript 1863–1865). Erstes Buch. Einzelne Fußnoten, in: MEGA² II/4.1, S. 134.

[10] Siehe MEGA² II/5, S. 14.

[11] Ebenda, S. 675, Korr. 14.29.

[12] MEW 31, S. 341f.

[13] Mitgeteilt in MEGA² II/6, S. 1248, Autorkorr. 21.

[14] Siehe MEW 33, S. 311–313.

[15] MEW 31, S. 183.

[16] Marx: Das Kapital (Ökonomisches Manuskript 1863–1865). Erstes Buch. Einzelne Fußnoten […] S. 133.

[17] Siehe MEGA² II/5, S. 566–573.

[18] Engels an Marx, 1. September 1867, in: MEW 31, S. 334.

[19] Siehe ebenda, S. 667, Anm. 382.

[20] Marx an Engels, 4. Oktober 1868, ebenda, S. 352.

[21] Ebenda.

[22] Siehe die betreffenden Korrekturen in MEGA² II/5, S. 691, und II/6, S. 1271.

[23] Siehe MEGA² II/6, S. 643, Fn. 188a.

[24] Siehe z. B. ebenda, S. 638, Fn. 183.

[25] Siehe ebenda, S. 640, Fn. 186a, 1115 und 1237, Var. 640.11–12, 41–42.

[26] MEGA² II/5, S. 246.

[27] MEW 31, S. 304.

[28] Ebenda, S. 306.

[29] Ein ähnlicher Fall: Am 13. Februar 1866 hatte Marx Engels erklärt, dass er die Theorien der deutschen Chemiker Liebig und Schönbein durchgeochst habe; am 20. Februar hat er Engels die Stickstoffexperimente Schönbeins näher beschrieben. (Siehe ebenda, S. 178 und 183.) Dazu benutzt hat er seine Aufzeichnungen zu Liebig, Schönbein hat er nie gelesen.

[30] Ebenda, S. 309.

[31] Ebenda, S. 391.

[32] Marx an Engels, 30. November und 7. Dezember 1867, ebenda, S. 398 und 405.

[33] So Hermann Kopp: Sonst und jetzt in der Chemie. Ein populärwiss. Vortrag, Braunschweig 1867, in der SPD-Bibliothek den Marx-Büchern zugeordnet, Besitzvermerk „C. Schorlemmer“. (Siehe Die Bibliotheken von Karl Marx und Friedrich Engels. Annot. Verzeichnis des ermittelten Bestandes, in: MEGA² IV/32, Nr. 685.) So auch Ad. Wurtz: Histoire des doctrines chimiques depuis Lavoisier jusqu’à nos jours“, Paris, Londres, Leipzig 1869, mit Marginalien auf 158 (!) Seiten. (Siehe ebenda, Nr. 1432.)

[34] MEW 33, S. 311–313.

[35] Siehe MEGA² II/6, S. 1199, Var. 308.43.

[36] Siehe MEGA² II/7, S. 262.

[37] Eugen Dühring: Kritische Geschichte der Nationalökonomie und des Socialismus, 2. theilw. umgearb. Aufl., Berlin 1875, S. 504.

[38] Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, in: MEGA² I/27, S. 322–324.

[39] MEGA² II/8, S. 309, Fn. 205a. (In der englischen Ausgabe, MEGA² II/9, S. 266f, Fn. 210, und der 4. deutschen Auflage, MEGA² II/10, S. 278, Fn. 205a, auch so.)

[40] MEGA² II/5, S. 410, Fn. 325.

[41] MEGA² II/6, S. 477, Fn. 325.

[42] Siehe ebenda, S. 228, Fn. 31a.

[43] Siehe Engels an Marx, 10. Mai 1868, in: MEW 32, S. 84. Marx antwortete, die Daten seien von ihm (Marx an Engels, 16. Mai 1868, ebenda, S. 87f.). Belegt werden konnte das bisher nicht.

[44] Siehe Marx an Friedrich Adolph Sorge, 9. November 1871, in: MEW 33, S. 315.

[45] MEGA² II/5, S. 12.

[46] Karl Marx, Préface de la première édition, in: MEGA² II/7, S. 12.

[47] Ebenda, S. 15.

[48] Siehe Marx an Nikolai F. Danielson, 28. Mai 1872, in: MEW 33, S. 477f.

[49] Siehe Marx an Ferdinand D. Nieuwenhuis, 22. Februar 1881, in: MEW 35, S. 161.

[50] Siehe Kuczynski: Work in Progress – »Das Kapital«. … S. 61.

[51] MEGA² II/7, S. 380, Fn. 229 „Der hervorragende Staatsmann verwechselt hier die Spinnmaschine mit dem mechanischen Webstuhl, was uns indes wenig rührt.“

[52] MEW 17, S. 322 und 325.

[53] MEGA² II/8, S. 430.

[54] MEGA² II/4.1, S. 558, Erl. 133.5.

[55] Siehe MEGA² II/7, S. 775f.

[56] Siehe ebenda, S. 848, ad Textstelle 380.40–42.

[57] Siehe MEGA² II/8, S. 1179, Erl. 430.49.

[58] Siehe MEGA² II/11, S. 367.

[59] Siehe MEGA² II/7, S. 505, Fn. 27, und II/8, S. 547, Fn. 21b.

[60] Siehe MEGA² II/5, S. 67–69.

[61] MEGA² II/11, S. 9, und II/4.3, S. 290.

[62] Siehe MEGA² II/7, S. 380.

[63] MEGA² II/7 äußert sich dazu nicht, erst in MEGA² II/8 bis II/10 wird in Erläuterungen zur Textstelle mitgeteilt, dass es diese Stelle in „Oliver Twist“ nicht gibt.

[64] Siehe MEGA² II/8, S. 430, II/9, S. 386, und II/10, S. 398.

[65] Siehe MEGA² II/4.3, S. 290, Fn. 2. – Mir ist es bei der Bearbeitung des Bandes nicht gelungen, das Witzblatt zu finden.

[66] Siehe Karl Marx: [a]Verzeichnis der Veränderungen für den ersten Band des „Kapitals“, [b] Verzeichnis der Veränderungen für eine amerikanische Ausgabe des ersten Bandes des „Kapitals“, in: MEGA² II/8, S. 7–36.

[67] In der Einführung zu MEGA² II/4.3, S. 432f, wird über Marx’ Absicht berichtet, die Wertformel umzugestalten. Die Symbole für die Wertbestandteile konstantes Kapital (c), variables Kapital (v) und Mehrwert (m) sollten anders als im 1. Band des „Kapitals“ nicht mehr über den Zahlen stehen, sondern dahinter. Das sei bequemer, war aber sicher der dringende Wunsch der Druckerei. Marx hatte Engels im April 1868 über diese Änderung informiert, und auf der jeweils 1. Seite von Manuskript II und IV zum 2. Buch auch seine Leser. Er korrigierte 1868 in mehreren Manuskripten die Schreibweise der Formel. Zunächst hätte diese Änderung in der 2. Auflage von Band 1 vorgenommen werden müssen. Nichts dergleichen geschah. Bei den späteren Texten zum 2. Buch nach 1876 war Marx die Schreibweise der Formel gleichgültig.

[68] Im 6. Kapitel zur Akkumulation erklärt Marx zur ursprünglichen Akkumulation: „Wie sie selbst entspringt, brauchen wir hier nicht zu untersuchen. Genug, sie bildet den Ausgangspunkt.“ (MEGA² II/5, S. 503.) Siebzig Seiten später wird sie doch abgehandelt.

[69] Siehe Karl Marx, Das Kapital, Buch 2 […] Abschnitt 1 (Manuskript V), in: MEGA² II/11, S. 556–658.

[70] Siehe Karl Marx, Das Kapital, Buch 2 […] Zu benutzende Textstellen früherer Darstellungen Manuskript I bis IV), in: MEGA² II/11, S. 525–548.

[71] Siehe Karl Marx, Das Kapital (Ökonomisches Manuskript 1863–1865), Buch 2 (Manuskript I), in: MEGA² II/4.1, S. 141–160.

[72] Siehe Marx, […] Zu benutzende Textstellen […], S. 525–529.

[73] Siehe MEGA² II/11, S. 557.

[74] Siehe Karl Marx, Das Kapital, Buch 2 […] Abschnitt 1 (Manuskript V), ebenda, S. 564–573, 618f und 631f.

[75] Siehe MEGA² IV/32, Nr. 340.

[76] Siehe MEGA² I/27, S. 1371–1377.

[77] Karl Marx: Lohn, Preis und Profit, in: MEW 16, S. 118.

[78] S. 452, Fn. 93.

[79] Diese Publikation enthält eine Erklärung der gebräuchlichsten kaufmännischen Abkürzungen für Münzen, Maße und Gewichte sowie eine Übersicht über die im Buch vorkommenden Münzen, Maße und Gewichte und deren gegenseitige Umrechnung.

[80] MEW 31, S. 324.

[81] MEGA² II/10, S. 24*.

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