Harald Werner (1940 – 2023)

Eingestellt, 29.12.2023

29.12.2023

Mit Harald Werner verliert Z einen Freund und Genossen, der der Zeitschrift seit Beginn ihres Erscheinens als Autor, Berater und Weggefährte verbunden war. Die marxistische Linke verliert mit ihm einen umfassend gebildeten kritischen Intellektuellen, einen zeitlebens engagierten gewerkschaftlichen und politischen Aktivisten und Funktionär, dem sie dank seiner theoretischen Arbeit eine Reihe von bemerkenswerten Beiträgen zur marxistischen Persönlichkeits- und Subjekttheorie sowie zur Theorie der Arbeiterbildung verdankt.

Harald Werner (13.8.1940 bis 23. 12. 2023) war gelernter Stahlbauschlosser und arbeitete später nach entsprechender Fortbildung in der alten BRD als Journalist, eine Tätigkeit, die er wegen „Linksradikalismus“ verlor. 1970 nahm er ein Studium an der PH, dann Universität Oldenburg auf und war nach seiner Promotion 1977 Lehrbeauftragter an den Unis in Oldenburg und Bremen. 

Harald Werner hatte 1972 die SPD verlassen und war Mitglied und bald auch Funktionsträger der DKP geworden, was ihm 1983 ein Berufsverbot seitens der niedersächsischen Landesregierung eintrug. Harald wechselte in den hauptamtlichen Apparat der DKP, verlor seine Funktionen aber 1988 in den parteiinternen Auseinandersetzungen wegen seines Engagements für die Erneuerung der DKP und seines positiven Bezugs auf die Perestroika. 1989/1990 gehörte er zu den Mitbegründern der PDS in Bremen, deren gewerkschaftspolitischer Sprecher auf Bundesebene er zeitweilig war. In den 1990er Jahren war er in verschiedenen Funktionen aktiv für die PDS, zunächst in Bremen, dann in Bonn, wohin er seiner Frau Heidi Knake-Werner folgte, die Bundestagsabgeordnete der PDS war, und schließlich in Berlin. Von 2006 bis 2012 war er Mitglied des Parteivorstands der Partei Die Linke und gewerkschaftspolitischer Sprecher dieses Gremiums.

In seinen theoretischen Arbeiten zur marxistischen Subjekt- und Persönlichkeitstheorie stand Harald Werner in enger Beziehung zur Holzkamp-Schule der „Kritischen Psychologie“. Seine Arbeit „Individualität, Bewusstsein, politische Kultur. Einführung in die Sozialpsychologie revolutionärer Politik“ (Marburg 1988) umreißt das Themenfeld, das er beackerte.

Dazu veröffentlichte er eine enorme Fülle von wissenschaftlichen und theoretischen Arbeiten, darunter viele in Publikationen des Instituts für marxistische Studien und Forschungen (IMSF) in Frankfurt am Main und, seit den 1990er Jahren, in Z. Von 1979 bis 1983 war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Jahrbücher des IMSF. In diesen Bänden finden sich mehrere Beiträge von ihm zum Klassenbewusstsein der bundesdeutschen Arbeiterklasse. Ein Sammelband aus dem Jahr 1990, der noch aus Studien des IMSF hervorging, enthält seinen Artikel zur Handlungsfähigkeit der Arbeiterklasse in der Umbruchperiode.

Auch die Zeitschrift Marxistische Erneuerung zählte Harald Werner von Anfang an zu ihren Unterstützern, Beratern und Autoren. Von der ersten Z-Ausgabe an (März 1990) bis zu seinem Tode war er Mitherausgeber bzw. Mitglied des Redaktionsbeirats der Zeitschrift und immer wieder auch deren Autor. In Heft 6 (1991) findet sich sein Beitrag „Wer soll das alles ändern? Auf der Suche nach dem historischen Subjekt“. Seine letzte größere Arbeit für Z datiert auf das Jahr 2018. Die Ausgabe 113 enthält seinen Beitrag „Vom Lohnsklaven zum ‚Arbeitskraftunternehmer‘ – Der historische und strukturelle Wandel kapitalistischer Ausbeutung“.

Haralds politische Interventionen im Rahmen der PDS bzw. der Linken können auf seiner Homepage (www.harald-werner-online.de) eingesehen werden. Eine Zusammenstellung seiner Arbeiten für das IMSF und für Z findet sich im angefügten Download.