Prekarisierung, Soziale Desintegration, Gesundheitsverschleiß

Die Arbeitswelt von heute – Belastungswandel, gesundheitliche Folgen, Interventionsbedarf

September 2005

In dem Maße, wie mit dem Vordringen des Neoliberalismus Markt und Konkurrenz zu alleinigen Maßstäben für die Entgelt-, Leistungs- und Arbeitsbedingungen wurden, berührte dies auch die Möglichkeiten der gesundheitsgerechten Gestaltung der Arbeit. Zwar wurde mit dem Arbeitsschutzgesetz von 1996, das auf der EG-Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz des Jahres 1989 beruht, die rechtliche Grundlage für eine humane Arbeitsgestaltung geschaffen. Doch wurde die praktische Umsetzung dieses innovativen Ansatzes mehrfach durchkreuzt. Durch die Transformation des keynesianischen Wohlfahrts- zum angebotspolitischen Wettbewerbsstaat verschlechterten sich die Bedingungen zur Realisierung dieser neuen Optionen[1]. Die von Seiten des Staates betriebenen und geförderten Deregulierungsstrategien konterkarierten den im Arbeitsschutzgesetz enthaltenen Reformansatz. Parallel dazu wirkten die gleichzeitige rasche Veränderung der technisch-materiellen Grundlagen des Arbeitsprozesses etwa durch die Verbreitung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien und Veränderungen in der Arbeitsorganisation unter dem Druck von Globalisierung und Konkurrenz als Katalysator einer Entwicklung, die die gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeit und das System des Arbeits- und Gesundheitsschutzes als bürokratisches Standorthemmnis erscheinen ließen, denen mit „Bürokratieabbau“ und „Deregulierung“ zu begegnen sei. Damit konnte sich eine neue Belastungskonstellation in der Arbeitswelt praktisch ungehindert herausbilden und verfestigen, ohne dass ihr ein ausreichendes sozialpolitisches Korrektiv entgegen gestellt worden wäre.

I. Entwicklungstendenzen der Arbeitsbedingungen
und -belastungen

Der oberflächliche Blick auf die Gesundheitsrisiken der heutigen Arbeitswelt mag zunächst ein positives Bild vortäuschen: Amtliche Statistiken wie etwa der jährliche „Unfallverhütungsbericht“ der Bundesregierung oder Daten der Berufsgenossenschaften zeigen seit Jahren einerseits einen stetigen Rückgang der Arbeitsunfälle und des Berufskrankheitengeschehens an. Ursächlich dafür sind aber weniger Erfolge in Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung als vielmehr der technisch-arbeitsorganisatorische Strukturwandel (Bedeutungsverlust der unfall- und krankheitsträchtigen Altindustrien, neue Technologien, Bedeutungszuwachs von Branchen wie öffentlicher Dienst, privater Dienstleistungsbereich, Gesundheitswesen, Handel) und Veränderungen in der Beschäftigtenstruktur (Zunahme von Angestelltentätigkeiten, höherer Beschäftigungsanteil von Frauen, verbunden mit Teilzeitarbeit) usw. Auch der Krankenstand befindet sich seit Jahren auf extrem niedrigem Stand. Darin widerspiegelt sich jedoch kaum der Gesundheitsstand der Beschäftigten als vielmehr die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und der „healthy worker effect“ der Herausdrängung Älterer und Kranker aus dem Arbeitsleben.

Von einer „gesunden“ Arbeitswelt kann jedoch ungeachtet des schönen Scheins kaum die Rede sein. Denn die in den „Unfallverhütungsberichten“ ebenfalls zusammengetragenen Daten und Fakten über das beträchtliche Ausmaß arbeitsbedingter Erkrankungen unterhalb der Ebene meldepflichtiger Versicherungsfälle weisen auf nach wie vor hohe Potenziale physischer und psychischer Gesundheitsrisiken in der Arbeitswelt hin[2].

Von insgesamt gesunkenen Arbeitsbelastungen kann in Deutschland langfristig nicht ausgegangen werden; vielmehr sind in einigen wesentlichen Bereichen des Belastungsspektrums steigende Anteile von Beschäftigten zu verzeichnen, die ständigen und hohen körperlichen und psychischen Belastungen bei der Arbeit – und teilweise einer Kombination von beidem – ausgesetzt sind: Die Arbeit ist nicht leichter geworden.[3]

Körperliche Belastungen bleiben auf hohem Niveau

Zwar hat sich, bedingt durch den Wandel der Wirtschafts- und Branchenstrukturen, das Spektrum der körperlichen Belastungen bei der Arbeit verändert, aber: Körperlich schwere und belastende Arbeit ist nach wie vor weit verbreitet. Die seit 1979 vierte und bisher neueste Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der (ehemaligen) Bundesanstalt für Arbeit – sie bezieht sich auf das Jahr 1998/99 – gibt darüber umfassenden Aufschluss und ermöglicht auch Trendvergleiche.[4]

So stieg gegenüber 1985/86 der Anteil derjenigen, die schwere Lasten heben und tragen müssen, von 21,4% auf 26,2%. Arbeiten im Stehen betrifft 60% (1985/86: 56%), Arbeit unter Zwangshaltungen 19% (15%). In der modernen Informations- und Dienstleistungsgesellschaft sind also trotz aller technischen und organisatorischen Fortschritte solche antiquierten Arbeitsformen nach wie vor ein Massenphänomen! Ein etwas differenzierteres Bild zeigen die BIBB/IAB-Untersuchungen bei den körperlichen Umgebungsbelastungen. Geringfügige Abnahmen verzeichnen Belastungsfaktoren wie Arbeiten bei Kälte, Hitze, Nässe (19%, 1985/86 20,2%) und Arbeiten mit Öl, Fett, Schmutz (von 20% auf 18%). Etwa konstant geblieben sind Belastungen durch Rauch, Staub, Gase, Dämpfe (gut 15%) oder durch Erschütterungen, Stöße, Schwingungen (gut 6%). Die deutlichste Abnahme bei den Umgebungsbelastungen betrifft Lärm, was vor allem an technischen Verbesserungen liegt: Hier ging der Anteil der Betroffenen von 26% auf 20% zurück – allerdings sind das immer noch 7 Millionen Menschen.

Eine repräsentative Studie des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums für das Jahr 2004[5] zeigt, wie parallel zur Abnahme der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe und in der Landwirtschaft und zur Zunahme des Erwerbstätigenanteils im Dienstleistungssektor die schweren körperlichen Belastungen teilweise zurücktreten, aber in den übrigen Branchen weiterhin einen hohen Stellenwert einnehmen. Unter den zwölf am häufigsten genannten Belastungsfaktoren befanden sich vier physische: körperliche Zwangshaltungen, Lärm, ungünstige klimatische Bedingungen und körperlich schwere Arbeit. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fasst zusammen, „dass es vor allem die Beschäftigten in den Handwerks- und verwandten Berufen im Güter erstellenden Bereich sind, die sowohl im Hinblick auf die Verbreitung von körperlich schwerer Arbeit als auch von Umgebungsbelastungen eine bedenkliche Spitzenposition einnehmen“[6]. Vor allem in den Bergbauberufen, im produzierenden Bereich der Metall-, Chemie- und Elektroindustrie, bei den Bau- und Ausbau-, den Holzverarbeitungs- und Malerberufen, in den Bereichen Logistik und Verkehr sind die körperlichen Belastungen mindestens eineinhalb mal so hoch wie im Durchschnitt. So lag z.B. die Belastung durch Lärm (häufig oder praktisch immer) bei den Bergleuten, Metallerzeugern und -verarbeitern bei 70%, bei den Schmieden, Schlossern und Installateuren bei 57%, bei den Baubeschäftigten bei 53% – gegenüber dem Durchschnitt von rund 20%. Rückgänge finden sich hier kaum, bei den Bauberufen hat die Belastung sogar zugenommen.

Allerdings sind der gleichen Studie zu Folge auch in weiten Teilen des Dienstleistungsbereichs hohe und teilweise überdurchschnittliche körperlich belastende Arbeits- und Umgebungsbedingungen vorzufinden. So weit körperliche Belastungen zurückgehen oder stagnieren, „geht das auf den beruflichen Strukturwandel zurück und nicht auf genuine Verbesserungen des Arbeitsschutzes“.[7]

Psychische Belastungen nehmen zu

Ausnahmelos alle Daten und Untersuchungen belegen für die vergangenen Jahre eine teilweise drastische Zunahme der psychischen Belastungen im Arbeitsleben. Diese Tendenz betrifft durchgängig alle Beschäftigten und alle Wirtschaftsbereiche. Stress, Arbeitsverdichtung und wachsendes Arbeitstempo prägen die gesamte durchrationalisierte und flexibilisierte Arbeitswelt. Die genannte BIBB/IAB-Studie zeigt für die Bundesrepublik: Sowohl Produktionsarbeiter als auch Angestellte arbeiten in hohem und wachsendem Maße unter Leistungs- und Termindruck, müssen vielfach mehrere Arbeiten gleichzeitig bewältigen, haben häufige Unterbrechungen bei der Arbeit zu verkraften, fürchten wegen hoher finanzieller Risiken bereits kleine Fehler, müssen sich ständig in neue Aufgaben hineindenken und arbeiten permanent bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Termin- und Leistungsdruck ist demnach der am meisten verbreitete Stress auslösende Faktor: 48,9% der Beschäftigten, also fast die Hälfte, fühlten sich dem häufig oder immer ausgesetzt, im Unterschied zu 44% im Jahr 1985/86.

Die Studie „NRW 2004“ bestätigt diese schon etwas älteren Befunde: Unter den „Top Ten“ der Belastungsfaktoren beziehen sich sieben auf den psychischen Bereich. Mindestens die Hälfte der Beschäftigten fühlt sich demnach (ziemlich oder stark) belastet durch hohe Verantwortung, hohen Zeitdruck, Überforderung durch die Arbeitsmenge, Ärger und Konflikte mit Kunden/Patienten. Einen hohen Rang nimmt auch die Angst vor Arbeitsplatzverlust ein. Gegenüber 1999 gibt es bei Zeitdruck, Überforderung und Konflikten mit Kunden/Patienten eine deutliche Zunahme. Insgesamt, so wird in der Studie eingeschätzt, ist deswegen das Belastungsniveau der Beschäftigten gegenüber 1999 „unverändert“[8].

Kumulation von Belastungen

Diese verschiedenen psychischen Belastungen treten außerdem nicht isoliert auf, sondern kumulieren zu einem ganzen Belastungskomplex, zu dem körperliche Belastungen hinzukommen. Nach der BIBB/IAB-Studie erklärten 36% der Befragten, ständig mit 3 bis 5 solcher Belastungen konfrontiert zu sein – z.B. häufig verschiedene Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen, und zwar unter starkem Zeit- und Leistungsdruck. Die Studie stellte außerdem fest, dass dort, wo Stress und Arbeitsdruck zunehmen, auch eine Zunahme der körperlichen Belastungen verzeichnet wird. Fast ein Viertel (24,2%) der Beschäftigten berichtet von ständigen oder häufigen Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit (1985/86: 15,9%) – ein besonders starker Belastungsfaktor, wenn man unter Zeit- und Leistungsdruck steht.

Die Arbeitszeiten werden länger

Einen recht guten Überblick über die Entwicklung der Arbeitszeiten und die Verbreitung flexibler Arbeitszeitformen gibt der jährliche Mikrozensus des Statistischen Bundesamts. Die Arbeitszeit – und zwar ihre Dauer ebenso wie ihre Lage und Verteilung – hat wesentlichen Einfluss auf die Arbeitsbelastungen, verstärkt ggf. diese Belastungen und kann selbst bei ungünstiger Gestaltung zum Belastungsfaktor werden.

Der Mikrozensus 2004[9] konstatiert einen Wiederanstieg der durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitszeit. Seit 1991 war die durchschnittlich geleistete Wochenarbeitszeit der Erwerbstätigen in Deutschland zurückgegangen – bis 2003 von 38,4 auf 35,8 Stunden. 2004 wurden dann durchschnittlich 36 Wochenstunden verzeichnet. Die normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit bei Männern stieg zwischen 2003 und 2004 von 40,0 auf 40,3 Stunden (altes Bundesgebiet), in den neuen Ländern von 39,8 auf 40,1 Stunden.

Dieser Befund deckt sich z.B. mit Untersuchungen des Gelsenkirchener Instituts Arbeit und Technik (IAT), die zeigen, dass die faktische durchschnittliche Normalarbeitszeit der abhängig beschäftigten Vollzeitarbeitskräfte inzwischen bei gut 40 Stunden liegt[10]. Eine Ende Juli 2004 vorgelegte Untersuchung des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums, die das Kölner ISO-Institut erarbeitete, kommt zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland derzeit schon rund 42 Stunden erreicht[11]. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat schon für 2003 die 42,4-Stunden-Woche als tatsächlich geleistete Arbeitszeit errechnet[12]. Inzwischen zeigt sich unter dem Druck der Arbeitgeber die Tendenz, wieder längere tarifliche Arbeitszeiten zu vereinbaren, so etwa durch eine einstündige Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden in der Bauwirtschaft.

Es liegt auf der Hand, dass die Verlängerung der Arbeitszeiten die oben genannten physischen und psychischen Belastungen erhöht. Die Erhebungen des BIBB/IAB belegen das: Lange Arbeitszeiten stellen nicht nur selbst eine Belastung dar, sondern sind in der Regel auch mit einem größeren Ausmaß der beschriebenen physischen und psychischen Belastungen verbunden.[13] Mit zunehmender Wochenarbeitszeit steigt der Anteil der Beschäftigten, die häufig oder praktisch immer mit physischen und psychischen Belastungen konfrontiert sind. So tritt z.B. der Belastungsfaktor „Arbeiten unter Termin- und Leistungsdruck“ mit zunehmender Wochenarbeitszeit immer häufiger auf. Oder anders formuliert: Je länger die wöchentliche Arbeitszeit ist, desto höher ist der Zeitdruck. Arbeitswissenschaftler vertreten deshalb zu Recht die Auffassung, dass gesundheits- und sozialverträgliche Arbeitszeitgestaltung eine sinnvolle Begrenzung der Arbeitszeit einschließen muss.[14]

„Besondere“ Arbeitszeiten sind nichts Besonderes mehr

Besondere Flexibilität erfordern Arbeitszeiten, die auf das Wochenende und auf Feiertage fallen, ebenso Nacht- oder Schichtarbeit. 2004 arbeiteten nach dem Mikrozensus 2005 in Deutschland 17,3 Millionen Erwerbstätige ständig, regelmäßig oder gelegentlich am Wochenende, in der Nacht oder in Wechselschichten. Gegenüber 1991 war das ein Zuwachs um 1,6 Millionen Personen. Bei gleichzeitig sinkender Erwerbstätigkeit vergrößerte sich ihr Anteil an allen Erwerbstätigen um 7% auf 49% – und zwar bei Männern und Frauen gleichermaßen. 2004 hatten schon 53% der Männer und 43% der Frauen Arbeitszeiten, die von den klassischen Regelarbeitszeiten abwichen.

Bei Frauen fallen hohe Zuwachsraten bei gelegentlicher Samstagsarbeit (plus 64% gegenüber 1991) und bei gelegentlicher Sonn- und Feiertagsarbeit auf (plus 65%). Das betrifft heute 2,6 Millionen bzw. 1,6 Millionen Frauen. Die Zahl der Frauen, die gelegentlich nachts arbeiten, ist von 443.000 1991 um fast 35% auf 597.000 gestiegen. Auch bei Männern haben gelegentliche Samstagsarbeit (4,9 Millionen) und Sonn- oder Feiertagsarbeit (3,0 Millionen) zugenommen. Die Zuwachsraten liegen hier bei 18% bzw. 21%. Zugleich verringerte sich die Zahl der Männer, die im Schichtbetrieb arbeiten. 2004 leisteten 2,6 Millionen Männer ständige oder regelmäßige Schichtarbeit – 23% weniger als 1991. Eine ähnliche Tendenz ist bei Nachtarbeit zu verzeichnen. Mit einem Minus von 21% gegenüber 1991 sank die Zahl auf 1,9 Millionen.

Unter den genannten flexiblen Arbeitsformen spielt bei Frauen und Männern die ständige oder regelmäßige Wochenendarbeit die größte Rolle. Jede vierte Frau und beinahe jeder vierte Mann (23%) arbeiteten 2004 ständig oder regelmäßig samstags. Jeweils 12% arbeiteten an Sonn- oder Feiertagen. In der Studie von Fuchs/Conrads wird zu diesem Komplex mit Recht kritisch angemerkt, dass der Mikrozensus stets auf die Erhebung von Abendarbeit etwa zwischen 19 und 23 Uhr verzichtet – Arbeitszeiten, die die private Zeitorganisation der Beschäftigten stark tangieren und selbst als zusätzlicher Belastungsfaktor wirken.[15] 2004 arbeiteten nach dem Mikrozensus 52% der abhängig Beschäftigten in einer flexiblen Arbeitsorganisation, während noch 48% einen mit Beginn und Ende fest strukturierten Arbeitstag hatten. 54% der Männer und 49% der Frauen arbeiteten nach variablen Arbeitszeitmodellen.

Belastungen durch Flexibilisierung

Ähnlich wie überlange Arbeitszeiten wirken sich auch flexible Arbeitszeitmodelle häufig verstärkend auf die Belastungssituation aus. Denn hier sind nicht nur ggf. die Länge, sondern auch Lage und Verteilung der Arbeitszeit gesundheitlich und sozial ungünstig. Beschäftigte mit tatsächlichen Arbeitszeiten über 40 Stunden und Beschäftigte mit Schicht-, Nacht- oder Wochenendarbeit geben überdurchschnittlich häufig an, unter gesundheitlichen Beschwerden zu leiden.[16] Beschäftigte mit langen Arbeitszeiten klagen überdurchschnittlich häufig über Nervosität (27%). Beschäftigte, die regelmäßig Schicht und/oder Nachtarbeit leisten, sind zu 26% und damit überdurchschnittlich häufig von Schlafstörungen betroffen. Beschäftigte, die ihre Pausenzeiten angesichts der alltäglichen Arbeitsbelastung als zu knapp beurteilen, sind deutlich häufiger von gesundheitlichen Beschwerden betroffen als Beschäftigte mit ausreichenden Pausenzeiten.

In der Mikrozensuserhebung 2003 des Statistischen Bundesamtes wurde u.a. der Zusammenhang von Arbeitszeit und Gesundheitszustand der Erwerbstätigen untersucht, wenn auch leider nur streiflichtartig.[17] Dabei ergab sich: Beschäftigte mit unregelmäßigen Arbeitszeiten oder Schichtarbeit sind nach eigener Einschätzung häufiger krank oder unfallverletzt (8,4%) als Erwerbstätige mit regelmäßigen Arbeitszeiten (7,6%). Sie führen ihre Krankheit auch häufiger auf Arbeitseinflüsse zurück.

Eine aktuelle Studie von Janßen und Nachreiner[18] zeigt: Wenn flexible Arbeitsgestaltung überwiegend von Unternehmensinteressen bestimmt wird, sind – ähnlich wie bei Schichtarbeit – negative Auswirkungen auf Gesundheit und soziales Leben der Beschäftigten zu erwarten, vor allem dann, wenn die Arbeitszeiten extrem variabel und gleichzeitig lang sind. Deutliche Beeinträchtigungen von Gesundheit und Wohlbefinden wurden aber in der Studie selbst dann festgestellt, wenn die Beschäftigten über autonome individuelle Mitgestaltungsmöglichkeiten verfügten. Die Schlussfolgerung: Eine gesundheits- und sozialverträgliche Arbeitszeitgestaltung braucht – neben einer zeitlichen Begrenzung der Arbeitszeit – Vorhersehbarkeit, Verlässlichkeit, geringe Variabilität und angemessenen Einfluss der Beschäftigten auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeit. Das ist das genaue Gegenteil des vorherrschenden Trends.

Ausweitung prekärer Arbeitsverhältnisse

Prekäre, unsichere Beschäftigungsverhältnisse[19] haben sich in den vergangenen Jahren – auch durch aktive politische Unterstützung – rasant ausgebreitet, z.B. in Gestalt von befristeter Beschäftigung und Leiharbeit. Im Jahr 2000 haben rund 2,8 Millionen Menschen – das sind 9% der Beschäftigten – befristet gearbeitet. Die Tendenz ist steigend. Im gleichen Jahr waren bereits knapp 340 000 Menschen (1,5% aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten inklusive der geringfügig Beschäftigten) Leiharbeitsbeschäftigte. Über das gesamte Jahr hinweg ist diese Zahl noch höher. Hinzu kommen Scheinselbstständigkeit, geringfügige Beschäftigung, Arbeit auf Abruf, Projektarbeit, Saisonarbeit, viele Formen der freien Mitarbeit, Arbeitsverhältnisse im Niedriglohnsektor, in unterschiedlichem Maße auch Heim- und Teilzeitarbeit. Teilweise verdrängen prekäre Arbeitsverhältnisse reguläre Beschäftigung.

In ihrem Kern bedeutet die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse in besonderem Maße die langfristige Verdrängung und Zerstörung von mühsam durchgesetzten Standards und Rechten aller Beschäftigten, auch im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen leiden häufiger unter Gesundheitsbeschwerden und arbeitsbedingten Erkrankungen, weil sie schlechtere Arbeitsbedingungen vorfinden, weil es für sie schwieriger ist, auf ihren Rechten zu bestehen, aber auch weil sie unter der Unsicherheit ihrer Beschäftigung und der mangelnden Planbarkeit ihrer Lebenssituation selbst leiden.

Unter dem Druck von Prekarisierung und drohender Arbeitslosigkeit sind aber auch die „sicher“ Beschäftigten häufig bereit, auf Rechte zu verzichten und eine zunehmende Verschlechterung ihrer Arbeits- und Einkommensbedingungen hinzunehmen. Prekarisierung wirkt somit disziplinierend und verunsichernd auf die Sphäre der Normalarbeitsverhältnisse zurück, vertieft Spaltungen zwischen Kern- und Randbelegschaften und erschwert das Eintreten für erreichte soziale Standards, etwa in der Arbeitszeitgestaltung, und z.B. auch für den Arbeits- und Gesundheitsschutz.

II. Gesundheitliche Folgen des Belastungswandels

Der skizzierte Wandel der Arbeitsbedingungen und -belastungen lässt sich nur bedingt und vielfach eher indirekt an kurz- und mittelfristig wirksam werdenden gesundheitlichen Auswirkungen in der Bevölkerung ablesen. Ursächlich hierfür ist u.a., dass Krankheiten selten monokausaler, meistens hingegen multikausaler Natur sind, dass sie – gerade wenn es sich um chronisch-degenerative Erkrankungen handelt – eine lange Entwicklungsdauer haben und dass Individuen und soziale Gruppen mit Belastungen, Krankheitssymptomen und beginnenden akuten Erkrankungen sehr unterschiedlich umgehen, d.h. im Bedarfsfall gesundheitserhaltende und -fördernde Ressourcen in unterschiedlichem Umfang mobilisieren können. Insofern müssen kurzfristig wirksam werdende Verschlechterungen in Teilbereichen der Arbeitsbedingungen nicht „naturnotwendig“ und „automatisch“ auch zu einer statistisch und ablesbaren Verschlechterung des Gesundheitszustands in Teilen der Bevölkerung führen. Die möglichen langfristigen negativen gesundheitlichen Auswirkungen struktureller Veränderungen in der Arbeitswelt bzw. in Teilbereichen der Arbeitsbedingungen werden zudem von teilweise in der Wirkungsrichtung gegenläufigen Entlastungseffekten kompensiert, die ihre Ursachen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Arbeitswelt haben können. Insofern muss nicht überraschen, dass etwa die nachfolgend skizzierten Befunde zum Gesundheitszustand der Bevölkerung in Deutschland, die auf repräsentativen Bevölkerungsumfragen, dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes, beruhen, eher eine langfristige Verbesserung der gesundheitlichen Verhältnisse als Verschlechterungen signalisieren. Gleichwohl weisen sie auf deutliche soziale Differenzierungen hin und geben zumindest größenordnungsmäßig Auskunft darüber, wie „the long arm of the job“ die gesundheitlichen Verhältnisse beeinflusst.

Jede/r Neunte ist krank ...

Nach den Ergebnissen der Mikrozensuserhebungen des Statistischen Bundesamtes gaben über die letzten drei Jahrzehnte zwischen 1974 (Westdeutschland) und 2003 (Deutschland) ca. 11-15% der Bevölkerung an, innerhalb der letzten vier Wochen vor dem Befragungstag krank oder unfallverletzt gewesen bzw. noch zu sein.[20] Langfristig gesehen ist die Entwicklungstendenz der Krankheitshäufigkeit rückläufig, wenngleich von 1999 auf 2003 wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen war. Die langfristigen Rückgänge der Krankheitshäufigkeit sind in den oberen Altersgruppen wesentlich stärker ausgeprägt als in den unteren Jahrgängen. Insbesondere für die ältere Bevölkerung über 65 Jahren muss dies jedoch nicht unbedingt bzw. allein eine tatsächliche Verbesserung des Gesundheitszustandes widerspiegeln, sondern könnte auf die Freiwilligkeit der Teilnahme an den Gesundheitserhebungen zurückzuführen sein. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Freiwilligkeit der Beteiligung an der Befragung gerade unter chronisch Kranken, Behinderten und alten Menschen zu Selekti­onseffekten führt, d.h. dass sich gerade diese Bevölkerungsgruppen in geringerem Maße an der Erhebung beteiligt haben.

Im Mai 2003 gaben 11,2% der Bevölkerung (hochgerechnet 7,9 Mio. Personen) in Deutschland an, krank (10,4%) oder unfallverletzt (0,7%) zu sein bzw. gewesen zu sein. Gegenüber der letzten Mikrozensuserhebung im Jahr 1999 (10,7% Kranke und Unfallverletzte) hat sich die Krankenrate um 0,4 Prozentpunkte erhöht, während die Unfallverletztenrate unverändert blieb. Allerdings stieg die absolute Zahl der Kranken und Unfallverletzten um rund 275.000 an.

Die Krankheitsraten steigen – von den Altersgruppen unterhalb von 20 Jahren abgesehen – mit zunehmendem Alter an. Während der Anteil der Kranken und Unfallverletzten an der Bevölkerung bei den unter 15-Jährigen 4,8% (1999: 4,8%) und den 15- bis 39-Jährigen 6,6% (1999: 6,4%) betrug, lag er bei den 40- bis 64-Jährigen bei 11,6% (1999: 11,4%) und bei den 65-Jährigen und Älteren bei 22,8% (1999: 22,8%). Jenseits des 55. Lebensjahres weisen alle höheren Altersgruppen überdurchschnittliche Krankheitsraten auf. Die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren erreicht etwa das Doppelte des Bevölkerungsdurchschnitts, die der über 75-Jährigen allein das Zweieinhalbfache.

... und jede/r Fünfzehnte ist chronisch krank

Als insgesamt beträchtlich muss die Zahl derjenigen Personen angesehen werden, die nach den Kriterien des Mikrozensus als Langzeit- oder chronisch Erkrankte gelten können, also länger als sechs Wochen unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen litten: Im Mai 2003 traf dies auf 58% der Kranken und Unfallverletzten, hochgerechnet 4,6 Millionen Menschen, zu. Dies waren rund 400.000 Personen mehr als noch 1999. Bei der weit überwiegenden Mehrheit dieser Langzeiterkrankten, etwa vier Fünfteln, dauerten die gesundheitlichen Beeinträchtigungen bereits ein Jahr oder länger an. Die Langzeitkranken sind demnach mehrheitlich Personen mit tatsächlichen langwierigen oder dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Bezogen auf die gesamte Bevölkerung mit Angaben über die Gesundheit machten die chronisch Kranken 2003 einen Anteil von 6,5% aus, d.h. jede/r Fünfzehnte in der Bevölkerung der Bundesrepublik kann als chronisch krank gelten.

Der Anteil der chronisch Kranken an der Bevölkerung nimmt mit steigendem Alter stark zu. Bemerkenswert ist dabei, dass sich auch bereits in den mittleren Altersjahrgängen nennenswerte Anteile chronisch Kranker an der Bevölkerung finden: 2003 waren 0,7% der unter 15-Jährigen, 2,1% der 15- bis unter 40-Jährigen, 7,2% der 40- bis unter 65-Jährigen und 17,3% der 65-Jährigen und Älteren chronisch krank.

Der Anteil der chronisch Kranken und Unfallverletzten an der Bevölkerung bewegte sich zwischen 1974 und 2003 zwischen 6 und 10%. Langfristig zeichnet sich ein Rückgang des Anteils chronisch Kranker und Unfallverletzter an der Bevölkerung ab. Seit dem Beginn der neunziger Jahre stagniert diese Entwicklung allerdings; im Jahr 2003 waren gegenüber 1999 in beinahe allen Altersgruppen wieder leicht steigende Raten chronisch Kranker zu verzeichnen. Langfristig deutlich rückläufig sind die Anteile chronisch Kranker an der Bevölkerung insbesondere in der obersten Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren, während die Entwicklungstendenz in den unteren Altersgruppen insgesamt vergleichsweise stabil ist.

Differenzierte Einschätzung der „Chronifizierungs“-Tendenzen

Folgt man den Ergebnissen des Mikrozensus, so kann demnach – zumindest rückblickend – nicht ohne weiteres von einer (in der gesundheitspolitischen Diskussion oftmals unterstellten) generellen Tendenz zur Zunahme chronischer Krankheiten in der Bevölkerung gesprochen werden. Die Entwicklungen verlaufen differenzierter. Für die oberste Altersgruppe darf auf Basis der Mikrozensusdaten die Hypothese gewagt werden, dass dieser Teil der Bevölkerung im Zeitverlauf sogar gesünder geworden ist. Dies muss allerdings vor dem Hintergrund der Tatsache, dass allmählich die gesundheitlichen Folgen zweier Weltkriege aus der deutschen Bevölkerung „herauswachsen“, nicht weiter verwundern. Zudem spiegeln sich hierin langfristig wirkende Verbesserungen im Bereich der Lebens- und Arbeitsbedingungen, die zu einer deutlichen Zunahme der Lebenserwartung nicht nur der Neugeborenen, sondern in den letzten Jahrzehnten insbesondere auch der mittleren und oberen Altersgruppen geführt haben. Zwar muss eine verlängerte Lebenserwartung nicht zwangsläufig auch mit einer quasi automatischen Verbesserung des Gesundheitszustands der Bevölkerung aller Altersgruppen einhergehen; doch es gibt vielerlei Anzeichen dafür, dass sich schwere und chronische Krankheiten, Behinderungen und Pflegebedürftigkeit als Massenphänomene zusehends in die allerobersten Altersgruppen verschieben, dort also komprimiert auftreten.

Gerade hieraus könnte sich jedoch in der Zukunft ein Trend zur Zunahme chronischer Krankheit im gesamtgesellschaftlichen Maßstab ergeben: Denn in den nächsten Jahrzehnten wird sich, folgt man der jüngsten Modellrechnung des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050 (mittlere Variante 5 der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung), in Deutschland bei einer insgesamt um knapp 10% sinkenden Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2050 die Zahl der über 65-Jährigen um mehr als 60% erhöhen. Allein die Zahl der über 80-Jährigen wird um beinahe 200% anwachsen, sich also nahezu verdreifachen.[21] Legt man die gegenwärtigen altersgruppenspezifischen Chronifizierungsraten, wie sie sich aus den jüngsten Mikrozensusdaten ergeben, zugrunde, so lässt sich ein Anstieg der Zahl chronisch Kranker (ohne Unfallverletzte) allein bis zum Jahr 2035 um knapp 30% prognostizieren; erst nach 2035 wird die Zahl der chronisch Kranken dann wieder etwas zurückgehen, aber im Jahr 2050 immer noch um etwa 20% über dem derzeitigen Niveau liegen. Bereits kurzfristig, in den kommenden fünf bis zehn Jahren, ist mit sehr stark steigenden Zahlen chronisch Kranker in Deutschland zu rechnen. Gleichzeitig wird der Anteil chronisch Kranker an der Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten deutlich über das heutige Niveau (2003: 6,5%) hinaus ansteigen und sich bis zum Jahr 2050 auf etwa 8% eingependelt haben; dann wäre etwa jede/r Zwölfte in der Bevölkerung langzeiterkrankt.[22]

Die für das vergangenen Vierteljahrhundert festgestellte Entwicklung bedeutet jedoch nicht, dass – bei sinkenden Krankheitshäufigkeiten und rückläufigen Anteilen chronisch Kranker an der Bevölkerung – der Anteil der chronisch Kranken an allen Kranken und Unfallverletzten ebenfalls sinken müsste. Dieser bewegte sich dem Mikrozensus zufolge im Zeitverlauf mit Schwankungen zwischen 49 und 67%[23]. Die Daten für die Jahre 1999 und 2003 zeigen allerdings, dass der sich seit dem Beginn der achtziger Jahre abzeichnende rückläufige Trend gebrochen ist. Wie bereits 1999 nahm auch im Jahr 2003 der Anteil der chronisch Kranken an allen Kranken und Unfallverletzten in allen Altersgruppen wieder, und das teilweise deutlich, zu und betrug im Durchschnitt 58,3%.

Soziale Differenzierung des Krankheitsgeschehens[24]

Während sich in der Mikrozensuserhebung 2003 11,2% der Gesamtbevölkerung als krank oder unfallverletzt bezeichneten, lag die Krankenrate unter den Erwerbstätigen bei lediglich 7,7%, den Erwerbslosen hingegen bei 9,2% und den Nichterwerbspersonen, unter denen sich allerdings ein hoher Anteil alter Menschen jenseits des 65. Lebensjahres befindet, bei 14,3%. Betrachtet man nur die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter – für die amtlichen Statistiker sind das die 15- bis 64-Jährigen – dann äußert sich die besondere Krankheitsbetroffenheit der Erwerbslosen in ähnlicher Weise: Die Krankheitshäufigkeit der Erwerbslosen liegt um mehr als 20% über der der Erwerbstätigen, jedoch auf dem gleichen Niveau wie der Gesamtbevölkerung. Unter den chronisch Kranken im erwerbsfähigen Alter beträgt die Differenz zwischen Erwerbstätigen (2,7%) und Erwerbslosen (5,3%) sogar fast das Doppelte, und auch gegenüber der Gesamtbevölkerung (4,8%) weisen die Erwerbslosen noch eine um etwa 10% erhöhte Krankheitshäufigkeit auf.

Diese Unterschiede insbesondere zwischen Erwerbslosen und Erwerbstätigen sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass arbeitssuchende Erwerbslose mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen weitaus schwieriger eine neue Tätigkeit finden als andere Arbeitslose. Als weiterer Grund kommt in Betracht, dass Erwerbslose, insbesondere Langzeitarbeitslose, aufgrund ihrer persönlichen Lebenssituation ihren subjektiv empfundenen Gesundheitszustand oftmals negativer beurteilen als vergleichbare erwerbstätige Personen. Gesundheitlich beeinträchtigte und kranke abhängig Beschäftigte werden demnach nicht nur häufiger als gesunde Arbeitnehmer arbeitslos, sondern Arbeitslose leiden auch häufiger unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen bzw. werden und fühlen sich häufiger krank als Beschäftigte.

Unterscheidet man die kranken und unfallverletzten Erwerbstätigen (7,7% der Bevölkerung) nach der Stellung im Beruf, so wird deutlich, dass Selbständige (5,8%), mithelfende Familienangehörige von Selbständigen (6,8%), Auszubildende (7,0%) und Angestellte (7,4%) unterdurchschnittliche, Arbeiter (8,6%) und Beamte (8,7%) hingegen überdurchschnittliche Krankheitsraten aufweisen.

Die Entwicklung der Krankheitsraten im Verlauf der letzten knapp anderthalb Jahrzehnte weist für jede der genannten Erwerbstätigengruppen per Saldo eine mehr oder minder stark sinkende Tendenz auf. Dies korrespondiert mit einer ähnlich verlaufenen Entwicklung in der Gesamtbevölkerung: Die Anteile der Kranken und chronisch Kranken an der Bevölkerung insgesamt gingen – wie oben gezeigt – zwischen 1989 (Westdeutschland) und 2003 (Gesamtdeutschland) zurück. Ungeachtet zwischenzeitlicher Schwankungen nahmen im gleichen Zeitraum die Krankheitshäufigkeiten bei den mithelfenden Familienangehörigen von Selbständigen (-36%), den Selbständigen (-34%) und Arbeitern (-30%) besonders stark ab, während sie bei den Auszubildenden (-10%), Beamten (-14%) und Angestellten (-15%) unterdurchschnittlich, gleichwohl deutlich sanken. Im Durchschnitt der Erwerbstätigen ging die Krankheitshäufigkeit um 24%, in der Gesamtbevölkerung um 18% zurück.

Ingesamt gesehen hat sich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten bei sinkenden Krankheitshäufigkeiten die Spannweite der Krankheitsraten zwischen den sozialen Gruppen etwas verringert. Relativ gesehen (d.h. gemessen am jeweiligen Durchschnitt aller Erwerbstätigen [=100]) betrug 1989 die Differenz zwischen der höchsten (Arbeiter) und der niedrigsten (Auszubildende) Krankheitsrate 45 Indexpunkte bis 2003 ist sie zwischen der Gruppe mit der höchsten (Beamte) und der mit der niedrigsten (Selbständige) Krankheitsrate auf 38 Indexpunkte gesunken. Die Spanne der Krankheitsraten der in sozialstruktureller Hinsicht am weitesten voneinander entfernten Gruppen der Selbständigen einerseits und der Arbeiter andererseits ist im gleichen Zeitraum von 34 auf 37 Indexpunkte angewachsen. Demnach kann zumindest seit dem Ende der achtziger Jahre von einem insgesamt leichten Trend zur Angleichung der Krankheits­häu­fig­keiten zwischen den sozialen Gruppen gesprochen werden; aber die sozialen Differenzierungen bleiben klar erkennbar und vertiefen sich teilweise sogar.

Betrachtet man die Krankheits- und Unfallbetroffenheit nach Berufen, so fallen zum einen die überdurchschnittlichen Krankheitsraten einiger der klassischen Arbeiterberufe in der industriellen Fertigung und am Bau, aber auch einiger Dienstleistungsberufe, zum anderen die unterdurchschnittliche Krankheitsbelastung in Büro-, Verwaltungs- und Dienstleistungsberufen, aber auch in Gesundheitsdienst- und technischen Berufen mit hohen Selbständigenanteilen auf. Gegenüber der letzten Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Gesundheit aus dem Jahr 1999 sind in allen großen Berufsbereichen mit Ausnahme der Landwirtschaft die Krankheitsraten angestiegen, nachdem sie allerdings in den zehn Jahren zuvor deutlich rückläufig waren.

Auf der Ebene einzelner Berufe oder Berufsgruppen zeigt sich ein differenziertes Muster der Krankheitsbetroffenheit. Erstaunlicherweise liegen unter den im Mikrozensus ausgewiesenen Berufsgruppen einzelne Dienstleistungsberufe an der Spitze der Krankheitshäufigkeitsskala. Zu den Einzelberufen bzw. Berufsgruppen mit den höchsten Krankheits- und Unfallraten gehörten im Jahr 2003 die Fertigungsberufe (8,4%), darunter die Metall-, Maschinenbau- und verwandten Berufe (8,1%) sowie insbesondere die Hilfsarbeiter/innen (9,0%), ferner die Sozial- und Erziehungsberufe (8,6%), darunter insbesondere die Sozialen Berufe (9,4%) und die Lehrer/innen (8,3%), sowie unter den Dienstleistungsberufen die Ordnungs- und Sicherheitsberufe (8,3%), die Verkehrsberufe (8,2%) und die geringer qualifizierten Büroberufe (8,7%).

Im Mikrozensus werden teilweise deutliche Unterschiede in der Krankheitshäufigkeit einzelner Berufsgruppen innerhalb gleicher, ähnlicher oder benachbarter Branchen oder Tätigkeitsfelder sichtbar. Dies hängt einmal mit der unterschiedlichen sozialen Stellung im Beruf zusammen – Selbständige weisen, wie gezeigt, geringere Krankheitsraten auf als abhängig Beschäftigte; viele der angeführten akademischen Berufe (Ingenieure, Ärzte, Apotheker usw.) werden selbständig bzw. freiberuflich ausgeübt. So unterscheiden sich beispielsweise die Krankheitsraten der Erwerbstätigen im Gesundheitswesen deutlich: Während das Statistische Bundesamt für die Gesundheitsdienstberufe insgesamt eine deutlich unter dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen liegende Krankheitsrate von 6,6% ermittelt hat, geben Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheker/innen mit 4,3% die niedrigste Krankheitsrate aller Berufsgruppen überhaupt an. Für alle übrigen Gesundheitsdienstberufe zusammen werden 7,2% angegeben, darunter für das Pflegepersonal und Hebammen sogar 8,2%. Es besteht wenig Grund zu der Annahme, dass ausgerechnet Ärztinnen und Ärzte – ob in freier Praxis oder in Krankenhäusern – tatsächlich derart selten krank sein sollten, insbesondere vor dem Hintergrund überlanger Arbeitszeiten, hoher physischer und psycho-mentaler Belastungen und anderer die Arbeit im Gesundheitswesen prägender negativer Einflüsse. Hier kommt zum Ausdruck, dass neben objektiven, „harten“ Kriterien (wie etwa ärztlichen Befunden) in das eigene Urteil über den Gesundheitszustand immer auch subjektive, „weiche“ Bewertungsfaktoren, ein individuelles und gruppenspezifisches Gesundheitsverständnis, eingehen. Das mindert den Wert der Mikrozensusdaten über den Gesundheitszustand der Bevölkerung nicht, solange dies bei der Interpretation der Daten beachtet wird.

Welchen Einfluss hat die Arbeitswelt auf das Krankheits­geschehen?

Im Rahmen seiner Mikrozensus-Zusatzerhebungen zum Gesundheitszustand der Bevölkerung fragt das Statistische Bundesamt nicht nur nach der Krankheitsbetroffenheit, sondern auch danach, ob eine vorliegende Krankheit nach Auffassung der Befragten durch ihre Erwerbstätigkeit verursacht oder verschlimmert wurde. An den vom Statistischen Bundesamt lediglich für die aktuell Erwerbstätigen (also nicht die bereits berenteten, erwerbslosen oder aus anderen Gründen nicht erwerbstätigen Befragten) veröffentlichten Ergebnissen lassen sich zumindest umrissartig das aktuelle Ausmaß arbeitsbedingter Gesundheitsbeeinträchtigungen bestimmen und Unterschiede zwischen Berufen und einzelnen Teilgruppen der Erwerbstätigen verdeutlichen.[25]

Von den im Mai 2003 insgesamt rund 2,1 Mio. kranken Erwerbstätigen (ohne Unfallverletzte) in Deutschland führten 459.000 Personen ihre Krankheit auf die Erwerbstätigkeit zurück. Dies entspricht einem Anteil von 21,5%. Die weit überwiegende Mehrheit der kranken Erwerbstätigen, knapp 1,6 Mio. Personen (72,7%), schloss aus, dass ihre Krankheiten durch die Erwerbstätigkeit verursacht oder verschlimmert wurde, immerhin 124.000 Personen (5,8%) machten zur Krankheitsverursachung keine Angaben. Im Vergleich zur letzten Mikrozensus-Erhebung zur Gesundheit im Jahr 1999 ist der Anteil der nach eigener Auskunft arbeitsbedingt Erkrankten an allen kranken Erwerbstätigen leicht von 20,7% auf jetzt 21,5% gestiegen.

Insgesamt geben 26% der erkrankten Arbeiter an, ihre Krankheiten seien arbeitsbedingt gewesen. Weitere 7% machten über die Ursachen ihrer Krankheit keine Angaben. Eine Verursachung oder Verschlimmerung ihrer Krankheit durch die Erwerbstätigkeit verneinten schließlich 67% der kranken Arbeiter. Das heißt, insgesamt ein Drittel der erkrankten Arbeiter führt die Krankheit entweder definitiv auf die Arbeitswelt zurück oder schließt dies zumindest nicht aus. Auf die Erwerbstätigkeit zurückgehende Krankheitshäufigkeiten in ähnlich hohem Ausmaß geben auch die befragten Selbständigen an. Ein gutes Viertel (26%) der Erkrankten führte im Jahr 2003 die Krankheit auf die Erwerbstätigkeit zurück, das waren gut sechs Prozent mehr als noch 1999. Unter den erkrankten Beamten führte – ebenfalls mit gegenüber 1999 deutlich steigender Tendenz – knapp jede/r Vierte (24%) die Krankheit auf die Erwerbstätigkeit zurück; 1999 war dies erst bei jedem/jeder Fünften Erkrankten der Fall. Unter den erkrankten Angestellten machte etwa jede/r Fünfte (19%) die Arbeitswelt für die Verursachung oder Verschlimmerung seiner/ihrer Krankheit verantwortlich. Für die übrigen Teilgruppen der Erwerbstätigen liegen keine Angaben vor. Zu berücksichtigen sind jeweils zusätzliche 5-7% Erkrankte, die keine Angaben zur Verursachung ihrer Krankheit machten, einen Arbeitswelteinfluss also nicht definitiv ausgeschlossen haben.

Auf der Ebene der Berufsgruppen differenziert sich das Bild weiter. Unter denjenigen Berufen, für die das Statistische Bundesamt auf der Basis hinreichender Stichprobengrößen gesicherte Daten veröffentlichen kann, liegen im Hinblick auf die Arbeitsbedingtheit von Erkrankungen die Berufe in der Land-, Tier- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau (28%) vor den Fertigungsberufen insgesamt (26%). In diesen beiden Berufsgruppen werden von den kranken Erwerbstätigen weit überdurchschnittliche Anteile arbeitsbedingter Erkrankungen angegeben. Hingegen liegen die Technischen Berufe (17%) und die Dienstleistungsberufe (20%) unterhalb des Durchschnitts aller Erwerbstätigen.

Innerhalb der Gruppe der Fertigungsberufe weisen alle ausgewiesenen Berufsgruppen, also die Hoch- und Tiefbau- sowie Ausbauberufe (35%), die Metall-, Maschinenbau- und verwandten Berufe (29%) sowie die Hilfsarbeiter ohne nähere Tätigkeitsangabe (28%), deutlich überdurchschnittliche Werte auf.

Bei den Dienstleistungsberufen ist das Bild ausgesprochen heterogen. So weisen einerseits die Verkehrsberufe (31%) sowie die Ordnungs- und Sicherheitsberufe (25%) und die Sozial- und Erziehungsberufe (23%), darunter die Sozialen Berufe mit 28%, vergleichsweise hohe Anteile arbeitsbedingter Erkrankungen auf, während Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufe (14%), darunter Bürofachkräfte und kaufmännische Angestellte mit 9%, sowie die Dienstleistungskaufleute (17%) das untere Ende der Skala von arbeitsbedingten Erkrankungen betroffener Erwerbstätiger bilden. Unter den Gesundheitsdienstberufen (20%) ragen insbesondere die Krankenschwestern und -pfleger, Hebammen und Entbindungspfleger (25%) heraus.

Bei vielen der angeführten Berufe und Berufsgruppen korrespondieren hohe Krankheitsraten (Anteile Kranker an den Erwerbstätigen) mit hohen Raten arbeitsbedingt Erkrankter (Anteile an den Kranken) und umgekehrt. Dies – wie auch die sichtbaren wirtschaftszweig-, branchen- und sozialstrukturellen Unterschiede in Krankheitshäufigkeit und angegebener Arbeitsbedingtheit von Erkrankungen – spricht dafür, dass zwar die Relevanz der konkreten Arbeitsbedingungen und -belastungen auf das Krankheitsgeschehen nicht unterschätzt werden darf. Deutlich wird gleichzeitig aber auch, dass – bei möglicherweise vergleichbaren gesundheits- bzw. krankheitsrelevanten Arbeitswelteinflüssen – Angehörige unterschiedlicher Berufsgruppen mit diesen Einflüssen auch unterschiedlich umgehen. Hierbei spielen u.a. schon die Wahrnehmung von (vielfach unspezifischen) Krankheitssymptomen, ferner ihre Deutung oder Bewertung im Hinblick auf ihre Bedeutung für die mögliche Herausbildung einer akuten Erkrankung, schließlich der konkrete Umgang mit bzw. die „Bewältigung“ von eingetretenen Krankheiten und Krankheitsfolgen eine Rolle.

Bezieht man konkrete Merkmale der Arbeitsbedingungen (neben der oben bereits erwähnten Arbeitszeitdauer und -lage) auf Krankheitshäufigkeit und Krankheitsarten, so weisen entsprechende Studien z.B. für Beschäftigten in flexibilisierten Normalarbeitsverhältnissen auf deutlich erhöhte Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magenbeschwerden, psychische Erschöpfung, Nervosität und Kopf- und Rückenschmerzen hin.[26] Befristete und Zeitarbeit als hauptsächliche Formen prekärer Beschäftigung sind besonders häufig mit restriktiven Arbeitsbedingungen verbunden (vor allem mit körperlich schwerer Arbeit, erhöhten Unfallgefahren, stärkeren Belastungen mit Gefahrstoffen u. ä., monotoner und repetitiver Arbeit und mehr hierarchischer Kontrolle). Das alles geht einher mit geringeren Handlungsspielräumen, weniger Weiterbildungsmöglichkeiten und Beteiligung und reduzierten Teilhabemöglichkeiten an präventiven Aktivitäten. Dies scheint mit einem spezifischen Gesundheitsprofil verknüpft zu sein, in dem „physiologische“ Indikatoren wie Unfälle, Muskel- und Rückenbeschwerden, Erschöpfung und Ermüdung dominieren.

Bei den Krankheitsarten, die für das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen verantwortlich sind, fällt vor allem der drastische Anstieg psychischer Erkrankungen im Verlauf der letzten anderthalb Jahrzehnte ins Auge. Er liegt je nach Kassenart inzwischen bei 7% bis 10% des Arbeitsunfähigkeitsvolumens der Pflichtversicherten. Damit steht diese Krankheitsart nach den Muskel-Skelett-Erkrankungen, den Atemwegserkrankungen und den Verletzungen an vierter Stelle der Krankheitsursachen nach Krankheitstagen.[27] Der starke Anstieg der psychischen Erkrankungen geht Experteneinschätzungen zufolge auch auf Einflüsse aus der Arbeitswelt zurück.

Insgesamt kann von einer zunehmenden Verbreitung „gesundheitlicher Prekarität“ ausgegangen werden. Sie hängt vor allem zusammen mit „ökonomischem Stress“ in Form von latenter Unterbeschäftigung und Unterbietungskonkurrenz, beruflichen Statusgefährdungen, subjektiven Unsicherheitserfahrungen, langen Arbeitszeiten, wahrgenommenen hohen Arbeitsbelastungen, der Unvorhersehbarkeit und Irregularität der Arbeitszeiten (Schicht- und Wochenendarbeit u. ä.), sozialer Ausgrenzung usw.

Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen

Die gesellschaftlichen Kosten, die dieser Komplex arbeitsbedingter Gesundheitsrisiken und Erkrankungen erzeugt, sind hoch. In einer umfassenden Studie des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen wurde deren Ausmaß erstmals genauer zu ermitteln versucht.[28] Demnach können 29% aller Arbeitsunfähigkeitsfälle den arbeitsbedingten körperlichen Belastungen und 31% den psychischen Belastungen zugeordnet werden. Arbeitsbedingte Erkrankungen kosten die Gesellschaft jährlich rund 28 Milliarden Euro (15 Milliarden Euro direkte Kosten für Krankheitsbehandlung, 13,5 Milliarden Euro durch Produktionsausfall). Betrachtet man die arbeitsbedingten Anteile am Arbeitsunfähigkeitsgeschehen für die einzelnen Belastungsfaktoren, so liegen an der Spitze „Arbeitsschwere/Lasten heben“ (23%) und „geringer Handlungsspielraum“ (14%).

Die Kosten arbeitsbedingter Frühberentungen und Sterblichkeit müssten noch hinzugerechnet werden. Denn aus chronisch-degenerativen arbeitsbedingten Erkrankungen werden früher oder später auch Fälle von Frühinvalidität. Die Frühberentung durch Erwerbsunfähigkeit schlägt zusätzlich mit mindestens 10,1 Milliarden Euro zu Buche, darunter 2,7 Milliarden Euro Kosten für die Rentenversicherung. In beiden Fällen sind „Arbeitsschwere“ und „geringer Handlungsspielraum“ die größten Belastungsfaktoren – ein deutlicher Hinweis auf das hohe Ausmaß physischer und psychischer Belastungen. Das ergibt sich aus einer neuen Studie zu den Kosten der Frühberentung und den Anteilen der Arbeitswelt an der Frühinvalidität. Sie schließt an die genannte Studie zu den Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen an.[29] Die Studie zeigt u. a., dass bei der Arbeit körperlich Belastete gegenüber dem Durchschnitt ein 1,6-fach höheres Risiko der Frühberentung tragen. Einzelfaktoren sind hier schwere Arbeit, Zwangshaltungen, Schicht- und Nachtarbeit, Belastungen durch schlechte Arbeitsumgebung. Noch höher liegen die Risiken bei psychischen Belastungen, nämlich 2,4-fach höher als beim Durchschnitt. Hier ist der geringe Handlungsspielraum der größte Risikofaktor (2,6). Bei Männern hat dieser einen Anteil von 40% an der Frühberentung, bei Frauen sind es 20%.

III. Interventionsbedarf

Die hier zusammengetragenen Daten liefern deutliche Hinweise auf gesundheitspolitische Gestaltungsdefizite. Präventiver Gesundheitsschutz, menschen­ge­rechte Arbeitsgestaltung und betriebliche Gesundheitsförderung stehen damit vor großen Herausforderungen, von denen abschließend nur einige exemplarisch benannt werden sollen:

Es müssen in den Betrieben, aber auch von außer- und überbetrieblichen Instanzen und Institutionen, erhebliche Anstrengungen darauf verwandt werden, die primärpräventiv-gesundheitsförderlichen Ambitionen des geltenden Arbeitsschutzrechts in die Praxis umzusetzen. Neuere Erhebungen zeigen, dass in weiten Teilen der privaten Wirtschaft und des öffentlichen Dienstes die präventiven Möglichkeiten des Arbeitsschutzgesetzes nicht oder nur unzureichend genutzt und selbst die Vorschriften zur Analyse der Arbeitsbedingungen (Gefährdungsbeurteilung) kaum befolgt werden.[30] Ohne die flächendeckende Umsetzung elementarer Forderungen des geltenden Arbeitsschutzrechts (Gefährdungsbeurteilung, Planung von Arbeits- und Gesundheitsschutzaktivitäten, Umsetzung von Maßnahmen und Evaluation des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes) droht das Arbeitsschutzgesetz zu einer bloßen Fassade zu verkommen. Und: Wo die „harten“ Kernbereiche des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes vernachlässigt werden, wird auch die Umsetzung weiterreichender („weicher“) primärpräventiv-gesund­heits­för­derlicher Programme und Aktivitäten im „Setting“ Betrieb (etwa gemäß Paragraph 20 Sozialgesetzbuch V) sich nicht dauerhaft und flächendeckend realisieren lassen. Die vielfältigen „Best-practice“-Erfahrungen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung, die seit nunmehr anderthalb Jahrzehnten (seit erstmals Gesundheitsförderung als Kassenleistung im Sozialgesetzbuch V fixiert wurde) in einer – wohl eher noch kleinen dreistelligen Zahl von Betrieben – gemacht wurden[31], sind zu verallgemeinern und zu verbreiten. Das ist angesichts von rund 3 Millionen Betrieben in Deutschland keine leichte Aufgabe. Gleichwohl müssen die betrieblichen und außerbetrieblichen Akteure auf diesem Feld aus einem Stadium des sporadischen Experimentierens und der Erprobung neuer Ansätze arbeitsweltbezogener Prävention und Gesundheitsförderung in eine Phase möglichst flächendeckender und dauerhafter Umsetzung gesicherter Erkenntnisse der Primärprävention kommen. Die Betonung liegt hier auf den gesicherten Erkenntnissen. Ebenso wie in anderen Bereichen des Gesundheitswesens sollten also ausschließlich evidenzbasierte, d.h. durch entsprechende Studien belegte Ansätze mit einem Mindestmaß an Qualitätssicherung flächendeckend in die Praxis umgesetzt werden. Gelingt eine Verbreitung solcher Ansätze in einer möglichst großen Zahl von Betrieben mittelfristig nicht, drohen die bisherigen Erfahrungen auf dem Gebiet der arbeitsweltbezogenen primären Prävention und betrieblichen Gesundheitsförderung zu versanden.

Eine derartige primärpräventiv-gesundheitsförderliche Offensive in der Arbeitswelt muss in einer lang andauernden ökonomisch-sozial-demographi­schen Umbruchperiode erfolgen. Dies birgt eher Nachteile als Vorteile:

– Der internationale Konkurrenzdruck für die deutschen Unternehmen wird – erst recht seit dem Beitritt der mittel-osteuropäischen Länder zu Europäischen Union – nicht geringer. Was dies für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz und die betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention bedeutet, ist nicht absehbar. Bisher konnten die Beschäftigten in Deutschland zumindest theoretisch – bei allen Defiziten in der faktischen Umsetzung – von den vergleichsweise hohen Anforderungen des EU-Arbeits- und Gesundheitsschutzrechts profitieren (siehe EU-Arbeitsschutzrichtlinie und deutsches Arbeitsschutzgesetz). Ob das auch in einem erweiterten Europa so bleiben wird, ist völlig ungewiss. Denkbar wäre ja zumindest auch, dass sich insbesondere aus den mittel-osteuropäischen Staaten heraus ein Druck in Richtung auf Anpassung an die dortigen nationalen Arbeits- und Gesundheitsschutzniveaus auf die EU-Gremien entwickeln wird.

– Der demographische Übergang, verbunden mit einer schnellen Alterung des derzeit verfügbaren inländischen Erwerbstätigenpotentials, wird sich in Deutschland nach 2010/15 sehr deutlich bemerkbar machen. D.h. ab ca. 2010/15 werden die personell vergleichsweise stark besetzten Nachkriegsjahrgänge (Geburtsjahre nach 1945) vor dem Renteneintritt stehen und für ca. 20 bis 25 Jahre die oberen (Erwerbs-)Altersjahrgänge zwischen 45 und 65 Jahren in wachsender Zahl in der Arbeitswelt vertreten sein, während nur noch relativ wenig Jüngere „nachwachsen“. Die Erwerbstätigen werden also im Durchschnitt relativ rasch altern. Dies macht sie zu einer bevorzugten Zielgruppe für Prävention und Gesundheitsförderung.

– Die Fokussierung von primärer Prävention und Gesundheitsförderung auf den mittelalten und älteren Teil der Erwerbsbevölkerung liegt auch im Eigeninteresse der Unternehmen im Inland – allerdings nur unter der Bedingung, dass sie flächendeckend von ihrer bisherigen Personalpolitik abgehen und sich auf diese Alterungsprozesse einstellen. Denkbar wäre jedoch auch, älter werdende (und teurere) inländische Arbeitskräfte durch jüngere (und billigere) aus dem oder im Ausland zu ersetzen, sei es durch die Verlagerung von Produktion und Dienstleistungen, Outsourcing usw. in das Ausland, oder sei es durch den Import ausländischer Arbeitskräfte. Allerdings altern auch unsere Nachbarländer und stehen vor ähnlichen Problemen.

– Ungewiss ist die künftige Entwicklung von Arbeitsproduktivität und Arbeitsintensität in Deutschland. Beides sind mittelbar und unmittelbar gesundheitsrelevante Faktoren: Mittelbar, weil natürlich ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Arbeitsproduktivität und der benötigten Zahl der Erwerbstätigen bzw. abhängig Beschäftigten und damit mit dem künftigen Ausmaß der Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit besteht. Möglicherweise gelingt es ja, dass nach 2015 der zu erwartende Bevölkerungsrückgang die Massenarbeitslosigkeit deutlich reduziert. (Dies wird, wenn überhaupt, allerdings nur dann der Fall sein, wenn der demographische Effekt nicht durch sehr hohe Produktivitätssteigerungen überkompensiert wird.) Träte dies künftig ein und entspannte sich so die Lage auf dem Arbeitsmarkt, gäbe es in mittlerer zeitlicher Perspektive wieder bessere Möglichkeiten als heute, beschäftigtenseitig Druck zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der betrieblichen Gesundheitsverhältnisse zu entfalten.

Unmittelbar schließlich, weil die Entwicklung der Arbeitsproduktivität immer auch die Entwicklung der Arbeitsintensität, also der Leistungsverausgabung je Zeiteinheit, einschließt, bei rascher Produktivitätsentwicklung der Druck auf die Qualität der Arbeitsbedingungen und die Belastungen sowie deren gesundheitliche Auswirkungen auf die Beschäftigten höher wird.

Die Tarifparteien müssen sich künftig stärker der Regelung von „Gesundheits“-Inhalten in Tarifverträgen widmen. Ob entsprechende gewerkschaftliche Initiativen, sofern sie gestartet würden, allerdings bei den Unternehmerverbänden auf große Resonanz stoßen wird, ist – wie Erfahrungen in der Vergangenheit zeigen – zu bezweifeln. Aber: Es sollte versucht werden, auch auf diesem Weg die Gestaltungsräume (weiter) zu öffnen. Gleiches gilt für Regelungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie zur Prävention und Gesundheitsförderung auf einzelbetrieblicher, d.h. firmentarifvertraglicher und/oder betriebs- und dienstvereinbarungsmäßiger Ebene. Dabei kann es allerdings nicht darum gehen, Staat und Gesetzgeber aus ihren Rechtsetzungs-, Gestaltungs-, Kontroll-, Überwachungs- und Sanktionierungsverpflichtungen zu entlassen. Bei tariflichen und betrieblichen Regelungen zur Prävention und Gesundheitsförderung wäre ferner darauf zu achten, dass diese ihren Namen auch verdienen. Es sollten keinesfalls billige Programme zur reinen Krankenstandssenkung und bloßen Erhöhung der Mitarbeitermotivation gegen Zugeständnisse z.B. bei der Flexibilisierung bzw. Verlängerung von Arbeitszeit auf Betriebs- und Branchenebene eingetauscht oder gegengerechnet werden. Vielmehr müssen entsprechende Regelungen zur Gesundheitsförderung und Primärprävention so weit als irgend möglich mit den Zielsetzungen der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation kompatibel gemacht werden. Auch dürfen „weichere“ Gesundheitsförderungsziele nicht gegen die „harten“ Essentials in den Kernbereichen der Arbeitsgestaltung, z.B. bei der Arbeits-, Arbeitszeit- und Pausengestaltung, „eingetauscht“ werden: Dies wäre mit Blick auf die Verbesserung des Gesundheitszustands der Beschäftigten nicht zielfördernd, sondern in aller Regel kontraproduktiv.[32] Die Gewerkschaften sollten z.B. die Arbeitszeitgestaltung im Gegensatz zu den derzeitigen Bestrebungen öffentlicher und privater Arbeitgeber zur Arbeitszeitverlängerung zum Gegenstand gesundheitlich motivierter Tarifpolitik machen.

Staat und Gesetzgeber sind aus ihrer Verantwortung für die weitere Ausge­staltung von arbeitsweltbezogener Prävention und Gesundheitsförderung keinesfalls zu entlassen. Im Gegenteil: Je disparater die Verhältnisse in Betrieben und auf dem Arbeitsmarkt, je schwächer gewerkschaftliche Gegenmachtpositionen in Betrieb und Gesellschaft werden, desto mehr sind die abhängig Beschäftigten auf den „Staat“ (z.B. in Gestalt staatlicher Arbeitsschutzbehörden) als „Schutzmacht“ angewiesen. Staat und Gesetzgeber aus ihrer Verantwortung für die Gestaltung der elementaren Lebensbedingungen – und hierzu gehört die Gesundheit der Bürger – zu entlassen, wäre gleichbedeutend mit einer völligen Unterwerfung dieser Bereiche unter das Diktat der Ökonomie.

[1] Vgl. Klaus Pickshaus/Hans-Jürgen Urban: Gute Arbeit – eine neue Perspektive gewerkschaftlicher Arbeitspolitik, in: Jürgen Peters/Horst Schmitthenner (Hrsg.): gute arbeit. Menschengerechte Arbeitsgestaltung als gewerkschaftliche Zukunftsaufgabe, Hamburg 2003, S. 268f.

[2] Vgl. Klaus Priester: Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten gehen zurück – aber massive arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken, in: Gute Arbeit, 3/2005, S. 34-37.

[3] Dieser, in einer früheren Veröffentlichung vor mehr als einem Vierteljahrhundert auf Basis der Analyse zentraler empirisch-statistischer Indikatoren im Bereich der Arbeitsbedingungen formulierte, zugespitzte Befund kann nach wie vor aufrecht erhalten werden. S. dazu Eberhard Dähne/Klaus Priester: Arbeitsbedingungen und gewerkschaftlicher Kampf, IMSF-Informationsbericht 20, Frankfurt/M. 1978, S. 68. Zur neueren Entwicklung s. Jürgen Reusch: Mehr Arbeitsintensität, mehr Zeit- und Leistungsdruck. Forschungsergebnisse zum Belastungswandel, in: Klaus Pickshaus/Horst Schmitthenner/Hans-Jürgen Urban (Hrsg.): Arbeiten ohne Ende, Hamburg 2001, S. 69-83; ders.: Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz. Belastungswandel im flexiblen Kapitalismus, in: Jürgen Peters/Horst Schmitthenner (Hrsg.): gute arbeit, a.a.O., S. 34-50; Uwe Lenhardt: Neue Arbeitsformen zwischen Gesundheitsrisiken und –ressourcen, in: Pickshaus/Schmitthenner/Urban, a.a.O., S. 51-68.

[4] Vgl. Rolf Jansen: Arbeitsbelastungen und Arbeitsbedingungen, in: Bernhard Badura u.a. (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 1999 – Psychische Belastungen am Arbeitsplatz, Berlin-Heidelberg-New York 2000, S. 5-30. Alle Daten aus der BIBB/IAB-Studie hiernach.

[5] Vgl. Arbeitswelt NRW 2004. Belastungsfaktoren – Bewältigungsformen – Arbeitszufriedenheit, hrsg. vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2005; s. dazu die Zusammenfassung in: Gute Arbeit, 7/2005, S. 17-20.

[6] T. Fuchs/R. Conrads: Flexible Arbeitsformen. Arbeitsbedingungen, -belastungen und Beschwerden. Eine Analyse empirischer Daten, Forschungsbericht Fb 1006 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund/Berlin 2003, S. 49.

[7] Ebd., S. 51.

[8] Arbeitswelt NRW 2004, a.a.O., S. 16.

[9] Vgl. Statistisches Bundesamt: Leben und Arbeiten in Deutschland. Ergebnisse des Mikrozensus 2004, Wiesbaden 2005 (im Internet unter www.destatis.de).

[10] Vgl. IAT-Report 2003-07, verfasst von Steffen Lehndorff.

[11] Vgl.: Arbeitszeit 2003, hrsg. vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2004, verfasst von Frank Bauer u. a. (ISO-Institut Köln), im Internet unter www.mwa.nrw.de.

[12] Vgl. Böckler-Impuls 11/2005.

[13] Vgl. Fuchs/Conrads: Flexible Arbeitsformen, a.a.O, S. 30 und 35.

[14] S. Alfred Oppolzer: Was Arbeitszeit mit Gesundheit zu tun hat, in: Arbeit & Ökologie-Briefe 5/2004, S. 25-28; Helmut Spitzley: „Kurze Vollzeit“ – eine Grundlage für gute Arbeit, in: Gute Arbeit. 5/2005, S. 21-23.

[15] Vgl. Fuchs/Conrads: Flexible Arbeitsformen, a.a.O., S. 79.

[16] Vgl. Arbeitszeit 2003, a.a.O.

[17] Vgl. Statistisches Bundesamt: Leben und Arbeiten in Deutschland. Ergebnisse des Mikrozensus 2003, Wiesbaden 2004 (im Internet unter www.destatis.de); s. a. Klaus Priester: Mindestens jede fünfte Krankheit ist arbeitsbedingt – Bau-, Landwirtschafts- und Verkehrsberufe besonders betroffen, in: Gute Arbeit, 8-9/2005.

[18] Vgl. D. Janßen/F. Nachreiner: Flexible Arbeitszeiten, Forschungsbericht Fb 1025 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund/Dresden 2004.

[19] S. dazu Tatjana Fuchs: Arbeit und menschliche Würde: Auswirkungen prekärer Arbeitsverhältnisse auf die Gesundheit, in: Arbeit & Ökologie-Briefe 1/2003, S. 24-29; Marina Schröder: Prekäre Beschäftigungsverhältnisse bringen Nachteile für den Gesundheitsschutz, in: ebd., S. 16-18; Jürgen Reusch: Mehr Arbeitsintensität, mehr Zeit- und Leistungsdruck – Belastungswandel und die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses, in: ebd., S. 19-24; s. a. Fuchs/Conrads: Flexible Arbeitsformen, a.a.O.

[20] Zur langfristigen Entwicklung des Gesundheitszustands der Bevölkerung in Deutschland vgl. zusammenfassend Klaus Priester: Betriebliche Gesundheitsförderung. Voraussetzungen – Konzepte – Erfahrungen, Frankfurt/M. 2003 (3. Aufl.), S. 39-107. Die aktuellen Daten aus der Mikrozensus-Zusatzerhebung „Fragen zur Gesundheit“ des Statistischen Bundesamtes sind folgenden Quellen entnommen: Statistisches Bundesamt: Leben und Arbeiten in Deutschland, a.a.O.; Statistisches Bundesamt: Gesundheitswesen, Mikrozensus 2003 – Fragen zur Gesundheit: Kranke und Unfallverletzte im Mai 2003, Wiesbaden 2004.

[21] Vgl. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050. 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden 2003.

[22] Eigene Berechnungen nach ebenda.

[23] Alle folgenden Daten nach Statistisches Bundesamt: Leben und Arbeiten in Deutschland, a.a.O.; Statistisches Bundesamt: Gesundheitswesen, Mikrozensus 2003 – Fragen zur Gesundheit: Kranke und Unfallverletzte im Mai 2003, a.a.O.; eigene Berechnungen.

[24] Alle folgenden Daten nach den in Fußnote 23 angegebenen Quellen.

[25] Alle Daten nach ebenda; eigene Berechnungen.

[26] Vgl. U. Pröll/D. Gude: Gesundheitliche Auswirkungen flexibler Arbeitsformen. Risikoabschätzung und Gestaltungsanforderungen, Forschungsbericht Fb 986 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund/Berlin 2003, S. 132ff.

[27] S. Gute Arbeit 4/2005, S. 4-5; 5/2005 sowie Klaus Priester: „Angst essen Seele auf!“ – Angststörungen, Depressionen und Arbeitsfähigkeit, in: Gute Arbeit, 5/2005, S. 17-19; ders.: Der starke Anstieg psychischer Krankheiten geht auch auf Veränderungen in der Arbeitswelt zurück, in: Gute Arbeit, 7/2005, S. 20-23.

[28] W. Bödeker u.a.: Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen in Deutschland, Forschungsbericht Fb 946 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund/Berlin 2002; s. a. die Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse in Arbeit & Ökologie-Briefe 4/2002, S. 28-30 und 1/2003, S. 33-34.

[29] W. Bödeker u.a., Team Gesundheit – Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Essen-Duisburg, Gesellschaft für Gesundheitsmanagement: Kosten der Frühberentung. Abschätzung des Anteils der Arbeitswelt an der Erwerbs- und Berufsunfähigkeit und der Folgekosten, Endbericht und Ergänzungsband. Erscheint demnächst in der Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; s. a. die Zusammenfassung in Gute Arbeit. 7/2005, S. 32-36.

[30] Vgl. Elke Ahlers/Martin Brussig: Gesundheitsbelastungen und Prävention am Arbeitsplatz – Ergebnisse der WSI-Betriebsrätebefragung 2004, in: WSI-Mitteilungen 11/2004, S. 617-624; Elke Ahlers: Arbeitsbelastungen im öffentlichen Dienst – Prävention (noch) kein Thema?, in: WSI-Mitteilungen 6/2005, S. 346-351.

[31] S. hierzu z.B. Bertelsmann-Stiftung/Hans-Böckler-Stiftung (Hrsg.): Erfolgreich durch Gesundheitsmanagement. Beispiele aus der Arbeitwelt, Gütersloh 2000; Priester, Betriebliche Gesundheitsförderung, a.a.O., S. 157-179.

[32] S. zum Hintergrund: Elke Ahlers/Gudrun Trautwein-Kalms: Arbeitsbedingungen: Hohe Leistung braucht Erholzeit, in: WSI-Mitteilungen 8/2004, S. 458ff.