Aus der aktuellen Finanzmarktkrise lässt sich neben vielem Alten auch Neues lernen. Das Platzen der Blasen z. B. im Marktsegment der Immobilien verweist neben der Krisenanfälligkeit und Selbstreferenzialität des gegenwärtigen finanzmarktzentrierten Kapitalismus und den mehr oder minder kläglichen Versuchen des Krisenmanagements vor allem in seinen Folgen auf strukturelle Logiken der Kapitalakkumulation, die in alter Form, aber in neuen, offensiven Ausprägungen zu Tage treten. So können die Schließungsdrohungen und Entlassungswellen der letzten Zeit von Unternehmen wie der Quelle AG oder Opel als die sichtbaren Phänomene eines Prozesses analysiert werden, der seit dem Wandel des Kapitalismus hin zum aktuellen flexiblen Modell im Fortschreiten begriffen ist. Dieser Prozess kapitalistischer „Landnahme“[2], das Aufkommen neuer Regulationsformen und Orientierungen an Motiven des Shareholder-Value verändert in entscheidendem Maße den Charakter von Arbeit im Allgemeinen und der Ware Arbeitskraft im Besonderen. Vor diesem Hintergrund drängt sich die unter neuen Vorzeichen zu stellende Frage auf, inwieweit sich Marx’ Theorien anbieten, um gesellschaftliche Phänomene und ihre Beziehung zu neuen und verstärkt prekarisierten Formen von Arbeit erklären und verstehen zu können. Im Mittelpunkt steht ein in der Marx-Forschung umstrittenes und vielschichtiges Phänomen, dem Marx schon in seinen frühen Schriften philosophisch und ökonomisch auf die Schliche zu kommen versuchte: die Entfremdung. Mithin erscheint es sinnvoll, die Marxschen Texte zum Thema einer soziologischen Relektüre zu unterziehen. Dabei gilt es, zum einen die werkinhärente Entwicklung des Marxschen Entfremdungsbegriffes mitzudenken, zum anderen diejenigen seiner Begriffe herauszusondern, die für die Analyse heutiger Erscheinungen fruchtbar sind. Herausforderung ist dabei, nicht über die Fallstricke normativ-essentialistischer oder rein ökonomischer Herangehensweisen zu straucheln.
Die Entfremdung in ihren Grundlagen
Zur eingehenden Untersuchung der „Entfremdungsfabrik Kapitalismus“[3] beginnen wir mit der philosophisch-anthropologisch gefärbten Entfremdungstheorie, die Marx vor allem im Text zur „Entfremdeten Arbeit“ vorgelegt hat.[4] Unter den Bedingungen des Privateigentums an Produktionsmitteln der besitzenden Klassen (also Privateigentum als geschichtliche und gesellschaftliche Kategorie), dem Prozess der Arbeitsteilung und der Tatsache, dass die menschliche Arbeitskraft eine Ware unter anderen Waren geworden ist, unterscheidet er bekanntlich das Entfremdungsgeschehen im kapitalistischen Arbeitsprozess in vier in einem Folge- und Begründungsverhältnis stehenden Hinsichten.
Ausgehend von Hegels ontologischem Begriff der Arbeit als Akt der Vergegenständlichung und Entäußerung zur Wesensbestätigung des Menschen erkennt Marx als erstes Entfremdungsgeschehen das Verhältnis des Arbeiters zum Produkt seiner Tätigkeit. Dazu bemerkt er: „Die Entäußerung des Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, dass seine Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äußeren Existenz wird, sondern dass sie außer ihm, unabhängig, fremd von ihm existiert und eine selbstständige Macht ihm gegenüber wird, dass das Leben, was er dem Gegenstand verliehen hat, ihm feindlich und fremd gegenübertritt.“[5]
Als zweites Entfremdungsgeschehen sieht Marx das Verhältnis zum Tätigsein selbst, Entfremdung drückt sich nicht nur im fremd gewordenen Resultat, sondern im Akt der Produktion aus. In Marx Worten: „Wenn also das Produkt der Arbeit die Entäußerung ist, so muss die Produktion selbst die tätige Entäußerung, die Entäußerung der Tätigkeit, die Tätigkeit der Entäußerung sein. In der Entfremdung des Gegenstandes der Arbeit resümiert sich nur die Entfremdung, die Entäußerung in der Tätigkeit der Arbeit selbst.“[6] Das Entfremdungsmoment liegt hier im erlebten Prozess der entfremdenden Tätigkeit, denn bewusste Arbeit verändert als entfremdende Arbeit das Bewusstsein und die Bedürfnisstruktur des Produzenten. Im Lohnarbeitsverhältnis bedeutet dies, dass Arbeit ein reines Mittel wird, um Bedürfnisse außerhalb der Arbeit zu befriedigen. Es findet ein Zielverlust statt, Arbeit regrediert zum bloßen Mittelcharakter für Ziele außerhalb. Entfremdung findet also über den Verlust von Selbsttätigkeit statt, da Ziel und Mittel keine Einheit mehr bilden, nicht mehr aufeinander bezogen sind. Marx geht sogar noch einen Schritt weiter indem er schreibt: „Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus. Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit.“[7] Dieses Entfremdungsgeschehen wird im späteren Verlauf der Beobachtungen in Bezug auf heutige Erwerbsarbeit noch eine besondere Rolle spielen.
Das dritte Entfremdungsgeschehen ist wohl das strittigste, es ist das Selbstverhältnis im Sinne eines entfremdeten Verhältnisses zum eigenen Gattungswesen. Der Mensch wird durch die Erfahrung der Arbeitsentfremdung seinem Gattungsleben und der gattungsmäßigen Beziehung zu seinen Mitmenschen entrissen, die Möglichkeiten der Selbstanschauung in den und des Sich-Verhalten-Könnens zu den Produkten geht ihm verloren. Die entfremdete Arbeit macht „das Gattungswesen des Menschen, sowohl die Natur als sein geistiges Gattungsvermögen, zu einem ihm fremden Wesen, zum Mittel seiner individuellen Existenz. Sie entfremdet dem Menschen seinen eigenen Leib, wie die Natur außer ihm, wie sein geistiges Wesen, sein menschliches Wesen.“[8] Hier zeigt sich deutlich Marx normativ-ontologische Setzung des Menschen als eines positiv bestimmten Wesens in einer ihm eigenen naturhaften Anordnung, von der er sich entfremdet. Den schwammigen Gattungsbegriff, den Marx selbst schon kurz darauf in der Deutschen Ideologie als „philosophische Phraseologie“[9] denunzierte, soll mit Marx gegen Marx durch die soziologische Kategorie der Gesellschaft ersetzt werden. Denn wie heißt es in seinen eigenen Worten in der sechsten Feuerbachthese: „Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.“[10] Diese Loslösung vom Begriff der Natur und des Wesens ermöglicht die Verknüpfung Marxscher Entfremdungstheorie mit gesellschaftlichen Phänomenen der heutigen Zeit und den Optionen gemeinsamer Interessenvertretung.
In der vierten Entfremdungsstufe treffen sich auf einer sozialen Ebene die drei vorherigen Entfremdungsgeschehnisse in ihren Wirkungen. Denn wenn sich das Verhältnis zu den anderen Menschen durch die Arbeit erzeugt, führt entfremdete Arbeit zu einem entfremdeten Verhältnis: „Durch die entfremdete Arbeit erzeugt der Mensch also nicht nur sein Verhältnis zu dem Gegenstand und dem Akt der Produktion als fremden und ihm feindlichen Menschen; er erzeugt auch das Verhältnis, in welchem andere Menschen zu seiner Produktion und seinem Produkt stehen und das Verhältnis, in welchem er zu diesen Menschen steht“,[11] lautet dazu Marx nüchterne Erkenntnis. An dieser Stelle lässt sich auch ungleichheitstheoretisch an seine Theorien anknüpfen. Denn in der Erkenntnis, dass derjenige, der dem Arbeiter das Produkt zum eigenen Genuss entreißt, der Mensch selbst in Person eines Besitzers an Produktionsmitteln ist, verweist Marx auf strukturelle Herrschaftsverhältnisse in den Arbeitsbeziehungen der Menschen. Ein Faktum, an dem sich bis zur heutigen Zeit wenig geändert hat, auch wenn sich die Kontrollmechanismen und Regulationsformen gewandelt haben. Die dargestellten vier Geschehnisse lassen sich so als Stufen einer Entfremdungsentwicklung aus dem Doppelcharakter des warenförmigen Arbeitsprozess bis in die ganze Gesellschaft hinein sehen.
Von der Entfremdung zum Fetischcharakter der Ware …
Eine allgemeine Form der Entfremdung, die Marx in seinen ökonomischen Schriften formuliert und die nach wie vor als ein grundlegendes Phänomen der bürgerlichen Gesellschaft im Kapitalismus bezeichnet werden kann, ist der Fetischcharakter der Ware.[12] Auf diese Konzeption wird im Folgenden kurz eingegangen, ohne die langjährigen und bis heute andauernden Theoriediskussionen und verschiedenen Auslegungen zur Thematik näher zu erwähnen. Freilich sind sie aber in den Formulierungen mitgedacht.
Das „Geheimnis“ um diesen Fetischcharakter lüftet Marx im ersten Band des Kapitals folgendermaßen: „Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, dass sie dem Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt.“[13] Die in einer kapitalistischen Marktwirtschaft vonstatten gehende Verwandlung aller Tätigkeiten und Produkte in Tauschwerte versetzt die Ware, also auch die menschliche Arbeitskraft in die Position eines Vermittlers. Die Vermittlung verläuft nur noch über deren sachliche Instanz: Die gesellschaftliche Beziehung der Personen verwandelt sich im Tauschwert in ein gesellschaftliches Verhalten von im Gegenstand fixierten Sachen.[14] In der Verselbstständigung des Zwecks gegenüber seinem Entstehungskontext, der die freie Entäußerung menschlicher Fähigkeiten und Bedürfnisse sein sollte, werden die Attribute des eigenen Lebens laut Marx auf die vom Menschen selbst geschaffenen Elemente übertragen und verwandeln sich dadurch in Dinge, als die sie indirekt zu sich selbst in Beziehung treten.[15] So erhalten sogar zwischenmenschliche Beziehungen einen dinglichen Charakter und erscheinen wie sachliche, fremde Naturereignisse.[16] Zu beachten ist an dieser Stelle, dass nicht die gesellschaftliche Vermitteltheit als Waren das Geheimnisvolle ist, sondern ihre Ontologisierung als Naturnotwendigkeit, als wäre die Wertvermittlung historisch und gesellschaftlich unabhängig.
… zur Verdinglichung
Der Warencharakter als Charakteristikum und Überformung der modernen kapitalistischen Welt rückt in der allgemeinen Form der ökonomisch bedingten Entfremdung, als Verdinglichung in den Vordergrund. Der Begriff der Verdinglichung erhielt vor allem durch die Arbeiten von Georg Lukàcs Bedeutung, er beschrieb die entfremdeten Beziehungen der Menschen im Kapitalismus als „eine gespenstische Gegenständlichkeit, die in ihrer strengen, scheinbar völlig geschlossenen und rationellen Eigengesetzlichkeit jede Spur ihres Grundwesens, der Beziehung zwischen den Menschen verdeckt.“[17] Als konsequente Weiterentwicklung der Marxschen Begriffe bietet er sich als eine solide Grundlage unter mehreren Ansätzen an, heutige Entfremdungsphänomene zu untersuchen. Deutet er doch auf die Verbindung von Marktvermittlung und dem zunehmenden subjektiven Gefühl vieler Gesellschaftsmitglieder hin, objektiven, dinghaften Bedingungen ausgesetzt zu sein, die sie scheinbar nicht verändern können. Gleichwohl bietet er sich zur Analyse neuer Arbeitsformen an, die als ein Charakteristikum des gegenwärtigen Kapitalismus gesehen werden können.
Der flexible Kapitalismus
Das Wirtschaftssystem des Kapitalismus hat sich, ohne dass dabei die kapitalistischen Grundprinzipien der Gewinnakkumulation und Profitmaximierung aufgegeben wurden, in vielen Bereichen und insbesondere seinen Ausdrucksformen grundlegend gewandelt.[18] Mit Marx lässt sich die Metamorphose des Kapitalismus von seinen vorindustriellen Anfängen hin zu seiner heutigen finanzmarktzentrierten Existenzform in einer ersten allgemeinen Betrachtungsweise als Revolutionierung aller Kommunikations- und Produktionsverhältnisse[19] beschreiben. Die Wandlungstendenzen einer Wirtschaft, die nicht mehr nur produktions-, sondern auch kommunikationszentriert ist, verändern die Beschäftigungsverhältnisse und den Arbeitsmarkt grundlegend.[20] In Zeiten globalisierter Märkte zur Warendistribution und Kapitalakkumulation über Derivatetausch bedürfen der flexible Kapitalismus und sein postfordistisches Produktionsmodell der Wettbewerbsvorteile durch billigere Produktionsstandorte, schnellere Distributionsapparate und vornehmlich neue anpassungsfähige und formbare Arbeitskräfte. Unter Postfordismus kann, im Gegensatz zur Regulationsweise des Fordismus, eine Art und Weise der Regulation verstanden werden, die nicht mehr durch die Trennung von Person und Arbeitskraft, strikter Trennung von Arbeits- und Wohnort sowie Arbeits- und Freizeit geprägt ist. Neue Aspekte des finanzmarktzentrierten Postfordismus sind dabei:
- Eine zunehmende Vermarktlichung und Unterwerfung aller Lebensbereiche unter ökonomische Imperative.
- Erhöhte Anforderungen an Flexibilität, sowohl auf Seiten der Unternehmen und Organisationen, um auf die Dynamik der Märkte überhaupt reagieren zu können, aber auch an alle Arbeiter und Beschäftigten, die sich an die Marktgeschehnisse anpassen und sich mit einer nur schwer planbaren Zukunft arrangieren müssen.
- Arbeit wird zunehmend ergebnisorientiert gestaltet und reguliert, es geht um das Erreichen von Zielen, undefiniert bleibt die Art und Weise der Zielerreichung.
- Netzwerke in der Arbeitswelt gewinnen an Bedeutung, deren Pflege wird eine unkalkulierbare Investition für die Zukunft.[21]
Die makroökonomische Konstellation der umkämpften Märkte führt zur Überantwortung marktförmiger Steuerungsmechanismen und abstrakt wirkender Finanzkalküle auf immer größere Bereiche der Arbeitsgesellschaft. Dies zwingt die Akteure auf mikroökonomischer Ebene zu eigenverantwortlich betriebenen Anpassungsleistungen. Die Unternehmenssteuerung nach Shareholder-Value Ausrichtung innerhalb des kapitalistischen „Akkumulationsregimes“[22] bedarf flexibler Produktionsweisen, um die aufgekommenen Unsicherheiten bearbeiten zu können. In diesem Sinne kann der seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zunehmend finanzmarktzentrierte Kapitalismus als Triebkraft eines nachfordistischen Produktionsmodells gesehen werden.[23]
Mit der Hochphase des Taylorismus in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden auch spezifische Formen der Kritik an diesem Produktionsmodell und seinen Entfremdungskonsequenzen. Der Fokus der in diesem Zeitraum (wieder-) aufkeimenden „Künstlerkritik“[24] liegt auf der Empörung über die Entzauberung, fehlende Authentizität und den Sinnverlust in der standardisierten kapitalistischen Warengesellschaft. Selbstentfaltung, Wiederaneignung, Autonomie und Eigenverantwortung sind die Kampfbegriffe dieser Kritikform, die aber auch entscheidende Anknüpfungspunkte für die Managementdebatte der 70er und 80er Jahre, dem Beginn der postfordistischen Ära bot. In dieser Zeit fanden die Ideen der Studenten- und Arbeiterbewegung, die nicht zuletzt auch auf Entfremdungs- und Verdinglichungsbegriffe rekurrierten, verkürzt als entpolitisierte Forderung nach Selbstbestimmung am Arbeitsplatz Eingang in die Managementliteratur und in eine Vielzahl an Ratgebern und wurden peu à peu ihres kritischen Impetus beraubt. In der Untersuchung der Managementdiskurse der 90er Jahre zeigt sich, dass wesentliche Topoi der Künstlerkritik in eine neue Form von Wertigkeitsordnung eingegangen sind, neue Beschaffenheiten des Arbeitsalltags in einer vernetzten Welt, in der die Arbeitsorientierungen weniger auf die Arbeit an sich als auf die Aktivität der Beteiligten fokussiert sind. Hierbei scheinen die traditionellen Gegensätze von Arbeit und Nicht-Arbeit, Engagement und Uneigennützigkeit, Produktivität und Freizeit zunehmend wie vorhin schon angedeutet zu verschwinden.[25] Die durch den Wandel des Kapitalismus induzierte Flexibilisierung und Deinstitutionalisierung der Arbeitsbeziehungen erfuhr somit durch die Vereinnahmung der Kritik und Verwandlung der Forderungen der Arbeiter in Anforderungen an die „Arbeitnehmer“ eine zusätzliche Rechtfertigungslogik, mit entscheidenden Auswirkungen auf die Arbeitswelt und ihre Entfremdunsphänomene.
Wandel der Arbeitsformen
Das gesamtgesellschaftliche Arrangement des Normalarbeitsverhältnisses und institutionalisierter Lohnarbeit befindet sich durch den angeführten Wandel des Kapitalismus in einem fortschreitenden Erosionsprozess.[26] In immer mehr Bereichen wandelt sich die Erwerbsarbeit hin zur Zunahme von flexiblen, ungesicherten und fast immer befristeten, atypischen Beschäftigungsformen wie Teilzeitarbeit, geringfügige Beschäftigung in Form von Mini- und Midi-Jobs, Leiharbeit und neue Selbstständigkeit.[27] Aktuelle Zahlen des statistischen Bundesamtes sowie Sonderauswertungen z.B. des IAB Betriebspanels weisen auf eine Verstärkung dieser Tendenzen hin: Betrug die Anzahl aller Beschäftigten im Normalarbeitsverhältnis im Jahre 1998 noch 72 Prozent, waren es zehn Jahre später 2008 nur noch 66 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der atypischen Beschäftigungsverhältnisse von 16,2 auf 22,2 Prozent. Gesellschaftliche Konsequenzen in Bezug auf unsichere Lebens- bzw. neue Armutslagen haben diese atypischen Beschäftigungen vor allem dadurch, dass fast jeder zweite Bruttostundenlohn in atypischer Beschäftigung unter die Niedriglohngrenze von 9,85 Euro fällt. Die Armutsgefährdung ist somit ungleich höher als für Arbeitnehmer im Normalarbeitsverhältnis.[28] Vor allem prekäre Zeitarbeit und Leiharbeit haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Daten der Bundesagentur für Arbeit bestätigen, dass sich die Zahl der Leiharbeitsverhältnisse von 300.000 im Jahr 2003 auf über 900.000 im Jahr 2009 verdreifacht hat. Zwischen 2006 und 2007 war jedes dritte neu eingegangene sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis ein Leiharbeitsverhältnis.[29] Auch wenn nach wie vor ein Großteil der Beschäftigungsverhältnisse als regulär und standardisiert angesehen werden kann, belegen die Daten zu nicht-standardisierten Beschäftigungsformen und -Verhältnissen, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung sich in längerfristig prekären Erwerbsformen befindet. Besonders Leiharbeit und befristete Beschäftigungsverhältnisse im Niedriglohnsektor schaffen Unsicherheiten und kratzen vehement am Bild der normalen Erwerbsbiographie.[30] Als prekär können Beschäftigungsverhältnisse dann bezeichnet werden, wenn auf mehreren Ebenen vom Normalitätsstandard der Erwerbsarbeit negativ abgewichen wird und daraus resultierend die gesamte Lebenslage der Erwerbsperson tangiert wird.[31]
Hervorzuheben ist, dass prekäre Beschäftigung nicht zwangsläufig zu Armut und Marginalisierung führt und je nach Lebenslage auch nicht immer subjektiv negativ bewertet wird. Doch eint die prekär beschäftigten Erwerbstätigen und ihre soziale Lage, dass sie außerhalb des sozialpolitischen Aktionsradius angesiedelt und vor allem radikal marktvermittelt sind.[32] Eine Situation, die doch sehr stark an die Beschreibungen und Analysen des Ausgeliefert-Seins der Lohnarbeiter zu Marxens Zeiten erinnert. Hinzu kommt, dass sich die Ware Arbeitskraft gerade der prekär beschäftigten Leiharbeiter und der von Jobagenturen vermittelten 1-Euro-Jobber in einer fast vergessenen rohen Form als sachliche Variable zur Profitmaximierung zeigt, wie sie Marx schon bis ins kleinste Detail aufzuzeigen vermochte.[33] Als aktuelles Beispiel kann in diesem Zusammenhang die Strategie des Drogeriemarktunternehmens Schlecker fungieren, Filialen mit Festangestellten zu schließen, um in nächster Entfernung neue Filialen mit ungesicherten, schlechter bezahlten LeiharbeiterInnen zu eröffnen.
Eigenverantwortliche Absicherung und Internalisierung arbeitsmarktkonformer Leitprämissen bekommen in diesem Bereich unter den verschärften Bedingungen einen viel stärkeren Stellenwert. Im Zusammenhang mit den so genannten „Sozialreformen“ der vergangenen Jahre bergen prekäre Beschäftigungsverhältnisse ein erhöhtes Risiko des dauerhaften Abrutschens in benachteiligte Lebenslagen. Bestätigt werden diese Sicherheitsdefizite atypischer Beschäftigungen durch empirische Befunde der jüngeren Zeit. So können mit Hilfe von Längsschnitt-Daten aus dem sozio-ökonomischen Panel (SOEP) zunehmende Prekaritätsrisiken für alle atypischen Beschäftigungen ermittelt werden.[34] Die weiter oben angeführten Zahlen bestätigen, dass die Zone der unsicheren Erwerbsbeteiligung in Ausdehnung begriffen ist. Das verstärkte Hervortreten eines „prekären Potentials“[35] atypischer Beschäftigung und die damit verbundene Zunahme von Unsicherheit in der Arbeitswelt ist laut Robert Castel „(…) weit mehr als die Arbeitslosigkeit die wichtigste Herausforderung des ausgehenden Jahrhunderts. Denn gerade diese unsicheren Verhältnisse erlauben Rückschlüsse auf den Prozess, in dessen Gefolge es zur Arbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung kommt.“[36] Der hier angesprochene Prozess darf entgegen der Herangehensweise mancher neuerer Ungleichheitstheorien eben nicht von der Produktionssphäre und damit verbundenen Arbeitsmarktgeschehnissen getrennt werden, sollen die strukturellen Ursprünge innerhalb des kapitalistischen Gesellschaftsrahmens kritisch hinterfragt werden.
Subjektivierung von Arbeit - Entfremdung revisited
Für die Analyse neuer Entfremdungsphänomene unter der Zunahme der beschriebenen prekären Beschäftigungsverhältnisse drängt sich eine damit einhergehende Arbeitsform auf, die als „Subjektivierung von Arbeit“ Beachtung im Arbeitsdiskurs der letzten Jahre fand. Sie bietet, wie im Folgenden zu zeigen ist, neue Entscheidungsfreiräume, aber auch spezifische neue Abhängigkeiten.
Denn nicht nur die Beschäftigungsformen und die Gestaltung von Arbeitsverhältnissen unterliegen einem Wandel, auch der Blickwinkel auf Arbeit und damit einhergehend auf das, was als Leitbild ebendieser gefasst wird, hat verschiedene, neue Formen angenommen. Beobachtbar wird - einhergehend mit der Entwicklung zum Finanzmarktkapitalismus - in immer stärkerem Maße und in immer mehr Arbeitsbereichen eine Verlagerung von institutioneller zu individueller Absicherung der Erwerbsarbeit, in der sich die Person „zum Träger eines individuellen Verwendbarkeitsprofils“[37] entfalten muss. Die Transformation von Arbeitskraft in Arbeitsleistung und die dazu notwendige Kontrolle, die schon von Marx auf spezifische Weise kritisch diskutiert wurden, werden im Zuge posttayloristischer Produktionsmodelle und atypischer Arbeitsformen auf die personale Ebene externalisiert. Die Beschäftigten sehen sich zunehmend mit den Anforderungen der „fremdorganisierten Selbstorganisation von Arbeit“[38] konfrontiert. Erweiterte Selbstkontrolle, der Zwang zur verstärkten Ökonomisierung der eigenen Arbeitsfähigkeiten und eine Verbetrieblichung der alltäglichen Lebensführung sind die neuen zu internalisierenden Anforderungen einer zunehmend auch normativen Subjektivierung von Arbeit.[39] Der Druck zur kontinuierlichen Optimierung der eigenen employability, die verstärkte Selbst-Steuerung und -Überwachung der eigenen Arbeit führen im Zwang zur systematischen Durchgestaltung des gesamten Lebens weit über den Erwerbszusammenhang hinaus und zur Auflösung struktureller Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit.[40] Im Idealtypus des „Arbeitskraftunternehmers“[41] zeigt sich die Umkehrung der angesprochenen Künstlerkritik als Ausdruck des Bedürfnisses nach Autonomie in eine Anforderung an die arbeitende Person zum Selbstmanagement, um auf dem komplexer werdenden Arbeitsmarkt bestehen zu können. Gerade in Bereichen atypischer Arbeitsformen tritt die Forderung nach Selbstregulation dem Arbeitnehmer als fremder Zwang entgegen, kapitalistische Herrschaft wird im Modus der Herrschaft qua Autonomie abstrahiert, verschwindet aber keineswegs. Besonders den Beschäftigten im Niedriglohnsektor fehlt die Durchsetzungskraft, die vermeintlich positiv einzusetzenden Merkmale subjektivierter Arbeit in das Spiel um Festanstellungen und sichere Arbeitsverhältnisse einzubringen. Aus der einstigen Arbeitsplatzsicherheit ist eine Ideologie der Arbeitsmarktfähigkeit geworden. Ausbeutungsverhältnisse verändern sich unter den Leitbildern subjektivierter Arbeit oft zu Selbstausbeutungsverhältnissen, wodurch sie aus der direkten Wahrnehmung verschwinden. Da die Prekarisierten eben keine homogene Masse sind, fällt die Formulierung und Vertretung ihrer Interessen trotz der quantitativen Zunahme an Personen schwer, ein Problem, dem sich emanzipatorisch-kritische Forschung verstärkt stellen muss.[42] In der Ratio aktueller Technologien der Selbst- und Fremdführung äußert sich eine Arbeitsform, die Moldaschl als „Externalisierung von Risiken ‚nach innen’, vom Unternehmen auf die Arbeitskraft, beschreibt und die demnach als Effekt und zugleich als Triebkraft einer Internalisierung des ‚Außen’, des Marktes, begriffen werden“ kann.[43]
Neue - alte Formen der Entfremdung
Abschließend soll nun der Versuch unternommen werden, im Rückgriff auf die anfangs erarbeiteten Entfremdungsbegriffe die dargestellten Veränderungen in der Arbeitswelt auf neue und alte Formen der Entfremdung zu untersuchen und zu einem zusammenfassenden Ergebnis zu kommen.
Wenn mit Marx entfremdete Arbeit als unfreie Tätigkeit verstanden wird, eine Arbeit, in die und in der man gezwungen ist, so trifft dies besonders auf große Teile der heutigen prekären und unsicheren Arbeitsformen zu. Erwerbsarbeit ist gerade für Menschen in prekären Lebens- und Armutslagen ein reines Mittel zur eigenen und familiären Existenzsicherung. Ein Anspruch auf schöpferische Selbstverwirklichung in frei gewählter Arbeit lässt sich in Zeiten von durch Hartz IV bedingten 1-Euro-Jobs und des Aufschwungs von Leiharbeitsfirmen wohl in den seltensten Fällen verwirklichen. Die Sorge um den Arbeitsplatz, „wie widerwärtig er auch sein mag“,[44] beschränkt den gegenwärtigen Charakter der Arbeit für bestimmte Bevölkerungsschichten und ihre Bedürfnisse auf einen rein instrumentellen Begriff. Lohnarbeit im modernen Kapitalismus und ihre Anforderungen an die Beschäftigten stellt sich immer noch als sachliches Abhängigkeitsverhältnis dar und eben nicht als persönliche Wahloption. Prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse lassen oft nicht den Freiraum, die Welt als Resultat praktischer Weltvollzüge aufzufassen, sondern lassen es nur zu, sie als gegeben und fremd zu verkennen, ein Punkt auf den Marx – wie vorhin angeführt – eindringlich hinwies. Gerade in atypischen Arbeitsverhältnissen erfährt der Mensch seine Arbeitskraft als Ware, die es gegen lohnunterbietende Konkurrenz zu verkaufen gilt. „Was kümmert mich der Reis, ich kenne nur den Preis“ heißt es schon bei Bertolt Brecht, und es erscheint aus kapitalistischer Sichtweise durchaus rational und sinnvoll, den ungesicherten Leiharbeiter dem Stammangestellten oder die Praktikantin einer Angestellten vorzuziehen, verrichten sie doch die gleichen Tätigkeiten zum Schnäppchenpreis und gelten den noch Festangestellten als disziplinierende Mahnung, wie neueste Studien zu Leiharbeit aus Sicht der Unternehmen bestätigen.[45]
Die entwürdigende Erfahrung des Selbst als ökonomische Charaktermaske bei zunehmenden Schwierigkeiten, über gewürdigte Arbeit am gesellschaftlichen Austausch von Leistung und Gegenleistung und dadurch an sozialer Anerkennung teilzuhaben, führt zu einem Verlust der Anteilnahme an der Welt. Erfahrung wird passiv, wie schon bei Marx und Lukács angeführt. Fehlende Möglichkeiten, Anerkennung zu erhalten und sich dadurch der Welt und seinen Mitmenschen verbunden zu fühlen, können als Kern von Verdinglichungsgeschehnissen gesehen werden und lassen sich somit auch entfremdungstheoretisch im Sinne Marxscher Theorien deuten. Die Verdinglichung menschlicher Beziehungen zeigt sich deutlich im postfordistischen Netzwerkgedanken und seinem berechnenden Charakter: Für den modernen Arbeitskraftverkäufer wird das Abschätzen, welcher Kollege ihm im nächsten Projekt nützlich sein kann oder als Konkurrent im Weg stehen wird, zunehmend zur Ultima Ratio, will er sich auf dem flexiblen Arbeitsmarkt behaupten. Unter dem Leitbild subjektivierter Arbeit werden aber nicht nur die Arbeitsbeziehungen zu den Mitmenschen verdinglicht, der zukünftige Arbeitnehmer verdinglicht auch sich selbst in seiner Darstellung gegenüber anderen. In diesem Sinne können z. B. Bewerbungsgespräche als effektvolle Inszenierungen zukünftigen Arbeitsengagements ähnlich einem Verkaufsgespräch gesehen werden: eine neue Entfremdungsform, die treffend als „Inszenierungszumutung“[46] betitelt werden kann.
Im Gegensatz zur Zeit Marxens hat der arbeitende Mensch heute viel mehr Freizeit und mehr Möglichkeiten, diese zu gestalten. Doch führt die entgrenzende Subjektivierung der Arbeit und ihre ständigen Anforderungen an Selbstorganisation und Selbst-Management zur ökonomisch- organisatorischen Landnahme aller Lebensvollzüge. Flexibilität und die Förderung der eigenen employability können eben nicht an der Bürotür aufhören, will man nicht Gefahr laufen, als unzulänglich für den Arbeitsmarkt zu gelten. Ausfälle kann man sich nur noch im Notfall leisten, als Beispiel kann an dieser Stelle der Rückgang der Krankmeldungen am Arbeitsplatz in den letzten Jahren genannt werden.[47]
Ein weiteres Phänomen von Entfremdung ist die zunehmende Unsicherheit bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein, womit die Ebene des subjektiven Umgangs mit Prekarisierung und neuen Arbeitsformen angesprochen ist. Äußert sich die Unsicherheit für prekär Beschäftigte in der zunehmenden Unmöglichkeit einer längerfristigen Lebensplanung und der Selbstwahrnehmung als Spielball scheinbar schicksalhafter Arbeitsverhältnisse, ist es bei den noch in die Normalarbeitswelt Integrierten die Angst vor dem sozialen Abstieg und vor Anerkennungsdefiziten durch den Verlust eines sicheren Arbeitsplatzes. Wird diese Form der Entfremdung nicht aufgehoben kann, es in der weiteren Entwicklung zu einem „Stillstand der Bewegung“ kommen, einer Art Erstarrung, wie sie Henri Lefèbvre in seiner „Kritik des Alltagslebens“ herausgearbeitet hat.[48] Heutige entfremdete Arbeit verwehrt den Menschen somit die Möglichkeit der Identifikation mit dem Inhalt ihrer Tätigkeiten und mit wem sie diese Tätigkeiten verrichten, gleichzeitig verwehrt sie den Menschen die Möglichkeit, vollständige Kontrolle über ihre Tätigkeiten auszuüben.
Ohne eine Psychologisierung der Entfremdung vornehmen zu wollen, zeigen sich neue Formen der Entfremdung auch in der Zunahme an arbeitsbedingten Depressionen unter der Anforderung ständiger individuell-unternehmerischer Handlungsfähigkeit: „Die Depression zeigt uns die aktuelle Erfahrung der Person, denn sie ist die Krankheit einer Gesellschaft, deren Verhaltensnorm nicht mehr auf Schuld und Disziplin gründet, sondern auf Verantwortung und Initiative.“[49] Die neue Normalität erodierender Arbeitsverhältnisse ist zugleich eine neue Normativität. Am Ende der Ausführungen zur Reformulierung Marxscher Ideen und der Verknüpfung mit heutigen Entfremdungsphänomenen angekommen bleibt zu konstatieren, dass gerade vor dem Hintergrund langjähriger theoretischer und praktischer Auseinandersetzungen und damit verbundener Höhen und Tiefen der Marxrezeption eine Rückbesinnung auf seine Schriften nötig ist und weiterhin fruchtbar sein kann, um Entfremdung und Arbeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu analysieren und zu erklären. Dabei wird nicht der Anspruch erhoben, ein fertiges, starres System aufzuzeichnen. Dem einstigen und heutzutage so gut wie gänzlich eingeschlafenen Anspruch einer Soziologie, die ihrem Namen als kritische Gesellschaftstheorie gerecht werden will, kann die Marxsche Theorie – vielleicht mehr denn je – als Rüstzeug dienen.
[1] Überarbeiteter Vortrag bei der Tagung der Universität Trier, des Theaters Trier und der Jenny- Marx- Gesellschaft „Marx und seine Widergänger- Was heißt Entfremdung 2009“ in Trier am 25.10.2009.
[2] Zum Begriff der Landnahme vgl.: DÖRRE, Klaus: Die neue Landnahme. Dynamiken und Grenzen des Finanzmarktkapitalismus. In: DÖRRE, Klaus et al.: Soziologie- Kapitalismus- Kritik. Eine Debatte. Frankfurt am Main 2009, Seite 21- 86, Seite 39 ff.. und DÖRRE, Klaus: Prekarität im Finanzmarktkapitalismus. In: DÖRRE, Klaus/ CASTEL, Robert: Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts. Frankfurt am Main/ New York 2009, Seite 35- 64.
[3] BLOCH, Ernst: Literarische Aufsätze. Frankfurt am Main 1985, Seite 279.
[4] Vgl. MARX, Karl: Ökonomisch- philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. In: MARX, Karl/ ENGELS, Friedrich, Werke (MEW Ergänzungsband 1.). Berlin 1973, Seite 510- 522.
[5] Ebd.: Seite 512.
[6] Ebd.: Seite 514.
[7] Ebd.
[8] Ebd. Seite 517.
[9] MARX, Karl: Die Deutsche Ideologie. Kritik der der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten. . In: MARX, Karl/ ENGELS, Friedrich, Werke (MEW Band 3). Berlin 1973, Seite 217.
[10] Ebd. Seite 533.
[11] MARX, Karl: (MEW Ergänzungsband 1.). Berlin 1973, Seite 519.
[12] Vgl. MARX, Karl: Das Kapital, Band 1. In: MARX, Karl/ ENGELS, Friedrich, Werke (MEW, Band 23). Berlin 1973, Seite 85 ff.
[13] Ebd.: Seite 86.
[14] Vgl. OPPOLZER, Alfred A.: Entfremdung und Industriearbeit. Die Kategorie der Entfremdung bei Karl Marx. Köln 1974, Seite 113 f.
[15] Vgl. ISRAEL, Joachim: Der Begriff Entfremdung. Makrosoziologische Untersuchung von Marx bis zur Soziologie der Gegenwart. Reinbek bei Hamburg 1972, Seite 78 f.
[16] „Der allgemeine Austausch der Tätigkeiten und Produkte, der Lebensbedingung für jedes einzelne Individuum geworden, ihr wechselseitiger Zusammenhang, erscheint ihnen selbst fremd, unabhängig, als eine Sache.“ MARX, Karl: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf). Berlin 1974, Seite 75.
[17] LUKÀCS, Georg: Geschichte und Klassenbewusstsein: Die Verdinglichung und das Bewusstsein des Proletariats. Neuwied und Berlin 1968, Seite 257 (94, 95).
[18] Vgl.: CHESNAIS, Francois: Das finanzdominierte Akkumulationsregime: theoretische Begründung und Reichweite. In: ZELLER, Christian (Hrsg.): Die globale Enteignungsökonomie. Münster 2004, Seite 217- 254.
[19] Vgl.: MARX, Karl/ ENGELS, Friedrich: Das Manifest der kommunistischen Partei. In: MARX, Karl/ ENGELS, Friedrich: Werke (MEW Band 4), Berlin 1973 Seite 459- 493.
[20] Vgl.: FÜLBERTH, Georg: G Strich. Kleine Geschichte des Kapitalismus. Köln 2008, Seite 271 ff.
[21] KOCYBA, Hermann/ VOSWINKEL, Stephan: Kritik (in) der Netzwerkökonomie. In: HESSINGER, Philipp/ WAGNER, Gabriele (Hrsg.): Ein neuer Geist des Kapitalismus? Paradoxien und Ambivalenzen der Netzwerkökonomie. Wiesbaden 2008, Seite 41- 62, Seite 43 ff.
[22] AGLIETTA, Michel: Ein neues Akkumulationsregime. Die Regulationstheorie auf dem Prüfstand. Hamburg 2000, Seite 27. Für einen Überblick über die Regulationstheorie und kritische Auseinandersetzung siehe auch: CANDEIAS, Mario/ DEPPE, Frank (Hrsg.): Ein neuer Kapitalismus? Akkumulationsregime- Shareholder Society- Neoliberalismus und Neue Sozialdemokratie. Hamburg 2001.
[23] Vgl.: BRINKMANN, Ulrich/ DÖRRE, Klaus: Finanzmarkt- Kapitalismus: Triebkraft eines flexiblen Produktionsmodells? In: WINDOLF, Paul (Hrsg.): Finanzmarktkapitalismus. Analysen zum Wandel von Produktionsregimen. Wiesbaden 2005, Seite 85- 116, Seite 86- 87.
[24] BOLTANSKI, Luc/ CHIAPELLO, Ève: Le nouvel esprit du capitalisme. Paris 1999, Seite 69 ff.
[25] Vgl.: HESSINGER, Philipp: Krise und Metamorphose des Protests: Die 68er Bewegung und der Übergang zum Netzwerkkapitalismus. In: HESSINGER, Philipp/ WAGNER, Gabriele (Hrsg.): Ein neuer Geist des Kapitalismus? Paradoxien und Ambivalenzen der Netzwerkökonomie. Wiesbaden 2008, Seite 63- 99, Seite 72.
[26] Vgl.: MAYER-AHUJA, Nicole: Wieder dienen lernen? Vom westdeutschen „Normalarbeitsverhältnis“ zu prekärer Beschäftigung seit 1973. Berlin 2003, Seite 40 ff.
[27] Vgl.: SEPPMANN, Werner: Strategien der Verunsicherung, Neoliberalismus, Prekarisierung und Herrschaft. In: Projekt Klassenanalyse@BRD: Mehr Profite- Mehr Armut (Beiträge zur Klassenanalyse Band IV). Essen 2007, Seite 99 ff.
[28] Vgl.: STATISTISCHES BUNDESAMT: Niedrigeinkommen und Erwerbstätigkeit. iesbaden August 2009.
[29] BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT: Arbeitsmarkt in Zahlen. Februar 2010.
[30] Vgl.: BRINKMANN, Ulrich et al.: Prekäre Arbeit. Ursachen, Ausmaß, soziale Folgen und subjektive Verarbeitungsformen unsicherer Beschäftigungsverhältnisse. Bonn 2006, Seite 19 ff.
[31] KRAEMER, Klaus: Alles prekär? Die Prekarisierungsdebatte auf dem soziologischen Prüfstand. In: EIKELPASCH, Rolf et al. (Hrsg.): Metamorphosen des Kapitalismus- und seiner Kritik. Wiesbaden 2008, Seite 104-117, Seite 105.
[32] Vgl.: MANSKE, Alexandra: Arbeiten im sozialpolitischen Abseits Nebenfolgen einer neuen Absicherungslogik. In: Jahrbuch Arbeit, Bildung, Kultur, Band 23/ 24, 2005/06, Seite 269- 283, Seite 270 ff.
[33] MARX, Karl: Lohnarbeit und Kapital. In: MARX, Karl/ ENGELS, Friedrich, Werke (MEW Band 6). Berlin 1973, Seite 414.
[34] Vgl.: BREHMER, Wolfgang/SEIFERT, Helmut: Wie prekär sind atypische Beschäftigungsverhältnisse? Eine empirische Analyse. WSI Diskussionspapier Nr. 156. Düsseldorf 2007.
[35] MAYER-AHUJA, Nicole: a.a.O., Seite 54.
[36] CASTEL, Robert: Der Zerfall der Lohnarbeitsgesellschaft. In: BOURDIEU, Pierre (Hrsg.): Lohn der Angst. Flexibilisierung und Kriminalisierung in der „neuen Arbeitsgesellschaft“. Konstanz 1998, Seite 14- 20, Seite 16.
[37] MOLDASCHL, Manfred: Ökonomien des Selbst. In: KLAGES, Johanna/TIMPF, Siegfried (Hrsg.): Facetten der Cyberwelt. Subjektivität, Eliten, Netzwerke, Arbeit, Ökonomie. Hamburg 2002, Seite 29-62, Seite 34.
[38] Vgl.: PONGRATZ, Hans J./VOß, G. Günter: Vom Arbeitnehmer zum Arbeitskraftunternehmer- Zur Entgrenzung der Ware Arbeitskraft. In: MINSSEN, Heiner (Hrsg.): Begrenzte Entgrenzungen. Wandlungen von Organisation und Arbeit. Berlin 2000, Seite 225- 247, Seite 227 ff.. Vgl. auch ARBEITSGRUPPE SubArO (Hrsg.): Ökonomie der Subjektivität- Subjektivität der Ökonomie. Berlin 2005.
[39] Zur begrifflichen Vertiefung und Erweiterung siehe auch: MOLDASCHL, Manfred/ VOß, G. Günter (Hrsg.): Subjektivierung von Arbeit. München 2002 und LOHR, Karin/ NICKEL, Hildegard (Hrsg.): Subjektivierung von Arbeit- Riskante Chancen. Münster 2005.
[40] Zum Begriff der employability siehe: SCHULTHEIS, Franz: Der Lohn der Angst. Zur Normalisierung von Prekarität im grenzenlosen Kapitalismus. In: GAZARETH, Pascale et al.: Neue soziale Ungleichheit in der Arbeitswelt. Konstanz 2007, Seite 59- 73, Seite 62 ff..
[41] Vgl.: PONGRATZ, Hans J./ Oß, G. Günter: Der Arbeitskraftunternehmer. Eine neue Grundform der Ware Arbeitskraft? In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1998, Jg. 50, heft I, Seite 131- 158. Bei Anwendung dieses Idealtypus muss mitbedacht werden, dass er die grundlegende Produktionsweise kapitalistischer Verwertung nicht in Frage stellt. Dennoch kann er unter bestimmten Vorzeichen zur Analyse hilfreich sein.
[42] Vgl.: CANDEIAS, Mario: Genealogie des Prekariats. In: ALTENHAIN, Claudio et al. (Hrsg.): Von `Neuer Unterschicht´ und Prekariat. Gesellschaftliche Verhältnisse und Kategorien im Umbruch. Kritische Perspektiven auf aktuelle Debatten. Bielefeld 2008, Seite 121-136, Seite 131-132.
[43] MOLDASCHL, Manfred/SAUER, Dieter: Internalisierung des Marktes- Zur neuen Dialektik von Kooperation und Herrschaft. In: MINSSEN, Heiner (Hrsg.): Begrenzte Entgrenzungen. Wandlungen von Organisation und Arbeit. Berlin 2000, Seite 205-224, Seite 217.
[44] BOURDIEU, Pierre: Die zwei Gesichter der Arbeit. Konstanz 2000, Seite 72.
[45] DÖRRE, Klaus et al.: Funktionswandel von Leiharbeit. Neue Nutzungsstrategien und ihre arbeits- und mitbestimmungspolitischen Folgen. OBS- Arbeitsheft 61, Frankfurt am Main 2009.
[46] HONNETH, Axel: Verdinglichung. Eine anerkennungstheoretische Studie. Frankfurt am Main 2005, Seite 105.
[47] Vgl.: KOCYBA, Hermann/VOSWINKEL, Stephan: Krankheitsverleugnung: Betriebliche Gesundheitskulturen und neue Arbeitsformen. Arbeitspapier 150 der Hans Böckler Stiftung. Düsseldorf 2007.
[48] LEFÈBVRE, Henri: Kritik des Alltagslebens. Band 3. 1975, Seite 38.
[49] EHRENBERG, Alain: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart. Frankfurt am Main/ New York 2004, Seite 9. Auf weitere sozialphilosophische Formen schwer messbarer Selbstentfremdung, - dem vollständigen Aufgefüllt- Sein mit kapitalistischer Verwertungslogik bei gleichzeitiger innerer Leere- wie sie sich zuhauf in der Romanliteratur des letzten Jahrhunderts finden lassen soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Zu Trennen vom jeweiligen historisch- wirtschaftlichen Kontext sind sie sicherlich nicht.