Buchbesprechungen

Aktuelles zu Rosa Luxemburg

von Thomas Kuczynski zu Rosa-Luxemburg-Gesellschaft
Juni 2011

Rosa Luxemburg. Ökonomische und historisch-politische Aspekte ihres Werkes, Internationale Rosa-Luxemburg-Gesellschaft in Tokio, April 2007, und Berlin, Januar 2009, herausgegeben von Narihiko Ito, Annelies Laschitza und Ottokar Luban, Karl Dietz Verlag, Berlin 2010, 236 S., 16,90 Euro

Der Band enthält, wie schon seine Vorgänger,1[1] eine Vielzahl sehr verschieden gearteter Beiträge, die in ihrer absoluten Mehrheit nicht nur für jene von Interesse sein dürften, die über Rosa Luxemburg forschen, sondern auch und vor allem für jene, die in der gegenwärtigen Weltlage an der Umsetzung dessen interessiert sind, was Luxemburg selbst „revolutionäre Realpolitik“2[2] genannt hat. Gerade unter diesem Aspekt dürfte für das europäische Publikum sehr aufschlussreich sein, den Beitrag von Isabel Loureiro über die Luxemburg-Rezeption in Brasilien zu lesen, nützlich auch die Beiträge über China (von He Ping, Wang Xue-Dong und Zhang Wenhong). Das unvermeidliche Thema „Rosa Luxemburg und ...“ wird einerseits mit dem Blick auf das (zuweilen nur indirekte) Wechselverhältnis zu einzelnen Mitstreitern untersucht (Ulla Plener zu Lenin, Annelies Laschitza zu Karl Liebknecht, Felix Tych zu Jogiches, Florian Wilde zu Ernst Meyer, J.-F. Fayet zu Radek, S. D. Gupta zu Bucharin), wobei teils neue Forschungsergebnisse vorgestellt, teils eigene monografische Arbeiten referiert werden. Das Thema wird andererseits mit dem Blick auf Real- bzw. Diskussionsobjekte erörtert (Fritz Weber zu China und Japan in den verschiedenen Imperialismus-Theorien, Theodor Bergmann zur Koalitionspolitik sozialistischer Parteien, Ottokar Luban zum Massenstreik, György Széll zum Militarismus, Jakow Drabkin zur Komintern, Doğan Göçmen zum Begriff des Politischen), wobei Luxemburgs Sicht zumeist sowohl mit zeitgenössischen Sichtweisen als auch mit aktuellen Problemen konfrontiert wird. Verallgemeinernde Betrachtungen mit dezidiert aktuellen Bezügen finden sich in den Vorträgen von William A. Pelz („Ein anderer Luxemburgismus ist möglich“), Narihiko Ito („R. L's Sozialismus“), Evelyn Wittich („Unabgegoltenes bei R. L.“) und Isabel Loureiro (zur „Aktualität der Ideen R. L's aus brasilianischer Sicht“). Hinzu kommt ein Beitrag Klaus Gietingers zu den politischen Hintergründen des Luxemburg-Liebknecht-Mordes sowie einer von Kornelia Hauser und Gundula Ludwig „Öffentlichkeit Revisited mit R. L.“ (dessen wirklicher Bezugspunkt zu ihrem Werk und Wirken, mir zumindest, nicht deutlich geworden ist). Michael Krätkes Beitrag über Luxemburg und die Analyse des gegenwärtigen Kapitalismus ist schon von der Länge her (erst recht von den Anmerkungen) eher ein Forschungsaufsatz denn ein Konferenzbeitrag; er macht neugierig auf sein (schon für 2010 angekündigtes) Buch „R. L. als politische Ökonomin. Unveröffentlichte ökonomische Schriften“.

Thomas Kuczynski

1[3] Rosa Luxemburg im internationalen Diskurs. Berlin 2002 (zu den Konferenzen von 1998 bis 2000 in Chicago, Tampere, Berlin und Zürich); China entdeckt Rosa Luxemburg. Berlin 2007 (zur Konferenz in Guangzhou 2004).

2[4] In ihrem Aufsatz zum 20. Todestag von Marx. Siehe Werke, Bd. 1/2, S. 373.

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  1. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftn2
  2. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftnref1
  3. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftnref2