Gesellschaftstheorie

Homo sapiens sapiens, der „geistbegabte Akteur"?

Michael Tomasellos Konzeption der Entwicklung menschlichen Denkens

Dezember 2004

Ist „der Mensch“ im wesentlichen ein geistig geprägtes Lebewesen? Oder vor allem ein Organismus, der sich im Austausch mit der Umwelt erhält und dabei auch Denkvorgänge entfaltet? Welche Rolle spielt die Gesellschaft für die Entwicklung und Verfassung menschlichen Bewußtseins? Wer auf Fragen wie diese (von Marxisten traditionell unter dem Stichwort „Sein und Bewußtsein“ abgehandelt) nach angemessenen Antworten sucht, wird sich vergegenwärtigen müssen, daß es über die natürliche Evolution hinaus ein herrschaftlich bestimmtes zivilisatorisches Milieu gibt, welches das Bewußtsein der Menschen seit Jahrtausenden imprägniert – auch das Bewußtseins der heute lebenden Leute, einschließlich der Bewußtseinsforscher. Und dieses Milieu ist, welche Vorzüge auch immer man an der Zivilisation entdecken mag, stets irgendwie durch Ausbeutung, patriarchale und staatliche Herrschaft sowie geistige Gängelung gekennzeichnet. Ob wir wollen oder nicht, ist unser Tun und Lassen durch diese zivilisatorischen Ausbeutungs- und Herrschaftspraktiken geprägt und ist unser Nachdenken über beliebige Themen, so etwa auch über Denken und Bewußtsein, in zivilisatorisch-ideologischen Denkmustern befangen. Freilich steht es uns auch frei zu versuchen, die zivilisatorischen Legitimationsstrategien zu durchschauen. Nicht zuletzt in dieser Hinsicht ist ein neuer Versuch des Nachdenkens über das Denken interessant, der von Michael Tomasello stammt.

1 Ein neuer Vorstoß der Forschung über das Denken

Ein „provozierendes Modell des Geistes“ nennt die Zeitschrift „Nature“ (ausweislich der Verlagswerbung) Tomasellos Buch über „The Cultural Origins of Human Cognition“ (1999), das im Jahre 2002 unter dem Titel „Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens“ (inzwischen auch als paperback) bei Suhrkamp erschienen ist.[1][1] [Zur Übersetzung: „Cognition“ wird hier oft mit „Kognition“, insbesondere im Titel aber auch mit dem eher weiteren Begriff „Denken“ wiedergegeben; letzterem Verfahren schließen wir uns im folgenden i.d.R. an.]

Thema und Autor

Wie der US-amerikanische Originaltitel und der deutsche Untertitel („Zur Evolution der Kognition“) andeuten, will der Autor den Ursprung und die Entwicklung menschlichen Denkens in Zusammenhang mit der Evolutions- und einer Kulturtheorie thematisieren. Darüber hinaus geht es ihm aus einer kognitionspsychologischen Sicht um die Entwicklung des Denkens bei Menschenkindern. Tomasello, seit Ende der achtziger Jahre in den USA durch eine Vielzahl experimentell-psychologischer Arbeiten zu diesem Thema hervorgetreten, ist mittlerweile einer der Direktoren des 1997 gegründeten Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie (schmeichlerisch EVA genannt) in Leipzig, einer großzügig ausgestatteten Institution, die es darauf anlegt, interdisziplinär eine Vision der „history of humankind“ zu produzieren.

Aufbau und Grundzüge des Buchs

In dem hier vorzustellenden Buch werden hauptsächlich nämlich in den Kapiteln 3 bis 6 – empirische Untersuchungen zur ontogenetischen (also: der individuellen) Entwicklung dessen vorgestellt und gedeutet, was Tomasello „spezifisch menschliche Kognition“ nennt. Diese gleiche im frühen Säuglingsalter im Großen und Ganzen den Fähigkeiten anderer Primaten, doch begännen die Menschenkinder gegen Ende des ersten Lebensjahrs, sich verständig auf zielgerichtet gegenstandsbezogene Handlungen und Verhaltensweisen von Erwachsenen einzustellen, was durch die Erfahrung eigenen gezielten Tuns und durch das Verstehen anderer Menschen als ihnen gleichende Lebewesen ermöglicht werde. Das bedeute, sich und andere als intentionale Akteure verstehen und das gegebene kulturelle Milieu sich aneignen zu können („Neunmonatsrevolution“, „kulturelles Lernen“: Kapitel 3). In den Kapiteln 4 bis 6 soll die weitere Entwicklung dieser angenommenen und als einzigartig vorgestellten kognitiven Kompetenz von Menschenkindern in deren nachfolgenden Lebensjahren beleuchtet werden. Hier geht es um das Lernen sprachlicher und anderer Symbole in sozialen Interaktionen, wo man übe, die Aufmerksamkeit der Beteiligten wechselseitig zu steuern (Kapital 4); um das Lernen sprachlicher Konstruktionen, wobei wichtig werde, die Bedeutung zu erkennen, die einem Wortgefüge in einer gegebenen Situation von Erwachsenen zugemessen wird (Kapitel 5); und schließlich geht es um die Ausbildung jener Denkfertigkeit, die Menschenkinder anderen Primaten vor allem voraushaben sollen und die darin bestehe, daß sie sich und ihresgleichen als „geistbegabte Akteure“ zu erkennen vermöchten (Kapitel 6). Die zusammenfassenden Berichte über einschlägige entwicklungspsychologische Experimente und ihre Resultate sind interessant, auch wenn es manchmal nervt, daß bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auf das Interpretationsschema eines „Verstehens der Intention des Erwachsenen“ als unabdingbare Voraussetzung eines Erkenntnis-zuwachses des Kindes zurückgegriffen wird, obwohl, wie bei allen empirischen Experimenten, offenkundig auch andere Deutungen möglich sind. (s. auch Tomasello selber, vgl. z.B. 25 [Seitenangaben ohne Verfasserhinweis beziehen sich auf das genannte Buch Tomasello 2002]) Nicht minder nerven die unermüdlichen Abgrenzungsversuche der Leistungen von Menschenkindern von denen von Menschenaffen, vornehmlich Schimpansen und Bonobos.

Gleichwohl ergeben die vier zentralen Kapitel des Buches, auf die wir uns bislang bezogen haben, für sich genommen eine relativ informative, allerdings teilweise schwer verständlich geschriebene Darstellung kognitionspsychologischer Forschungsarbeiten, welche die ("nativistische") Idee einer biologischen Vererbung der einzelnen Denk- und Sprechfertigkeiten moderner Menschen, wie sie insbesondere von der sog. Sozialbiologie und der Evolutionspsychologie vertreten wird, dankenswerterweise kritisieren. Das wird Gesellschaftswissenschaftler, insbesondere marxistische, erfreuen, letztere sicher auch deshalb, weil sich Tomasello verschiedentlich auf einen der Altmeister marxistischer Psychologie, auf Lev Vygotskij, berufen zu können meint. (z.B. 62, 66 u.a.; vgl. insbesondere Vygotskij 1992) Diese kognitionspsychologischen Beobachtungen werden im Kontext eines eigens entwickelten evolutions- und kulturtheoretischen Szenarios angestellt und gedeutet (Kapitel 1, 2 und 7). Hiernach treffen die biologische und die historische Entwicklung des „modernen Menschen“ in seiner ontogenetischen Entwicklung zusammen, eine Idee, die von Vygotskij stammt (1992, 61f), wodurch die angesprochenen „arteigentümlichen Eigenschaften“ seiner „Kognition“ hervorvorgebracht würden. (20) Auch dieses theoretische Rahmenwerk intendiert eine Kritik sozialbiologischer Thesen, wobei allerdings anzumerken ist, daß eine solche Kritik weitaus schlüssiger von John Dupré (2001) geleistet worden ist. Doch muß festgestellt werden, daß dieser Rahmen eine Achillesferse hat: Tomasello vermutet eine evolutionär gesetzte „artspezifische Anpassung“ des Homo sapiens sapiens, nämlich eine „wegen bestimmter genetischer Ereignisse und eines bestimmten Selektionsdrucks“ erfolgte Veränderung der Kognition, die ihrerseits ein bestimmtes Lernverhalten hervorgebracht habe, und legt diese Verursachungskette seiner gesamten Theorie zugrunde – ein sehr problematisches Vorgehen. (233f; vgl. Dupré 2002, 142f) Am Rande sei erwähnt, daß einem dümmlichen Evolutionsspsychologen wie David Buss Reverenz erwiesen wird. (239; vgl. kritisch: Dupré 2001, 48ff) Wir skizzieren und diskutieren zunächst diesen theoretischen Rahmen (Abschnitt 2), sodann Tomasellos Lehre von der Entwicklung kindlichen Denkens (Abschnitt 3) und schließen mit kurzen Bemerkungen zur gesellschaftstheoretischen Bedeutung dieser Art psychologischer Forschung (Abschnitt 4).

2 Die Thesen von der spezifischen Einzigartigkeit des Menschen und von der spezifischen Geschichtlichkeit seiner Kulturgüter

Der theoretische Rahmen, in den Tomasello seine kognitionspsychologischen Arbeiten gestellt hat, besagt, daß die Menschen zwar tierliche, aber in psychischer, insbesondere kognitiver und kommunikativer Hinsicht ganz besondere Lebewesen seien und daß ihre intellektuellen, instrumentellen und institutionellen Kulturgüter im Vergleich etwa zur Kultur von Menschenaffen qualitativ neuartige historische Errungenschaften darstellten, wobei jene psychischen Fähigkeiten und diese kulturellen Hervorbringungen auf bestimmte Weise korrespondierten. Mit Menschen sind hier, expressis verbis, nur die Vertreter der Spezies Homo sapiens sapiens gemeint, die vor etwa 200.000 Jahren (vielleicht auch erst später) auftraten. (10f) Die Entstehung dieser psychischen Fertigkeiten und kulturellen Erzeugnisse des Homo s. sapiens sei „ein Rätsel“, weil die etwa sechs Millionen Jahre währende Hominiden-Evolution zeitlich zu kurz gewesen sei, um jene Fertigkeiten und Erzeugnisse durch natürliche Variationen und Selektionen, also: durch biologische Evolution, hervorzubringen. Deswegen müsse angenommen werden, so die von Tomasello vorgeschlagene Lösung dieses Rätsels, daß die genannte artspezifische Adaptation, nämlich die Ausbildung der Fähigkeit und Neigung dieser Menschen, sich auf eine besondere Weise mit Artgenossen zu identifizieren, die einzige biologisch-evolutionär gesetzte Prädisposition für diese (unterstellte) psychische und kulturelle Sonderentwicklung gewesen sei. (10, 11ff, 233ff ) Diese – problematischen – Prämissen und Hypothesen erscheinen quasi als naturwissenschaftlich gesichert, wenn auch nicht durch unmittelbare Beweisführung, so doch durch fortlaufende Bezugnahmen auf kognitionspsychologische Experimente mit Kindern zur Ontogenese modern-menschlichen Denkens: soll in ihnen doch immer wieder (und nicht ohne Betonung der eigenen diesbezüglichen wissenschaftlichen Leistungen) deutlich werden, daß moderne Menschenkinder anderen Hominoiden spezielle kognitive und kommunikative Fertigkeiten voraus hätten und daß sie diese erst durch soziale Lehr-/Lernvor-gänge im Rahmen kultureller Vorgaben gewonnen bzw. entwickelt hätten. Was ist von diesem Rätsel und seiner Lösung zu halten? Gibt es denn eine spezifische psychische und kulturelle Entwicklung des sog. anatomisch modernen Menschen (des Homo s. sapiens), so daß man sich veranlasst sehen könnte, jene artspezifische Anpassung anzunehmen, die ihn von jedweden Vorläuferformen unterscheiden soll? Gibt es für psychische und kulturelle Besonderheiten der heutigen modernen Menschen vielleicht andere Erklärungen?

Menschen und andere Tiere

Daß Menschen Tiere sind, hat sich trotz vieler Widerstände gegen diese Einsicht herumgesprochen. Um so erbitterter aber wird i.d.R. die Auffassung verteidigt, daß Menschen, gemeint ist damit meist der sog. anatomisch moderne Mensch, eine einzigartige Stellung im Tierreich innehätten.

Die diesbezügliche Auffassung Tomasellos ist, daß die Menschen, die sich seit sechs Millionen Jahren getrennt „von anderen Menschenaffen“ entwickeln (13), in ihrer modernen Version des Homo s. sapiens „die Fähigkeit besitzen, ihre kognitiven Ressourcen in einer Weise zu bündeln, die anderen Tierarten abgeht“, und zwar durch „das menschliche kulturelle Lernen“. (15, vgl. auch 10) Diese Scheidung anatomisch moderner Menschen von den übrigen Tieren beruhe auf „einer einzigen biologischen Anpassungsleistung“ (237), nämlich einer Adaptation des primatentypischen Kognitionsmodus, die „an einem bestimmten Punkt der Evolution des Menschen auf[trat], möglicherweise sogar erst in jüngster Zeit und vermutlich wegen bestimmter genetischer Ereignisse und eines bestimmten Selektionsdrucks. Sie besteht in der [Entstehung der] Fähigkeit und Tendenz von Individuen, sich mit Artgenossen so zu identifizieren, daß sie diese Artgenossen als intentionale Akteure wie sich selbst mit eigenen Absichten und eigenem Aufmerksamkeitsfokus verstehen, und in der Fähigkeit, sie schließlich als geistige Akteure mit eigenen Wünschen und Überzeugungen zu begreifen.“ (233f) Kurz: die (von dieser Theorie behauptete) „Tatsache, daß Menschen sich mit ihren Artgenossen tiefer 'identifizieren' als andere Primaten“, bewirke, daß die Menschen sich selber und ihresgleichen von einem bestimmten Alter an als „geistbegabte Akteure“ mit speziellen psychischen Dispositionen verstehen könnten und dies i.d.R. auch täten. (24) In der theoretischen Darstellung bleibt unklar, ob dieses Verstehen ein Wissen um das Vorhandensein von Neigungen und Absichten überhaupt bei Artgenossen sein soll oder darüber hinaus auch ein Erkennen der Inhalte von Neigungen und Absichten im Bewußtsein der anderen in gegebenen Situationen. Tomasellos Interpretation von entwicklungspsychologischen Experimenten an anderer Stelle läßt aber erkennen, daß er der Auffassung ist, daß der Homo s. sapiens sich auszeichne durch ein „ability to understand [...] communicative intentions towards particular aspects of [... the] world in particular communicative circumstances“. (Tomasello in Bowerman/Levinson 2001, 155; vgl. 208-213) D. h., es gebe also die Fähigkeit des Erkennens konkreter Absichten, Überzeugungen, Ziele und Pläne im Bewußtsein anderer Menschen. Sie wird seit längerem in den Kognitionswissenschaften (und auch von Tomasello) unter dem Stichwort einer „theory of mind“ („Theorie des Geistes“) abgehandelt. (208f, 238)

Einige Punkte der Kritik sind:

Das Denken von Menschen und anderen Tieren über irgendwelches Geschehen ist, anders als Tomasello nahelegt, mehr als ein bloßer Erkenntnisvorgang. Nicht nur, daß der sog. Geist, wie uns Neurowissenschaftler zunehmend zeigen, mit dem Gehirn und dem übrigen Körper auf das engste zusammenhängt. Sondern es stehen auch die „kognitive und [... die] emotionale Verarbeitung“ solchen Geschehens „in ständiger Verbindung miteinander“ und bilden ein „komplexes [...] Netz“. (Damasio 2003, 88, 222; vgl. auch Roth 2001) Tomasellos Begriff des Denkens (oder, wenn ihm seine Übersetzung des eigenen Buchtitels nicht gefallen sollte, der Kognition) reduziert dieses auf von körperlichen Erlebniszuständen abgehobene Vorgänge der Wahrnehmung, des Erkennens, des Gedächtnisses u.a.m. Zudem hypostasiert er im Falle der angenommenen spezifisch humanen Kognition reale und fiktive Erkenntnisleistungen, die zu dem postulierten wechselseitigen Verstehen von Absichten und Plänen führen sollen (Phänomene, die im übrigen jüngeren historischen Datums sein dürften), und macht sie zu Wesensmerkmalen des Homo s. sapiens überhaupt. (21f)

Hat man einen Begriff des Denkens, der vom Reduktionismus Tomasellos frei ist, so wird man die Fähigkeit zum Denken auf jeden Fall nicht nur allen möglichen Hominiden zugestehen, sondern auch anderen Primaten und Vertretern weiterer Tierordnungen nicht absprechen können. (vgl. Roth 2003, 49-66) Darüber hinaus wird man auch erkennen können, daß solche nicht-menschlichen Lebewesen auf jeweils besondere Weise einander zu verstehen vermögen, was ein komplexer und „letztlich [auch, die Verf.] ein emotionaler Vorgang“ ist. (Hobson 2003, 201) Zunächst sei nur am Rande erwähnt, daß es diverse paläoanthropologische und archäologische Indikatoren gibt, welche Grund zur Vermutung gegeben haben, daß auch Menschen, die der Spezies oder Subspezies Homo s. sapiens nicht angehören, die Fertigkeit zum Denken (im nicht-reduktionistischen Sinn) hatten. Diesbezügliche Hypothesen reichen von neuen Annahmen über Gedächtnisleistungen der Neanderthaler (Wynn/Coolidge 2004) bis zu altbekannten Vermutungen über die Fähigkeit des Homo habilis in Olduvai zu gemeinsamer Planung. (Potts 1988; Kimura 1999; vgl. dazu Lambrecht et al. 1998, 53-90) Solche Forschungsergebnisse werden von Tomasello nicht diskutiert. Doch hat er sich seit längerem in einer Debatte darüber engagiert, ob Menschenaffen (Schimpansen gelten oft als Modell früher Hominoiden) nicht nur denken, sondern auch wechselseitig sog. geistige Zustände sowie sich selber als bewußte Lebewesen erkennen können. Bejaht wird diese Frage u.a. von Gallup (1998, 2003), verneint wird sie u.a. von Povinelli (2000, 2003). Tomasello schließt sich in seinem Buch letzterem an: „Meiner Ansicht nach [...] verstehen [...] nichtmenschliche Primaten ihre Artgenossen [...] nicht [...] als geistbegabte Akteure.“ (32) Bisher ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß z.B. Schimpansen Bewußtseinszustände anderer Schimpansen verständig nachvollziehen können. Hierauf weisen immerhin Befunde eines differenzierten Experiments mit Vertretern dieser Spezies hin, über die Hare et al. 2001, mitgezeichnet von Tomasello, berichten: „These findings suggest that at least in some situations [...] chimpanzees know what conspecifics have or have not seen (do or do not know), and that they use this information to devise effective social-cognitive strategies.“ Über die angeb-liche Einzigart des wechselseitigen Verstehens von Menschen scheint daher das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein.

Tomasello behauptet aber in seinem Buch, daß es bei den Menschen, worunter er – wie gesagt – nur den Homo s. sapiens versteht, und nur bei solchen Men-schen so etwas gebe wie ein wechselseitiges Erkennen von Zielen, Plänen, Absichten und Beweggründen, was somit für menschliches Denken kenn-zeichnend sei. (vgl. auch Hobson 2003, 245f) Was immer von der Behauptung einer solchen Erkenntnisfähigkeit zu halten sein mag, sicher scheint uns, daß die Einbildung und das Bemühen, Absichten und ähnliche Bewußtseinszustände anderer unmittelbar zu erkennen, erst sehr spät in der Geschichte des Homo s. sapiens unter bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen aufgetreten oder jedenfalls wichtig geworden sind. Solche Versuche, Ziele und Pläne anderer Leute zu erkennen oder ihnen beliebige zu unterstellen, kamen wahrscheinlich auf, als die Menschen begonnen hatten, räumlich zusammenzurücken und ihre Gruppen und Gesellschaften voneinander abzugrenzen. (vgl. Caporael in Sedikides/Brewer 2001, 241-258) Unter Verhältnissen gesellschaftlicher Ungleichheit, als sich herrschaftliche reziproke Rollen ausbildeten (Simon/Kampmeier in Sedikides/Brewer 2001, 199-218), wurde es wichtig, sich um das Erkennen von Handlungszielen, Verhaltensweisen, Planungen und Ansichten anderer zu bemühen, um sie zu steuern oder sie zu unterlaufen. Kurzum, der Mensch, um den es Tomasello – ohne dessen gewahr zu sein – geht, ist der zivilisatorisch zugerichtete Mensch mit seinen Einbildungen.

Abschließend läßt sich sagen: Tomasello identifiziert das Bewußtsein des anatomisch modernen Menschen mit zivilisatorisch geprägter Kognition und setzt das Denken des Homo s. sapiens von demjenigen anderer Tiere scharf ab. Diese Trennung ist äußerst problematisch, weil die Entstehung der als sapiens-spezifisch geltenden diesbezüglichen Fähigkeiten ein langer evolutionärer Prozeß war und eine Vielzahl morphologischer und neuronaler Veränderungen voraussetzte, die schließlich eine zivilisatorische Prägung erhalten sollten. (Edelman/Tononi 2002, 264-267) Die Frage, „wie ist das Bewusstsein der Menschen in der Evolution entstanden?“, aber läßt sich mit Ernst Mayr „eigentlich sehr einfach“ beantworten: „aus dem Bewusstsein der Tiere!“ (Mayr 2003, 343)

Evolution und kulturelle Geschichte

Zur westlich-europäischen Tradition des Geschichtsverständnisses, eng verwandt mit der Hochstilisierung des Homo s. sapiens zum Geistwesen, gehört eine scharfe Abhebung der Geschichte der schriftverwendenden menschlichen Gesellschaften nicht nur von der sog. Vorgeschichte, sondern auch und vor allem von der Evolution der Natur – davon absehend, daß sich die menschliche Gesellschaftsgeschichte bis heute in dieser abspielt.

Tomasellos theoretischer Rahmen unterstellt eine besondere Qualität kultureller Tradition der sog. anatomisch modernen Menschen, die durch verschiedene Formen kulturellen Lernens, insbesondere das sog. Imitationslernen mit der sog. gemeinsamen Aufmerksamkeitslenkung, zustande komme; diese beruhten auf der intensiven Identifikation mit (erwachsenen) Artgenossen, was deren Intentionen produktiv sich anzueignen und nachzuvollziehen erlaube. (15ff, 100ff) Das ermögliche eine Tradierung wie Modifizierung von Artefakten (Erzeugnissen) und Konventionen (Vereinbarungen) und somit eine spezifische Evolution solcher Kulturgüter, die als Umfeld auf die kognitive Entwicklung und überhaupt psychische Verfassung der zu sozialisierenden Menschenkinder zurückwirkten. Es handele sich um eine sich rasch steigernde, durch Imitation und Innovation gekennzeichnete kulturelle Evolution, die kumulativ und insgesamt also gerichtet sei, was in der deutschen Fassung als Wagenhebereffekt bezeichnet wird. Weil die sog. anatomisch modernen Menschen in der Lage seien, „als Spezies einzigartige kognitive Produkte auf der Basis kumulativer kultureller Evolution hervorzubringen“, unterscheide sich diese kulturelle Evolution grundsätzlich von der natürlichen Evolution: der Homo s. sapiens soll fähig sein, „eine Kultur de novo zu erschaffen.“ (49-54) Als eine kognitiv-kulturelle Spitzenleistung und „intellektuelle Säule der abendländischen Zivilisation“ gilt Tomasello „die Mathematik“. (58) Solche kognitive und kulturelle Produktion geht ihm zufolge (im Gegensatz zu sozialbiologischen oder evolutionspsychologischen Konstruktionen oder Tendenzen) jeweils nicht auf viele einzelne genetische Prädispositionen oder Dispositionen, sondern auf jene erwähnte einzige genetische Anpassungsleistung in der natürlichen Evolution zum sog. anatomisch modernen Menschen zurück: auf die Hervorbringung intensiver Identifikation, und im übrigen auf soziale Interaktion mit Artgenossen. (62-70) Sie ermögliche Erwachsenen, die Aufmerksamkeit der Kinder in bestimmter Weise zu lenken und Kindern u.U., „Anweisungen der Erwachsenen [zu] verinnerlichen“. (20) Das sei auch der Grund dafür, daß die kulturelle Evolution, von Tomasello auch als Geschichte bezeichnet, wesentlich rascher als die Naturevolution verlaufe. (239-244)

Zur Kritik dieser Auffassung einige Anmerkungen:

Die Kultur einer Gesellschaft von Menschen oder von anderen Tieren ist, entgegen dem Kulturbegriff Tomasellos, mehr als ein Ensemble tradierter und ggf. modifizierter Artefakte und Konventionen. Nicht nur, daß solche materiellen und ideellen Produkte nicht isoliert von der jeweiligen Gesellschaft betrachtet werden können; man kann vielmehr, neueren kulturwissenschaftlichen Ansätzen folgend, sagen, daß Kultur Inbegriff der besonderen Art und Weise ist, wie die Menschen ihre gesellschaftlichen Beziehungen zueinander und zur natürlichen Umwelt gestalten und ihren „Stoffwechsel mit der Natur“ handhaben. (Kramer 1997, 17-27) Tomasello reduziert kulturelle Aktivität jedoch im wesentlichen auf das, was man Traditionsbildung durch soziales Lernen in den Gesellschaften von Tieren (einschließlich der Menschen) nennt. (Schurig 1975 2, 131-142) Unterschiedliche umweltbedingte Formungen beispielsweise von Subsistenzstrategien werden lediglich als Kultur in Anführungszeichen bezeichnet (40), und auch der stoffliche Gehalt beispielsweise von Artefakten interessiert ihn nicht. Darüber hinaus hypostasiert er spezielle Lehr-Lern-Aktivitäten, die für die Tradierung von Artefakten und Konventionen eine Rolle spielen können, insbesondere das erwähnte Imitationslernen, und macht sie zum Wesensmerkmal einer unterstellten artspezifischen „kulturellen Vererbung“. Diese vollziehe sich, in Gesellschaften des Homo s. sapiens, in Gestalt einer kognitiven Entwicklung der Kinder in kulturellen Mili-eus mittels „aktiven Unterrichts durch Erwachsene“ (96f), so daß sich hier die erwähnte kumulative kulturelle Evolution ergeben könne.

Begreift man Kultur nicht reduktionistisch, sondern als komplexes Phänomen und bezieht man insbesondere die gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Lebewesen und Umwelt in einer Population in diesen Begriff ein, so fällt es nicht schwer, unterschiedliche kulturelle Formen in Gesellschaften von Menschen, die nicht zum Typ Homo s. sapiens gehören, wie auch in Sozietäten anderer Tiere auszumachen. Schon die traditionelle Typologie altsteinzeitlicher Geräteformen verstand diese ja als Indikatoren kultureller Formationen, so die Faustkeile des Acheuleén oder die jungpaläolithischen Werkzeuge des Aurignacien oder des Magdalénien (die lange als arttypisch für den Homo s. sapiens galten). Neuere Forschungen, die mit einem komplexen Konzept von Kultur arbeiten, lassen es nun als wahrscheinlich erscheinen, daß einige der jungpaläolithischen Geräte und das in ihnen verkörperte Können und Wissen weit hinter das postulierte Auftreten jener Spezies (um 200.000 v.h. in Afrika) zurückreichen. Sie verweisen auf Homo-Populationen anderer Art, die wohl Vorgänger des Sapiens waren. (McBrearty/Brooks 2000, 529-534; vgl. Tjaden-Steinhauer/Tjaden 2004) Reduziert man Kultur nicht auf interpersonelle Tradierungen, sondern begreift sie als Ausdruck sozialer Beziehungen überhaupt sowie des Umgangs der Lebewesen mit ihren Umwelten in einer bestimmten Sozietät, so sind die Beispiele, mit denen „Chimpanzee Cultures“ (Wrangham et al. 1994) belegt werden können, sicher weit häufiger, als Tomasello zugestehen will. (37-46; vgl. Tomasello in Wrangham et al. 1994, 301-317)

Tomasello interessiert sich aber in erster Linie für jene Form interpersoneller Tradierung, die zugleich zur Modifikation von Artefakten und Konventionen durch Imitationslernen und dadurch zu kumulativer kultureller Evolution führe, basierend auf der angeblich artspezifischen besonderen Identifikation des Homo s. sapiens mit seinesgleichen. Welche Rolle auch immer Imitation und ein damit verbundenes Lernen in der raschen Entwicklung bestimmter Kulturelemente in den letzten Jahrtausenden gespielt haben mögen, sicher scheint uns wiederum zu sein, daß die von Tomasello postulierte artspezifische Form des Lernens durch elterliche Steuerung und kindliches Nachmachen ein spätes Ergebnis der gesellschaftlichen Entwicklung des Homo s. sapiens und eng mit herrschaftlichen Verhältnissen liiert ist. Als man angefangen hatte, Pflanzen und ggf. auch Tiere zu domestizieren, mußten Kinder zu Nützlingen werden und in die Fußstapfen der Eltern treten, was eine aktive Lenkung ihrer Aufmerksamkeit erforderte. Ein solches herrschaftliches Lernen, mit dem damit begonnen wurde, Sichtweisen vorzuschreiben, deren Verinnerlichung zu betreiben und das Gedächtnis entsprechend zu schulen (Markowitsch 2002, 30-41), ist Element einer Kultur, in der Güter in größerem Umfang andauernd erzeugt und in mehr oder minder steigendem Maße produziert und akkumuliert werden. Dazu gehört auch, daß Denken und Bewußtsein selber gezielt in Bild- und Schriftwerken vergegenständlicht werden. (Gärdenfors 2003, 197ff) Kurz gesagt, die menschliche Kultur, die Tomasello meint, ist eine durch zivilisatorische Herrschaft geprägte Kultur – was ihm selber manchmal zu dämmern scheint. (vgl. 10)

Alles in allem wird gesagt werden können: Tomasello setzt menschliche Kultur gleich mit der Kultur einer (repressiv-rationalistischen) Zivilisation. Ferner setzt er kulturelle Evolution (oder Geschichte) als etwas qualitativ Neues von der natürlichen Evolution ab, welche durch jene ersetzt wird. Dies ist eine weit verbreitete, aber dennoch problematische These. Denn diese Ersetzung impliziert, wie John Dupré schreibt, daß zugleich die "biological human nature“ konstant gesetzt wird. (Dupré 2001, 95)

3 Schlüsselbegriffe herrschaftlichen Denkens in Tomasellos Lehre von der Ontogenese modernen Denkens

Ist sich Tomasello der eingangs erwähnten Problematik bewußt, daß wissenschaftliches Denken in Legitimationsideologien dieser herrschaftlichen, repressiv-rationalistischen Zivilisation befangen sein kann? Wie sind Methodik und Interpretation seiner entwicklungspsychologischen Experimente in dieser Hinsicht zu beurteilen? Diese Fragen können wir im gegebenen Rahmen selbstverständlich nicht ausführlich und hinreichend behandeln. Wir können aber seinen kognitionstheoretischen Ansatz an dieser Stelle anhand einiger Schlüsselbegriffe kritisch diskutieren, wobei wir uns vor allem auf die Kapitel 3 bis 6 seines Buches beziehen.

Der theoretische Begriffsrahmen Tomasellos, der mit einem angeblich Homo s. sapiens-spezifischen Zusammentreffen von Stammesgeschichte und Gesellschaftsgeschichte Voraussetzungen und Randbedingungen der ontognenetischen Entwicklung des Denkens der Individuen zu fassen versucht, ist problematisch. Seine diesbezüglichen Aussagen sind weitgehend inhaltsleer und gehen auf das tatsächliche evolutionäre bzw. historische Geschehen so gut wie nicht ein. Er geht weder ein auf die reale Evolution tierlichen Denkens noch auf die reale Historie z.B. der kumulativen technisch-organisatorischen Entwicklungen, die den Prozeß der Zivilisation westlichen Typs tatsächlich kennzeichnen. Der Bezugsrahmen abstrahiert also weitgehend von den realen, evolutionär wie historisch gesetzten Kontexten der Entwicklung individuellen und kollektiven Bewußtseins, was bei einem methodisch an sich kontextorientierten Entwicklungspsychologen überrascht. Dieses Absehen bietet freilich keine Gewähr dafür, daß sich die realen Imperative des – natur- wie gesellschaftsgeschichtlich geprägten – zivilisatorischen Prozesses, welche in einem gegebenen Milieu die Lehr-Lern-Vorgänge der Gesellschaftsmitglieder prägen, nicht in Tomasellos eigenen kognitionspsychologischen Konzepten niederschlagen. Deren Durchschlagen in Tomasellos Theorie liegt sogar nahe. Die Entwicklung kindlichen Bewußtseins vollzieht sich im Prozeß der Zivilisationen verschiedenen Typs (besonders ausgeprägt in der westlich-europäischen) in einem Kontext gewaltvermittelter familialer, ökonomischer und politischer Systeme. Unter den spezifischen Gewaltverhältnissen der west-europäischen Zivilisation verläuft sie als eine Sozialisierung, die durch solche Gewaltverhältnisse in besonderem Maße geprägt und ihnen förderlich ist. (vgl. Sperling u.a. 2004; Lambrecht 2004) Daß schon die ungeborenen und die neugeborenen Kinder durch diese Verhältnisse eine Prägung vermittels irgendeiner Konditionierung erfahren, ist zu vermuten. (vgl. auch Roth 2003, 147-150) Eine Kognitionspsychologie, die das nicht von vornherein berücksichtigt, versteht, wie diejenige Tomasellos, die normalen Sozialisationsprozesse, die sie positivistisch korrekt registriert und analysiert, fälschlich als geglückte Enkulturation und nicht, wie es angemessen wäre, als zwangsvermittelte Einpassung. Wie stellt sich diesbezüglich die kindliche Entwicklung des Denkens bei Tomasello im einzelnen dar? Wir müssen uns im folgenden auf einige Beispiele seiner entwicklungspsychologischen Begriffsbildung beschränken.

„Imitation“ und Steuerung von Aufmerksamkeit

Nachahmung ist eine Aktivität, die Menschenkinder bereits kurz nach ihrer Geburt in der Form mimischer Imitation vollziehen können. (Hauser 1997, 349-361) Tomasello verwendet das Wort Imitation jedoch vor allem als bedeutungsvollen Begriff im Terminus „Imitationslernen“. Damit soll eine besonders wichtige Form von drei (von ihm unterschiedenen) Arten kulturellen Lernens gemeint sein. Es sei ein Lernen aufgrund einer Fähigkeit, die auf intensiver Identifikation mit Erwachsenen beruhe und etwa im Alter von neun bis zwölf Monaten auftrete, nämlich der Fähigkeit, „die intentionalen Handlungen der Erwachsenen gegenüber äußeren Gegenständen zu reproduzieren“. (100)

Nach Auffassung Tomasellos ist es zwar ungeklärt, ob ganz junge, eben geborene menschliche Säuglinge „auf eine für Menschen spezifische Weise sozial sind“, mit der sog. Neunmonatsrevolution aber setze jedenfalls „die soziale Einzigartigkeit des Menschen“ (76) ein, beginnend mit der Entstehung einer gemeinsamen Aufmerksamkeit von Kleinkind und Erwachsenem bezüglich äußerer Gegenstände, welche das Selbstverstehen der Kinder sowie ihr Verstehen der Erwachsenen als intentionale Akteure impliziere. (77-96) Dies sei die Voraussetzung dafür, daß menschliche Kleinkinder nichtsprachliche oder sprachliche Äußerungen Erwachsener (z.B. das Zeigen auf einen Behälter) als – absichtsvolle – Hinweise auf etwas (z.B. begehrte Inhalte des Behälters) verstehen könnten. Da Schimpansen dazu nicht in der Lage seien (das ist angesichts ihrer Unvertrautheit mit Weisungsgesten, im Unterschied zu Hinweisen z.B. auf Futterquellen mit stimmlichen Mitteln bei freilebenden Schimpansen, wohl kein Wunder) und sie somit die Absichtlichkeit des Tuns von Menschen überhaupt nicht zu verstehen vermöchten, sei das menschliche Verstehen von Absichten anderer Artgenossen eine „artspezifische“ „kognitive Fähigkeit“ ohnegleichen. (96, 122f, 157) Diese Fähigkeit ermögliche auch, in einem bestimmten Alter, zu lernen, sprachliche Ausdrücke (zunächst Wörter) sich anzueignen und hervorzubringen. Das scheint eine Serie sehr beachteter Experimente Tomasellos zu zeigen, in der Menschenkinder alle möglichen unsinnigen Kunstwörter lernen, die ihnen von Erwachsenen absichtlich beigebracht werden. (137ff) Die Schlußfolgerung Tomasellos ist: „Es kommt nicht so sehr darauf an, daß sprachliche Symbole bequeme Etiketten für menschliche Begriffe darstellen [....]. Wichtiger ist, daß [sie] [...] von Menschen mit dem Ziel verwendet werden, andere dazu zu bringen, bestimmte wahrnehmungsmäßige oder begriffliche Situationen auf die eine statt auf eine andere Weise aufzufassen.“ (152) Für Tomasello bedeutet „unter der gegenwärtigen theoretischen Perspektive [...] das Erlernen des Gebrauchs sprachlicher Symbole, daß man lernt, das Interesse und die Aufmerksamkeit eines anderen intentionalen Akteurs zu steuern [...].“ (156)

„Spracherwerb“ und Beachtung des Erwachsenenwillens

Unter dem frühkindlichen sog. Spracherwerb – der Begriff verweist auf ein verbreitetes verdinglichtes Verständnis des Sprechens – wird gemeinhin ein Hervorbringen und/oder Sichaneignen komplexer Konstruktionen wörtersprachlicher Art verstanden, wobei die Voraussetzungen und Gründe hierfür nach wie vor strittig sind. Für Tomasello hängt der „Spracherwerb“ der Menschenkinder eng mit deren angeblich „arttypischer“ kognitiver Qualifikation zusammen, ja für ihn ist „Sprache einfach eine Form der Kognition“, und Sprechenlernen hänge nicht zuletzt mit dem Lernen der „Mitspielerrollen“ von Akteuren interaktiver Situationen zusammen. (160f, 177)

Tomasello befaßt sich hauptsächlich mit dem „Erwerb von relativ übergeordneten Sprachkonstruktionen“ konkreter oder abstrakter Art, d.h. der Fähigkeit, beispielsweise Sätze wie „zieh mir das Hemd aus“ zu gebrauchen und zu verstehen. (160-169) Doch ist ihm zufolge der Vorgang, in dem das Kind den Umgang mit solcherart Sprachgebilden lernt, „im Grunde [...] derselbe wie jener, durch den es Wörter lernt: Es muß verstehen, auf welche Aspekte der Szene gemeinsamer Aufmerksamkeit es nach dem Willen des Erwachsenen achten soll, wenn es diese Sprachkonstruktion verwendet, und dann diese Konstruktion [...] durch Imitation [...] lernen“. (170) Es komme also auch bei diesem erweiterten „Spracherwerb“ darauf an zu begreifen, welche Rolle der/die Erwachsene spielt und was diese/r will, wenn er/sie dies oder jenes sagt. Um diesen Lernvorgang zu verstehen, bedürfe es allerdings eines besonderen „theoretischen Ansatzes“, nämlich (wie er schreibt) dessen, „was Tomasello funktionsbasierte Distributionsanalyse genannt hat: Um die kommunikative Bedeutung einer sprachlichen Struktur beliebiger Art zu verstehen, muß das Kind den Beitrag bestimmen, den diese Struktur zu der kommunikativen Absicht des Erwachsenen als ganzer leistet.“ (174) Alles läuft aber letztlich darauf hinaus, daß auch beim Sprechenlernen der Kinder die Alten das Sagen haben sollen, und das gelte auch in historisch-kulturtheoretischer Perspektive: „Vorausgesetzt, daß die Hauptfunktion der Sprache darin besteht, die Aufmerksamkeit anderer zu beeinflussen, d.h. sie dazu zu bringen, eine bestimmte Perspektive einem Phänomen gegenüber einzunehmen, können wir sprachliche Symbole und Konstruktionen einfach als symbolische Artefakte auffassen, die die Vorfahren eines Kindes ihm zu diesem Zweck hinterlassen haben. Wenn das Kind den Gebrauch dieser symbolischen Artefakte lernt und so die dahinter stehenden Perspektiven verinnerlicht, gelangt es dazu, die Welt begrifflich so aufzufassen, wie es die Schöpfer der Artefakte taten.“ (178)

„Kulturelles Lernen“ von Intentionalität, Kausalität und Metakognition

Daß moderne Menschenkinder in den frühen Lebensjahren vor dem Schulalter durch soziokulturelle Lehr-Lern-Vorgänge vielerlei Fähigkeiten entfalten und/oder übernehmen, ferner, welche Ergebnisse das zeitigt, läßt sich unterschiedlich deuten. Für Tomasello ist das „kulturelle Lernen“ ein Vorgang, welcher – ermöglicht durch die unterstellte evolutionär gesetzte spezielle Identifikation mit Artgenossen – eine vor allem imitative Aneignung vorgegebener kultureller Artefakte und Konventionen, die freilich auch modifiziert werden, zum Inhalt hat. Dabei spiele der „Spracherwerb“ eine zunehmend wichtige Rolle. So komme es, daß die Kinder eines bestimmten geschichtlichen Milieus allmählich „aufgrund ihrer Beherrschung von Artefakten und Konventionen in eine Welt der Kultur eintreten“. (188) Für die Individuen selber bedeute das, daß sie nicht „zu einer Art Monster werden, zu etwas anderem als einem wirklich menschlichen, intentional und moralisch Handelnden“. (249) Kinder würden so zu den bereits erwähnten „geistbegabten Akteuren“ und entwickelten immer komplexere und differenziertere kognitive Fähigkeiten. (220) Was soll das bedeuten?

Tomasello behandelt im sechsten Kapitel im wesentlichen folgendes. Zunächst (192-202) geht es um den Einfluß des Sprechens auf die Entwicklung des Denkens der Kinder über die Umwelt, welches durch die (Wörter)-Sprache zur Einnahme unterschiedlicher Perspektiven und zu einer „hierarchisch flexiblen Weise“ der „Kategorisierung der Welt“ gebracht werde. (194f) Besonders für den sprachlichen Austausch – man sagt sich gegenseitig die Meinung, vermittelt Kenntnisse und gibt Erläuterungen – gelte, daß ein Kind „die geäußerte Meinung des Erwachsenen über seine eigene Ansicht verstehen“ müsse – was Tomasello als „Verstehen der kommunikativen Absichten des Erwachsenen“ seitens des Kindes bezeichnet –, auch für den Fall, daß es sich um „eine Kritik“ von Seiten „einer Autoritätsfigur“ handele. (201) Ferner (202-221) geht es darum, daß die (wörter)sprachliche Vermittlung der Interaktionen von kindlichen und erwachsenen Akteuren (immer auf Grundlage ihrer speziellen Identifikation miteinander) auch Folgen für die Gestaltung des „sozialen wie das physischen Wissens“ der heranwachsenden Menschen habe – auch dies, so Tomasello, in deutlichem Gegensatz zum Denken etwa von Schimpansen. (29) Was die soziale Kognition anbetrifft, so wird hervorgehoben, daß man einander nach Ablauf einiger Lebensjahre nicht mehr nur als „intentionale Akteure“ verstehe, sondern im Sinne einer viel intensiveren interdependenten Intentionalität: „Kinder [machen] in der frühen Kindheit allmählich Erfahrungen mit dem Wechselspiel zwischen ihrem eigenen Geist und dem anderer [...]“. (205) Dabei „müssen Kinder deren Perspektive simulieren. Und so wechselt das Kind beim Hin- und Hergehen der Rede ständig seine eigenen Perspektiven mit denen der anderen.“ (206) Als mentales Produkt dieser Interaktionen gilt ein Verständnis von Eigenschaften psychosozialer Wesen, insbesondere ihrer „Wünsche, Pläne und Überzeugungen, die überhaupt keine notwendige Beziehung zum Verhalten haben“. (209f) Beim Verständnis physischer Relationen entspricht, Tomasello zufolge, dem angenommenen zunehmenden Verständnis intentionaler Tätigkeiten anderer Leute ein wachsendes „Verstehen“ (realer oder fiktiver) „kausaler Beziehungen“ – angefangen bei der Wirksamkeit eigener Kräfte über diejenige des Handelns und Verhaltens anderer Menschen bis hin zu Ursache-Wirkungs-Beziehungen in der Sachenwelt und in der außermenschlichen Natur. Auch dieses Verstehenlernen vollziehe sich unter dem Einfluß sprachlicher Konstruktionen und Informationen aus der Erwachsenenwelt, so etwa beim „Versuch des Verstehens kausaler Rede“ der Erwachsenen oder aufgrund dessen, daß „ein Großteil der kanonischen Sprachkonstruktionen aller Sprachen [...] in der einen oder anderen Form transitiv oder sogar kausativ“ sei. (213f) Schließlich geht es um die sog. Metakognition (222-232): die Kinder im Schulalter, so heißt es, machten sich die Konventionen und Perspektiven der herrschenden Kultur auch dadurch zu eigen, „daß sie die steuernde Rede, Regeln und Anweisungen der Erwachsenen verinnerlichen“, zu einer „Selbststeuerung“ ihres Tun und Lassens im Sinne dieser Direktiven übergehen sowie nun in der Lage seien, „über ihre eigenen Tätigkeiten des Nachdenkens und Problemlösens zu sprechen“. (222f, 225) Die Kinder seien – nach einer „über mehrere Jahre hinweg eingeübt[en]“ „Grundanpassung an soziale Kognition und Kultur“ – dann fähig, vielfältige „reflexive Akte der Metakognition“ zu vollbringen. Die Sprache sei hierfür – „wegen der verschieden Perspektiven, die [... ihr] innewohnen“ – „besonders wichtig“. (230f)

Das Denkenlernen von Menschenkindern, so wie Tomasello es versteht, ist herrschaftlich geprägt: sie lernen durch Steuerung ihrer Aufmerksamkeit im Wechselspiel mit Erwachsenen, sie lernen durch Beachtung des Willens von Erwachsenen, verstorbene Vorfahren eingeschlossen, und sie lernen durch die Einnahme der Sichtweisen von Erwachsenen – in jahrelangem Training. Sie erführen durch Aneignung und Verinnerlichung kultureller Muster, daß die Beziehungen zu einem Artgenossen vor allem ein Wechselspiel zwischen Geist und Geist seien, daß das Geschehen in der Umwelt ein Ursache-Wirkungs-Gefüge sei und daß man selber ein wirkmächtiges Denkvermögen besitze, das zu unmittelbarem Verstehen von Plänen, Absichten etc. anderer befähige. Das Tomasellosche Modell der kognitiven Ontogenese, das Wesensmerkmale der gesamten (Sub-)Spezies Homo s. sapiens wiedergeben soll, trägt repressive wie rationalistische Züge. Das zivilisatorische Weltbild, das sich in der Geschichte des sog. Abendlandes herausgebildet hat und dessen repressiv-rationalistische Eigenschaften durch die kapitalistische Ökonomie pointiert worden sind, treibt hier eine späte Blüte.

Aber hat Tomasello nicht experimentell bewiesen, daß sich kleine Menschenkinder mit Erwachsenen identifizieren und deren Intentionen imitieren? Daß Menschen (z.B. Säuglinge, Kleinkinder) zu anderen Menschen (z B. Müttern, entwicklungspsychologischen Experimentatoren) emotionale Beziehungen entwickeln und sich insofern auch auf sie einstellen können, ist offenkundig und darüber hinaus vielfältig entwicklungspsychologisch erforscht. (z.B. Hobson 2003, 60ff) Hieraus abzuleiten, daß sie sich (von einem bestimmten Alter der Probanden an) auch mental identifizierten, weshalb nun beispielsweise das Versuchskind die Intention des Versuchsleiters reproduziere, ist vorschnell geurteilt und wird durch die einschlägigen Versuche selber widerlegt: Wenn das Kind entsprechend dem zur Schau gestellten guten oder bösen Minenspiel des Psychologen gleichfalls eine gute oder böse Mine macht und sich so (angeblich) mit diesem identifiziert, erkennt und übernimmt es ja wohl nicht dessen wirkliche Absicht, nämlich die, einen psychologischen Test erfolgreich zu realisieren und dessen Resultate zu publizieren, um damit Anerkennung in der scientific community, in der Fachwelt zu erlangen.

Klimax kindlicher Ontogenese in kognitiver Hinsicht ist für Tomasello das „Haben eines Geistes“. (209) Um dem/der Leser/in verständlich zu machen, was das heißen soll, sollte der Autor erklären, was mit dem Wort „Geist“ gemeint ist. Einem Psychologen, der sich von Berufs wegen vornehmlich mit der sog. Seele befaßt, sollte das eigentlich nicht schwer fallen. Er sollte sich dann allerdings auch mit den diesbezüglichen Diskussionen von Philosophen und von Neurobiologen auseinandersetzen. Dies tut der Autor aber ebensowenig, wie er sich mit Argumenten von Paläoanthropologen und Historikern befaßt. Interdisziplinarität, eine Intention des EVA-Instituts, schlägt sich in Tomasellos eigener Kognition kaum nieder. Wäre das der Fall, könnte Tomasello sehr wohl zu dem Schluß kommen, daß es Geist oder Geistiges an sich gar nicht gibt, sondern daß dies Erfindungen einer – seit zwei Jahrtausenden christlich geprägten – Zivilisation sind, Begriffsbildungen, auf die man besser verzichtet. (vgl. Searle 2001, 84ff) Sog. geistige Erscheinungen im Dasein der einzelnen Menschen (die mit entsprechenden Tätigkeiten, z.B. „geistiger Arbeit“, verbunden sein können) sind, materialistisch betrachtet, bewußte Zustände körperlichen, zumal neuronalen Geschehens, die eigene Regelmäßigkeiten (und ggf. Unregelmäßigkeiten) aufweisen und grundsätzlich natur-wissenschaftlich erklärbar sind. (vgl. Pauen 2001, 34-170; Pauen/Roth 2001, 101-112; Roth 2003, 126f, 134ff) Diese Bewußtseinszustände sind u.a. gesellschaftlich geprägt und müssen somit auch gesellschaftswissenschaftlich erklärt werden.

4 Resümee

Tomasello ist erstens der Überzeugung, daß anatomisch moderne Menschen tierliche Lebewesen sind, die jedoch eine natürliche, und zwar biologisch vererbte eigentümliche Fähigkeit aufweisen, nämlich die Prädisposition einer besonderen Identifikation mit Artgenossen, welche sie allen anderen Lebewesen voraushaben. Und er vertritt zweitens die Auffassung, daß die Menschen aufgrund dieser Eigenschaft zur Entwicklung artspezifischer kognitiv-kommunikativer Fähigkeiten in der Lage seien, die ihnen, vor allem mit Hilfe eines Imitationslernens, die Kumulation und Modifikation kultureller Artefakte und Konventionen ermöglichten. Beides zusammen schlage sich in charakteristischen geistigen und kulturellen Leistungen nieder, die einzigartig seien. Wir haben in Abschnitt 2 dieses Beitrags zu zeigen versucht, daß die Entzweiung von (nichtmenschlichen) Tieren und (modernen) Menschen sowie von natürlicher Evolution und kultureller Geschichte, die die beiden oben angeführten Annahmen Tomasellos kennzeichnet, Schein ist. Er kommt dadurch zustande, daß Tomasello die (anatomisch modernen) Menschen als vor allem intentional agierende Naturwesen und die (historisch geformte) Kultur als eine mental konstituierte Welt von den anderen Naturwesen und anderen Kulturformen abhebt. Weiter ist festzuhalten, daß die Art und Weise, wie in Tomasellos Denken die Menschen leben und Kultur entwickeln, nicht nur rationalistisch, sondern durchaus auch repressiv konzipiert ist. Das haben wir in Abschnitt 3 mit Zitaten aus dem entwicklungspsychologischen Vokabular Tomasellos, das wir kritisch bewertet haben, zu zeigen versucht. Mit anderen Worten: in Tomasellos Werk spiegelt sich der Modus herrschaftlich-zivilisierter Existenz, der sich seit einige Jahrtausenden entwickelt und besonders im Westen Europas bis heute hin ausgeprägt hat – ohne daß der Autor dessen gewahr zu werden scheint. Da Tomasello diesen Existenzmodus aber anscheinend schätzt, muß man sagen, daß sein Denken in dessen Dienst steht und ein herrschendes gesellschaftliches Bewußtsein bekräftigt.

Die Theorie Tomasellos belegt, daß ein Begriff gesellschaftlichen Bewußtseins, zumal des verkehrten gesellschaftlichen Bewußtseins, unverzichtbar ist – wobei man sich darüber klar sein muß, daß diesen Begriff zu bestimmen nicht weniger schwierig ist als die Bildung eines Begriffs individuellen Bewußtseins. (vgl. Gloy 1998) Die entwicklungspsychologischen Experimente Tomasellos und ihre evolutions- und kulturtheoretischen Interpretationen sind ein hervorragendes Beispiel für den Begriff des verkehrten gesellschaftlichen Bewußtseins im Wortgebrauch der kritischen Theorie Theodor W. Adornos und Max Horkheimers, die – zurückgehend auf den Begriff des Fetischcharakters der Ware von Karl Marx – dieses Bewußtsein als gesellschaftlich notwendiges begreifen will (Adorno 1955, 22-31; Horkheimer 1962; Institut für Sozialforschung 1956, 162-181; Marx 1968, 85-98): die minuziöse Reproduktion der Anpassungsleistungen der Zöglinge in Hinblick auf die Intentionen der Erwachsenen und somit auch die Normen der Kultur (die Vorgaben beim entwicklungspsychologischen Experiment nicht ausgeschlossen) widerspiegelt eine der kindlichen Eigenentwicklung zuwiderlaufende und diese entfremdende, aber für die Kontinuierung gesellschaftlicher Herrschaft und Ungleichheit notwendige Sozialisation. Deren wissenschaftliche Reproduktion in Gestalt wissenschaftlich-allgemeiner Arbeit steht als solche der Aufrecht-
erhaltung gesellschaftlicher Macht-Ohnmacht-Verhältnisse zu Diensten. Freilich bedarf der Begriff der gesellschaftlichen Notwendigkeit dieser die Herrschaft bloß nachbildenden und bestätigenden wissenschaftlichen Arbeit weiterer Erläuterung. Das heißt, daß am ideologiekritischen Begriff des gesellschaftlich notwendig falschen Bewußtseins weiter gearbeitet werden muß.

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[1][2] Michael Tomasello, Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens, Zur Evolution der Kognition, Aus dem Englischen von Jürgen Schröder (The Cultural Origins of Human Cognition [1999] <dt.>) Suhrkamp: Frankfurt-M. 2002, 285 S., kart., 17,90 €

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