Berichte

Die Alfred Klahr Gesellschaft, Wien

Die Alfred Klahr Gesellschaft (AKG) ist ein Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung mit Sitz in Wien.

September 2009

Benannt ist der Verein nach Dr. Alfred Klahr (1904-1944), Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Österreichs und Opfer des Faschismus, der in seinen Schriften 1937/38 die Herausbildung einer eigenständigen österreichischen Nation marxistisch begründete und damit einen entscheidenden Beitrag zur national-patriotischen Fundierung des Widerstandskampfes gegen die deutsch-faschistische Fremdherrschaft sowie zur Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich am 27. April 1945 leistete.[1][1]

Die Gründung der AKG im Herbst 1993 erfolgte ursprünglich zu dem Zweck, das Archiv und die Bibliothek der KPÖ als nationales Kulturgut zu sichern, zu verwalten und wissenschaftlich zu erschließen. Neben dieser Aufgabe oblag und obliegt es der AKG, viermal jährlich ein Mitteilungsblatt herauszugeben, öffentliche Veranstaltungen zu organisieren und die Zusammenarbeit sowie den wissenschaftlichen Austausch mit Institutionen und Personen im In- und Ausland zu pflegen, die den Zielen der AKG förderlich sind.

Die konstituierende Generalversammlung am 13. November 1993 in Wien wählte den Historiker Univ.Prof. Dr. Hans Hautmann zum Präsidenten. Weitere Mitglieder des ersten Vorstandes waren u.a. der ehemalige Parteivorsitzende der KPÖ, Franz Muhri, die kommunistischen Widerstandskämpferinnen und –kämpfer Irma Schwager, Maria Cäsar, Margareta Klug, Robert Bondy, Vinzenz Böröcz, Otto Brichacek, Franz Kain, Max Muchitsch, Dr. Eduard Rabofsky, Rudolf Schober, Dr. Jakob Zanger und Dr. Heinz Zaslawski, der Rechtsanwalt Dr. Walther Leeb sowie die Historiker Dr. Winfried Garscha und Univ.Prof. Dr. Gerhard Oberkofler.

Zum wissenschaftlichen Leiter der AKG wurde Dr. Wilhelm Weinert bestellt, der schon in den Jahren zuvor das Archiv der KPÖ und die Bibliothek des Zentralkomitees betreut hatte. Die Agenden der Sekretärin übernahm Josefine Seif, die diese bis heute wahrnimmt.

Die Alfred Klahr Gesellschaft entfaltete in der Folgezeit eine rege öffentliche Tätigkeit. Sie hielt jährlich sowohl ein großes wissenschaftliches Symposium als auch Veranstaltungen mit Vorträgen in kleinerem Rahmen ab. In den „Mitteilungen“ erschienen zahlreiche qualitätvolle Beiträge von Autoren und Autorinnen in- und außerhalb der AKG, wodurch sich das Vereinsorgan Ansehen in jener Szene verschaffte, die an marxistischen, klassenorientierten und für die Sache der arbeitenden Menschen Partei ergreifenden Analysen interessiert ist. Mittlerweile werden die „Mitteilungen“ von über 1000 Personen und Institutionen im In- und Ausland bezogen, darunter von allen zeitgeschichtlichen und politikwissenschaftlichen Instituten der österreichischen Universitäten.

Eine lückenlose Dokumentation der öffentlichen Veranstaltungen und der in den „Mitteilungen“ enthaltenen Artikel seit 1994 ist auf der Internet-Website der AKG abrufbar: www.klahrgesellschaft.at[2]

Über die wechselvolle Geschichte und die Bestände des Parteiarchivs der KPÖ und der ZK-Bibliothek unterrichtet der Sammelband „Quellen & Studien“, der auch eine Darstellung der Aktivitäten der AKG bis 1999 und Beiträge zu verschiedenen Aspekten der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts enthält.[2][3]

Im Jahr 2005 ist die AKG genötigt gewesen, die Verwaltung des Archivs der KPÖ zurückzulegen. Die Parteiführung hatte sich infolge des Novum-Urteils nicht mehr imstande gesehen, den Posten des wissenschaftlichen Leiters der AKG weiter zu finanzieren, sodass das Dienstverhältnis zu Herrn Dr. Weinert gelöst werden musste. Eine seriöse Betreuung eines Archivs ohne einen angestellten und mit seinen Beständen vertrauten Archivar ist nämlich nicht möglich.

Die Mitglieder der AKG beschlossen auf den Generalversammlungen 2004 und 2005 mit großer Mehrheit, dass der Verein fortbestehen und seine öffentliche Tätigkeit weiter ausüben solle. Zu diesem Zweck wurden die Statuten geändert und die AKG von „Alfred Klahr Gesellschaft. Archiv- und Bibliotheksverein“ in „Alfred Klahr Gesellschaft. Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung“ umbenannt.

Auch in der Position des Präsidenten erfolgte ein Wechsel. Auf Hans Hautmann, der im Sommer 2005 als Universitätsprofessor am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz in den Ruhestand trat und seinen Wunsch bekundete, künftig mehr Zeit für wissenschaftliches Forschen haben zu wollen, folgte Rechtsanwalt Dr. Walther Leeb. Die Stelle eines wissenschaftlichen Sekretärs, dem die organisatorischen Aufgaben der Herausgabe der „Mitteilungen“ sowie der Vorbereitung und Durchführung aller öffentlichen Veranstaltungen zukommen, wurde mit Mag. Manfred Mugrauer besetzt.

Eine neue und für die weitere Tätigkeit der AKG erfreuliche Perspektive resultierte aus den Wahlerfolgen der KPÖ Steiermark, die im Frühjahr 2006 mit deren Einzug in den Landtag mit vier Mandaten und damit der Erlangung des Klubstatus gipfelten. Letzteres eröffnete die gesetzliche Beteilung an der Parteienförderung und die Gründung eines eigenen „Bildungsvereins der KPÖ Steiermark“. Seither wirkt die AKG mit dessen Ko-Leiter, Mag. Alexander Dinböck, mit dem Klubobmann Ernest Kaltenegger und dem Landesparteisekretär Franz Stephan Parteder eng zusammen.

Die Frucht dieser Kooperation waren drei sehr erfolgreiche wissenschaftliche Veranstaltungen: Im Jahr 2006 das Symposium „Öffentliches Eigentum – eine Frage von Gestern?“ anlässlich des 60. Jahrestages der Verabschiedung des Verstaatlichungsgesetzes in Österreich in Leoben mitsamt einer Podiumsdiskussion, an der unter anderem der ehemalige Bundesminister Dr. Rudolf Streicher teilnahm[3][4]; 2007 das Symposium „Österreich auf dem Weg in Militärbündnisse?“ in Graz und Wien, ergänzt durch eine Podiumsdiskussion in Graz unter Beteiligung des früheren Innen- und Außenministers Erwin Lanc[4][5]; und 2008 das Symposium „90 Jahre Republik – 90 Jahre KPÖ“ in Graz und Wien, dessen Drucklegung in Vorbereitung ist.

Das diesjährige gemeinsame Symposium in Graz am 17. Oktober 2009 (mit einer Podiumsdiskussion am Abend zuvor) und in Wien am 31. Oktober 2009 hat das Thema „1929 – 2009. Weltwirtschaftskrise damals und heute“ zum Inhalt. Referenten werden sein: Univ.Prof. Dr. Georg Fülberth (Marburg), Univ.Prof. Dr. Gerhard Senft (Wien), Univ.Doz. Dr. Fritz Weber (Wien), Mag. Manfred Mugrauer (AKG Wien), Univ.Prof. Dr. Hans Hautmann (Linz/Wien), Mag. Gerald Oberansmayr (Werkstatt Frieden & Solidarität Linz) und Franz Stephan Parteder (KPÖ Steiermark). Auch hier ist die Publikation vorgesehen.

Neben der Herausgabe der „Mitteilungen“ und der Organisierung öffentlicher Veranstaltungen ediert die AKG seit dem Jahr 2000 Bücher, von denen, zusätzlich zu den in den Anmerkungen bereits angeführten, genannt seien:

Hans Hautmann, Karl Marx – Friedrich Engels. Ein Vademekum über ihr Leben und Werk, Wien 2002 = Quellen & Studien, Sonderband 1, 412 Seiten (vergriffen).

Zwischen Wiener Kreis und Marx. Walter Hollitscher (1911-1986), Wien 2003 = Quellen & Studien, Sonderband 2, 154 Seiten,

Hans Hautmann, Soziale Utopien und utopischer Sozialismus. Ein Vademekum zur Ideengeschichte des Sozialismus und Kommunismus von der Antike bis Marx, Wien 2002 = Quellen & Studien, Sonderband 3, 420 Seiten (vergriffen).

Charlotte Rombach, Gelebte Solidarität. Schutzbundkinder in der Sowjetunion, Wien 2003 = Quellen & Studien, Sonderband 4, 151 Seiten.

Peter Goller, Geschichte der Arbeitsrechtwissenschaft in Österreich. Studien über Isidor Ingwer (1866-1942) und Eduard Rabofsky (1911-1994), Wien 2004 = Quellen & Studien, Sonderband 5, 112 Seiten.

Anja Oberkofler (Hg.), Krise des Arbeitsrechts. Symposium zur Erinnerung an Eduard Rabofsky, Wien 2005 = Quellen & Studien, Sonderband 6, 52 Seiten.

Peter Goller, Marx und Engels in der bürgerlichen Ideologie und in der sozialistischen Theorie. Gesammelte Schriften, Wien 2007 = Quellen & Studien, Sonderband 7, 336 Seiten.

Peter Goller, Otto Bauer – Max Adler. Beiträge zur Geschichte des Austromarxismus (1904-1938), Wien 2008 = Quellen & Studien, Sonderband 9, 164 Seiten.

Peter Goller, „Während der Schlacht ist es schwer, Kriegsgeschichte zu schreiben...“ Geschichtsschreibung der österreichischen Arbeiterbewegung vor 1934, Wien 2009 = Quellen & Studien, Sonderband 10, 112 Seiten.

Hans Hautmann (Hg.), „Wir sind keine Hunde“. Das Protokoll des Arbeitertages vom 5. November 1916 in Wien. Mit einem Anhang: „Zur Naturgeschichte des Eisenkartells“, Wien 2009 = Quellen & Studien, Sonderband 11, 112 Seiten.

Die Bücher können bezogen werden unter:

Alfred Klahr Gesellschaft, A-1140 Wien, Drechslergasse 42 (Tel.: +43/1/9821086/12; Fax: 43/1/9821086/18; E-Mail: klahr.gesellschaft@aon.at[6])

Der Vorstand der AKG, der auf der Generalversammlung am 28. November 2009 in Wien neu zu wählen sein wird, hat derzeit folgende Zusammensetzung: Dr. Walther Leeb (Präsident), Univ.Prof. i.R. Dr. Gerhard Oberkofler und Irma Schwager (Vizepräsident/in), Mag. Simon Loidl (Schriftführer), Dipl.Ingin. Friederike Lerch (Kassier), Dr. Winfried Garscha, Univ.Doz. Dr. Peter Goller, Mag. Dr. Heimo Halbrainer, Univ.Prof. i.R. Dr. Hans Hautmann, Maga. Drin. Claudia Kuretsidis-Haider, Mag. Manfred Mugrauer, Drin. Elke Renner, Drin. Elisabeth Rizy, Josefine Seif, Ass.Prof. Mag. Dr. Valentin Sima und Dr. Wilhelm Weinert.

Die Alfred Klahr Gesellschaft ist an Verbindungen mit Institutionen und Personen in der Bundesrepublik Deutschland interessiert, die ähnliche gesellschaftliche Anliegen wie sie vertreten, und lädt dazu ein, Kontakt mit ihr aufzunehmen.

[1][7] Seine nach wie vor lesenswerten theoretischen Arbeiten zur nationalen Frage sind gesammelt in: Alfred Klahr, Zur österreichischen Nation. Mit einem Beitrag von Günther Grabner herausgegeben von der KPÖ, Globus-Verlag, Wien 1994, 208 Seiten.

[2][8] Die Alfred Klahr Gesellschaft und ihr Archiv. Beiträge zur österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, herausgegeben im Auftrage der Alfred Klahr Gesellschaft von Hans Hautmann = Quellen & Studien 2000, Wien 2000, 389 Seiten.

[3][9] Die Referate und weitere Beiträge zu dem Thema sind abgedruckt in: Manfred Mugrauer (Hg.), Öffentliches Eigentum – eine Frage von Gestern? 60 Jahre österreichische Verstaatlichungsgesetzgebung = Alfred Klahr Gesellschaft. Quellen & Studien, Sonderband 8, Wien 2007, 206 Seiten.

[4][10] Erschienen unter dem Titel: Österreich auf dem Weg in Militärbündnisse? Die Militarisierung der Europäischen Union und die österreichische Neutralität, herausgegeben von der Alfred Klahr Gesellschaft und vom Bildungsverein der KPÖ Steiermark, Wien 2008, 88 Seiten.

Links:

  1. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftn2
  2. klahr.gesellschaft@aon.at
  3. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftnref1
  4. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftnref2
  5. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftnref3
  6. https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de#_ftnref4